Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 12.10.2017

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Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 12.10.2017




Unter allen Wipfeln ist Ruh
Aber jeder Furz wird analysiert


Zu keiner Zeit bestand Gefahr für die Bevölkerung… Kennt man ja und leider hat eben die inflationäre Nutzung von verbalen Beruhigungskanons dazu geführt, dass immer mehr Leute den Aluhut greifbar nah an der Garderobe haben. - Die seismische Aktivität unter der Insel ist seit gestern Früh komplett eingeschlafen und so neigen wir eben dazu, die ganze Geschichte bereits als normale Episode einer Vulkaninsel abzutun. - Sieht wohl so aus, aber wir haben doch bereits gelernt, dass auch solche Pausen nicht unbedingt auf ein Episodenende hinweisen müssen, manchmal sogar als Cliffhanger dienen. - Wir haben uns es alle viel zu schnell aufgeregt, wegen der paar Minibeben unter der Insel solch einen Aufstand zu machen, das scheint wenig professionell. - Das ist die eine Seite der Ansicht, allerdings ist das Unnormale in dieser Normalität, dass eben gerade unter unserer Insel die letzten 40 Jahre alles komplett ruhig war, nicht mal solche Minibeben auftauchten. - So das Fazit über das, eigentlich viel zu große Echo für solch magere Beben, wenn ein Stummer einen Piep von sich gibt, dann wundern sich alle, wenn ein Plappermaul aber mal den Mund hält, dann bekommt das niemand mit.

Was unter der Insel stattfindet, darüber sind sich eigentlich auch alle einig, Magma ist auf dem Weg von irgendwo nach nirgendwo und bahnt sich dabei seinen Weg durch die Kavernen unter der Insel und begeht dabei diese seismische Ruhestörung. - So auch das Ergebnis des ersten Treffen unter den Regeln des "Pevolca", damit des Plans, wie man denn gegenüber vulkanischer Aktivität hier auf den Inseln zu reagieren hat. - Also völlig normal, das häufigste Wort im Antwortkatalog auf Fragen um die seismischen Aktivitäten, und so tief, so gering und ohne Anzeichen von aufsteigender Magma, dass man es eigentlich bereut, überhaupt aufgestanden zu sein. - Aber an der Geschäftigkeit der betroffenen Institute bemerkt man auch nicht nur deren Professionalität, welche seit Tenerife 2004 und El Hierro 2011 extrem zugenommen hat, sondern eben auch das Interesse, warum die alten Wipfel da plötzlich rülpsen und furzen.

Um die Furze kümmert man sich auch ganz besonders, man hofft nämlich durch die Ausgasungen über die Oberfläche besser verstehen zu können, was es um den Magmafluss da unter unseren Füßen auf sich hat. - An der Zusammensetzung und der Dichte der Gase meint man mehr über das Vorhaben des Magmastroms herauszubekommen, als über die seismischen Daten alleine und dazu hat man angefangen, Tausende an Proben zu sammeln, und das an der gesamten Cumbre Vieja. - Dazu schickt man geländegängige Mitarbeiter mit Schnüffelgeräten los, die leicht auf dem Rücken zu tragen sind, und nach einem bestimmten Raster auf der Karte drückt man den Schnorchel auf die Erde und das Gerät saugt die Gase ein und analysiert diese. - Bis man dann zu einem Ergebnis kommt, wird es Montag, also alles schön parallel zu den seismischen Aktivitäten im "Parlament" von Barcelona, nur wird man seitens des Nationalen Geographischen Institutes auf ein Ultimatum der Cumbre Vieja verzichten. - Nachfolgend bekommen wir eine Lehrstunde aus professioneller Feder, welche uns ausführlicher über das Phänomen der vulkanischen Beben der Kanaren informiert.



Nachfolgend ein aktueller Beitrag von Rainer Olzem und Timm Reisinger

Die Erbeben unter La Palma


Welche Ursache haben nun die vielen kleinen Erdbeben unter La Palma? Sind es tektonische Beben, sind es Einsturzbeben oder vulkanische Beben? Dazu muss man zunächst verstehen, wie die Kanaren und wie La Palma entstanden sind.

