Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 21.10.2021 Vulkanausbruch

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Vulkantagebuch



21.10.2021 Tag dreiunddreißig der Eruption


Donnerstag 21.10.2021 El Paso 08:00 Uhr

Keine Lichter mehr in La Laguna
Auf der Suche nach anderen Wundern


Ich stehe meistens früh auf, immer schon. - Mein erster Blick geht dann hinunter ins Tal, um nach dem Rechten zu sehen. - Für alle Menschen über dreißig und Katzen sowieso ist das Rechte meist das Gleiche wie gestern, da Änderungen immer bedrohlich sind. - Der Camino Cruz Chica, ohne Licht, das Zentrum La Lagunas auch, und das grüne Kreuz der Apotheke wird wohl nie wieder blinken. - Zumindest nicht dort. - Das gesamte Ausmaß der Schäden in La Laguna lässt sich noch nicht komplett einsehen, aber der südliche Teil ist weg, gedeckelt von der Lava des Vulkans, der hier oben bei uns in El Paso sein Unwesen treibt. - Das Wunder hat also nicht stattgefunden und nach Todoque nun auch La Laguna zu verlieren, das schmerzt ganz besonders, weil es erneut die völlige Machtlosigkeit unserer, eigentlich doch sehr kompakten Gesellschaft, demonstriert. - Die Evakuierungen müssen nun weitergehen, man kann sich ja immer noch festhalten an dem Wunder, dass dieser Vulkanausbruch noch kein Menschenleben gefordert hat, da man immer frühzeitig evakuiert hat. - Las Martelas, Marina Alta, Marina Baja, La Condesa und Cuesta Zapata, eine mir gänzlich unbekannte Straße in der Gemeinde Tazacorte. - Das sind die nächsten Gebiete, welche jetzt geräumt werden und wieder sieht man dann die Karawanen an Pickups und Kleinlastwagen, mit Kühlschränken, Matratzen, Lattenrosten und eilig eingepacktem Kleinkram auf unseren Straßen. - Wäre nicht der Vulkan, besonders nachts, so eindrucksvoll, dann blieben mir als Bilder dieser schrecklichen Episode die mit Habseligkeiten bepackten Toyota Dina, welche sonst die Bananen transportiert haben. - Ich habe diese Gefährte nie fotografiert, das wäre viel zu intim. - Da liegen Schlafzimmer, Vertrautes, Verstecktes und Geheimes wie ausgeweidetes Leben für alle sichtbar auf der Straße und stoisch blickende Menschen fahren diesen Rest an trautem Heim durch die Landschaft und hoffen damit auf eine mögliche Fortsetzung nach dem Albtraum. - Und bitte liebe Fernsehleute, wenn jemand beim Interview anfängt zu heulen, dann nimmt man die Kamera runter und diesen Menschen in den Arm. - Ein bisschen Anstand bitte!

Aber jeder macht sich seine Bilder selber und in jeder Katastrophe braucht man ein paar Nebenschauplätze mit Wundern. - Da ist der Polizist, der eine Katze mit einem Strohhalm wiederbelebt und eine weitere Katze, die es irgendwie geschafft hat, von seinem ehemaligen Zuhause hinter der Lava zu ihren Vertrauten zu gelangen, die jetzt evakuiert vor der Lava wohnen. - Wir saugen so etwas gierig in uns auf, positive Nachrichten nähren vom Leid gezeichnete Menschen. - Da ist dann auch noch die Geschichte der jungen Leute, welche wohl vier von der Lava eingeschlossene Podencos per Drohne retten wollen. - Die Hunde hatten sich in mehrere leere Wassertanks vor der Lava gerettet und irgendwie dort überlebt. - Man hat es sogar geschafft, diese Tiere mit Wasser und Futter von Drohnen aus zu versorgen und gestern nun sollte der Versuch starten, die Tiere mit einer großen Drohne und Netzen aus ihrem heißen Gefängnis zu befreien. - Seit fast 2 Wochen wird darüber und die Vorbereitungen dazu berichtet. - Als jetzt die große Drohne aber die Tiere irgendwie aufnehmen sollte, da konnte man die Hunde nicht mehr finden. - Versteckt, verschluckt, verhungert, man weiß es nicht. - Heute will man es erneut versuchen, mal sehen, ob Katja Ebstein immer noch Recht haben kann. - Ein weiteres Wunder könnte auch die mögliche Wasserversorgung mittels mobiler Entsalzungsanlagen der Bananen in den von der Lava eingeschlossenen Gebieten sein. - Die großen Wasserleitungen sind ja alle gekappt und es drohen viele Hektar fruchtbarste Plantagen zu vertrocknen. - Man hat nicht nur die Entsalzungsanlagen in Puerto de Naos bereits installiert, sondern auch noch ein Tankschiff vor die Küste beordert. Das soll überschüssiges Wasser nachts aus den Entsalzungsanlagen aufnehmen, um dieses dann tagsüber wieder in den Bewässerungskreislauf zu speisen. - Auch ein Wunder, wenn das klappt und nur wer die Bedeutung der Bananenproduktion auf La Palma kennt, der hat Verständnis dafür. - Reine Blasphemie wäre es nun, die Kosten für diese Aktion und die Subventionen für die Bananen in die Gemengelage einschließen zu wollen. Nach Todoque und La Laguna brauchen wir einfach ein paar Wunder, koste es was es wolle.




