Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 15.7.2019.2019

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Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 15.7.2019




Verspätete Ostern im Cabildo Insular, die Partido Popular hat die Eier gefunden!
Und dann war da noch der Tag, der Flug und die Drachen…


Spannender kann man es kaum machen, als hier auf der Insel. - Gut, in Madrid läuft auch noch ein Krimi, der sogar weit reichendere Folgen haben kann. Dort stellt man sich die Frage, wer denn alles durch schallend-ostentative Enthaltung glänzen will und damit den Beau Pedro Sánchez zum Presidente durchwinken will. - Keiner will da schon wieder Neuwahlen und man ist sich einig, wer dieses Mal eine Regierungsbildung in Madrid verhindert, der ist der Verlierer der dann kommenden Wahl, aber wenn man vorher wüsste, wer sich alles enthalten will, dann könnte man selbst mit Nein stimmen und so schon wieder prächtige Opposition sein. - Bis dahin muss Pedro noch ein bisschen arbeiten und alle gefügig halten, die neue Vielparteienlandschaft profiliert zukünftig wohl eher geschickte Verhandler, als starke Persönlichkeiten und noch fehlt uns die Erfahrung zu wissen, ob das gut für uns ist, oder schlecht. - Im Cabildo Insular de La Palma ist auch noch nicht so ganz klar, wie denn die zukünftige Regierung aussehen wird, auch wenn es bereits eine Inselpräsidentin gib, sowie seit letzter Woche einen beantragten Misstrauensantrag gegen die erste Dame der Insel, welcher am 24. Juli durch Abstimmung Nieves Lady Barreto als dann Vierwochenpräsidentin bereits wieder in den Ruhestand schicken könnte. - Konjunktiv deshalb, da immer noch die Möglichkeit besteht, dass dieses Votum für oder gegen amtierende Präsidentin gar nicht stattfinden kann. - Ich glaube zwar, es findet statt, aber wir müssen seriös bei solchen Entscheidungen bleiben, denn die mutigen gewählten Inselräte der Partido Popular könnten noch vorher aus der Partei geschmissen werden.

Jetzt wird es noch ein bisschen komplizierter und ich hoffe, Sie haben ein bisschen Zeit mitgebracht. Aber ich weiß ja aus Erfahrung, dass die Leser dieser Kolumne sich längst damit abgefunden haben, dass hier Lesemodus, und nicht rüberscrollen angesagt ist. - Da ich nicht weiß, was Sie wissen, muss ich auch wieder ein bisschen ausholen und die Zahlen erneut aufrufen, wie denn nun nach der Wahl am 26. Mai die Zusammensetzung im Cabildo Insular de La Palma ist. - 8 Sitze fallen auf die Coalición Canaria mit Nieves Lady Barreto an der Spitze, 7 Ratsposten haben die Sozialisten unter Anselmo Pestana ergattert, und 6 die Bürgerlichen der Partido Popular mit ihrem Capo Mariano "Viva" Zapata. - Da es eine Sonderklausel für die Zusammensetzung der höchsten Inselinstanzen gibt, wird immer die Nummer eins der meistgewählten Partei Inselvorstand. - Sollten sich die anderen aber einig sein, wie in diesem Fall, und man sich besser gewappnet glaubt, dann kann die Geschichte nur über einen Misstrauensantrag gegen die Person des Präsidenten gehen. - Nun haben sich, nach vielen Wochen des Verhandelns und Schacherns, die PSOE und die PP zusammengetan, um eben und endlich die Coalición Canaria aus dem Amt zu drängen. - Unter der Hand, oder besser hinter der Bodega weiß man zwar, das alles bereits vor den Wahlen so abgesprochen war, aber man tut, was eine Partei tun muss, nämlich: So. - Allerdings sind diese beiden Parteien ja auf Landesebene eigentlich gesetzte Gegner und so besteht oft Koalitionsverbot in den Gemeinden, oder Autonomen Regionen, bestimmt von den Parteizentralen in Madrid. - Hatte vor vier Jahren noch die PSOE zu einer solchen Liaison auf Inselebene Nein gesagt, so will das dieses Mal die landesweit so hart gerupfte Partido Popular nicht.

