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19.10.2021 Tag einunddreißig der Eruption
Dienstag 19.10.2021 El Paso 06:00 Uhr
Der Ton ist abgestellt, die Bilder laufen weiter
Im Süden La Lagunas lodern Flammen
Der Düsenjäger ist gelandet. - Das Gewitter hat aufgehört, die Kanonen schweigen. - Rund um den Krater ist es seit gestern Nachmittag gespenstig ruhig. - Tagsüber konnten wir nur die beiden schwarzen Qualmwolken erkennen, welche Asche und schlechte Luft ins Tal brachten. - Ganz selten mal ein kurzer Blick auf austretende Lava war möglich. - Mit Aufkommen der Dunkelheit änderte sich das und nun konnte man erkennen, dass der Krater immer noch genügend Kraft hat, weiter zu feuern. - Oben zwei Gasfahnen, welche auch weiter pyoklastisches Material schleuderten, allerdings nicht mehr ganz so hoch, wie noch vor ein paar Tagen. - Darunter ein "Kombischlot" mit Lava und Gasen und dann der eine Schlot, welcher nur Lava ausscheidet und der bereits seit, vielleicht 2 Wochen stabil dort an der Nordflanke seiner zerstörerischen Tätigkeit nachgeht. - Manchmal sieht das aus, wie ein dekorativer Schokobrunnen, den man zu voll gemacht hat und dann zieht sich die Lavarinne zunächst nach Norden den Hang herunter, um dann nach Westen abzubiegen. - Der hintere Schlot ist heute Morgen wieder nur an den Ausgasungen beteiligt, kein einziges Mal habe ich beobachten können, dass "Robin" auch Lava hervorgebracht hätte. - Alles in fast völliger Stille, man konnte sogar die hochgeschleuderten "Bomben" auftreffen hören, welche nach 150 Meter Höhenflug dann an der Kraterflanke aufklatschten. - Warum das plötzlich so leise ist, das fragen wir uns alle hier und verbinden das mit der Hoffnung, dass zumindest schon mal der Ton abgestellt ist und der Film, der böse Film, der Katastrophenfilm, bald mal zu Ende geht.
Die Katastrophe findet momentan im südlichen Teil La Lagunas statt, nachdem dort bereits angehaltene Lavaströme erneut von oben angeschoben wurden. - Ganz genau kann ich um diese Uhrzeit nicht erkennen, wo das stattfindet, aber ich nehme an, der untere Teil des Camino Cumplido hinab zum Kreisverkehr und die dortigen Häuser und Plantagen sind jetzt zwischen den Flammen zu sehen. - Ob man diese Bilder überhaupt bringen soll? - Ich weiß es nicht, aber sie werden sowieso überall gezeigt und mit Details und Fokus auf weinenden Menschen, dann wage ich es einfach, die schwarzorangen Bilder der morgendlichen Zerstörung dort bei La Laguna zu zeigen. - Das gehört ja auch dazu, nicht nur die gewaltigen Lichtspiele des Kraters, der zum Teil eine Show bereitet für das internationale Publikum, wobei mir auch aufgefallen ist, dass La Palma und das Leiden hier schon wieder ziemlich aus der Berichterstattung herausgefallen ist. - Aber beklagen wir uns nicht, es haben uns so viele Leute versprochen, später beim Aufbau zu helfen, das wird dann schon werden.
Die Daten sind mal wieder mit ein bisschen Hoffnung gespickt: Weniger Beben, leicht gesunkene Deformationen, das Thema um die Gasausschüttungen wurde nicht in den Pressemitteilungen des Krisenstabes erwähnt. - Ich traf gestern Abend noch einen Hausbesitzer eines Ferienhauses, welches wir wohl an die 20 Jahre lang vermietet haben und das beim Ausbruch bereits am 2. Tag vom Krater in Besitz genommen wurde. - Drei Tage später hat er bereits den Antrag an das "Consorcio de Compensación de Seguros" die obligatorische staatliche Risikoversicherung im Land gestellt und weitere 4 Tage später etwa die Hälfte des geschätzten Wertes der Immobilie auf dem Konto gehabt. - Innerhalb einer Woche, vom Antrag zur Auszahlung und er berichtet auch noch, wie er sich Anfang des Jahres mit seiner Frau gestritten habe, ob man denn die Versicherung gegen allerlei Schäden wirklich bräuchte. - Ich glaube, Sie haben richtig geraten, wer denn darauf pochte, die Versicherung weiter aufrecht zu erhalten. - Das Haus ist als Ferienhaus gemeldet, nicht als Wohnsitz, die Eigentümer haben eine zweite Immobilie. - Wäre das Haus nicht versichert gewesen, oder gäbe es diese spanische Eigenheit mit dem Konsortium nicht, dann wäre diese Familie komplett lehr ausgegangen und hätte den Verlust der Immobilie ganz alleine tragen müssen.
Trotz der wundersamen Stille am Krater, der Tremor zeigt weiter rege Tätigkeit an
Quelle: IGN
Weniger Beben, aber auch den Satz kennen wir bereits
Quelle:Volcano Discovery
Anzahl der Beben der letzten 90 Tage. - Es täuscht immer ein bisschen, warum im Moment keine kleinen Beben mehr angezeigt werden. - Diese sind schon da, können aber im dauerhaften "Lärm" des Tremor nicht erfasst werden
Quelle:Volcano Discovery
Der Krater hinter der Washingtonpalme
Millionenwerte, Träume, Existenzen, kompletter Ruin für Viele am unteren Ende der Kraterarbeit
Dienstag 19.10.2021 El Paso 16:30 Uhr
In Sachen Hoffnung greifen wir jeden Strohhalm
Wie kann man La Palma am besten helfen?