Weniger Beben in der tiefen Zone, allerdings fehlt auf der Grafik der Aufwecker von heute Nacht, 03:14 4,3 in 37 Kilometer Tiefe. - Das einzige tiefe Beben übrigens heute Nacht
Quelle:Volcano Discovery




Auf diesem Bild von Herbert Schaar kann man ein kleines Geheimnis des Vulkans ahnen. - Wenn man das kleine Rinnsal von weitem sieht, wo die Lava die Nordflanke hinunterläuft, dann fragt man sich immer wieder, solch ein kleines Pipi kann ein ganzes Tal verwüsten? - Längst hat der Vulkan eine, fast komplett nach oben verschlossene Ablaufrinne erschaffen, einen Tubo Vulcánico. - Man sieht erst weiter unten, wie viel Lava tatsächlich fließt, oder man schaut technisiert auf die Daten vom IGN und weiß, das kleine Pipi ist längst nicht alles




Der Vulkan heute Nacht, von unserem Standort aus




La Laguna, 21:30 Uhr






Donnerstag 21.10.2021 El Paso 20:00 Uhr

Zwei halbe Wunder sind ein ganzes
Das A-Team rettet die Hunde


Das Leben ist keine Ampel. - Was da genau in den frühen Morgenstunden passiert ist, dass La Laguna Nord und West noch stehen, das bekommen wir vielleicht in den kommenden Tagen raus. - Es grenzt zumindest an eine Wunder, als hätte sich der Lavastrom an die Rote Ampel mitten im Ort gehalten. - Der Süden und der Osten des Ortes sind von der Lava verschluckt, aber dann drehte der Lavastrom Richtung Süden wieder ab und vermied es, die Straße nach Marina und weiter Tazacorte zu nehmen. - Dagegen vereint sich der nördlichste Strom jetzt wieder mit dem, welcher südlich an der Montaña La Laguna in Richtung Meer zieht. - OpenStreetMaps zeigt das ganz deutlich, siehe unten. - Ob in der Kirche noch Weihwasser ist, das wissen wir jetzt nicht so genau, noch hat sich keiner dorthin gewagt, um danach zu sehen. - Im Moment stehen die Bäume vor der Kirche noch, es könnte also wirklich ein halbes Wunder werden. - Aber bitte nicht zu früh wieder in die Kirche eintreten, wir haben es bereits öfter erlebt, dass bereits angehaltene Lavazungen plötzlich wieder reaktiviert werden und dann früher angedrohte Zerstörung mit Verzögerung fortsetzen. - Noch ist nichts gewonnen dort in La Laguna, aber es sieht besser aus, als die schlimmen Bilder das gestern Abend noch ahnen ließen.