Aber Madrid ist weit und wir haben wirklich was anderes zu tun, als den Bürgerlichen dort das Taschentuch unter die Tränen zu halten und so wagen nun die sechs Räte der PP hier im Cabildo Insular den Disziplinbruch, und streben eine Regierung mit den lokalen Sozis auch gegen das klare Verbot aus Madrid an. - Eier muss man haben, denn nun riskieren die Leute hier vor Ort den Parteiausschluss, genau so, wie das den Sozis vor vier Jahren schon gegangen ist. - Damals, ich weiß es noch wie heute, da versteckten sich die gewählten Räte der Sozis, damit man ihnen den Parteiausschluss nicht persönlich per Bürofax zustellen konnte, noch vor dem Misstrauensvotum, damit die Abstimmung überhaupt gültig wäre. - Rechtlich ist es immer noch fragwürdig, ob denn ein Inselrat überhaupt weiter Stimmrecht hat, wenn er aus der Partei, mit welcher er ins Cabildo gewählt wurde, rausgeschmissen wurde. - In diesem Fall sieht das ein bisschen anders aus, denn drei der sechs für die PP angetretenen Räte sind gar keine Mitglieder der Partido Popular, sondern parteilos, und können so auch gar nicht aus der Partei geworfen werden. - Ob man da bereits im Vorfeld schlauer als alle anderen war, oder das nur ein, jetzt passender Zufall ist, das konnte ich noch nicht herausbekommen. - Darüber hinaus erklärt Madrid, die Disziplinarmaßnahmen gegen die Räte aus La Palma sind zunächst vorläufig, man sei noch am prüfen, ob denn ein fristloser Rauswurf in dieser Situation überhaupt machbar sei. Auf jeden Fall könnte man lediglich drei der sechs Räte die Stimmmöglichkeit entziehen, dann bleiben aber immer noch 10 Stimmen (7 x PSOE und 3 x PP) übrig, welche dann gegen die gewählte Präsidentin sind, die eben nur auf 8 Stimmen kommt. - Jetzt wird es aber noch komplizierter, denn der vom neuen Pakt ausgesuchte Präsidentschaftskandidat, Mariano Zapata, der würde schon unter den Parteiausschluss leiden und ob der dann Präsi werden könnte, ohne Parteizugehörigkeit, darüber zerbrechen sich jetzt bereits viel klügere Leute als wir den Kopf.

Auf jeden Fall setzen da Raul Camacho, Carlos Cabrera und Mariano Zapata mit ihrer Indisziplin ihre politische Zukunft aufs Spiel, und das für die Insel, und darum gibt es hier einen Sonderchapeau, auch wenn es mir in meiner Linkssiffdrüse immer wehtut, Leuten von der Partido Popular Beifall zu spenden. Aber diese drei Figuren, wie auch viele andere lokale Vertreter der Bürgerlichen hier auf der Insel haben so ganz und gar nichts mit dem Sumpf in Madrid zu tun, der leider so hervorstechend spanische Politik ganz nah an Lampukistan gebracht haben. - Ich versuche dabei auch auf die Menschen zu blicken und nicht nur auf Ideologien oder Programme, und so finden wir je selbst bei der Coalición Canaria durchaus fähige Leute. Allerdings ist es mir nicht möglich, jeglichen Nationalismus, und sei er auch in regionaler Form vorhanden, wie das eben hier die CC vertritt, auch nur andeutungsweise zu unterstützen. - Niemand ist mehr oder weniger wert, weil er hier oder dort geboren und aufgewachsen ist, und wer erklärt, dass er aufgrund bestimmter Herkunft eine bessere Behandlung für sich und seine Leute einfordert, der hat einfach noch nicht einmal die Grundbegriffe des menschlichen Zusammenlebens erfahren. - Wer sich dabei sogar noch auf eine Gottheit beruft, also "With God on our side" der begeht auch noch lupenreine und rassenfeile Blasphemie, eben auch genau der Gottheit gegenüber, welcher er so gerne in seinem Schild führt.

