Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 25.11.2021 Vulkanausbruch

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Vulkantagebuch



25.11.2021 Tag achtundsechzig der Eruption


Donnerstag 25.11.2021 El Paso 06:00 Uhr

Alles Asche
Wenig Beben, wenig Lava, aber wieder schwarze Dächer


Es ist zum Aschefegen. - Wer Mäuse melkt ist ein Tierquäler und ich werde versuchen, heute schnell zu schreiben, damit ich anfangen kann den Mist da draußen wieder weg zu bekommen. - Eigentlich waren wir durch. - Alle Dächer, alle Terrassen und selbst in die Ecken sind wir schon mit den Besen gegangen, damit vor dem Regen alles gut ist. - Aber gestern Abend, da ging es dann wieder los, Ascheregen. - Das gefürchtete "Nichtwetter" hat wieder zugeschlagen, kein Wind aus nirgendwo und auch jetzt weht noch kein Wind, der uns mit der Asche helfen könnte. - Dabei soll es doch heute anfangen zu regnen und ein paar Tropfen sind auch schon gefallen, aber eben nur ganz wenig. - Die größte Sauerei entsteht, wenn es jetzt auf die neuen anderthalb Zentimeter Asche regnen würde. - Das, plus die Menge, welche dann von den Dächern gespült wird, als zäher Brei auf den Terrassen und Fensterbrettern. - Sobald es Dämmerlicht wird, gehe ich also wieder raus und an die Abläufe, um zumindest die frei zu bekommen, wenn es dann anfängt zu regnen. - Man darf eben Vulkanen nicht trauen und auch keinem Wetter aus Nordostpassat und so lange dieser Wind nicht weht, ist bei uns eh alles durcheinander.

Dabei gibt es wieder eine neue Entwicklung, welche eigentlich sehr erfreulich ist. - Der reine Augenschein und Vergleich mit den Vortagen ergibt deutlich weniger Lava unterwegs als noch die Tage zuvor. - Gut, wir können nicht alles einsehen, aber es ist deutlich dunkler heute über dem Lavafeld und rund um La Laguna ist keine Bewegung, also rötlich glühendes Gestein, zu sehen. - Weiter südlich zieht sich ein fahler Lichtschein von Ost nach West, das ist die glühende Lava, allerdings dünner und feiner gezogen als noch gestern und sowieso noch vor drei Tagen als La Laguna wieder zitterte. - Darüber hinaus gab es sehr viel weniger Beben und mit einer Magnitude von 3,4 ist das stärkste Beben seit 24 Stunden nicht gerade erwähnenswert. - Tremor und Tremor-Amplitude reagieren noch nicht darauf, immerhin bleiben die auf einem sehr niedrigen Niveau und wir wollen auch noch nicht schon wieder euphorisch werden, aber die Zeichen stehen weiter auf Abklingen. - Am Krater selbst erkennen wir nicht, dass weniger Lava fließt, auch gibt es weiter einen kleinen "Jet" mit pyroklastischem Auswurf, aber es wirkt schon deutlich kraftloser als noch in den vergangenen Wochen. - Insbesondere, wenn man von Anfang an dabei war und auch die ersten Tage in Erinnerung hat, als der Neugeborene Bomben und anderes glühendes Gestein mehrere Hundert Meter hoch in den Himmel geworfen hat. - Ist ein bisschen so wie bei uns, der Strahl lässt mit der Zeit nach, man fängt dann an zu humpeln und irgendwann steht man nicht mehr auf. - Sprach ich jetzt vom Vulkan oder von mir…




So wenig war lange nicht mehr los
Quelle: IGN




Die gemittelte Tremor-Amplitude quittiert das mit Krebsgang
Quelle: IGN




Würde man jetzt wieder das Geo-Dreieck ansetzen, dann käme erneut der 42 November raus
Quelle: IGN




So sieht das Volcano Discovery
Quelle:Volcano Discovery




Die Karte des Instituto Geológico y Minero de España ist jetzt meist die schnellste. - Ebenso flott sind die Leute von OpenStreetMap, allerdings kann man dort nicht erkennen, wo die Lava zuletzt gewirkt hat. - Seit dem die "Mineure" das Farbspiel auf Ampelfarben begrenzt haben, verstehen wir deren Botschaft auch viel einfacher
Quelle: IGME - CSIC





