Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 10.10.2017

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Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 10.10.2017




Dreimal niesen ist noch keine Lungenentzündung
Auf der Suche nach Beben und flotten Sprüchen


Heute hat es noch überhaupt kein Beben unter der Insel La Palma gegeben und gestern ab sechs Uhr morgens nur noch eines, gegen 22:20 Uhr. - Dafür hat es kräftig im Süden Tenerifes gerummst, mit 4,0 bewertet, und das Beben, welches auch von Teilen der Bevölkerung im Süden der großen Nachbarinsel gespürt wurde, fand um 05:38 statt. - Auch die Wissenschaftler können keinen Bezug zwischen dem relativ starken Beben im Süden Tenerifes zu unserem Bebenschwarm herstellen und ob sich die Magmaaktivität nun anderswo hin verschiebt. - Genau so vorsichtig, wegen des plötzlichen Erscheinens der Beben unter La Palma, ist man nun mit deren plötzlichen Wegbleiben, weder das Eine kann gedeutet werden, noch das Andere, sondern läuft alles unter normaler Aktivität eines Inselarchipels, welches auf einem vulkanischen Hotspot liegt. - Dafür wird aber kräftig aufgerüstet hier auf der Insel, Involcan und IGN haben bereits neue Messstationen auf die Insel gebracht und es wird bereits gewitzelt, gehen Sie bitte auf Zehenspitzen durch den Wald, sonst könnten die vielen Seismographen Ihr Getrampel noch für Beben halten und auch rauchen Sie bitte nicht dort, da man sonst einen heftigen Anstieg bei der Messung der Gase feststellen würde.

Morgen gibt es dann ein erstes Treffen aller fachlich Beteiligten und man wird sicherlich danach auch eine Pressekonferenz geben, obwohl das öffentliche Interesse sich noch deutlich zurückhält, was sich aber sicher schnell ändern würde, falls ein stärkeres Beben auch von der Bevölkerung zu spüren wäre. - Man will natürlich auch vorsichtig sein mit der Berichterstattung und das ist gut so, man stelle sich nur vor, wenn unvorsichtige, oder noch schlimmer sensationsgierige Schreiberlinge aus den Vorgängen unter unserer Insel gleich ein katastrophales Szenario basteln würden. - Alles schon erlebt, dann wäre der Tourismus ganz schnell in Gefahr und das ist auch mit ein Grund, warum ich sofort darüber geschrieben habe. Wir dürfen solche Vorgänge nicht unkommentiert lassen, sonst frickeln sich alternative Fakten und viele "Likes" liebende Spontanexperten mal lustige, mal Schaden anrichtende "Nachrichten" zurecht. - Es ist nicht leicht, dabei die Waage zu halten, wir erinnern uns gut an die "Vulkanologische Krise" auf Tenerife in den Jahren um 2004, als maulkorbähnliche Aufforderungen an Wissenschaftler und Presse eine seriöse Berichterstattung um die damaligen Vorgänge dort sehr erschwerten. - Darüber hinaus bekamen sich auch noch die Professoren selbst in die Haare und alles endete mit erneuter Ruhe unter der Insel, ohne dass es zu einer vermuteten Eruption kam, aber man hat darauf hin seine Hausaufgaben gemacht. - So lief das dann im Jahr 2011 auf El Hierro schon viel besser, nicht nur mit der Eruption, sondern auch mit der Berichterstattung und den dargestellten Daten, welche für alle Welt sichtbar gemacht wurden. - Wer Verschwörungstheorien abwenden will, der kann am besten durch Offenheit dagegenhalten, und eben auch seine Worte gut wählen.

So hat auch ein alter Bekannter der kanarischen Vulkanologie nun dazu Stellung bezogen, der berühmte Juan Carlos Carracedo, heute Chef der "Estación Volcanológica de Canarias del Consejo Superior de Investigaciones Científicas" (Kanarischen vulkanologischen Station des hohen Rates der wissenschaftlichen Forschungen). - Der durchaus streitbare Wissenschaftler ist auch bekannt, zusammen mit dem Engländer Simon Day, für ein Risikobewertungsinstitut (Benfield Hazard Research Centre ) über ein mögliches Abrutschen der Westflanke der Cumbre Vieja zu forschen. - Das Worst Case Ergebnis daraus wird uns fast jedes Jahr in der Sauren-Gurken-Zeit als Aufschnitt serviert und dabei werden wir auch schon mal als Killerinsel oder gefährlichster Vulkan der Welt bezeichnet. - So viel Ehre haben wir sicherlich nicht verdient, allerdings verbinden wir eben den Namen Carracedo immer wieder mit diesem Thema. - Nun hat der verdiente Geologe aber einen anderen netten Vergleich gefunden der so lautet: "Man wird doch bei einem Patienten, nur weil er dreimal niest, nicht Lungenentzündung diagnostizieren". - Passt gut, denn diese kleinen Beben, auch wenn es in knapp 48 Stunden schon über einhundert waren ab 1,0 bis 2,7 dürfen überhaupt nicht in der Lage sein, für echte Beunruhigung oder gar bereits Angst zu sorgen. - Es ist völlig normal, dass sich unter den Kanaren Magma bewegt, das war immer so und wir immer so sein, allerdings hat der Patient, um zu Carracedos Bild zurück zu kommen, vierzig Jahre lang nicht genießt, also ist es doch mit einem Ausrufezeichen versehen, wenn er nun plötzlich dreimal niest.