Visit La Palma, klar, later, aber dann bitte zahlreich. - Auf dem Festland hat man nun eine Aktion gemacht, nur noch Kanarische Bananen zu kaufen, anstatt der südamerikanischen, auch das ist eine Hilfe. - In Sachen Tourismus rufe ich dazu aus: Buchen Sie nicht beim internationalen Vermittler, wie Booking oder AirB&B, sondern bei lokalen Firmen. - La Palma Urlaub, Casa de Las Palmeras, La Palma Travel oder La Palma 24 und wie sie alle heißen. - Lassen Sie die Einnahmen auf der Insel, füttern Sie nicht die internationalen Trolle, welche sich darauf spezialisiert haben, an der Arbeit anderer mit zu verdienen. - Das gleiche gilt für die Mietwagen. - Man muss und soll nicht den billigsten nehmen, das ist, nicht nur meist kein gutes Geschäft, sondern auch alles andere als fair. - Mieten Sie beim lokalen Anbieter, Monta, Yanes und den anderen palmerischen Firmen, die haben gerade viel verloren und müssen den Anschluss wieder bekommen. - Reisen Sie nicht ein paar Tage auf die Insel, bleiben Sie in paar Wochen und natürlich nicht pauschal, sonst bleibt wieder ein großer Teil, wenn nicht sogar der größte Teil, bei einem internationalen Vermittler oder Touroperator hängen. - Eigentlich ist das doch gar nicht so schwer zu begreifen, wenn man einer Region helfen will, dann sorgt man dafür, dass dessen Produkte und Dienstleistungen vor Ort bezahlt werden und macht das nicht über einen Vermittler, der irgendwo und auch nur unter Umständen seine Steuern bezahlt. - Das alles, wenn der Vulkan seine Klappe hält, dann will ich Buchungen sehen und davon reichlich. - Ich meine das nicht für meine beiden Häuschen, da kommen immer Freunde und Stammleute, aber besuchen Sie La Palma und Sie müssen auch gar keine Glasperlen mitbringen, sondern einfach nur Ihr Urlaubsbudget auch wirklich auf der Insel lassen.
Nach dem flammenden Aufruf das Flammende Inferno, denn noch hat der Vulkan uns im Griff, auch wenn wir erste Anzeichen von Schwäche bei dem sehen, dessen Name nicht genannt werden darf. - Gleichzeitig zerreißt es mir das Herz, von hier oben die Häuser im Süden La Lagunas abbrennen und verschwinden zu sehen. - Der Verlust der Häuser ist schlimm in La Laguna, in Todoque oder in Paraíso, aber dennoch zerrt es mir am Herzen , die Häuser dort brennen und dann unter dem ewigen Mantel der Lava verschwinden zu sehen. Hat dort unsere Firma vor nunmehr über 25 Jahren angefangen, Häuser von Nachbarn, Freunden und Bekannten zu vermieten. - Ich war dort nicht zu Hause, aber dennoch haben wir immer von "unseren Häusern" gesprochen und mindestens war das Jahrzehnte lang unser Kiez. - Sentimental werden ist nicht gerade schwer in solchen Zeiten, aber da finden wir auch wieder raus, wenn es eben um den Aufbau und das wieder Anpacken nach der ersten Stille gehen wird.
Der Vulkan verhält sich heute ähnlich still wie bereits gestern. - Man muss ganz genau hinsehen, um eine Gasfahne ganz oben zu erkennen und unter dem weißen Rauch der beiden unteren Schlote kann man auch Lava erkennen. - Aber keine großen Mengen, so waren wir auch ziemlich überrascht, wie heftig noch in der Nacht der südliche Teil La Lagunas überfallen wurde. - Inzwischen hat der Lavafluss die LP213 überquert, gar nicht so weit von der Tankstelle entfernt, die man aber bereits vor Tagen leergepumpt hatte. Wie es dann weitergeht mit der, im Moment am schnellsten wachsenden Lavazunge, das wird sich in den kommenden Stunden herausstellen. - Vereint sich dieser Strom wieder mit dem, weiter südlich, welcher bereits nur noch wenige Meter vom Meer entfernt ist oder eröffnet sich ein neuer Zug nördlich an der Montaña La Laguna vorbei. - Das wäre äußerst fatal, genau dort befinden sich auch wieder reichlich Wohnhäuser und gewerblich genutzte Gebäude. - Weniger Beben, deutlich sogar, allerdings bleibt der Tremor gleich. - An der Station LP03 kleine Deformation nach oben, allerdings nur ein wenig. - Gase etwas geringer als noch die Tage zuvor, das Auffälligste weiterhin ist die Stille am Krater, welche nur ganz selten von gutturalen Lauten und mal einem Schütteln gestört wird. - Es könnte sein, dass der Vulkan nachlädt, heißt es in manchen Kanälen, es könnte aber auch sein, dass der namenlose Fiesling nun doch langsam schlapp macht. - Nein, das war keine Weissagung, das war nur eine Hoffnung.
Weniger Beben
Quelle:Volcano Discovery
Quelle: Herbert Schaar
Heute Morgen
Heute Abend.
1= Lavaschlot, mit wenig Tätigkeit, Beginn der Lavarinne Richtung Norden
2= Hauptlavaschlot
3= Gas und Pyroklasten, also Asche und Bomben
4= Robin, kleiner Krater südöstlich gelegen, der nur stinkenden Qualm ausstoßen kann
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