30.11.2021 Tag dreiundsiebzig der Eruption
Dienstag 30.11.2021 El Paso 06:30 Uhr
Mehr Lava seit heute Nacht
Alles zeigt wieder auf La Laguna
Gestern Nacht noch steigerte sich der Auswurf an Lava aus dem neuen Schlot deutlich. - Zeugen davon, wohl auch die vielen Beben im flachen Bereich. Der Tremor drückt das nicht aus, wobei da anzunehmen ist, dass eben bereits die Verbindungskanäle und Kavernen unter dem Eruptionspunkt derart einfach für das Magma zu passieren sind, dass weniger seismischer "Krach" entsteht beim endgültigen Aufstieg des Materials. - Die Beben in der flachen Region um 10 Kilometer können auch so gedeutet werden, dass das aufsteigende Magma nach den Schüben aus der Tiefe zunächst dort verweilt und dann erst nach und nach an die Oberfläche steigt. - Tiefe Beben sind im Moment die deutliche Ausnahme. - Allerdings sind das alles wieder nur Annahmen, welche keinen belastbaren und schon gar keinen wissenschaftlich fundierten Hintergrund besitzen. - Was keine Annahme ist, der größere Abfluss an Lava aus dem neuen Schlot hat auch die Spitze der neuen Lavazunge über Nacht deutlich vorangetrieben. - Immer noch langsam, aber inzwischen steht die Lava bei Cruz Chica und wenn der Strom an Lavanachschub so anhält, dann erreicht die zerstörerische Fracht heute noch den Kern La Lagunas. - Wenn Wunder mehrfach belastet werden, dann wird es irgendwann knapp und das scheint heute so weit zu sein. - Die Lava fließt nach dem Austritt zunächst auf ein, vom Kraterauswurf selbst geschaffenes Hochplateau. Dort zweigt ein kleinerer Teil auch direkt nach Westen ab und scheint die alte Rinne zu nutzen, welche zu Beginn der Eruption die Lava, die damals aus der Nordflanke des alten Kraters kam, nach Süden verfrachtete.
Aber es gibt zu der Uhrzeit noch keine Karten, auf denen man den aktuellen Stand der Lavazungen nachlesen könnte, nur kurze Videos, (Quelle: Incendios, Alertas y Emergencias en Canarias)auf denen man etwaige Schätzungen anstellen muss. - Die frische Lavaflut bewegt sich teilweise auf und teilweise nördlich neben der bereits fast komplett abgekühlten Lavazunge ,welche laut Krisenstab die "Nummer 8" genannt wird. - Was wir weder von unserem Standort aus sehen können, noch auf den Videos abschätzen, ist der Abstand zwischen der Lava und der Hauptverkehrsstraße am Kreisverkehr in Tajuya. Aus dem, sagen wir ruhig, alten Krater, kommen jetzt weder Gase noch Lava. - Das mächtige Monstrum von an die 250 Meter Höhe schweigt inzwischen, allerdings gehen die Spezialisten davon aus, dass das noch nicht endgültig sein muss. - Aber vielleicht erkennt man ja Spezialisten auch daran, dass die grundsätzlich nichts ausschließen, was im Fall von Vulkanen ein ziemlich kluger Schachzug zu sein scheint. - Die ganze Arbeit, also Gas- und Lavaemissionen, übernimmt nun der kleinere Schlot östlich des Hauptkraters. Sieht man da genau hin, dann ist das nicht mal der Robin, der schon seit anderthalb Monaten immer wieder dem großen Unbenannten dient. Der neue Krater ist aus einer Spalte entstanden, welche sich zwischen dem Hauptkrater und Robin vor nunmehr drei Tagen gebildet hat. - In alter Tradition, so schnell geht das, darf nun der neue, gerade entstehende Krater, auch keinen Namen bekommen… Fehlt die gute Nachricht für heute? - Nein, das Wetter hält weiter an, der Passat bläst auch heute die meiste Asche und Gase hinaus aufs Meer und der Flughafen kann weiter arbeiten.