Das zweite halbe Wunder bezieht sich auf die Hunde, welche per Lastendrohne aus einer lavafreien Insel mitten im verschütteten Gebiet ausgeflogen werden sollten. - Man fand die Hunde gestern nicht mehr, nachdem man extra Spezialisten vom Festland hat einfliegen lassen, welche sehr medienpräsent ihre Rettungsaktion vorbereitet haben. - Daraus wird wohl nichts mehr werden, denn die Hunde scheinen bereits gerettet zu sein. - Vom A-Team zu Fuß wie es scheint und das hat dann doch alle verwundert bis wunderbar überrascht. - Die nennen sich in einem Video zumindest so, und dass die wirklich da waren, in der Zone, wo die Hunde seit nunmehr fast 5 Wochen eingeschlossen verharrten, das bezeugt das handgefertigte Plakat. - "Nur Mut La Palma, den Hunden geht es gut, A-Team" steht da frei übersetzt auf dem Bettlaken mit rotem Farbspray geschrieben. - Ob es den Hunden wirklich gut geht, und plötzlich ist von 6 Hunden die Rede, dafür fehlen noch die Beweise, aber dass jemand durch das verbotene Gebiet und auch über die Lava gelaufen ist, daran besteht kein Zweifel. - Das haben auch spätere Drohnenaufnahmen ergeben, dass jemand dort in der Zone war. - Die meisten auf der Insel jubeln mit den, leicht anarchistischen Jungs oder Mädels, welche wohl über Laufbretter etwas mehr als zweihundert Meter über die Lava zurücklegen mussten. - Das Gelände liegt im äußersten südlichen Strom und gehört zu den ersten Lavaflüssen, die abgegangen sind. - Oberflächlich ist diese Lavazunge bereits erkaltet und wahrscheinlich könnte man auch ohne Hilfe der Bretter dort bereits laufen. - Da haben ein paar mutige KerlInnen jetzt den ganzen Autoritäten und hoch technisierten Spezialisten mal gezeigt, wie eine palmerische Rettungsaktion für Hunde geht. - Einfach hinlaufen, die Hunde rausholen und gut ist. - Natürlich komplett verboten, so wollen die auch anonym bleiben, aber ich bin mir sicher, dass irgendeiner von denen plappert, aber was wollen denn die Behörden machen, wenn Helden Wunder vollbringen und sei es auch nur ein halbes.

Der Vulkan tut seine Arbeit. - Ab und zu hatten wir heute das Gefühl, er hätte wieder mal Verstopfung, aber mit ein paar Explosionen und lautem Gebrülle hat er sich wohl die Ausgänge wieder freigeblasen. - An den Schloten hat sich nichts geändert, so muss der Impuls der Lava, nicht mehr den südlichen Fluss alleine zu beschicken irgendwo im Untergrund des über 2 Kilometer breiten Lavafeldes entstanden sein. - Heute habe ich noch keine Aufnahmen mit einer thermischen Kamera gesehen, welche manchmal gezeigt werden und den Strom der noch heißen Lava in dem großen Gebiet zeigen. - Seit heute Nacht kein Beben mehr in Tiefen über 30 Kilometer, das wäre das auffällige aus der seismischen Ecke. - die flacheren Beben zeigen keine Tendenz zum Aufstieg, da bleibt alles wie gehabt, auch die Epizentren. - Deformation LP03 ein klein bisschen wieder ansteigend, allerdings nur marginal. - Ohne große Empathie verlas heute María José Blanco, Chefin der Kanarischen Abteilung des IGN ihre Mitteilungen in der Pressekonferenz der im Krisenstab und ließ uns dabei zwei Zahlen fallen, welch ich aufregend fand. - Die Ausgasung von SO2 liegt nach ihrer Aussage bei 2.710 Tonnen heute, was viel, viel weniger ist, als noch vor ein paar Tagen. - Auch beim CO2 gibt es mit 673 Tonnen heute eine klare Abnahme der Menge und das ist eine sehr gute Nachricht. - Leider kenne ich keinen Link, auf dem man die tägliche Menge der Gase des Vulkans einfach ablesen kann. - Aber so lange uns María José Blanco das auf der täglichen Pressekonferenz mitteilt, können wir auch damit leben.




Die Lage in La Laguna. - Die Farben der Karte habe ich verfälscht, damit man die Lava besser von den anderen Marken unterscheiden kann.
Quelle: OpenStreetMap




Auf der Karte des IGME habe ich die Stelle gefunden, wo die Hunde waren. - Man sieht, wenn die von Westen gekommen sind, dann mussten die nicht weit über die Lava laufen
Quelle: IGME/CSIC




La Laguna, heute Morgen. - Der südliche und der östliche Teil sind zerstört, aber Westen und Norden und damit der größere Teil der Siedlung sind noch in Ordnung. Hoffen wir, dass es so bleibt








Familie Ingrid & Mathias Siebold
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