Also, Nationalismus geht gar nicht, auch kein selbst ernannter, in schrulliger regionaler Kluft, mit Trachten und Tradition populistisch weich gebügelt. - Allerdings darf man auch nicht gleich jeden und jede Angst vor Fremdem als rechtslastiges Gedankengut einordnen, das gehört mit zu den Grundängsten der Menschen. Aber dafür hat uns doch, wer auch immer, mit Hirn und anderen kognitiven wie emphatischen Fähigkeiten ausgestattet, und was wird aus Fremdem und Fremden, denen man eine Chance gibt und kennenlernt? - Ach wie schön, dass ich nicht objektiv sein muss, sondern denken und schreiben kann was ich will. - Also, auch wenn es nun klar ist, dass es am 24. Juli zu einer "moción de censura" (Misstrauensabstimmung) kommen wird, ist es danach immer noch nicht sicher, ob wir denn dann eine Inselregierung haben, welche auch aus allen möglichen juristischen Winklen gesehen brauchbar regieren kann. - Allerdings sieht es eher so aus, als würde die Parteizentrale in Madrid nur laut klappern mit den provisorischen Rauswürfen. - Denn dort weiß man ganz genau, der politische Gegner, das sind in dem Fall nicht die Sozialisten, sondern die auf dem mitte/rechts konkurrierenden Freibeuter der "Ciudadanos" Bewegung, welche den bürgerlichen Altrockern der Partido Popular schon sehr viele Wähler und Personal streitig gemacht haben. - Für heute lassen wir das mal gut sein mit der Lokalpolitik, das wird uns allerdings sicher noch weiter beschäftigen, aber insgesamt sind das gute Nachrichten für die Insel und beide Koalitionspartner haben da fähige Leute in ihren Reihen, welche deutlichen Anlass zur Hoffnung spenden.

Das Wetter bleibt weiter Thema, denn inzwischen schreiben wir ja 77. Mai und immer noch will es einfach nicht so richtig Sommer werden. - Die Großwetterlage ist einfach noch nicht bereit, und auf der anderen Seite müssen wir halt auch sagen, das kühle Wetter hat deutliche Vorteile. - Auf die Gefahr mich zu wiederholen und manchen Inselgast ein bisschen vor das Sonnenbein zu treten: Man kann auf der Höhe und der direkten Nachbarschaft zur Sahara nur überleben, wenn man eben diese außergewöhnlichen Wetterumstände hat, welche uns der Nordostpassat beschert. - Auch im Sommer Temperaturen im mittleren Zwanzigerbereich sind für uns lebensnotwendig, und lassen uns auch die trockenen Winter und den Wassermangel dadurch deutlich besser überstehen. - Inzwischen sehen das auch viele hitzegeplagten Mitteleuropäer so, und darüber hinaus dürfen wir auch nicht vergessen, dass uns diese gemäßigten Temperaturen die Flächenbrände vom Leib hält. - Auch das war ja beschreibend diesen Sommer bisher, riesige Waldbrände im Osten Deutschlands und hier machte es das Wetter den Feuerwehren jedes Mal leicht, die entstandenen Brandherde gleich nach Ausbruch schnell wirksam zu bekämpfen. - Der dritte Sommer in Folge bislang ohne Hitzewelle, also auch ohne großes Feuer, und von mir aus kann das so bleiben. - Allerdings, da wir gerade bei unverschämten Wünschen sind, ein bisschen mehr Niederschlag im Winter wäre dann doch noch auf der Liste. - Im Großen muss man sich ja aber schon Gedanken machen und wenn das die Folgen des Klimawandels für die Kanaren sind, trockenere Winter, aber kühlere Sommer, dann könnten wir sogar mit einem Blauen, aber trockenen Auge davonkommen. - Aber das ist natürlich viel zu unbestimmt, drei Sommer machen noch keinen Klimawandel, und so lange der Passat weht, kann uns ja eh nichts passieren. - Man könnte ja fast Nationalist werden, angesichts dieser elysischen Winde… - "Vientos Alisios" so nennt man den Passat bei uns, allerdings ist der Passat ja ein Kind des Azorenhochs, des "Anticiclón de las Azores" und schon müssen wir das mit einem anderen Archipel teilen und aller Nationalismus fällt da schon wieder wie ein tausendjähriges Souffleé, Verzeihung, Auflauf, in sich zusammen.

