Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 03.01.2017

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Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 03.1.2017




Wenn keine Mauren an der Küste sind
Die Gnade der Unwichtigkeit


Man möchte es kaum glauben, aber auch hier bei uns auf dem Inselchen hat das Innenministerium in Madrid Vorgaben gemacht, wie denn die Feierlichkeiten rund um Weihnachten bis zum Dreikönigstag zu verlaufen haben. - Aus Sicherheitsgedanken heraus und man besser die üblichen großen Plätze meiden sollte, und welche weiteren Vorkehrungen zu treffen seien, damit es zu keinen terroristischen Anschlägen komme. - Was da im Einzelnen von den Gemeinden gefordert wurde, das wird uns Bürgern natürlich nicht auf die Nase gebunden, aber in der Tat gab und gibt es Änderungen im Ablauf der großen Feiertagsveranstaltungen. - Gab und gibt, weil bei uns die große Fiesta-Dreifaltigkeit noch nicht vorbei ist, denn am fünften Januar kommen die "Reyes Magos", also die Heiligen Drei Könige und bringen die Geschenke. - Am 6. Januar liegen diese Geschenke dann neben dem ausgetrunkenen Eimer Wasser und den Resten des Heus, welches man am Abend noch für die Kamele ausgelegt hatte, denn bei uns sind es nicht Rentiere, welche einen verwirrten Nikolaus Wochen zu spät in den Kamin schicken, sondern Kamele, auf denen die weisen Greisen aus dem Morgenland anreiten.

Es fällt mir gar nicht so leicht, immer ganz nah an der globalen Aktualität vorbei zu schreiben und nur auf dem Eiland zu bleiben, und das hätte sicherlich noch gefehlt, dass ich dazu auch noch meine Leitkultur in einer Senftube dazugebe. - Mich interessiert viel eher, wie unser kleines Inselchen da scheinbar völlig unberührt bleibt, und nach unserem Verständnis die Gefahr sowieso immer nur woanders lauert. - Gut, bisher hat sich das ja auch andauernd bestätigt und irgendwie kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen, dass sich jemand aus der terroristischen Branche robust für uns interessiert. - Wäre ja auch fatal, wenn die Sender des kognitiven Prekariats dann ihre Spezialisten in Palma oder Las Palmas zur Lage befragen würden. - Wobei, diese Unsicherheit könnte auch ein möglicher Faktor sein, warum denn ein solcher trauriger Sohn des Terrors hier bei uns überhaupt auf der Insel landet, wenn der einfach aus Unwissenheit das falsche Ticket kauft. - Die Wahrscheinlichkeit tendiert dennoch weiter ziemlich radikal gegen Null, wir sind dermaßen unwichtig, dass uns selten das Gute, aber noch weniger das Böse überhaupt wahrnehmen.

Dr. Helmuth Kohl hat viel Mist erzählt, auch hat man ihm das mit Gnade der späten Geburt als Fehler angelastet, aber hier widerspreche ich deutlich, der Spruch ist überhaupt nicht verkehrt und sogar noch deutlich ausbaubar. - Zunächst kommt das natürlich aus rein deutscher Sicht zum Tragen, aber auch hier stimmt das bereits. Gnade ist etwas, für das man nichts macht oder leistet, sondern eher unverdient erhält. - Ab einem gewissen Zeitpunkt kann man halt einfach keine Schuld mehr verteilen, wohl aber Verantwortung, und hier liegt wahrscheinlich auch der Knackpunkt des Missverständnisses. - Schuld braucht gewisse Präsenz, wenn auch vielleicht nur geistige, sonst kann Schuld einfach nicht haften, und dann wird wohl eine Gnade daraus, nicht präsent gewesen zu sein. - Nicht, weil man sich davor drückt, sondern einfach nicht da ist, mal aus Unterlassung oder besser noch, weil man noch gar nicht da ist! - Dass man auch ohne Präsenz Verantwortung erhält für Erbschaften, welcher Art auch immer, keine Diskussion, sicher ist das so und wenn das mal richtig gut läuft, dann gibt es dafür auch kein Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern wir müssen doch irgendwann mal weiterkommen und nicht immer nur die Gnade bemühen.

Wir haben hier richtig viel Gnade, fast schon unverschämt viel, und das hat auch was damit zu tun, dass wir so unwichtig sin. - Nicht nur, dass wir aus lauter Gnade in der Ersten Welt geboren wurden, völlig uncool in der Hautfarbe, und noch dazu in einer Zeit, in der wir Kriege nur aus den Nachrichten kennen und Hunger etwas unpersönliches ist. - La Palma spezifisch kommt dann eben noch die Langsamkeit hinzu, die unbeschreibliche Schönheit der Insel und eben diese wichtige Unwichtigkeit, welche uns fast komplett aus allen Schusslinien nimmt. - Wir sind so unwichtig, dass weder Schuld noch Verantwortung an uns haften wollen, wie denn auch, wir sind es doch nur. - Wahrscheinlich würde das wirklich so weit gehen, dass nur ein Terrorakt aus Verwechselung bei uns stattfinden könnte und das wäre dann das Gegenteil von Gnade, nämlich Tragik.

Dabei sind wir so unschuldig gar nicht, zumindest würden wir aus unserem Alltag viel mehr Angriffsfläche bieten als die, vor "Political Correctness" nur so strotzenden Deutschen. - Hat natürlich auch wieder was mit Geschichte zu tun, und wenn in einem Land die größte Brotfirma Bimbo heißt, dann sieht und benennt man die Dinge einfach anders. - Gut, in dem Fall passt das Wort Gnade nun kaum in den Satz, es sei denn, man nimmt Ignoranz auch in den Geltungsbereich der Gnade auf. - Das heißt nicht, dass das gut ist, es wird nur einfach nicht hinterfragt und niemand muss sich rechtfertigen, wenn er so babbelt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, auch wenn es dich dabei um ein Schandmaul handelt. - So sagt man hier, "No hay Moros a la Costa", wenn keine Gefahr droht, von wem oder was auch immer. - Das heißt, "es sind keine Mauren an der Küste" und Mauren steht eben für die Bevölkerung Nordafrikas. - Das hat natürlich auch historische Gründe, wie so viele Sprüche, aber wirklich interessant ist ja nicht, dass sich hier kein Mensch an dem Spruch stört, oder als rassistisch einordnet, sondern auch keiner der Betroffenen. - Das hat jetzt mal ausnahmsweise nichts mit Gnade zu tun, wohl aber mit Unwichtigkeit, und weil es einfach furz egal ist. - Zur Gnade komme ich trotzdem zurück, denn die Gnade des schnellen Klicks haben Sie, der immer noch liest, bereits vertan, aber sagen Sie bitte nicht, es hätte Sie jemals gezwungen, den Scheiß bis zum Ende zu lesen…


<Lieber eine Graja auf dem Dach als Mauren an der Küste...

Eher Grajas auf dem Dach als Mauren an der Küste





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