Betrachtet man die Lage der einzelnen Inseln der Kanaren zueinander und deren unterschiedliches Alter, so fällt auf, dass die Inseln zunächst einen von Nordosten nach Südwesten und danach einen von Ost nach West verlaufenden Inselbogen bilden. Nach Nordosten setzt sich der Inselbogen mit den untermeerischen Erhebungen Dacia, Conception Bank, Anika und Lars fort. Auch südwestlich von El Hierro liegt eine Kette von Seamounts auf dem Ozeanboden: El Hierro-, Endeavour-, Paps- und Tropic-Seamount.

Weiterhin fällt auf, dass das Alter der Seamounts und Inseln von Nordosten nach Südwesten abnimmt, so ist der älteste Seamount Lars vor 68 Millionen Jahren (Ma) entstanden, Anika vor 55 Ma, Dacia vor 47 Ma, Selvagens vor 30 Ma, Lanzarote und Fuerteventura vor 24 Ma, Gran Canaria vor 15 Ma, Tenerife vor 12 Ma und die jüngsten Inseln La Palma und El Hierro schließlich vor 2 bzw. 1 Ma.


Bathymetrische Karte der Kanaren und von Madeira mit den Inseln und zugehörigen Seamounts. Die fetten Linien markieren die Spur der  Hotspots (Hörnle & Carracedo, 2008)

Bathymetrische Karte der Kanaren und von Madeira mit den Inseln und zugehörigen Seamounts. Die fetten Linien markieren die Spur der Hotspots (Hoernle & Carracedo, 2008)




Dieser Abfolge im Alter der Inseln folgt auch der Grad der Erosion. Während die nordöstlichen Seamounts alte, bereits wieder bis unter die Meeresoberfläche erodierte ehemalige Vulkaninseln darstellen und die östlichen Inseln Lanzarote und Fuerteventura nur noch relativ flache Erhebungen über dem Meeresspiegel sind, weisen die jungen westlichen Inseln große Höhenunterschiede in ihrer Topografie auf. Sowohl diese Abfolge im Alter der Inseln als auch der Grad ihrer Erosion deuten auf eine Entstehung des Kanarischen Inselbogens durch einen sog. Hotspot hin.

Hotspots sind über lange geologische Zeiträume hinweg mehr oder weniger ortsfeste Magmenaufstiege aus dem Erdmantel, die Erdkruste dagegen wandert aufgrund der Plattentektonik über den Hotspot hinweg und das Magma bahnt sich dabei wie ein Schweißbrenner den Weg durch die Erdkruste und bildet nach und nach eine Kette von Vulkanen. Dabei ist in der Regel nur der jeweils jüngste Vulkan dieser Kette aktiv, während die älteren Vulkane immer mehr erodieren. Die derzeitige Position des Hotspots ist durch den aktiven Vulkanismus auf La Palma und im Atlantik vor El Hierro zu vermuten.

La Palma und die gesamten Kanarischen Inseln liegen weitab von tektonisch aktiven Plattengrenzen. Die Afrikanische Platte besteht aus der ozeanischen und der kontinentalen Platte, die sich gemeinsam mit einer Geschwindigkeit von 2,3 bis 3,0 cm/Jahr nach Osten bewegen, zwischen beiden Platten befindet sich keine Plattengrenze. Deshalb sind alle diese Beben unter La Palma rein vulkanischer Natur.

Unterschiedliche Arten vulkanischer Erdbeben

Die Vulkanologie beschreibt unterschiedliche Arten von vulkanischen Erdbeben: Vulkanotektonische Erdbeben, Langperiodische Erdbeben und den Tremor:

Vulkanotektonische Erdbeben werden durch steigenden Druck in einer Magmakammer ausgelöst, oder wenn Magma in die Erdkruste eindringt. Diese Beben werden nicht direkt durch Bewegungen des Magmas ausgelöst, sondern es sind - wie tektonische Erdbeben - Reaktionen auf geänderte Spannungsverhältnisse im umgebenden Gestein. Diese Erdbeben sind hochfrequent, sie schwingen im Bereich von 5-15 Hertz.

