08.11.2021 Tag einundfünfzig der Eruption
Montag 08.11.2021 El Paso 07:00 Uhr
Ich mache mir ernsthafte Sorgen um Olaf
Er atmet so schwer
Wäre die Grafik der gemittelten Tremor-Amplitude einziger Hinweis auf die Aktivitäten des Vulkans, dann müsste der Piccolo doch schon in den Kühlschrank. - Der namenlose Vulkan, (Projektname Olaf) atmet seit Stunden nur noch aus. Ich weiß, sämtliche Vergleiche zwischen Vulkanen und Menschen sind eigentlich nicht zulässig, aber mich stört das nicht und Sie können ja zu Facebook wechseln. - Ich halte Sie nicht auf… Zurück zum schweren Stand Olafs, denn es scheint ihm wirklich nicht gut zu gehen. Ab und zu sieht man noch eine Gasfahne mit Pyroklasten aus dem Hauptkrater steigen, aber nur sporadisch und in eine Höhe, welche Gunnar sogar mit der Schubkarre erreicht hätte. Das Geräusch, welches ich mit ausatmen vergleiche ist ein anhaltendes Fauchen ohne Spitzen oder gequetschten Lauten. - Einfach so, als würde jede Menge Luft aus dem Krater kommen und die einfach in den palmerischen Nachthimmel entweichen. - Allerdings fließt immer noch Lava aus dem schrägen Ding am Kuhkopf, auch wenn wir den Schlot mit der Lava nicht, nicht mal als Lichtschein erkennen können. - Mag sein, dass der inzwischen so weit innen in der Ablaufrinne liegt, dass wir ihn einfach von unserem Standort aus nicht sehen könne. - So bald die Sonne wieder scheint, suchen wir dann nach dem verräterischen grauen Rauch, der eben so typisch ist und den Standort glühender Lava tagsüber verrät. Weiter unter sieht man nämlich immer noch reichlich glühendes Zeug und aus der Erfahrung der letzten Tage platziere ich diese Lava erneut auf der bereits zum großen Teil erstarrten Lavazunge welche zu allererst ins Aridanetal gepflügt kam. - Ein Blick auf den Tremor, also die altbackene Grafik, die wir seit vielen Jahren kennen zeigt eben auch weiteren Lavafluss an, allerdings auf kleiner Flamme. - Dann müssen wir natürlich auch wieder über die Beben reden und hier fallen mir wieder viel mehr Fragezeichen ein, als irgendwelche Vermutungen oder gar Antworten. - Es sind wieder mehr Beben geworden, aber eben weiter deutlich weniger als letzte Woche. - Interessant dabei ein erneutes "Doppelbeben" tief im Untergrund, innerhalb von 8 Sekunden einmal 4,6 und ein 4,5 welches als ein längeres Beben spürbar war. - Das hatten wir vor ein paar Wochen auch schon mal, ich glaube das war sogar das erste mit der Stärke 5 welches aufgezeichnet wurde, später aber dann leicht nach unten korrigiert.
Der Vulkan lebt also noch, keine Frage, aber seine Vitaldaten sind äußerst kritisch. - Steht ein bisschen im Widerspruch zu der Menge an Lava, welche immer noch unseren südlichen Horizont in schrecklicher Weise bunt macht und erhellt, aber von Anfang an war alles widersprüchlich bei diesem Vulkan. - Alleine schon wo er sich sein Spuckloch gesucht hat, wo wir doch alle darauf bestanden haben, das müsse weiter im Süden liegen. Und dann dieses ständige Wechseln der Lavaschlote zwischen West und Nord und wer vier Zungen auf den Weg zum Atlantik schickt, aber nur eine kommt an, der hat sowieso einen an der Lava und wird in der zukünftigen Vulkanhistorie der Kanaren als Ausnahme die Regel neu schreiben. - Jetzt habe ich mich doch tatsächlich erwischt, wie ich den Vulkan schon in die Historie bringe, wo er doch noch spuckt, hustet, speit und stinkt. - Es dauert sicher noch, bis der Vulkan wirklich Ruhe gibt, aber ich habe mich ja eh schon so weit aus dem Fenster gelehnt, dass ich ohne fremde Hilfe schon nicht mehr zurück in die konjunktive Zone gelange. - Also, was soll´s, ich glaube deutlich daran, dass meine Vulkankartoffeln nicht als Rösti serviert werden. Sondern besser als gute Salzkartoffeln oder Arrugadas, so wie man das eben auf den Tisch bringt, wenn kein Vulkan einem den Mittagsschlaf vermiesen will. - Wenn Sie jetzt nicht wissen, was das mit den Vulkankartoffeln auf sich hat, dann haben einfach viel zu spät diese Kolumne entdeckt oder nicht aufmerksam gelesen… OK, weil Sie es sind, Hier können Sie dazu die Geschichte nachlesen.
