05.11.2021 Tag achtundvierzig der Eruption
Freitag 05.11.2021 El Paso 06:30 Uhr
Der Beginn des Auftaktes des Anfang des Endes
Dativ, Genitiv, eruptiv?
Der Genitiv ist dessen schwerer Bruder von den DativInnen. - Dem Vulkan ist das Wurst wie Wurstersatz und manchmal weiß ich gar nicht so recht, ob es sich lohnt, für den Genetiv noch zu kämpfen. - Also lassen wir das am frühen Morgen und kümmern uns lieber um die Eindrücke der Nacht. - 4,5 ist das alles, was der Kerl noch drauf hat? - Die Nacht davor gar kein Klopper der leicht spürbaren Klasse, also ist doch was dran an der allgemeinen Entspannung? - Wahrscheinlich schon, es sind halt doch mehr Zeichen auf Abrüstung zusammengekommen. Jetzt muss das noch ein bisschen weiter in die Richtung ziehen und alle Zeichen müssen konstant und anhaltend auf Abklingen des Drucks im Inneren und Unteren der Insel hinweisen. - Weniger Beben, bereits gestern und auch heute Nacht und 4,5 ist nicht 5,0 also bringen wir das auch schon auf die Haben-Seite. - Der Tremor hat wieder nachgelassen, dieses Mal vor der Nacht, was wir Prinziplaien doch eigentlich umgekehrt gesehen haben bislang.- Nehmen wir aber auch mit, weil das ja auch zusammengehört. - Die Gasemissionen lassen, auf einen längeren Zeitraum hin gesehen auch nach, besonders in Sachen SO2 sind wir von sechsstellig auf vierstellig inzwischen runter. - Die Bodendeformation ist jetzt bei der, der Eruption am nächsten liegenden Messstation stabil und wir dürfen wohl auch kein Absinken auf einen Wert vor der Eruption warten, aber eine deutliche Senkung sollte schon noch drin sein. - Der Vulkan selbst hat gestern Abend das Röcheln, Fauchen und Grummeln eigentlich komplett eingestellt und arbeitet jetzt wieder im "off" vor sich hin. - Also ganz leise, als wäre der Spuk bereits vorbei. - Ist er aber nicht, denn weiter sehe ich den kompletten südlichen Inselhorizont glühen, was eben auf kontinuierliche Arbeit, auch im stillen, hindeutet. - Erfolgreich wohl, wie man an der Gasfahne sehen kann und der, zunächst gelb, dann rotglühenden Lava, welche sich breit und zäh über den sanften Abhang des südlichen Aridanetals zieht. - Man kann bei dem morgendlichen Anblick gar nicht glauben, dass bislang keine weiteren Zerstörungen gemeldet wurden und unser Informationsstand der ist: Kaum Geländegewinn für die Lava. - Ich fürchte, da ist die Lava inzwischen weiter, als die Information, aber das liegt auch ein bisschen daran, dass ich seit Eruptionsbeginn einfach nicht mehr länger schlafen kann, als bis fünf Uhr morgens.
Überhaupt erstaunlich, welche Mengen an Lava solch ein einziger Eruptionsort ausstoßen kann. - Zwischen 100 und 200 Millionen Kubikmeter an Lava darf man aus diversen Quellen lernen, in knapp 50 Tagen und wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo zwischen diesen beiden Schätzwerten. - Aber auch der geringere Wert wäre noch enorm und müsste ein bisschen unser Wissen über kanarische Vulkane erweitern. - Ähnlich breit sind auch die Schätzungen, wie viel Asche, Sand und Lapilli der Vulkan über die Insel geschüttet hat und man nennt hier Zahlen von 10 bis 45 Millionen Kubikmeter. - Davon haben meine Frau, meine Kinder und ich alleine sicher 20 Kubikmeter (nicht Millionen) bereits zusammengefegt und abtransportiert und sicher warten noch weitere 10 Kubikmeter auf uns. Auf jeden Fall zu viel und wir hoffen nun auf ein paar Tage kräftigen Passat, der viel von dem Zeug einfach mit hinaus aufs Meer nehmen wird. - Aber Vorsicht, hier bei uns im Tal kommt der Passat eben als unberechenbarer Fallwind an und kann in Böen äußerst aggressiv sein und wer nicht sandgestrahlt werden will am Wochenende, der sollte vielleicht wirklich an Sturmhaube und Schutzbrille denken.
