Corona-Zyklus, ein virulentes Virus geht viral (II)
Montag 16.03.2020 Tag eins des Hausarrests
Wo sind eigentlich die Lüsterklemmen?
Meine Frau droht mit Kniffel
Es ist ruhig da draußen. Aber nicht ganz so, wie ein Sonntag. - Viele Autos sind nicht unterwegs, aber es wird ja angeraten, normal arbeiten zu gehen, falls der Betrieb nicht geschlossen ist. - Völlig unklar ist die Situation vieler Urlaubsgäste, ob die nun auf den regulären Rückflug warten können, oder von sich aus einen früheren Rückflug anstreben sollen. - Es kommen sogar noch weiter Gäste auf die Insel, aber nur noch ganz wenige und wir (casamartin.de) haben gerade heute Morgen für die kommenden Wochen alle anreisenden Gäste angeschrieben, wir würden Sie doch bitten, nicht zu kommen. - Wäre wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen, aber wir funktionieren doch weiter. - Eine meiner Töchter arbeitet ja auf Gran Canaria in einem riesigen Hotel, auch die haben noch Gäste, aber es werden immer weniger und es kommen kaum noch Leute nach. - Die hat nun von ihrem Arbeitgeber eine Art "Passierschein" ausgestellt bekommen auf dem steht, dass sie zur Arbeit kommen muss und dahin unterwegs ist, falls sie mal angehalten wird. - Entlassen wurde sie bislang noch nicht, aber die meisten Angestellten rechnen wohl damit, in den kommenden Tagen gekündigt oder zumindest zeitweise freigestellt zu werden. - In dem Zusammenhang ist wieder man das Fehlen einer Regelung wie die Kurzarbeit hier zu bemängeln, was auch bereits im Jahr 2008 dazu geführt hat, dass man viele Leute entlassen musste.
Ein bisschen unklar ist auch weiterhin, ob man denn gestern bereits verfrüht, also nach Schabowski-Art, ins Haus zurückbeordert wurde. - Zunächst hieß es, das Dekret 463/2020 würde ab heute gültig. Aber in der letzten Version stand nun, Dekret wird wirksamn mit der Veröffentlichung im BOE (Boletín Oficial de Estado) und die fand noch am 14.3.2020 statt. - Meist lässt man ja Dekrete und Gesetze über das Wochenende "liegen" und veröffentlicht die im BOE erst am darauf folgenden Montag, aber was ist im Moment schon, so wie immer. - Ist auch egal, jetzt gilt das Dekret auf alle Fälle und wir müssen zunächst abwarten, wie robust die Ausgangsbeschränkungen kontrolliert werden. - Mit dem Stand von heute Vormittag gibt es auf La Palma 5 Fälle mit nachgewiesenem positiven Test auf COVID-19, aber jede Menge Toilettenpapier. - Die Zahl der Leute mit Paranoia allerdings steigt deutlich schneller an und in dem, was man Soziale Medien nennt, gibt es Ausbrüche von Dummheit und Panikmache, welche kaum nachzuvollziehen sind. - Nach dem Corona sehen wir uns wieder, ein Spruch, der ein bisschen abgewandelt, aber leider immer wieder aktuell wird. -Es sind halt wieder "Große Zeiten", genau die, vor denen mein Vater mich immer gewarnt hat mit den Worten: Ungewöhnliche Momente machen schlechte Menschen zu Furien und gute Menschen noch besser.
Wer versuchen Alltag und das heißt zunächst nicht anderes, als zu funktionieren. - Meine Frau ist ja den Hausarrest mit mir bereits deutlich mehr als 25 Jahre gewohnt und die Katzen wissen noch gar nichts davon, dass die Alten nicht nur im Haus bleiben wollen, sondern sogar müssen. - Ich könnte doch nun endlich diese oder jene Reparatur erledigen, welche ich vor lauter Geschäftigkeit schon mehrfach verschoben habe und in der Tat, es wird nun eng um die häusliche zu-tun-haben-Liste. - Schon beim ersten Versuch, tauglicher Haushandwerker zu sein, verfalle ich allerdings in alte Handlungsweisen und finde weder Werkzeug noch Material sofort. - Normalerweise fahre ich jetzt los in die Ferretería und kaufe die notwendigen Utensilien und gleich noch größere wie kleinere Lüsterklemmen dazu und einen, noch funktionierenden Phasenprüfer, denn Bruno hat mit dem alten gespielt und kaputt gemacht. - Aber das geht ja jetzt nicht mehr. - Als guter Bürger gehe ich natürlich nicht für solche Lappalien aus dem Haus. Gerade als ich meiner Frau triumphierend entgegentreten will, um Arbeitsende zu verkünden, wegen Materialmangels, kommt dieses Individuum auf die Idee, doch mal zusammen mit mir auf die Suche nach lüsternen Klemmen zu gehen.
Wir haben einen Schuppen, einen Container und mehrere runde Ecken, in denen ich viele Dinge verstaue, welche aus dem Auge, aber immer noch nahe der Hand sein sollten. - Wir beginnen im Schuppen. - Im Hunderterpack liegen die Kabelverbindungen da rum, nicht mal gut versteckt und gleich mehrere Phasenprüfer aus meiner früheren ungeprüften Einkaufphase bei Lidl. - Wir gehen aber noch weiter in die Tiefen des Raums und dabei entdecken wir Dinge, von denen ich schon gar nicht mehr wusste, dass ich die eigentlich besitze. - Drahtbürsten, Feilen, Sägen, Hämmer und Sichel, ich könnte einen eigenen Arbeiter und Bauernstaat aufmachen und hätte sämtliche Werkzeuge und Materialien bereits zur Hand. - Triumphierend deutet meine Frau auf die gesammelten Werke und murmelt was von notwendiger Verlängerung des Ausnahmezustands, auf gleich mehrere Monate. - Nicht wegen des virulenten viral-Virus, sondern damit endlich mal das Werkzeug eingeweiht wird und die Materialen verschraubt, verknotet oder angedengelt werden und zwar dort, wo sie eigentlich hingehören. - Damit meint sie nicht ins Lager, sondern an die Front. - Wo die sei, das wüsste ich ja und heute wäre noch reichlich Zeit, dieses oder jenes der Liste schon mal abzuarbeiten. - Eigentlich fallen mir immer Ausreden ein, oder aber ich muss schnell weg, was erledigen. - Aber ich kann nicht weg, nicht nur wegen des Virus, sondern ich habe ja auch keine Firma mehr, deren Fortkommen alles entschuldigen würde. - Um dem Ganzen noch weiter Robustheit zu verleihen drohte sie an, ansonsten könne ich die freie Zeit ja mit ihr kniffeln. - Sie hätte bereits viele Seiten ausgedruckt, als die Kinder noch da waren und sie weiß genau, ich hasse sämtliche Gesellschafts- oder Brettspiele existenziell. - Etwa auf dem Level Rassismus, Brokkoli oder Reggaeton. Es könnte also durchaus passieren in den kommenden Wochen, dass Klemmen, Zangen und Schraubendreher meine besten Begleiter im Ausnahmezustand das Haus in einen ausnehmend guten Zustand versetzen.
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