Neben meinem Plappern bekommen wir nun auch noch professionelle Begleitung, die Geologen Timm Reisinger und Rainer Olzem, die ich zu meinen Freunden zählen darf, und die sich allerbestens auf den Kanaren und besonders La Palma auskennen, werden in den kommenden Tagen uns mit geologischem Grundwissen um Vulkanologie beehren. - Auch haben sie versprochen, falls unsere derzeitige vulkanische Aktivität doch in Richtung Eruption geraten könnte, sofort auf die Insel zu kommen. - Allerdings halten auch die Beiden die Aussicht für eher unwirklich. - Ich zitiere: "Alles kann passieren, von nichts (wahrscheinlich) bis zu einem Ausbruch (sehr unwahrscheinlich). - Den meisten sind diese beiden Geologen schon bekannt, sie haben mehrfach in meinen Seiten über die Geologie der Insel berichtet und sind auch Herausgeber des geologischen Wanderführer La Palmas. - Wenn die Beiden Zeit haben, dann gibt es fast jeden Tag nach meinem Sermon auch Fakten von Rainer Olzem und Timm Reisinger. - Und noch als mein Hinweis: Ich habe nicht die dauerhafte Berichterstattung wieder aufgenommen, wie mir das aus vielen Mails bereits wieder in die Finger gelegt wird, sondern werde lediglich bei solchen Themen wieder schreiben und sobald wieder Ruhe unter der Insel eingekehrt ist, ist auch wieder Ruhe bei meinen Nachrichten. - Nun folgt der erste Teil der Berichterstattung aus dem Hause Olzem/Reisinger.


Die unterschiedlichen Ursachen der Erdbeben

Geologen unterscheiden drei grundsätzlich unterschiedliche Arten von Erdbeben: tektonische Beben, vulkanische Beben und Einsturzbeben. Tektonische Beben.

Die Erde hat einen schalenförmigen Aufbau mit einer dünnen Kruste von im Mittel etwa 35 km Dicke, darunter folgen der 2.900 km dicke Erdmantel und schließlich der Erdkern mit einem Durchmesser von 6.940 km. Die Erdkruste besteht aus mehreren Einzelteilen - riesigen Platten. Angetrieben durch dynamische Prozesse im Erdmantel, durch sogenannte Konvektionsströme, wandern die Erdplatten langsam auseinander, gegeneinander oder aneinander vorbei. Es sind bis zu 16 Zentimeter im Jahr. Dieses Phänomen nennt man Plattentektonik.


Quelle BGR Erdbeben treten überwiegend an Plattenrändern auf



Erdbeben treten überwiegend an den Plattenrändern auf (Quelle: BGR)


Dort, wo die Platten aneinander grenzen, bauen sich gewaltige Spannungen innerhalb des Gesteins auf, wenn sich die Platten in ihrer Bewegung verhaken und verkanten. Wenn die Erdkruste den Spannungen schließlich nicht mehr standhält, wenn also die Spannungen die Scherfestigkeit des Gesteins überschreiten, entladen sich die Spannungen durch ruckartige Bewegungen der Erdkruste und es kommt zu einem tektonischen Beben. Tektonische Beben machen 90% aller Erdbeben aus. Sie sind die gefährlichste Art von Erdbeben, haben meist eine hohe Energie und besitzen zudem die größte Reichweite.

Einsturzbeben
Einsturzbeben werden durch das Einstürzen von unterirdischen Hohlräumen im Gestein verursacht, auch durch den Einsturz unterirdischer Hohlräume im Bergbau (Gebirgsschlag). Einsturzbeben setzen weitaus weniger Energie frei als tektonische Beben und haben nur geringe Reichweiten. Sie machen rund 7% aller Erdbeben aus.

Vulkanische Beben
In vulkanischen Zonen aufsteigendes Magma kann ein lokales vulkanisches Erdbeben auslösen. Auch vulkanische Beben setzen viel weniger Energie frei als tektonische Beben und haben ebenfalls nur geringe Reichweiten. Etwa 3% aller Beben sind vulkanischen Ursprungs.

Wie wird die Stärke von Erdbeben gemessen?
Zur Beschreibung der Stärke von Erdbeben wurden viele unterschiedliche Skalen entwickelt. Grundsätzlich unterscheiden muss man zwischen der Magnitude und der Intensität. Während die Magnitude ein Maß für die bei einem Erdbeben freigesetzte Energie darstellt, beschreibt die Intensität die örtliche Schadenswirkung bzw. die Wahrnehmung durch den Menschen. Ein Erdbeben hat nur eine Magnitude als Maß der seismischen Energie, aber von Ort zu Ort unterschiedliche Intensitäten, die in der Regel mit zunehmender Entfernung vom Erdbebenherd abnehmen.