Ganz eigen, endemisch, autochthon hingegen sind einige Schrullitäten, welche es irgendwie wirklich nur hier bei uns auf der Insel zu bestaunen gibt. - Nichts Böses, nur eben, weil wir so sind, und da fällt mir ganz akut die am Wochenende stattfindende Rallye ein, welche das Aridanetal nun zwei Tage wieder in Motorbrummen eingehüllt hat. - Aber Autorennen haben bei uns Tradition, und ab wann etwas Tradition ist, das bestimmen traditionell wir selbst. - Interessant dabei ist nun der Name dieser Veranstaltung, denn die Rallye nennt sich "Rally Senderos de La Palma" und das heißt: Rallye, und dann eben: Wanderwege La Palmas. - Hintergrund ist hier, der private Sponsor wollte nicht mehr und da man Traditionen bewahren will ließ die damalige Inselregierung sich nicht lumpen und schritt als Geldgeber ein. - Und weil gerade kein anderer Topf offen stand, griff man in den für Tourismus und verpasste der hochmotorisierten Veranstaltung den so passenden Namen mit den Wanderwegen. - Der damalige Tourismusrat könnte sich heute als "Persona non Greta" in das Goldene Buch der Stadt Schilda einschreiben. - Ich weiß wirklich nicht, ob sich jemals außer mir Gedanken über den Namen eines Motorrennens im Weltbiosphärenreservat gemacht hat, welches mit Benzin und Reifenabtrieb für die Wanderwege dieser Insel Werbung fahren soll. - Auf jeden Fall halten mich die meisten meiner Freunde für einen links-öko-gedrehten Spinner, der aber harmlos ist und einfach keine Autorennen mag. - Ein andere Punkt schoss mir noch in die Augen, unser Umweltamt, und die vom Archäologischen Institut haben immer mehr die Erbauer der Steinmännchen und Steinkreise im argwöhnischen Blickwinkel. - Sie wissen schon, diese aufeinandergestapelten Steine, wo bei mir ab Stein drei bereits alles wieder umfällt und ich schon daran gedacht habe, mal Sekundenkleber mitzunehmen… - Vielleicht ist es der dankbaren Absenz von Waldbränden ja geschuldet, dass man immer wieder große Artikel in der Zeitung verfasst, in welche inselbekannt Steinschützer darauf hinweisen, dass es ein Naturfrevel sei, wenn man solche Steinmännchen aufstellt oder gar Spiralformen mit Steinen in die Landschaft malt. - Böse, wer die Landschaft verändert, in dem er mehrere Steinchen derart kunstvoll übereinanderstapelt, dass die Säule nicht umfällt, und wer es wagt, Steinkreise, also die Dinger, welche die Ureinwohner der Insel bereits auf Steine gekritzelt haben, in die Landschaft zieht. - Wir sind halt schon ein ganz bestimmtes Völkchen, solch ein furchtbarer Klotz aus Sichtbeton und Lavasteinen, wie der Flughafen, das ist Fortschritt, und wer am Strand, oder schlimmer im Wald, Steinchen aufeinanderstapelt, der frevelt an unserer Landschaft. - Vielleicht ist das ja der eigentliche Sinn des Nationalismus, Steine stapeln und Kreise ziehen, das sind höchste archäologischen Schätze, wenn es nur alt genug ist, aber Frevel, wenn man es heute macht. - Mein Gott, solche Probleme möchte ich auch mal haben. - Es kommt eben doch auf den richtigen Zeitpunkt an und es gibt wohl einen Unterschied zwischen alt und historisch und ich frage mich immer wieder, warum meine Frau mir das andauernd erklären will, wenn ich vor dem Spiegel stehe.

Dinge, die Sie noch unbedingt wissen müssen. sind kaum passiert. Vielleicht die 500 Teilnehmer am "Orgullo LGTBi" in Tazacorte, also unsere Antwort auf den "CSD" und wie schnell, und fast sogar einfach, in unserer so kreuzkonservativen Gesellschaft Homosexualität das geworden ist, was sie ist, nämlich alltäglich. - Ansonsten, La Palma wabert unspektakulär weiter durch Raum und Zeit und auch die seismischen Aktivitäten haben die letzten Monate nachgelassen. - Kaum noch Bewegung in unserem Untergrund, aber das kann sich auch schnell wieder ändern, denn die westlichen Kanaren sind immer noch über dem vulkanischen Hotspot, der uns ja alle geboren hat, und sicher auch die kommenden Jahrmillionen noch weitere Inseln hervorbringen wird. - Unter El Hierro ist es weiter unruhig, rund um den Teide auf Tenerife auch, und zwischen der Mütter aller Inseln, (Tenerife) und Gran Canaria ebenso, wobei die vielen kleinen, zum Teil sogar Schwarmbeben rund um den Teide ja bereits seit dem Jahr 2004 zu Diskussionen führen. - Auffallend ist, dass die Beben unter El Hierro ein bisschen stärker sind, als jene unter Tenerife, allerdings geringer in der Anzahl. - Als fröhlicher Laie mit wachen Augen macht sich da jeder so seine eigenen Gedanken, die weit weg von wissenschaftlicher Unterfütterung sind, sicherlich aber kann man die seismischen Ereignisse unter den Inseln nicht komplett unabhängig voneinander betrachten. - Allerdings hat sich eine Auffälligkeit in Sachen vulkanischer Beobachtung auf La Palma nun geklärt. - Es gab während der letzten Schwarmbeben im Sommer bis Spätsommer 2017 ja auch die Meldung einer geodätischen Station, welche eine Bodendeformation von mehreren Zentimetern gemeldet hat. - Solche Daten können dann durchaus erschrecken, allerdings muss man bei der Station "HOTE" einfügen, dass diese in einem bewässerten Hotelgarten steht, neben Palmen, und so keine glaubhaften Daten senden kann, da Pflanzen durchaus in der Lage sind, Bodenbewegungen im Zentimeterbereich zu bewerkstelligen. - Allerdings stammen die letzten Aufzeichnungen dieser Station aus dem Frühling vergangenen Jahres, man verzichtet wohl inzwischen vorsichtshalber auf deren Daten. - Unten füge ich eine Grafik des "IGN" Instituto Geográfico Nacional ein, welche die seismischen Ereignisse der letzten 3 Monate aufzeigt und dort kann man sehr gut erkennen, wo die Lava musiziert.

