Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 05.01.2017

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Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 05.1.2017




Frag´ die Reyes, ob die WhatsApp haben
Früher war mehr Kuchen


Heute ist der wichtigste Tag im Leben aller Kinder, welche noch dieses ganz bestimmte Leuchten in den Augen haben. - An den Weihnachtsmann glaubt hier niemand, an das Christkind auch nicht, aber an die drei Herren aus dem Morgenland, die irgendwie über die Balkanroute geschlüpft sind, wenn sie denn keiner aufgehalten hat. - Tausendmal erklärt, hier bekommen die Kinder und Kind Gebliebene die Geschenke nicht an Weihnachten, sondern am 6. Januar, also am Tag der Heiligen Drei Könige. - Aber heute kommen die Könige bereits und heute wird der Wunschzettel, "la carta" den drei Immigranten übergeben und die haben dann allen Stress der Welt, den ganzen Kram über Nacht noch bei Amareyzon zu bestellen. - Lassen wir diese Kinkerlitzchen, wie nun die Könige die Geschenke herankarren, denn auch die Kinder machen sich meist nur ein paar Tage lang Gedanken darüber, meist eben ganz kurz bevor dieses bestimmte Leuchten für immer erlischt. - Gut, es gibt viele Arten des Leuchtens, auch anderer Körperteile, auch in anderen Lebensabschnitten, aber heute meine ich eben nur dieses Leuchten der magischen Vorfreude, für welches viele Eltern töten würden.

Den Einzug der Könige, also die "Cabalgata de los Reyes Magos del Oriente" organisieren in den allermeisten Fällen die Gemeinden. - Das ist so, weil es immer schon so war, und auch, weil man hier der Meinung ist, Wohlempfinden in Gemeinschaft potenziert sich, ähnlich wie das auch mit schlechter Laune auf dem Fußballplatz oder im Wartezimmer der Steuerbehörde so passieren kann. - Aber heute ist alles locker, auch wenn noch ein ganz normaler Arbeitstag, aber eben schon mit dieser Aura bestückt, welche nur an diesem Tag wahrgenommen werden kann. - Kinder sind heute besonders aufmerksam, um nicht zu sagen aufgekratzt, und Erwachsene machen sich die Späßchen, welche man eben mit diesen unschuldigen Selchen so macht, wohl um auch irgendwie in diese verzauberte Welt noch einmal kurz einzutauchen. - Es gibt auch böse Zungen welche behaupten, Eltern, also diese furchtbare Ausgeburt an Egoisten, die setzen nur Kinder in die Welt, um erneut Teil dieses Mummenschanz mit fremdländischer Couleur zu werden. - Ich gebe zu, ich habe als Kind nicht annähernd so tief Weihnachten empfunden wie als Vater zweier Töchter, mag aber auch daran liegen, dass ich als Jüngster einer Meute von den wissenden Geschwistern das Leuchten bereits viel zu früh aus den Augen geprügelt bekam.

Gegen Nachmittag schicken die Gemeindeverwaltungen dann ausgesuchte Personen in den Ring der Lügen, welche aber eben von unserer Leitkultur gedeckt sind. - Mal auf Pferden, mal auf Kamelen, mal auf lustigen Gestellen, wild bis skurril zusammengezimmert, und in den Jubeljahren, als das Goldene Kalb noch Schnitzel abwarf, da kamen die Könige auch schon mal mit dem Hubschrauber, der Luxusjacht oder mit dem Fallschirm. - 14 Gemeinden, mal drei Könige macht 42, ich glaube so viele königszahme Kamele haben wir gar nicht auf der Insel, wobei ich sicher bin, nach diesem aufstrebenden Jahr im Tourismus wird man an der Kamelfront auch noch nachbessern. - Aber die Kamele sind teuer, dann eher Pferde, von denen haben wir genug und dann ziehen die Heiligen Drei Könige durch den Ort bis zum zentralen Platz, und rufen dann die Kinderlein zu sich. - Hier zeigt sich aber auch nun eine deutliche Erleichterung gegenüber der Weihnachtsmann- oder Santa Claus-Lüge, drei Könige können natürlich sehr viel mehr Kindern die Wunschzettel abnehmen, als ein rot gekleideter Wichtelmann zur falschen Jahreszeit, hier schlägt iberisches Brauchtum Mitteleuropa ganz klar in der Effizienz der Entgegenahme von Wunschzetteln.