Weniger Beben als letzte Woche, aber ein paar mehr als gestern und vorgestern
Quelle: IGN
Volcano Discovery stellt das so dar
Quelle:Volcano Discovery
Der Tremor zeugt von Leben im Vulkan, allerdings auf kleiner Flamme
Quelle: IGN
Die Tremor-Amplitude macht Hoffnung. - Uns!
Montag 08.11.2021 El Paso 18:30 Uhr
Stihl sollte seinen Laubsauger "Brisa" nennen
PM10 und viel PS
In Waiblingen kennt man unsere Insel sehr gut. - An keinem anderen Standort der Welt hat der Verkauf an Laubbläsern dieser "Männermarke" robuster zugenommen als auf La Palma. Haben Sie mal das Publikum bei "Agroisleña" im Verkaufsraum gesehen, da wo es die geilsten Gartenmaschinen der Welt gibt? - Nur Männer, das ist einfach so, ich kann nichts dafür. - Um die Asche vom Dach oder sonst wo weg zu bekommen gibt es mehrere Methoden. - Der Besen, in bester Form mit Therapiefunktion, Wasser, oder eben diese Blasinstrumente der unharmonischen Art. Meist sagt man ja immer noch "Laubsauger" obwohl die schon längst nicht mehr diese Funktion haben, denn eigentlich pustet man ja ausschließlich damit. - Laub in Regionen mit weniger Vulkanen und bei uns eben die Asche vom Dach, wenn man therapieunfähig ist… Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da nahm man irgendwelche Laubbläser mit Elektroantrieb der unter Hundert Euro Klasse, aber diese taugen wirklich nur für Laub, und auch das nur, wenn es nicht feucht ist. - Der feuchte Traum eines jeden Aschebläsers ist aber eben nun der rucksackgestützte Benzinlaubbläser der Edelmarke aus dem Stuttgarter Raum, denn wenn man da den Zweitakter anschmeißt und voll drauf hält, dann fliegen die Dachziegel gleich mit der Asche vom Giebel. - Man könnte fast schon ein bisschen von Statussymbol sprechen, zeig mir deinen Bläser und ich sage dir wie dein Sti(h)l ist. - Der SUV unter den Gartengeräten und wenn man alle inzwischen auf La Palma verkauften Rucksackbläser der Waiblinger Fabrik gleichzeitig gegen den Vulkan richten würde, ich glaube der erstickte in seiner eigenen Asche. - Nicht ganz mithalten kann bei der Aufrüstung an Blasinstrumenten die passende Schutzkleidung. - Bläst man nämlich mit diesen starken Geräten die feine Asche in die Flucht, dann steht man, Mann, Frau, Gruppe sofort in einer Staubwolke, welche atmen zur suizidalen Aktion macht. - Wie gesagt, Stihl kann da nichts für, denn eigentlich sind das Laubbläser und keine PM10 Schleudern wie man sie hier gebraucht und diese Geräte in Verbindung mit dem größten Staubbläser der Insel, der "Brisa" die schaffen es locker, die Messstationen auf der Insel zu Höchstwerten zu katapultieren, die man sonst nur aus Zeiten dichtesten Calimas kennt. - Wahrscheinlich spricht aus mir wieder der Blasneid, weil ich nur so einen ollen Elektrobläser der China-Fraktion habe. Aber ich gehöre ja eh der Feg- und Spritzfraktion an, erst fegen, dann mit Wasser die Giebeldächer nachreinigen. Wahrscheinlich weil ich gerade mal wieder bei Agroisleña war, als die Geräte gerade wieder ausverkauft waren. Aber mal Hand an den Gashebel, gesund sind die Dinger wirklich nicht, wenn man sich beim Gebrauch gegen Asche nicht komplett im Schutzanzug einschweißt. PM10 Werte von 330 Mikrogramm und darüber pro Kubikmeter Luft, keine Seltenheit von Los Llanos bis Puntagorda, trotz Passat und raus mit dem Zeug auf den Atlantik.