Mich ganz privat beschäftigt ja nun eher eine andere Tradition, welche fast schon den Schrecken verloren hatte, nämlich die des Drachenflugtags. - Da der Großteil unserer flugfähigen Familienangehörigen eh nicht mehr hier im Geltungsbereich des Nestvorstandes hockt, waren die Flugbewegungen eher sporadisch in viele Richtungen, allerdings mit der Hauptdirektive, die Mütter aller Drachen bleibt im Horst. - (Mein Gott bekomme ich Ärger, wenn die wiederkommt…) - Nun hat aber auch das Nesthäkchen ausstudiert und wird auf die Weltwirtschaft losgelassen, und so ergibt sich halt doch auf einmal wieder die Möglichkeit, dass man in der Zentrale noch ein bisschen zusammenhockt, oder eben einen Ausflug in ferne und fremde Gefilde unternimmt. - Nach Bayern, also ganz fremd für meine Brut, aber ich konnte die Reisenden ja noch gut unterrichten, schließlich komme ich genau da her. - Bitte, lass das nicht schon der Schluss des Kreises sein, und irgendwie habe ich schon die Hoffnung, die kommen zurück und sagen aus: Ach deshalb bist du so kauzig! - Bis dahin aber muss ich wieder alte Tugenden auffrischen und den Dosenöffner finden. - Ravioli, kalt und direkt aus der Dose, manche Dinge vergehen nie und manche werden auch nie besser. - Inzwischen gibt es ja keine Ravioliunterversorgung mehr hier auf der Insel, so wie wir überhaupt nicht mehr in einer kulinarischen Diaspora leben, so wie das vor 15 Jahren noch eher der Fall war. - Dieses Mal muss ich auch noch unter erschwerten Umständen die vorübergehende Eremitierung abarbeiten, man hat mir eine achte Katze untergejubelt, und was für eine. - Patita heißt die schwarze Dame und natürlich schleppt eine Tierärztin kein unbelecktes, oder gar umkompliziertes Vieh an, sondern irgendwas ist da schief gegangen bei der Schöpfung und die Hinterbeine der kleinen Katze sind falsch herum am Körper angebracht. - Jetzt nicht rechts oder links falsch, sondern die Knie und Pfoten zeigen nach hinten, also die ganz große schöpferische Ohrfeige. - Wie man sich so überhaupt fortbewegen und trotzdem sogar noch Mist bauen kann ist erstaunlich, nur darf ich halt diese ganz spezielle Katze nicht über unsere Terrasse hinaus wirken lassen. - Natürlich denken die auch über eine Operation nach, allerdings mahnen mögliche Nebenwirkungen wohl dazu, eher den Fehler der Schöpfung zu respektieren, als den des Operateurs.

