Mittwoch 18.03.2020 Tag drei des Hausarrests
Ich muss nicht zur ITV!
Hurra, hurra, die Schule brennt
Mit was für einem Blödsinn man sich beschäftigt, wenn man Zeit hat. - Die Fragestellung ist einfach: Darf ich mit meiner Frau zusammen in einem Auto zum einkaufen fahren? - Nicht einkaufen zu zweit einkaufen, sondern ich fahre, bleibe dann im Auto sitzen und meine Frau geht einkaufen. - Was für eine dumme Frage wird man sagen, aber genau so etwas wird diskutiert. - Holen wir uns zunächst den Originaltext heran, der die Ausnahmen des Dekrets beschreibt, welches die Bewegungsfreiheit hier in Spanien einschränkt. - Nirgendwo steht, dass man alleine im Auto sitzen muss, aber unter Artikel 7 Buchstabe h) steht folgendes geschrieben: "Cualquier otra actividad de análoga naturaleza que habrá de hacerse individualmente, salvo que se acompañe a personas con discapacidad o por otra causa justificada." Das heißt: Jegliche weitere, ähnliche Aktivität welche man alleine (individuell) machen muss, es sei denn, man begleitet Personen mit Behinderung oder aus einem anderen Grund. - Ob sich nun das "habrá de hacerse individualmente" nur auf die eine Ausnahme unter Buchstabe h) bezieht, oder auf alle vorher genannten Ausnahmen, a) - g) das weiß ich natürlich nicht und kann wohl auch ganz individuell ausgelegt werden. - Macht natürlich keinen Sinn, die gemeinsame Autofahrt mit dem häuslichen Partner zu verbieten, auf der anderen Seite geht es ja nicht nur um Sinn und Unsinn individuellen Tuns, sondern robuste Regeln aufzustellen, die man nicht in Frage stellt, sondern einfach umsetzt. - Also besser alleine und wer zur Arbeit fährt, der darf wohl jemanden mitnehmen, der aber muss dann hinten sitzen.
Also nicht diskutieren und ausloten, sondern einfach gehorchen. - Haben wir nicht, aber das hat was damit zu tun, dass meine Frau mir nicht zutraut, einen halbwegs vernünftigen Einkauf hinzubekommen. - Nein, ich musste sowieso zur Apotheke, also sind wir gemeinsam nach El Paso gefahren und haben uns dann getrennt auf die Suche nach unseren Notwendigkeiten gemacht. - Ich war alleine in der Apotheke und alle meine Medikamente gab es ohne Probleme. - Natürlich gibt es keine Masken und Desinfektionszeug mehr zu verkaufen, so hat man an den beiden Schaltern Spuckschutzscheiben angebracht. - Ich glaube das heißt wirklich so, kennt man ja sonst vom Büffet und das ist wohl eine einfache, aber wirksame Methode sich bei Publikumsverkehr zu schützen. - Nach jedem Kunden geht man dann nach hinten und desinfiziert sich die Hände, so die Aussage der Apothekerin. - Meine Frau war im Hiperdino. Am Eingang bekommt man von einem Sicherheitsbediensteten Einweghandschuhe in guter Qualität. - Dann geht alles ganz normal und alle Waren sind reichlich vorhanden, auch Klopapier. Es gibt also überhaupt keine Versorgungslücken und wer ein bisschen früher aufsteht, so wie wir, der kommt auch ohne Anstehen überall sofort ran. - Die Kassiererinnen sind angewiesen, alle halbe Stunde die Hände zu desinfizieren, wie auch das Laufband, ansonsten stehen die da ungeschützt und fern der Heimat. - Wenn man schon den Ärzten und Bediensteten im Gesundheitswesen berechtigten Applaus schenkt, ich beziehe die Kassiererinnen mit in meinen Abendapplaus mit ein, denn das Gebet fällt ja zu häufig aus.
Ein bisschen gespenstisch war das schon, aber alle Leute, denen man begegnet ist waren mindestens höflich bis freundlich. - Klar, mit Abstand, so zwei Meter machen wir inzwischen irgendwie automatisch, auch mit den Nachbarn, aber ansonsten scheint sich eine eingeschworene Gemeinschaft zu entwickeln, welche mindestens aus Trotz keinen Schritt zurückweichen will. - Es sind immer noch Urlaubsgäste auf der Insel, allerdings wird es schon sehr leer auf La Palma. - Condor und Eurowings fliegen weiter tapfer und EasyJet schickt laut Flugplan nun wieder zwei Maschinen auf die Kanaren und La Palma, allerdings nur auf diesem einen Plan und ob das nur Papierflieger waren, ich weiß es nicht. - Wirklich existent waren diese Flieger wohl nicht. - Bis zum Wochenende werden dann wohl so ziemlich alle Inselgäste fort sein und für mich alten, touristischen Hasen im Privatierspelz, fühlt sich das irgendwie komisch an. - Ein paar Leute wollen aber gar nicht zurück, mal sehen, was aus denen wird. - Das Gesundheitsministerium hat nun auch die Weisung erlassen, alle touristischen Betriebe bis zum 24.3.2020 zu schließen. - Ich glaube aber nicht, dass man, dann noch verweilende Leute, auf die Straße setzt. - Die Webseite des Auswärtigen Amtes, auf der sich Reisende nach Deutschland registrieren sollen, welche keinen bestätigten Rückflug haben, ist wohl häufiger überlastet. - So hat man nun eine Mail-Adresse verlauten lassen:
santa-cruz-de-la-palma@hk-diplo.de und dort gibt man seine kompletten Namen an, seine Mail-Adresse und seine Mobiltelefonnummer. - Und man sollte innerhalb einiger Stunden abreisebereit sein.
Offiziell bleiben wir bei 5 Infizierten, 4 in häuslicher Quarantäne und eine Person im Krankenhaus, allerdings zweifelt die Mehrheit der Leute hier diese Zahlen an. - Woher das wohl nur rühren mag. - Weiter ist die Rede von einer kleinen, zweistelligen Zahl an gezogenen Proben, welche noch zur Analyse ausstehen. Inzwischen hat man in der, so gut wie nicht mehr genutzten Kaserne eine Art Corona-Camp eingerichtet, dort sollen jetzt alle Verdachtsfälle geprüft werden und anschließende Aktionen beschlossen. - Man soll aber weiter die 112 anrufen und seine Bedenken erklären, wenn man glaubt infiziert zu sein, damit dann die Ärzte hier entscheiden, wie weiter verfahren wird. - Und dann noch der Hammer des Tages: In der Hauptstadt Santa Cruz haben sich wohl ganz dreiste Leute versucht Zugang zu Wohnungen zu verschaffen, um diese auszurauben. - Man gab an, vom der Gemeinde geschickt zu werden, die Wohnungen auszuräuchern oder zu desinfizieren und daher müsse man sein Heim eine Weile verlassen. - Dann habe ich da noch ein Bild der Klasse: Weißt du noch?
Image courtesy of https://www.flightradar24.com
Man beachte natürlich den Paul, aber ein bisschen meine ich auch meine damalige Zigarettenmarke...
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