28.11.2021 Tag einundsiebzig der Eruption
Sonntag 28.11.2021 El Paso 07:00 Uhr
Ist der Barthel mit dem Most schon wieder da?
Er verschüttet auch noch was in den Norden
Die letzte massive Aktivierung der Beben in der Tiefe unter 30 Kilometer fand am 26.11. gegen Mittag statt. - Das wären dann an die 36 Stunden die jetzt vergangen sind und das würde in etwa in die Vorgaben reinpassen, welche wir für den Anstieg des Magmas aus solchen Tiefen erfragen konnten. - Seit wann bereits der neue Schlot Lava im Nordosten spuckt, das weiß ich nicht, aber lange kann es noch nicht sein, denn die Lava ist noch nicht unten am Krater angekommen. - Da der bislang bekannte Schlot auch weiter aktiv ist, nehmen wir jetzt mal an, dass ab jetzt, oder eben noch früher am Morgen, ein erneuter Schub an Magma angekommen ist. - Auf dem Tremor kann man das auch ablesen, dort beginnt gegen 03:00 Uhr der Balken dicker zu werden und ebenso die Tremor-Amplitude zeigt das in bunten Farben an. - Da wir aber kein herausragendes seismisches Ereignis haben, heute Nacht nur maximal Stärke 3,3 kann das eigentlich nur mit einem neuen Schub an Magma zusammenhängen. - Wenn ich nur solche Studenten hätte, dann wäre ich schon längst in die Geisteswissenschaften geflohen, wird sich jetzt Dr. Andreas Klügel denken, aber wir dürfen so denken, wir sind ja schließlich Laien… Es passt schon alles zusammen und jetzt sind wir mal gespannt, was die Deformation aussagen wird an der Station LP03. - Dieses Ergebnis kommt allerdings erst später, als ich meine Kolumne ins Netz schleuse, also wird das erst heute Abend aufgeklärt werden. - Jetzt müssen wir also abwarten, was aus dem neuen Lavaschlot im Norden wird, der ja wohl von Robin ausgeht, wenn ich das richtig beobachtet habe. - Könnte ein Spielverderber für La Laguna werden, vielleicht sogar für uns in Tajuya, oder der schläft so schnell wieder ein, wie das mit der Episode im Süden mit dem Friedhof war. - Was wir allerdings erwarten ist ja nun, dass dieser Schub an Magma geringer ausfällt, als noch die vorangegangenen, da ja die Bebenserie in der Tiefe von deutlich geringeren Magnituden war, also auch weniger Energie umgesetzt hat. - Das würde dann auch wieder hinkommen mit dem geringeren Anstieg der Bodendeformation, als noch in den vorangegangenen Episoden. Ich weiß, das ist ein bisschen Pippi Langstrumpf und die notwendige Mathematikreform zu meinen Gunsten, aber ich habe schon so viel haarsträubendere Geschichten gelesen…
Das Wetter zumindest begleitet uns weiter positiv, der Passat treibt die Gase und Asche weiter nach Südwesten und aufs Meer hinaus. - Bedeutet natürlich auch für die Siedlungen San Nicolas und Las Manchas de Abajo weiteren Ascheregen und da wird es noch eine ganze Weile dauern und viele freiwillige Helfer brauchen, bis dort die Asche verräumt ist. - Oft können aber die Anwohner und Freiwilligen gar nicht zu diesen Häusern, deren Bewohner seit Beginn der Eruption evakuiert sind, da die Gasmessungen gefährliche Werte ergeben. - In El Paso hat nun die erste Tranche der Ausschüttungen der Spendengelder begonnen. - Über 1,1 Millionen Euro sind auf dem Konto eingegangen, übrigens ein beachtlicher Anteil aus dem Ausland. - Eigentlich hieß es zunächst, man wolle oder solle sich zusammen mit Los Llanos, Tazacorte und dem Cabildo Insular auf einen gemeinsamen Spendentopf setzen, aber so lange wollte man hier in El Paso nicht warten, denn die Leute brauchen Geld in der Hand. - Dabei werden nicht nur die bedacht, welche ihr Eigentum verloren haben, sondern auch die Evakuierten, welche zum Teil ja bereits 70 Tage nicht an ihr Hab und Gut gekommen sind. - Zwischen 800,- Euro für Evakuierte und maximal 3.000 Euro für Familien, welche das Haus verloren haben sind auf diese Weise ausgeschüttet worden. - Jetzt sind noch weitere 500.000 Euro auf dem Spendenkonto der Gemeinde El Paso und wie die verteilt werden, das ist noch nicht beschlossene Sache. - Die beiden anderen Gemeinden und die Leute im Cabildo waren nicht so begeistert von dem Alleingang El Pasos, jetzt bereits mit dem Verteilen der Spenden zu beginnen, allerdings muss man dann dort mal nachfragen, wann man es denn für opportun hält, denen zu helfen, welche seit über 2 Monaten in vorläufigen Unterkünften sitzen.
Kommt da um 03:00 Uhr der Barthel mit dem Gesöff zurück?