Donnerstag 25.11.2021 El Paso 17:00 Uhr

Der Fokus orientiert sich neu nach Süden
Montaña Cogote südlich umgangen


Es hatte sich gestern ja bereits angedeutet, Sankt Florian entscheidet gegen den Süden. - Der folgende Zynismus ist übrigens nicht von mir, sondern vom Vulkan gestreut. Wenn Krematorien eingeäschert werden und Friedhöfe begraben, braucht es keine Umschreibungen mehr, wie zynisch uns die Natur generell erscheinen mag. - Am Vormittag, kurz nach Neun Uhr, stieg plötzlich eine Lavafontäne aus einem alten Schlot auf der Westseite des Vulkans auf und ergoss Unmengen an flüssigem Gestein in die Rinne, welche nach Süden führt. - Dort durchbrach die Lava aufgrund ihrer schieren Menge den üblichen Weg nach Westen und schob sich schnell und direkt südlich an der Montaña Cogote vorbei um dann erst nach unten, also Westen abzubiegen. - Hier nun liegt der Friedhof von Las Manchas, welcher inzwischen als letzte Ruhestätte für die Einwohner des gesamten Aridanetals dient. - Auch ist dort das einzige Krematorium der Insel, war muss man jetzt sagen. - Dieser Friedhof war bereits in den ersten zwei Wochen der Eruption öfter im Fokus der Lava, allerdings schaffte es diese nie, den "Friedhofshügel" eben diese Montaña Cogote im Süden zu umwinden. - Da dort das Gelände nach Süden hin ansteigt erwarten wir, dass sich die neue Lavazunge unterhalb der Montaña Cogote wieder in die bereits vorhandene Lavazunge einreiht. - Was wir noch nicht wissen ist, ob denn überhaupt mehr Lava dann diesen Weg beschreiten wird. Sollte das nur der fünf Minuten dauernden Lavafontäne vom Vormittag zu danken sein, dass jetzt erneut derber Schaden angerichtet wird, dann bleibt Hoffnung für den unteren Verlauf der Lavazunge "Colada 10" genannt. - Allerdings ist es auch möglich, dass dieser enorme Schwall an Lava eine der alten Schlote und Öffnungen nach Süden hin aufgetan hat. - Auf den Karten ist der neue Verlauf noch nicht eingezeichnet, also reichen wir das morgen nach. - Damit ist zwar La Laguna immer noch nicht aus dem Schneider, aber die Zunge Nummer Sieben wird kaum noch versorgt, sondern eher die etwas weiter südlich verlaufende Nummer Vier, welche nördlich der Montaña Todoque nach Westen zieht. - Auch dort droht weiteres Unheil, da sind auch wieder Häuser im Weg, die sich seit September erfolgreich an die Hügel gekrallt haben, um nicht an die Lava verloren zu gehen.

Inzwischen fließt wieder deutlich weniger Lava. Der Vorfall von heute Morgen wird in der Pressekonferenz als normaler Prozess im Verlauf einer Eruption bezeichnet, wohl weil niemand dafür eine belastbare Erklärung hat. - Wir natürlich auch nicht. Man müsste mal zurückrechnen, wann starke Beben zuvor möglichen Magmanachschub frei gerüttelt haben könnten. Wir hätten da ein 3,9 um 07:53 zu bieten, in 11 Kilometer Tiefe. - Allerdings müsste dann das Magma schon sehr schnell gewesen sein. - Vielleicht gab es Stunden vorher bereits eine Obstruktion weiter innen vor dem Schlot, welche dann auf einmal gelöst wurde und so den großen Schub auf einmal auslöste. - Das könnte auch erklären, warum heute Nacht generell weniger Lava unterwegs war, obwohl die Parameter ähnliche Werte wie noch in den vergangenen Tagen anzeigen. - Da sind wir bei den Daten. - Beben weniger, besonders in der Tiefe und auch die Magnituden haben abgenommen. - Ganz auffällig ist, das stärkste Beben in den letzten 24 Stunden, eben diese 3,9 heute Früh, die fanden in 11 Kilometer Tiefe statt und nicht unter 30 Kilometer, wie das bisher für die "Klopper" immer so war. - Die Deformation, hier wieder an der LP03 orientiert, ein Zentimeter nach oben, also nicht signifikant. - Tremor und gemittelte Tremor-Amplitude bleiben gleich niedrig, reagieren aber auf die kurze Episode an Explosionen nach dem Massenauswurf der Lava gegen 09:00 Uhr. - Bei den Werten an Schwefeldioxid gibt es erneut ein nicht zu verarbeitendes Breitenspektrum von 1.000 - 30.000 Tonnen in der Wolke. Wir sind ja gestern bereits darauf eingegangen und wer will, der nimmt die abnehmende Tendenz alleine des unteren Wertes mit. - Machen wir nicht, sondern lassen das einfach stehen und hoffen auf einfachere Werte in den kommenden Tagen. - Allerdings erklärt man uns gebetsmühlenartig, insgesamt kann man ein Absinken der Werte an SO2 in der "Abgaswolke" des Vulkans seit September erkennen. - Die Daten bieten also eine seitliche Bewegung an, mit leicht, sehr leicht sinkender Tendenz, auch wenn heute wieder Zerstörung angesagt war. - Da ist er wieder der Zynismus und ich habe heute Morgen über die Asche gemeckert. - Ein bisschen schäme ich mich dafür.




Es gab eine explosive Episode nach dem Massenauswurf an Lava
Quelle: IGN




Die gemittelte Tremor-Amplitude nimmt wieder meinen Lieblingsweg
Quelle: IGN




Bild von heute Mittag, links im Qualm die Montaña Cogote und unten sieht man wie just das Krematorium in Flammen aufgeht. - Wie weit der Rest des Friedhofs Schaden genommen hat, das wissen wir noch nicht
Quelle: Cabildo Insular de La Palma




Heute Vormittag gegen 09:00 Uhr








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