25 Beben in einer Stunde, jetzt gerade im Plan. - Allerdings fast alle im flachen Bereich
Quelle: IGN
Der Tremor bleibt "schmal" aber man kann die Linien der vielen Beben sehr einfach erkennen
Quelle: IGN
Im Vergleich zu gestern, deutlich mehr Lava
Dienstag 30.11.2021 El Paso 17:30 Uhr
Deutlich weniger Lava im Lauf des Tages
Der alte Krater spuckt schwarzen Qualm, manchmal
Die neue Lavazunge, welche am Nordrand des Lavafeldes entlang kriecht erhält seit dem Vormittag deutlich weniger Nachschub. - Inzwischen steht die Zunge etwa auf Höhe Camino Campitos, allerdings fällt es schwer das genau einzuschätzen, denn es fehlen ja inzwischen die Landmarken. - Ob man daraus Hoffnung für La Laguna basteln kann, ich weiß es nicht, aber wenn sich der geringe Nachschub an Lava so weiterzieht, dann ja. - Ein wenig Material geht auch in die Mitte der alten Lavazunge, ohne allerdings Wirkung zu zeigen. - "Zwischen den Hügeln" bewegt sich ganz langsam eine seltsame Lavazunge an der Montaña Todoque nördlich entlang, am Hügel hängend, scheinbar der Schwerkraft trotzend und lässt bislang ein paar Häuser unbeschadet stehen. - Ansonsten ist so gut wie überhaupt keine Bewegung mehr in der bereits bestehenden Fläche festzustellen. - Damit kommen wir auch zurück zu dem Eindruck, dass weniger Lava austritt, als noch heute Nacht bis in den frühen Morgen. - Das wird auch von den Spezialisten in der heutigen Pressekonferenz bestätigt, aber da niemand, wie auch, die Menge der Lava misst, welche gestern, heute oder vorgestern ausgetreten ist, muss der subjektive Eindruck reichen. - Betrachten wir dazu die, weiter sinkenden Bodendeformation an der Station LP03 und die Lage der allermeisten Beben, dann könnten wir darauf schließen, dass der Barthel wieder los muss, wenn es neuen Nachschub an Magma geben soll. - Es gab zwar ein paar Beben in den tiefen Regionen, allerdings wenige, wenn auch heftig, doch können wir weiterhin keinen Bebenschwarm in der Tiefe feststellen, den wir bei den vergangenen Episoden vor großen Magmaaufstiegen festgestellt haben. - Laienhaft und ohne jeglichen wissenschaftlichen Anspruch verorten wir die vereinzelten tiefen Beben als Ausgleichsbewegungen, nicht aber unbedingt als Anzeichen eines erneuten Magmaschubes. - Es kann natürlich auch sein, dass diese wenigen, starken Beben jetzt der Anzeiger für einen Neuanfang einer weiteren Runde aufsteigendes Magma sind, und sich das Verhalten der Magma dort, tief unter unseren Füßen, geändert hat.
Es bleibt ja nur das Abwarten und Most trinken. Mehr ist eh nicht zu tun, Asche ist seit Passat bei uns nicht mehr gefallen und während der neue Krater an seinem Profil arbeitet, scheint der alte Krater meist zu ruhen. - Allerdings hat er im Lauf des Tages mehrfach dicke und äußerst dichte schwarze Wolken ausgestoßen, ohne dass wir dabei glühendes Material beobachten konnten. - Dieser Qualm stieg auch nicht mit starkem Druck aus dem Krater, sondern schien losgelöst vom gequälten Jet des nebenan feuernden neuen Kraters zu sein. - In der Pressekonferenz des Krisenstabes wird auch weiterhin über ein erneutes Wechseln des primären Schlotes für Lava spekuliert, der neue Emissionspunkt sei noch zu frisch und unbefestigt um sicher zu sein. - Vielleicht wollte man den Leuten auch nur ein bisschen Hoffnung machen, der ganze Müll könnte auch wieder zentral nach Westen gehen, aber dafür gibt es bislang keine Anzeichen. - Allerdings weht aus dem Hauptkrater weiter eine grauweiße Wolke, genau dort, wo nun seit über einem Montag die meiste Lava ausgetreten ist. - Ganz aus dem Spiel genommen ist seine Majestät, der Graf der Scheußlichkeiten also immer noch nicht, auch wenn er momentan nicht in die Landschaft spuckt. - Wir sind müde. - Vulkanmüde und glauben darüber hinaus, es reicht jetzt auch langsam, die Insel und deren Leute haben genug Tiefschläge hinnehmen müssen, also Feierabend bitte. - Die gute Nachricht von heute: Martina, die Feinbäckerin aus El Paso hat wieder Weihnachtsgebäck im Angebot. - Die schlechte Nachricht, wir müssen bis Freitag warten…
Die Bodendeformation an der Station LP03 mit einem Tiefststand seit Beginn der Eruption
Quelle: IGN
Der Tremor reagiert auf die vielen flachen Beben bleibt aber generell im niedrigen Bereich
Quelle: IGN
Das Drohnenfoto von heute Vormittag, die frische Lavazunge ist wohl zu erkennen, aber fast komplett zum Stillstand gekommen
Quelle: Open Data La Palma
Heute Mittag als der Alte Herr schwarzen Qualm produzierte
Quelle: Herbert Schaar
Heute Abend, alles dampfelt unmotiviert vor sich hin
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