Quelle: IGN
Hier wird das so dargestellt
Quelle: IGN
Geringere Magnituden bei den Beben seit ein paar Tagen
Quelle:Volcano Discovery
Hier die gleiche Grafik allerdings nicht nur eine Woche, sondern 30 Tage
Quelle:Volcano Discovery
Das nun die Situation am Krater um 05:30 Uhr mit dem neuen Lavaschlot im Nordosten
Nachtrag, Stand 07:30 Uhr aus Tacande, also weiter östlich als unser Standort, der neue Schlot
Quelle: Herbert Schaar
Nachtrag, Stand 08:00 Uhr
Sonntag 28.11.2021 El Paso 18:00 Uhr
Jetzt zittert der Norden wieder
Aus mehreren Spalten fließt Lava nördlich am Hauptkrater vorbei
Barthels Most hat es in sich. - Der Druck, der sich in den letzten Tagen aufgebaut hat, entlädt sich seit dem frühen Morgen auf ganz eigene Art. - Erwartete man eigentlich eine deutliche Steigerung der Lavaausschüttung am Hauptkrater, so öffneten sich gleich mehrere Spalten an der Ostseite des Hauptkraters und nördlich des kleineren Robin. - Von dort aus nimmt die Lava nun den Weg über, bislang noch nicht betroffenes Terrain in der Gegend Paraiso um sich dann, wahrscheinlich auf der Höhe des Industriegebietes mit der bereits vor Wochen nicht mehr versorgten Lavazunge "Nummer 8" zu vereinen. - Wir erinnern uns, die zog zwischen 10. und 20. Oktober über das Industriegebiet, Camino Cumplido und Cruz Chica bis nach La Laguna und zerstörte dabei Hunderte von Wohnhäusern und den südlichen Teil La Lagunas. - Seit dem 21. Oktober allerdings hat sich dieser Lavastrom nicht mehr bewegt und seit dem spricht man auch vom Wunder von La Laguna, welches nun Bestand zeigen muss. - Noch ist die Lavazunge nicht so weit und seitens des Krisenstabes herrscht die Hoffnung, diese Spalten nordöstlich des Hauptkraters könnten sich, ähnlich wie die vor ein paar Tagen südlich davon, bald leeren und keine weitere Lava ausspucken. - Gut, die dürfen genau so hoffen wie wir und vor allem wollen die natürlich, dass sich keine neuen Lavazungen am Rande des alten Stromes bilden, da überall in der Gegend natürlich Häuser und Infrastruktur "herumstehen". - Warten wir die Nacht ab, die Zone dort ist längst evakuiert und hoffen wir sehr, dass die Lava sich nicht weiter nach Norden ausbreitet, denn so weit ist es zum Kreuz von Tajuya und damit zur Hauptverkehrsader der Insel nicht mehr.
Ebenso aus der Pressekonferenz entnehmen wir, dass der Schwefeldioxidgehalt in der Aschewolke erstmals seit längerem wieder deutlich angestiegen ist gestern, als man 30.000 bis 49.900 Tonnen SO2 messen und schätzen konnte. - Das passt natürlich ins Bild, erst die Häufung der Beben in tiefen Regionen, dann der Anstieg der Deformation und wie wir jetzt auch wissen, das Schwefeldioxid. - Was wir jetzt natürlich nicht wissen ist, kommt das Magma aus der Tiefe direkt in die neuen Spalten oder sammelt sich das zunächst in den Kammern in rund 10 Kilometer Tiefe, wo wir ja seit Beginn der Krise die meisten Beben messen können. - Die Bodendeformation ist heute bereits wieder abgesunken, also sollte auch der SO2 Gehalt in der Wolke ab morgen (für heute) nicht mehr ansteigen oder schon wieder abnehmen. - Das eben immer mit der Gegenfrage, ob denn eine Messung überhaupt möglich ist und wie groß dabei die mögliche Fehlerquelle ist. - Die gute Nachricht, leider die einzige heute, die Magnituden der Beben sind weiterhin deutlich unter denen der vergangenen Woche. - Das stärkste Beben heute war eines mit 3,7 in 37 Kilometer Tiefe. - Auch wenn wir mehr oder weniger wussten, dass da ein Schwung Magma unterwegs ist, so ist die Sache insofern unerwartet und unangenehm geworden, da nun erneut bislang noch nicht betroffene Zonen von der Lava erreicht werden und auch die Ruhe der "Colada 8" nach einem Monat Ruhe und Hoffen zunächst vorbei ist. - Auch wenn sich jetzt alle momentane Aufmerksamkeit auf den neuen Fokus richtet, da herrscht auch noch reichlich Druck auf den nördlichen Teil der Montaña Todoque, wo immer noch ein Dutzend Häuser in einer Insel der Glückseligkeit bislang der Lava getrotzt hat. - Die kommenden Stunden sind dort entscheidend, vielleicht hilft ja Sankt Florian jetzt mal dem Süden und nimmt Druck aus der "Colada 5". - Tremor und Tremor-Amplitude zeigen deutlich die gewachsene Aktivität an und wir hoffen sehr, dass wir hier bald wieder eine Umkehr der aktuellen Situation bekommen.
Deutlich angewachsen die Aktivität am Vulkan
Quelle: IGN
Hier die Anzahl und die Verteilung der Magnituden der Beben seit Beginn der "Krise"
Quelle: IGN
Die Bodendeformation an der Station LP03 ist wieder deutlich gesunken
Heute Vormittag aus Tacande
Quelle: Herbert Schaar
Der Most scheint ihm gut getan zu haben...
Die Lava nimmt neue Wege
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