Langperiodische Erdbeben werden durch Vibrationen von Magmen und Gasen verursacht, die sich im Gestein bewegen und dieses zum Bersten bringen. Langperiodische Erdbeben sind niedrigfrequent im Bereich von 1-5 Hertz. Die Hypozentren dieser Beben liegen meist in geringer Tiefe und sind oft Zeichen eines bevorstehenden Vulkanausbruchs.

Die dritte Form vulkanisch bedingter Erdbeben ist der Tremor. Als beständiges langperiodisches Signal wird er durch den Aufstieg des Magmas verursacht, das die Spalten und Klüfte im Gestein vibrieren lässt. Nach neueren Erkenntnissen soll der Tremor durch "Magma-Wackeln" ausgelöst werden, das Schütteln, das auftritt, wenn aufsteigendes glutflüssiges Magma mit der umgebenden blasigen Gashülle interagiert. Wenn Tremor registriert wird, steht der Vulkan mit großer Wahrscheinlichkeit unmittelbar vor einer Eruption.

Einige Wochen bis Minuten vor einem Ausbruch bleiben die Erschütterungen bei fast allen Vulkanen auf ein enges Frequenzband zwischen 0,5 bis 2 Hertz beschränkt. Kurz vor und während der Eruption steigen dann die Beben auf eine höhere Frequenz an und die Bandbreite erweitert sich auf 0,5 bis 7 Hertz.

Sind die Erdbeben Vorboten eines bevorstehenden Vulkanausbruchs?

Allen Vulkanausbrüchen auf La Palma in historischer Zeit gingen mehr oder weniger starke Erdbeben voraus. Der Ingenieur Leonardo Torreani (1560-1628) berichtet von einem schrecklichen Erdbeben unmittelbar vor dem Ausbruch des Vulkans von Jedey 1585, dem ersten dokumentierten Vulkanausbruch auf La Palma. Der Ausbruch des Martin 1646 war von einem heftigen Beben begleitet, den Ausbruch des San Antonio 1677 sollen mehrere leichte Beben angekündigt haben. Auch dem Ausbruch des Vulkans El Charco 1712 gingen nach einem Augenzeugen bereits 5 Tage vorher viele Erdbeben voraus und mehr als 15 Beben in der letzten Nach vor dem Ausbruch. Die Eruptionen des San Juan 1949 sind gut dokumentiert, es wird von vielen leichten und heftigen Beben über die gesamte Aktivität von 37 Tagen berichtet. Auch der Eruption des Teneguía 1971 gingen schwere Erdbeben voraus, die bis nach Los Llanos zu spüren waren und die erst mit dem Ausbruch des Vulkans am 26. Oktober 1971 nachließen.

Die vielen aktuellen Beben auf La Palma mit Magnituden zwischen 1,1 und 2,6 auf der Momentenmagnitudenskala sind höchstwahrscheinlich vulkanotektonischer Art und sind damit auf Veränderungen der Spannungsverhältnisse im Gesteinsuntergrund durch Bewegungen des Magmas zurückzuführen. Sie wurden in Tiefen zwischen 20 und 33 km an der Grenze zwischen der ozeanischen Kruste und dem oberen Erdmantel registriert, also in einer Tiefe, in der auch der Hotspot zu vermuten ist. Bei solchen Beben, die in einem engbegrenzten Bereich und in einem begrenzten Zeitraum alle von ähnlicher Magnitude stattfinden, spricht man auch von Schwarmbeben. Die für vulkanische Beben relativ große Tiefe und die geringen Magnituden sprechen nicht für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch.




Auf der Grafik des IGN, die Beben am heutigen Tag unter La Palma

Heute unter La Palma


Die Beben unter La Palma am 9. und 11.10.

Die beiden letzten Beben lieben bereits deutlich zurück. Grafiken vom besten Geografischen Institut aller Institute: IGN





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