Geschichten aus La Palma, von Rose Marie Dähncke - Aus der Sicht der Bronchien

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Aus der Sicht der Bronchien



Na-ja, ich bin nur ein kleiner Schleimkörper, ein runder, klitzekleiner, aber meine Herrschaft sind die Bronchien, und ich weiss gut über sie Bescheid. Sie halten sich für sehr wichtig als Bewacher des Atmungsweges, aber ansonsten sind sie gut zu ertragen. Wir sitzen im oberen Teil dieses aussergewöhnlich Grossen, Riesigen, das sich Mensch nennt und eigentlich unsere Superherrschaft darstellt.

Normalerweise verhalten wir uns ruhig, existieren fast gar nicht. Aber wenn unsere Superherrschaft Mensch nichts dagegen tut, und sich da so einen kleinen bösen Bakterienburschen oder einen noch böseren Virusschurken einschleichen lässt, dann wehrt sich meine Herrschaft und produziert blitzschnell ganz viele von meiner Sorte, sehr, sehr viele, unsagbar viele, eine Million und noch vielmehr. Einer klebt am anderen, und zusammen ergeben wir eine unangreifbare, strategisch perfekte Masse dicken, zähen Schleims. Ich rage ein bisschen daraus hervor, denn ich bin ein ganz Heller, Sie werden sehen.

Und jetzt sind wir tatsächlich im Einsatz. Abwehrkräfte haben versagt, und jetzt beginnt unser Kampf. In der Nacht, wenn das Mensch in seiner dunklen Schlafhöhle liegt und schön warm wird, dann werden wir auch schön warm und möchten etwas unternehmen. Ich frage meinen Kumpel 'wollen wir klingeln gehen? 'Klar' sagt er und ein paar weitere Burschen schliessen sich uns an. Wir wuseln los, um den kleinen Punkt zu suchen, der das Mensch unweigerlich zur Explosion bringt. Wenn dieser kleine Reizpunkt entdeckt und ein bisschen gestreichelt ist, kann es einfach nicht widerstehen, sich dem Prusten, Keuchen, Würgen, Ächzen hinzugeben, um uns loszuwerden, und bellt, und bellt, und bellt, dass es eine helle Freude ist. Das macht uns richtig Spass. Wir ziehen uns ein bisschen zurück, und manche lachen sich einen Ast, dass wir das riesige Mensch so attakiert haben. Aber bald starten wir wieder. Gezielt suchen wir das Knöpfchen, kitzeln es ein bisschen, und siehe da, los geht die Geschichte von Neuem. Das Opfer krümmt sich vor Krämpfen, hält sich den Kopf, krechzt, bellt und bellt, ihm schwinden Luft und Kraft, und es bleibt erledigt liegen. Manchmal wimmert es noch 'jetzt reichts' oder sagt etwas wütiger 'verdammte Scheisse'. Wir nehmen das nicht so genau und machen sowieso weiter.

Lange geht das so. Unsere Herrschaft ist sehr zufrieden mit uns, die wir so etwas wie ihre Schutztruppe darstellen. Nachts attakieren wir das Mensch ohne Unterlass, lassen es überhaupt nicht zur Ruhe kommen, wir sind ja schliesslich Spezialisten und haben auch unseren Stolz. Tagsüber ruhen wir uns aus, und das Mensch sitzt dann irgendwo gebrochen herum und überlegt, was es gegen uns tun kann. Soll es doch probieren, wir sind zäh und durch nichts aufzuhalten. Aber eines Tages, da ist es dann so weit, dass schon mal ein paar von uns geschluckt wurden. Wir verspürten ja schliesslich auch schon eine gewisse Müdigkeit und waren ein bisschen unvorsichtig. Die erwischt wurden, gelangten dann auf den Verdauungsweg und und wurden nie wiedergesehen. Aber den Verlust spürt man kaum, denn alle haben viele Söhne, die sofort einspringen und die Kolonne wieder auffüllen.

Und irgendwie lernte das Mensch dazu. Wir wurden weniger. War es unsere Schuld? Waren wir vom Aussterben bedroht? Waren es der saure Regen oder vielleicht die Erderwärmung? Dagegen musste unbedingt sofort etwas getan werden. Diese neue Wärme macht uns übermütig und unvorsichtig. Wir begeben uns eher in Gefahr als auf einen lustigen Kitzeltrip. Die Frau Merkel sollte uns als schwerwiegenden Punkt mit in die Waage werfen, denn wer möchte schon auf die alteingesessene, allseits bekannte und immer kampfbereite Bronchitis verzichten? Keiner! Sie verdient, geschützt zu werden mit Demonstration und allem Drum und Dran. Ich war der, dem man die Organisation in die Schuhe schob, und es war wirklich nicht einfach, noch einen Termin für die schnelle Demonstration zu kriegen. Der Kalender war voll besetzt. Da ich nicht lockerliess, wurden wir letztenendes eingeschoben mit 40 Minuten zwischen die beiden Demos Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wiederhabn und Schafft Autobahnübergänge für den seltenen Grashüpfer Springinsfeld.

Ja, aber dann wurde alles voll rückläufig. Das Mensch wurde gemein. Der viele schleimlösende Tee bekam uns garnicht, fast immer wurden viele von uns erwischt. Die ständige Hühnersuppe als alt bewährtes Hausmittel - ihh-gitt, auch sie forderte viele Opfer. Und die heissen Kartoffelumschläge! Furchtbar diese Hitze!! Die machten uns schläfrig bis zur Bewusstlosigkeit. Kein Wunder, dass da manche auf den falschen Weg gelangten. Selbst die Chemie wurde eingesetzt. Die kennt kein Perdon, und ich werde mich schon mal von Ihnen verabschieden, tschü-üss, denn bald schon wird es auch mich treffen. Was will man dagegen tun, die Saurier mussten auch sterben, und die waren sogar etwas grösser als wir. Aber meine Bronchien-Herrschaft, die ist immer fähig und bereit, uns Schleimkörper in grosser Zahl zu erzeugen, da lebt unsere Art noch lange weiter. Denke ich.



Auch auf La Palma zicken die Bronchien manchmal ganz schön herum



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