Intensität
Zur Bestimmung der Intensität eines Erdbebens wird meist die MSK-Intensitätsskala nach Medvedev, Sponheuer und Karnik (MSK) verwendet, die 12 Stärkegrade benennt. Die Intensität II wird grade noch gespürt, bei der Intensität VI treten erste leichte Gebäudeschäden auf, Intensität X ist allgemein gebäudezerstörend und Intensität XII schließlich tiefgreifend landschaftsverändernd.

Intensitäten werden nicht gemessen, sondern beruhen auf Beobachtungen. Sie hängen damit sowohl von der Entfernung zum Epizentrum als auch vom jeweiligen Baugrund und der Qualität der Bausubstanz ab. Das Epizentrum ist der Punkt auf der Erdoberfläche, der exakt über dem Erdbebenherd, dem Hypozentrum, liegt.

Magnitude
Die bekannteste Magnitudenskala ist die Richterskala, die 1935 von dem amerikanischen Seismologen Charles Francis Richter (1900 - 1985) und dem deutschen Seismologen Beno Gutenberg (1889 - 1960) entwickelt wurde. Zur Bestimmung der Magnitude werden die Bodenbewegungen eines Bebens mit einem Seismometer gemessen.


In einem Seismogramm werden Erdbebenwellen grafisch aufgezeichnet



In einem Seismogramm werden Erdbebenwellen graphisch aufgezeichnet


Aus dem Seismogramm wird die größte Bodenbewegung abgelesen. Dieser Wert bestimmt, zusammen mit der Entfernung zwischen dem Standort des Seismometers und dem Bebenherd, die Magnitude. Die Berechnung ist kompliziert:

Die Magnitude eines Erdbebens nach Richter ist definiert als der Logarithmus der größten Auslenkung (in µm), mit der ein Standard-Seismometer (Wood-Anderson Horizontalseismograph) das Erdbeben aus 100 Kilometer Entfernung registrieren würde. Eine Auslenkung von 1 Millimeter entspricht 1000 Mikrometer - der Logarithmus von 1000 ist 3, somit ist der Wert auf der Richterskala 3, sofern das Beben in 100 km Entfernung stattfand. Richter hat eine Tabelle aufgestellt, in der man für jede Entfernung einen Wert für die Magnitude ablesen kann. Logarithmisch heißt, dass der Zuwachs um eine Magnitudeneinheit (z. B. von 6 auf 7) eine 10-fach größere Bodenbewegung und eine Steigerung der Bebenenergie um das 32-fache bedeutet.

Ein Erdbeben mit einer Magnitude von 2 - 3 auf der Richterskala ist nur selten spürbar und passiert weltweit mehr als 1.000 mal pro Tag. Erdbeben mit einer Magnitude von 3 - 4 sind leichte, meist spürbare Beben, die sich geschätzt bis zu 50.000 mal pro Jahr ereignen, doch selten Schäden anrichten. Erst Beben der Magnitude 6 - 7 sind starke Beben, die im Umkreis bis zu 70 km Zerstörungen bewirken. Magnituden von 9 - 10 ereignen sich alle 1 - 20 Jahre und richten im Umkreis von 1.000 km völlige Zerstörung an. Ein Erdbeben der Magnitude größer 10 wurde glücklicherweise bisher noch nie registriert, es käme einer globalen Katastrophe gleich.

Von der Richterskala heißt es, sie sei nach oben offen, was aber nicht stimmt, denn man kann mit den von Richter ausgewählten Messgeräten keine sehr starken Beben erfassen. Inzwischen haben Seismologen weitere Skalen entwickelt, die ebenfalls Magnitudenwerte liefern mit Werten größer 6,5. Eine der aktuellsten Skalen ist die Momentenmagnituden-Skala. Aber auch die Momentmagnitude ist nur in der Theorie nach oben offen, denn in der Praxis wird es auf der Erde niemals Werte über 10,6 geben. Ein Erdbeben der Stärke 10,6 wäre nämlich so stark, dass die gesamte Erdkruste aufbricht. Und weil nicht mehr als die gesamte Erdkruste aufbrechen kann, kann es auf der Erde auch keine Erdbeben geben, deren Momentmagnitude stärker als 10,6 ist.


Die Wellen der Station EHIG bei Mazo am 9.10.2017

Die Wellen der Station EHIG bei Mazo am 9.10.2017. - Die Linien selbst können bei starkem Seegang deutlich dicker werden, so wie das auf der Graifk des folgenden Tages zu sehen ist.


Bei zunehmendem Seegang werden die aufgezeichneten Linien auf dem Seismografen stärker dargestellt


Die Station EHIG auf La Palma

Und hier befindet sich die Station "EHIG"

Alle drei Grafiken hat das IGN zur Verfügung gestellt.







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