In Sachen Vulkan sind wir weiter auf einem guten Weg. - Oben auf dem Hauptkrater gast eine schwarze Wolke moderat aus, und sicher werden wir auch heute Nacht wieder Feuerspiele dort beobachten können. - Ein bisschen weiter unten, genau westlich davon der Schlot für die Lava und hier habe ich deutlich das Gefühl, weniger grauer Qualm noch als die Vortage weist den Weg der Lava die Rinne hinab nach Westen. - Dort hat das flüssige Gestein nun viele Tage in Folge keine weiteren Schäden angerichtet und man fragt sich nicht nur als unbeteiligter Beobachter, wie lange geht das noch gut. - Wie viel mehr Lava kann man noch auf diese alte Lavazunge schichten, bevor das Zeug einfach der Schwerkraft folgend die Ränder des Lavastroms hinab rinnt. - Wenn wir Glück haben, dann nimmt die Lavamenge jetzt schnell ab und es kommt gar nicht mehr dazu, dass wieder deutlicher Geländegewinn für den Vulkan vermeldet werden muss. - In den, inzwischen weiter verbreiteten Optimismus hinein, der Vulkan könne am Ende sein, füttert jetzt auch das IGN in Person von Carmen López noch die Hoffnung. - Man könne anhand der Zusammensetzung der Gase feststellen, dass die jetzt ausströmende Lava aus den flacheren Zonen stammt. - Das wollten wir schon vor einer ganzen Weile hören, mussten uns das aber bislang zusammenschnorren aus vielen Fragmenten halbwissenschaftlicher Halbwissenden. - Und die Tausend Mark Frage hat Carmen López auch noch gestellt oder eigentlich beantwortet: Sobald die tiefen Beben rund um die 30 Kilometer aufhören, wird der Magmanachschub schnell geringer werden. - Man war, oder ist sich nämlich immer noch nicht genau im klaren darüber, warum die Beben in zwei Etagen agieren. - Einmal die vielen oberflächlichen, welche den Druck der Gase und der Magma rund um die 12 Kilometer spiegeln und dann die wenigen, aber doch oft spürbaren "Klopper", um 30 Kilometer Tiefe. - Kommt daher der Magma-Nachschub und deswegen "knallt" es oder stürzen da nur die Kavernen ein, welche eben mal mit Magma gefüllt waren? - Also wir warten jetzt noch geduldig ab, bis die tiefen Beben verschwinden, dann die flacheren, dann die Eruptionen und schließlich auch die FDP. - Meine Frau meint, ich hätte heute wieder zu viel Asche eingeatmet, ich weiß gar nicht, wie die darauf kommt.
Wir haben lange nicht mehr über den Norden gesprochen. - Wie man sieht, (rote Farbe) füllt die Lava auch dort noch Inseln auf, das Wunder von La Laguna ist also noch nicht in der Sakristei
Quelle: IGME - CSIC
Tremor bleibt stabil auf niedrigem Niveau. - Für Sie mag das langweilig sein, immer diese Grafiken, für uns ist das wie eine tägliche Ziehung der Lottozahlen
Quelle: IGN
Es ist also noch Platz nach unten
Quelle: IGN
Die letzte Woche in Sachen Tremor-Amplitude
Quelle: IGN
Die Kringel da unten müssen weg...
Quelle:Volcano Discovery
Alles Asche
Quelle: Cabildo Insular de La Palma
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