Vulkantagebuch
21.09.2021 Tag drei der Eruption
Dienstag 21.09.2021 El Paso 07:00 Uhr
Dienstag 21.09.2021 El Paso 17:00 Uhr Mehr Passat bitte Asche auf mein Haupt Das Leben ist kein Luftkurort. - Eigentlich praktisch dieses Covid, da hat man doch reichlich Masken im Haus, die man aufsetzen kann, wenn man mal raus muss. - Der Wind ist fast gänzlich eingeschlafen, so schafft es unsere Lieblingswindrichtung nicht mehr, das ganze Aschenzeugs auf den Atlantik hinaus zu befördern. - Bislang hatten lediglich die nahen Zonen um den Vulkankrater mit Ascheregen zu tun, oder eben die Gebiete, welche in Zugrichtung des Nordostpassat liegen. - Jetzt fällt auch bei uns Asche auf unser Haupt und es ist gar nicht mehr angenehm und auch nicht angezeigt, sich die Augen zu reiben, wenn man diese spitzen Krümmel im Gesicht hat. - Zusätzlich machen sich Kopfweh breit, hat sicher auch mit der höheren Konzentration an Gasen zu tun, die bei Windstille auch nicht mehr aufs Meer hinaus geblasen werden. - Es ist beileibe noch keine dicke Ascheschicht bei uns, wie das auf einem Bild der Maxschen-Webcam aus Puerto Naos zu sehen ist, aber es knirscht unter dem Schritt der Schuhe und die Katzen putzen sich, wie nach einen schrillen Flohbefall. - Auf den Pflanzen sammelt sich dieser spitze Lavagrus ebenso und wahrscheinlich muss ich heute Abend in den Gemüsegarten und von Aubergine bis Zwiebelchen alles mit einem Wasserstrahl säubern. - Das Wetter spielt uns hier nicht mehr so ins Geschehen, wie noch in den vergangenen Tagen, obgleich es nach den Vorhersagen eigentlich mehr Wind geben sollte. Der Vulkan stottert ein wenig, allerdings ohne an Kraft zu verlieren. Nur mischen sich immer häufiger Explosionen unter das Grollen des Düsenjägers, gerade so, als müsse sich der Hauptschlot, aus dem die Gase und die Asche entweichen, öfter mal verschlucken. - Der Tremor wird wieder stärker, sieht inzwischen so aus, wie gleich nach der ersten Eruption und was uns an Zahlen und Daten erreicht, mag vielleicht Vollgeistvulkanologen als Kompletterklärung dienen. - Uns interessierten Beobachtern und Mitleidern allerdings gibt das deutlich mehr Fragen auf als Antworten und wenigstens bemüht sich Enrique, auf alle Fragen zu reagieren. - Aber auch der kann nur diverse Thesen anbieten und alles dreht sich eben darum, ob der Vulkan, der immer noch keinen Namen hat, mit seinem(n) bisherigen Schlot(en) zufrieden ist, oder ob wir noch mehr Austrittsöffnungen hinnehmen müssen. - Diverse Beben (17 in 24 Stunden) zwischen 1,9 und 3,8 bieten keinen konkreten Anhaltspunkt, wo denn ein neuer Schlund sich auftun könnte. Die Epizentren liegen über viele Kilometer rund um den jetzigen Ausbruchsspalt verteilt, die Hypotzentren meist um die 1 bis 4 Kilometer. - Über 25 Zentimeter Deformation im Kerngebiet der Eruption, das bedeutet einen Hub von 10 Zentimeter innerhalb eines Tages, deuten auch auf mehr Druck hin, als abgelassen werden kann, aber niemand wagt es eben, daraus konkrete Schlüsse zu ziehen. - Wie denn auch, Vulkane sind durchaus Individualisten mit soziopathischem Grundcharakter. - So verstummen inzwischen auch die anfänglichen Frohsinnsjauchzer der Instagram-Gemeinde, welche sich mit Schmollmund vor dem Krater selbst ins Gesicht knipst. - Hier findet gerade eine, noch ohne das Ausmaß zu kennen, Katastrophe statt und nur den großen Vorsichtsmaßnahmen und der Mitarbeit der Bevölkerung ist es zu verdanken, dass bislang keine Verletzten oder Tote zu beklagen sind. - Darin liegt bislang das eigentliche Wunder, denn wir zählen bereits mehr als 200 zerstörte Häuser, Gewerbebetriebe und landwirtschaftliche Anwesen und damit rund 1.000 Lebensarbeitsergebnisse. - Schlecht drauf heute der Siebold? - Es dauert halt mehr als 3 Tage, sich an einen wütenden Vulkan in der Nachbarschaft zu gewöhnen.
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