Ab 16:30 Uhr, Kurzarbeit am Vulkan
Quelle: IGN
Neue Grafiken braucht das Land. - Ob da die Kritik nach einer feineren Klinge in Sachen Transparenz bis zum IGN durchgedrungen ist? - Jetzt hat das Ganze noch die Beben mit im Sichtfeld und die X-Achse Werte bekommen Quelle: IGN
Jetzt begreifen sogar wir, dass Dreißig nicht das neue Null ist
Quelle: IGN
Eine Gasfahne kann ich nur erkennen, gestern Abend waren es noch deren zwei. - Darunter der Schlot für die Lava, die weiter in kaum fassbaren Mengen austritt
Oberer Teil der Lavazunge, Kraterfuß bis Cogote. - Links häuft sich abkühlende Lava auf dem Ende der Ablaufrinne an. Bildmitte die frische Lava, die sich jetzt auf Vulkantuben oder oberirdische Pfade in die südwestlichen Regionen der Lavazunge verteilt
Unterer Teil der Lvazunge, etwa Cogote bis hinab Höhe Todoque
Freitag 05.11.2021 El Paso 18:30 Uhr
Strike Two
Das Weiße ist jetzt gelb
Ich habe keinen Piccolo kalt gestellt, sondern nur ein alkoholfreies Bier. - Mehr nicht! - Es sieht schon gut aus, es kommt auch kaum mehr schwarzer Qualm aus Robins Schlund, sondern viel Wasserdampf und weiter erkennen wir auch den, leicht grauen Rauch, der die Austrittsöffnung der Lava kennzeichnet. - Darüber hinaus sehen wir wieder einmal, dass Dr. Klügel immer recht hat, denn das "Weiße Zeug" ist jetzt deutlich gelb, also kann man seinen Vorschlag mit den schwefeligen Verbindungen wohl nur unterstützen. - Den ganzen Tag über war der Vulkan jetzt ruhig, nur ab und zu mal ein kleines Grunzen, was eher wie ein Wehklagen als eine Drohung klang. - Was noch positiver scheint, ist der Umstand, dass auch die Anzahl der Beben merklich gesunken ist. - Dennoch, der Tremor ist zwar kleiner geworden, allerdings funktioniert das vulkanische System des Vulkanes weiterhin, sonst wäre der Tremor bereits komplett zusammengefallen. - Also, Strike two ja, aber kein wirkliches Ende in Sicht und ich darf an den 27. September erinnern, als einen halben Sonntag lang nicht mal mehr Wasserdampf aus dem Krater kam und gar keine Beben stattgefunden haben und gegen Abend das Monster dann wieder aufgewacht ist. - Möge uns das dieses Mal erspart bleiben, aber die Dinge sind weiterhin angespannt und bitte nicht verfrüht jubeln. Auch sind die Gasemissionen zwar nicht angestiegen, aber mit 31.300 Tonnen SO2 darf man wirklich noch nicht vom Ende der Eruption sprechen, sondern lediglich von einem Halt, von dem wir noch nicht wissen, wie lange der andauern kann. - Es kommt darauf an, ob nun die Zahl und Magnituden der Beben weiter abnehmen, als Zeichen, dass der Druck von unten nachlässt, weil keine Gase und kein Magma mehr Auslass verlangen. - Dann können wir noch eine Flasche alkoholfreies Bier nachlegen und wenn dann der Tremor noch deutlicher sinkt und auch die Gasemissionen steil in den Keller gehen, dann gibt es vielleicht einen Piccolo. Auch heute also wieder nur ein 1:3 aus unserer Sicht. Treffer für uns in Sachen Anzahl der Beben.
Das Wetter spielt jetzt gut mit, auch wenn teilweise die starken Böen im Aridanetal das Tragen einer Schutzbrille deutlich empfehlen. - Aber der Dreck wird gen Süden und dann raus aufs Meer geblasen, also schaffen wir es wohl in den kommenden Tagen viel von der Asche wegzuschippen, denn es ist nicht damit zu rechnen, dass wieder Asche im Tal fällt. - Vorerst nicht, so lange der Wind weht, den wir Passat nennen. - Die Lava fließt weiter genau Richtung Westen auf die bereits vorhandene Zunge und gelangt wohl über vulkanische Röhren sogar bis nach unten an die neu geschaffene Landzunge. - Das deuten die heftig werdenden Fumarolen dort auf der "Fajana" an und auf der letzten Aufnahme des Drohnenfluges erkennt man, genau wie gestern, die oberirdischen Lavaflüsse ziemlich zentral auf der Lavazunge. - So meldet man auch heute wieder keinen, oder minimalen Schaden, da die Ränder des Lavastromes nicht breiter geworden sind. - So bleibt die LP211 weiter offen und Las Norias wird zum südlichen La Laguna, also ein bisschen nach Wunder rufend. - Aber das ist noch nicht vorbei, denn der Krater lässt weiter Lava austreten und schickt diese auf den Weg, auch wenn wir im Moment kein Tönchen vom Krater vernehmen können. - Ich bin zuversichtlich, aber nicht euphorisch und eben erfahren genug, kein Anfang des Endes zu prophezeihen, aber Strike Two ist das schon, aber bei Drei muss dennoch nicht schon alles zu Ende sein.
Deutlich weniger Beben heute
Quelle: IGN
Das zeigt auch Volcano Discovery so
Quelle:Volcano Discovery
Aber der Tremor arbeitet noch, wenn auch auf geringem Niveau
Quelle: IGN
Deswegen auch keine große Veränderung bei der gemittelten Tremor-Amplitude
Quelle: IGN
Heute Vormittag, mit noch riesiger und dunkler Aschewolke
Heute Abend, kaum noch Asche und dunkler Qualm, der scheint sowieso nur noch aus dem hinteren Krater zu kommen
Das "Weiße Zeug" ist jetzt gelb
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