Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 06.10.2021 Vulkanausbruch

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Vulkantagebuch



06.10.2021 Tag achtzehn der Eruption


Mittwoch 06.10.2021 El Paso 07:30 Uhr

Zweimal Gas, einmal Lava bitte
Weniger Beben als gestern, ist das überhaupt möglich?


Das Leben ist kein Canapé. - Wenn Sie sehen könnte, wie ich hier sitze. - Komme gerade von meinem morgendlichen Fotospaziergang vom Vulkan zurück, schon sitzt eine Katze, der Fredi, auf meinem Schoß und die andere, die sabbernde Mia, neben der Tastatur. - Vernünftige Leute kippen Rotwein oder Bier auf ihre Tasten, meine speichelt Mia ein. - Aber Katzen sind gut gegen Vulkane, die gewöhnen sich nämlich viel schneller an den Dauerkrach und verbreiten schnurrende Routine. - Mit der fangen wir jetzt auch an. - Über Nacht hat der Krater einen zweiten Auslass für Gas und pyroklastisches Material gebildet und ist damit auch gleich viel ruhiger geworden. - Darunter, streng Richtung Westen, der Hauptauslass für Lava, welche weiterhin in sehr großen Mengen in die bereits vorhandene Lavazunge mündet. - Wenn viel Lava fließt, dann können wir das daran erkennen, dass sich nachts ein rötliches Band über die gesamte Lauffläche der Lava vom Krater bis hinunter zur Montaña Todoque zieht. - Betrachtet man die Ausbreitung der Lavazunge, dann kann man lediglich an der "Nordfront" geringe Verbreiterung feststellen, im Süden lässt sich seit Tagen kaum noch Veränderung finden. - Das ist wohl eine gute Nachricht, die Lava-Autobahn funktioniert, im Großen und Ganzen, allerdings machen manche Gebiete im Norden weiterhin Sorgen. - So sind immer noch die Häuser am Callejón de la Gata bedroht, das Industriegebiet und auch die Menschen in La Laguna müssen weiter auf der Hut sein. - Jeden Moment kann sich in der Autobahn etwas stauen und so der Druck nach außen wieder wachsen und den Lavazug umleiten. - Auch besteht weiterhin die Gefahr einer neuen Renovierung des Kraters, sollte eine neue Austrittsöffnung entstehen, sei es im Norden, oder im Süden, dann sind schnell wieder weitere Regionen bedroht.

Das Wetter hat gehalten über Nacht, keine weitere Asche ist ins Tal gefallen, also kann es heute mit der großen Fegerei weitergehen. - Das ist eine gute Nachricht, allerdings wird es die kommenden Tage wieder kabbelig. Es will sich keine klare Großwetterlage definieren und so kann und unser meistgeliebter Wind, der Nordostpassat, nicht richtig arbeiten, da sich kein stabiles Hoch über den Azoren verankern kann. - Den Besen also noch nicht aus der Hand legen, der darf gar nicht erst abkühlen. - Ganz vorsichtig gute Hinweise kommen von der seismischen Lage. - Seit Tagen verzeichnet das Instituto Geográfico Nacional zum ersten Mal weniger Beben, als noch im gleichen Zeitraum am Vortag. Auch waren keine "Klopper" von knapp unter 4 dabei, sondern "nur" noch von maximal 3,3. Die meisten Hypozentren bleiben im zweistelligen Kilometerbereich, da ändert sich also nichts, genau so wenig wie in Sachen Epizentren. Die Bodendeformationen scheinen auf der LP03 sogar ganz leicht rückgängig zu sein. Das lässt noch keine Trendwende ausrufen, aber zusammen mit der geringeren Anzahl an Beben erscheint es zumindest beachtenswert. - Es wäre deutlich verfrüht, daraus jetzt bereits ein mögliches Ende der Eruption basteln zu wollen, bitte nicht so voreilig, aber der bislang beunruhigende Teufelskreis des ständig wachsenden Drucks unter der Cumbre Vieja scheint zumindest kurzfristig mal eine kleine Entlastung zu erfahren. - Wie gut das tut, auch mal, wenn vielleicht auch nur kurz, in die andere Richtung schreiben zu können. - Kein Trost natürlich für alle, die Haus, Heim, Arbeit und vielleicht sogar Zukunft unter der Lava verschwinden sahen und noch sehen werden. - Das eigentlich Wunder von La Palma bleibt aber weiterhin bestehen, da zieht sich ein zerstörerischer Lavastrom durch dicht besiedeltes Gebiet, da werden mehr als Tausend Gebäude verschluckt und es gibt dennoch keine Verletzten oder gar Tote zu beklagen. - Alles können wir also nicht falsch gemacht haben.




