Sonntag 22.03.2020 Tag sieben des Hausarrests
Millionen Menschen, die sich nicht angesteckt haben
Gute Nachrichten haben keine Statistik
Gut, dass wir inzwischen alle Spezialisten sind. - Ich könnte im Mikroskop keinen Virus von einer Bakterie unterscheiden, noch wahrscheinlicher ist aber, dass ich in die Zentrifuge gucken würde… Macht nichts, ich bin auch nicht abgestellt, die Welt zu retten, sondern meine einzige Aufgabe im Moment ist, mich nicht anzustecken. - Ich biete sogar an, den Plan überzuerfüllen, ich werde auch keine weiteren Menschen anstecken. - Hervorragend verstehen kann ich die Leute, die Angst haben. Angst ist ja auch dafür da, dass man vernünftig und klug handelt. Allerdings funktioniert das nur, wenn man Angst kanalisieren kann. - Also weiß, wovor und auch weiß, wohin man flüchten oder kämpfen kann. - Und jetzt wird es kompliziert. - Keiner weiß ja mehr, wovor er eigentlich Angst hat und je größer dieses, im wahrsten Sinne des Wortes, unbegreifliche Konglomerat aus Halbwissen und Desinformation auf einen einkloppen kann, um so größer wird der Kloß im Gemüt. Das ist der Moment, in dem die Angst gefährlicher wird, als das Virus selbst und, seien Sie mir bitte nicht böse, aber der "Run" auf Klopapier ist das allerbeste Bild, welches uns die Gesellschaft ja im Moment bieten kann. - Alle haben eine Scheißangst, auf der anderen Seite ist es doch nur verständlich und auch extrem beruhigend, in einem Land zu leben, in dem Klopapier gehamstert wird und nicht Waffen. Die Welt geht nicht unter, auch die Wirtschaft wird nicht zusammenbrechen und das sage ich Ihnen nicht, weil ich Spezialist wäre in Politik oder Märkten, sondern weil ich hervorragender Kenner der Materien Alltag und guter Laune bin. Weitermachen, jeder nur ein Kreuz, Untergangspropheten wie Verschwörungstheorien lassen wir rechts liegen und besinnen uns auf unsere hervorragende Aufgabe: Nicht anstecken und nicht austeilen! - So einfach kann das sein, dann sind wir einer der vielen Millionen Menschen in Europa, die sich nicht angesteckt haben.
Zurück zum unspektakulären Alltag auf dem Inselchen. - Wir schwanken, ob man denn die noch auf der Insel weilenden Gäste einfach zum Flughafen schickt, wenn mal wieder ein Bündel Charterflieger landet, oder eher dazu rät, auf die gebuchten Flüge kommende Woche zu warten. - Was richtig ist, hängt halt von vielen Unbekannten ab, aber es ist schon klar, dass viele der bereits gebuchten Plätze in den regulären Flieger zurück nach Deutschland frei bleiben, da Gäste bereits vorzeitig abgereist sind. - Aus Gran Canaria wissen wir, dass das Auswärtige Amt wohl bereits funktionierend Gäste von der Insel holt, hier kennen wir noch keinen aktiven Fall, wo das bereits geklappt hätte. - Wenn ich von "aktivem Fall" spreche, dann meine ich damit, dass ich selbst Zeuge davon bin. - Hat natürlich auch was damit zu tun, dass man zunächst bemüht ist, Pauschalgäste zurück zu bringen, da man in dem Bereich einklagbare Schadensersatzforderungen fürchtet und darüber hinaus, diese Urlauber auch einfacher erreicht. Mehrere Gäste haben es heute geschafft, mit den beiden Condor-Fliegern auch ohne Reservierung noch nach Deutschland zu kommen, allerdings war auch das wieder ohne der Hilfe des Auswärtigen Amts der Fall. - Der Iberia-Schalter hat es übernommen, eine Warteliste anzulegen, um dann in die "No-shows" Lücken eben die Ausreisewilligen zu platzieren. - La Palma leert sich also wirklich, aber es sind immer noch Urlaubsgäste auf der Insel und zumindest schreibt die Condor nun Gäste an, welche sich auf einer Liste dieser Fluggesellschaft eingetragen haben, ob man denn noch auf der Insel sei und weg wolle. - Hier der Rat, sollten Sie diese Nachricht erhalten haben, dann bitte antworten.
Eben kommt über den Ticker die Meldung, dass der Ausnahmezustand in Spanien Tage verlängert werden soll. - Das haben zumindest Pedro Sánchez und die Präsidenten der Autonomen Regionen beschlossen und wollen das Anfang kommender Woche auch im Parlament absiegeln lassen. - Es wird angenommen, dass auch die Opposition hier keine Mucken macht, wobei es anfänglich gar nicht so einfach war, auch die Gruppen Ciudadanos und die Partido Popular mit an die Ruder zu bekommen. - Eigentlich gilt ja, in Krisenzeiten ist die einzige Pflicht der Opposition, Schnauze halten, aber selbst jetzt kitzeln einige Vertreter regionaler Parteien weiter an ihren nationalistischen Strategien. - Allerdings denke ich mal, dass das nach hinten losgehen kann, niemand mag in solchen Zeiten Egoisten und Leute, welche die Schuld immer bei anderen suchen. - Neue Zahlen für La Palma gibt es heute nicht, Sie wissen ja, Corona hält sich an Arbeitstage, also sind wir weiterhin bei 14 Infizierten. - Allerdings sucht man Rentner, welche am 11. März mit einer Seniorenreise in Valencia waren und bittet diese Leute sich beim Arzt oder dem Corona-Zentrum zu melden. Für alle noch mal, bei Verdacht bitte die 900 112 061 wählen. - Dann kommt noch der andere Teil des Teams gute Laune in Person von Pachi, Lokalpolizist aus Tazacorte. - Kennen Sie noch YMCA? - Also, hier gibt es was auf die Augen und Ohren. -. Keine gute Qualität, aber gute Laune!
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