Noch hat die kleine Dame die Tatsache nicht akzeptiert, dass sie im Moment nur mich hat. Wahrscheinlich fürchtet das arme Tier, dass ich nun für den Rest ihres Lebens der Nahrungsspender und Zeitvertreiber sein könnte. - Das ist natürlich ein Schock, zumal die anderen Katzen sich keineswegs als mitleidig erweisen und keinen Hehl aus der Ablehnung gegenüber allem Fremdem und Neuem machen, zumal das quakende Ding auch noch irgendwie komisch daherkommt. - Da sind wir schon wieder bei unmotivierter Ablehnung fremder Dinge und hier wird es uns doch nicht einfallen, den anderen Katzen eine irgendwie rechtsgedrehte Ideologie zu unterstellen. - Nur der Paul, der ist sowieso ganz anders, der setzt sich einfach neben Patita und sorgt mit seiner schlichten, aber dennoch deutlichen Präsenz für Ruhe. - Mich erinnert das ein bisschen an "Sit ins" der wunderbaren Zeit, als Hippies noch gut rochen, oder auch an Gandhi, der mit seiner stoischen Friedfertigkeit eine der aggressivsten Weltmächte zur Verzweiflung brachte. - Keine Ahnung, wo der Paul das her hat, aber ich denke mal über einen felinen Integrationspreis nach, der mich dann allerdings zu Ingrids Metzger des Vertrauens zwingen würde. - Ich werde das aber verschieben, ist ja irgendwie auch pervers, ein Tier für seine Friedfertigkeit loben zu wollen, in dem man andere Tierkadaver verfüttert. - Bloß nicht die Dinge zu Ende denken, davon bekommt man Plaque auf der Seele und dem Gemüt und Paul kann sich ja nun schließlich nicht um alles kümmern, was wir so beim Empathieren verschütten.

Aber es funktioniert, eine Tasse, ein Löffel und dieses wunderbare Brot vom Bäcker aus Los Llanos, das auch nach vielen Tagen noch hervorragend schmeckt, weil Sauerteig und Kunst des Umgangs mit diesem sensiblen Lebewesen endlich auch den Weg zu uns gefunden hat. - Neben der Post, unten an der Plaza, kommen eigentlich aus Fuencaliente, heißt "Zulay" und es tut so gut, mal wieder Brot zu essen, welches aus den Händen eines Bäckers kommt, und nicht aus dem Reagenzglas eines Lebensmitteltechnologen. - Nein, war keine Schleichwerbung, sondern mit dem Zaunpfahl, aber ohne Scheiß, für mich so ziemlich der einzige Grund, überhaupt noch nach Los Llanos zu fahren, ist deren Brot. - Und damit komme ich dann auch ohne großen Gewichtsverlust über die Runden, bis die Drachen wieder nach Hause finden und die kleine Katze mit dem Fußicap dann auch reneut an die Menschheit glauben kann. - Aber so ein paar Tage mal Klausur, kann nur gut sein, und so komme ich dann wenigstens im Selbstgespräch mal zu Wort. - Aber es fallen einem, ohne soziale Sofortkontrolle, natürlich auch wieder jede Menge an schrägen Dingen ein und ich will mich nun in Zukunft Shanti Kom Unist nennen und den Markt für spirituelle Salberei hier auf der Insel komplett aufmischen. - Hand auflegen, Räucherstäbchen schütteln, links herum mit Vera um die Aloe in Sütterlin tanzen und Coaching von morgens bis menos, bis der Globuli so richtig rollt. - Dabei blicke ich Ihnen tief in die Seele, bis ich besser weiß als Sie, was Sie eigentlich wollen und warum es unheimlich wichtig ist, dass Sie gerade jetzt Ihren Ballast, auch den um die Börse herum, in mich entleeren. - Stück für Stück bastle ich mir dann so einen Aschram zusammen, pflanze nach und nach Atlantik um die Scholle und gehe erst, wenn die Bauern alle wieder eingefangen sind und kein Geld mehr haben. - Mensch, wir sind doch alle erwachsen, wir wissen doch, wie der Hase läuft, aber hier auf der Insel scheint manchmal ein aberwitziger Geist zu herrschen und Dinge, über die man in Mitteleuropa schon vor 25 Jahren nur noch Witze machte, die werden hier plötzlich wieder zu Handelsware. - Nicht guter Rat ist teuer, sondern schlechter, und meinen bekommen Sie absolut gratis. - Glauben Sie an sich, an Ihre Ideen und Kraft und fragen Sie Freunde, Familie, also Leute, die Sie kennen, kritisieren können und somit schätzen, wohin der Weg denn gehen könnte und nicht Leute, die sich es zum Verdienst gemacht haben, sich selbst an Ihnen, und sei es auch nur finanziell, aufzurichten. - Und wenn es zwickt, also so richtig, auch im Gemüt, dann geht man zum Arzt, der hat das viele Jahre, unter und mit Mühen gelernt und die Kasse bezahlt das sogar. - So, Shanti Kom Unist geht jetzt wieder Spongebob gucken, das ist heilsamer als diese ganze verlogene Gesundbeterei und darüber hinaus freut es mich erneut, Ihnen wieder mal erfolgreich die Zeit gestohlen zu haben.

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