Weniger Beben noch als gestern im gleichen Zeitraum, hier gezeigt von der Mutter aller seismischen Institute, dem IGN




Die Bestätigung dafür auch grafisch aufgearbeitet von Volcano Discovery




Und auch Enrique war wieder fleißig wie kein Zweiter




Blick aus Nordwesten auf den Vulkan, unserem Standort






Mittwoch 06.10.2021 El Paso 19:30 Uhr

Beben, Asche, Wind und schlechte Laune
Ein Schritt vor und zwei zurück


Das Leben ist kein Lied von Springsteen. - Ein bisschen weniger Beben als noch gestern, das war der Schritt nach vorne. - Ansonsten hat die seismische Aktivität wieder Fahrt aufgenommen, um uns als Lügner dastehen zu lassen. - Aber ohne Neuigkeiten, weiter rund um Stärken drei, Epizentrum rund um den Nambroque und Tiefen zwischen 10 und 13 Kilometer. - Nachschub für dem Kuhkopf, da soll das dann alles raus und wir hier bedanken uns großzügig. - Die gute Nachricht, die Deformation nimmt weiter ab, wenn auch in der Gesamtschau nur gering. - Aber immerhin, der Druck scheint sich nicht noch weiter aufzubauen. - Das Wetter hat nicht mehr mitgespielt und tagsüber bereits ist der Wind fast komplett eingeschlafen. Über das gesamte Tal zog eine Aschewolke und regnete ab, das feine Zeug wieder, Sand, kein Lapilli. Gegen Abend drehte der Wind dann sogar auf West, was uns die Asche vom Leib hält, allerdings wird dann der Flughafen wieder geschlossen werden, denn dann sind die wieder dran mit den Problemen. - Ich hatte gerade das letzte Dach fertig, da fing es wieder an Asche zu regnen und meine Stimmung sinkt auf einen Punkt irgendwo zwischen Querdenker, Donald Trump und Friedrich Merz, also das triangulierte Schrecken. Da ich aber bereits robust über dreißig bin, stehe ich immer wieder auf und war bereits noch während des Ascheregens mit dem Parka wieder auf dem Dach und habe dem Vulkan unbeschreibliche Dinge geschworen. Trotz all des Ärgers, wer im Aridanetal so privilegiert ist, sich über Asche auf dem Dach aufzuregen, der hat noch eins und sollte dankbar sein.

Bin ich auch und irgendwann ist das wieder vorbei, wobei ich sicher bin, dass wir noch ganz lange, auch noch länger als der Vulkan rumort, mit diesem feinen Sand und Staub zu tun haben werden. - In jeder Ritze, auf jeder Pflanze und unter jeder Dachziegel sammelt sich das Zeug und wird bei jedem Windhauch uns wieder spüren lassen, wer denn bei uns am Vulkan das Sagen hat. Die Lavazunge hält relativ gut, da die unterirdische Lavaautobahn nicht von Scheuer gestaltet wurde. - Aber im Süden, nicht wie vermutet im Norden, bricht auf der Höhe Todoques nun wieder ein Teil aus und bedroht den Rest El Pampillos und die folgenden Bananenplantagen. - Den Krater konnten wir heute im Lauf des Tages kaum sehen, hoffen aber in der Nacht, wenn der Himmel wieder klarer wird, erneut einen Blick darauf werfen zu können. - Die Geräuschkulisse hat sich erneut verändert, irgendwie guttural hört sich das jetzt an. - Ein bisschen gedämpft, limitiert und ich tu mich schwer mit der Beschreibung, da wir nicht alltäglich mit dem Krach von Vulkanen zu tun haben. - Es gibt wohl auch keine einheitliche Bezeichnung, Donner oder Düsenjäger war das ja bislang und jetzt kommt irgendwie flügellahmer Hubschrauber dazu. - Richtig schlaue Dinge kann ich heute nicht liefern, ich bin zu müde, zu kaputt und schlechte Laune ist meist auch kein guter Souffleur. - Aber morgen ist alles wieder besser, weil immer alles besser wird…




Mal wieder der Tremor in seiner buntesten Form. - Eher sanft heute und man kann die Beben rund um die drei ganz gut erkennen




Die Kurve der Hoffnung, die Deformation geht leicht zurück




Das war noch morgens, noch vor dem erneuten Ascheregen, kurz bevor ich mit den Dächern fertig war








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