Früher allerdings war mehr Kuchen. - Die Gemeindeverwaltung, an solchen Abenden natürlich meist das politische Personal, verteilt nun an die Wartenden Kinder und Eltern heiße Trinkschokolade, die so dick ist, dass der Löffel darin nicht nur steht, sondern dass man den nach einer viertel Stunde nicht mal mehr herausbekommen würde. - Wir haben das oft versucht nachzukochen, aber es will nicht wirklich gelingen, vielleicht fehlt halt einfach der Schuss Magie oder Stärkepulver, so ganz genau wissen wir das noch nicht. - Und ganz feuchter und gelber Biskuitkuchen, 1,5 Kilo Ei pro Kilo Kuchen könnte man meinen, dann noch anderthalb Pfund Butter pro Stück und nur dicke Mütter, noch besser Großmütter können solchen Kuchen backen. - Aber das ist weniger geworden, vielleicht liegt es an der Geschichte mit dem Gluten, oder dem Cholesterin, oder einfach auch daran, dass irgendwann die Großmütter beschlossen haben, nicht mehr gegen die Rezepte aus dem Internet anzukochen, genau so wie die alten Männer nicht mehr über das Wetter reden, seit dem jeder Nerd per Mausklick einem die Wetterwelt global erklärt.

Wichtig ist auch die Rotation des königlichen Migrantenpersonals, möglichst jedes Jahr neue Gesichter unter den Turbanen, denn es besteht ja die Gefahr, dass dann ein solcher König ohne seine Verkleidung später im Supermarkt erkannt wird, oder noch banaler, beim Zechen in der Kneipe. - Wenn die Wahrheit zur Gefahr wird, auch das bedroht Leitkulturen, und bitte möge die Gemeinde auch darauf achten, dass der ganze Zauber früh genug zu Ende ist, weil die meisten leuchtenden Kinder doch noch so klein sind, dass man die doch früh genug ins Bett bringen muss. - Nicht ohne zu Hause dann noch einen Eimer Wasser aufzustellen, am besten vor der Tür, und auch Heu, beides als Zehrung für die Kamele, denn die kommen doch nachts mit den Königen und Geschenken dann zu den Häusern angeritten und legen die königlichen Deputate ab. - Manche mit Wehmut (vielleicht auch Wermut) erinnern sich da an einen königlichen Umzug auf der Ostseite, der erst in die Sparfalle, dann in die Schnapsfall fiel, und erst so spät zu Ende war, dass die meisten Protagonisten, welche eigentlich die Kinder sein sollten, längst den Schlaf der Angerichteten schliefen.

Drei Gemeinden, ich nennen mal keine Namen mehr, die haben zusammengelegt, wollten sich so die Kosten für sechs von sonst neun notwendigen königlichen Entouragen sparen, und ließen also die gleichen Könige auf den gleichen Kamelen durch gleich drei Gemeinden tingeln. - Da es in unserer Leitkultur üblich ist, auch Könige aus dem Morgenland mit Gegorenem oder Gebranntem zu bestechen, summierte sich nicht nur die Wegstrecke und die benötigte Zeit deutlich, sondern auch die Kamel-Reiter-Koordination ließ robust nach. - Also kolchosenartige Einsparungsversuche im königlich-migratorischen Bereich sind meist zum Scheitern verurteilt, jede Gemeinde bekommt ihre eigenen Könige, man gönnt sich doch sonst nichts, und darüber hinaus geht es uns doch wirtschaftlich schon wieder so gut, dass wir uns eigentlich Kamele statt Pferde leisten könnten. - Oder aber wir folgen dem Vorschlag eines, mir unbekannten Jungen vor mir in der Supermarktschlange, welcher doch seiner, spürbar vom Feiertagsstress überfrauten Mutter einen klugen Vorschlag machte, der aber nicht wirklich ankam. - Zur Eile rief sie die Kassiererin, halb aus Stress, halb aus Spaß, sonst käme man noch zu spät zum Einzug der Könige. - Und wenn du den Königen ein "WhatsApp" schickst, mit meinem Wunschzettel? - So der ernst gemeinte Vorschlag des Sprösslings, und der verwirrte Blick der Mutter deutete bereits heute auf ein Generationsproblem hin, welchem sich zukünftige Weihnachtsmänner, Christkinder aber auch Heilige Könige stellen müssen. - Das Leuchten verschiebt sich dann auf das Display des Smartphones und manchmal, aber wirklich nur manchmal, wünsche ich mir keine Enkel.


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