Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 23.10.2021 Vulkanausbruch

Ferienhäuser La Palma Ferienhäuser La Palma Casa Martin Ferienhäuser La Palma Casa Martin Casa Martin La Palma La Palma Casa Martin Ferienhäuser La Palma



Vulkantagebuch



23.10.2021 Tag fünfunddreißig der Eruption


Samstag 23.10.2021 El Paso 07:00 Uhr

Im Süden Glut im Norden Ruhe
Pedro Sánchez kommt Fiebermessen


Beeindruckende Bilder gab es gestern Nacht wieder zu sehen. - Die Wolken verschwanden noch vor Sonnenuntergang und gaben damit den Blick frei auf einen weiter entfesselten Vulkan. - Aus vier Schloten kommen jetzt Gase und glühendes Material geschleudert, und einer davon ist der kleine Robin, der inzwischen fleißige Helfer. - Irgendwo habe ich gelesen, der Hauptkegel sei inzwischen 200 Meter hoch. - Vielleicht nicht ganz, aber was sich da in den letzten fast 5 Wochen an Gebäude aufgebaut hat, ist schon enorm. - Aber eben instabil, da immer nur locker aus Asche und verfestigtem pyroklastischen Material aufgebaut. - So kommt es auch immer wieder zu Zusammenbrüchen und die oberen Kanten des Kegels sehen eigentlich jeden Tag anders aus. - Gestern Abend gab es einen kleinen Einsturz am Kanal für die Lava und sorgte so für einiges an Überraschung für die vielen Zuschauer. - Manchmal läuft der Ablaufkanal auch einfach über, wenn mehr Lava kommt, als weggeführt werden kann, aber in sich hat sich dort inzwischen ein, im Sinne des vulkanischen Vorgangs, nachhaltiges System aufgebaut. - Ob es einen zweiten Lavaausgang auf der Südseite gibt, wir wissen es immer noch nicht, zumindest berichtet niemand belastbar darüber. - Also bleibt es weiter verwunderlich, wie denn, die im Norden immer noch so reichlich austretende Lava, im Süden der Lavazungen landen kann und dort für Bewegung und nächtliche Glutwanderungen sorgt. - In der Ecke La Laguna, also der nördlichsten Flanke, haben wir diese Nacht überhaupt keine Glutnester entdecken können und Landgewinn des Vulkans kann ich auf den angebotenen Karten auch nicht feststellen. - Allerdings werden die nicht jeden Moment aktualisiert. - Was nun im Süden passiert und neu bedroht wird, oder die Lava dort netterweise auf bereits eingenommenem Gebiet wandert, auch darüber müssen wir den Tag abwarten um echte Informationen weiter zu geben.

Pedro Sánchez kommt heute zum fünfte Mal auf die Insel seit dem Vulkanausbruch und wird wieder den Vorsitz der heutigen Krisensitzung übernehmen. - Ich weiß nicht so genau, ob es mir recht seit soll, dass La Palma zur Chefsache erklärt wurde. - Einerseits sind wir uns so sicher, dass viel Geld auf die Insel kommt, auf der anderen Seite zwickt bei mir schon wieder die Erfahrungsdrüse welche da sagt: Vieles ist auf La Palma in den letzten 40 Jahren nicht kaputt gemacht worden, weil wir nicht im Fokus des Interesses standen. - Das ändert sich jetzt und da wir uns, zumindest im Tal, wirtschaftlich neu erfinden müssen, könnten nun auch höchst progressive Maßnahmen unsere gesellschaftlichen und sozialen Strukturen völlig ändern. - Aber ich fordere doch schon seit Jahrzehnten einen Strukturwandel, also sollte ich doch einfach nur froh sein, dass wir mit so viel Interesse belegt werden. - Ist ja auch nur ein alter, weißer Mann, der sich da Sorgen macht um "seine" Vorstellung von Strukturwandel, die natürlich so linksgrünversifft ist, dass selbst Pedro Sánchez ein bisschen blass wird. - Aber seien wir froh, im Moment diese Regierung zu haben, eine Allianz aus PP, Ciudadanos und vielleicht sogar noch Vox könnte noch viel, viel mehr Schaden anrichten und Geld an sich muss ja nicht generell nur schlecht sein…

Die Medien rockt weiterhin die Rettung der sechs Hunde. - Wobei bislang ja immer von drei bis vier die Rede war, welche da aus einer kleinen Insel, welche die Lava am Camino Aniceto ausgespart hatte, gerettet werden mussten. - Die technische Version mit Drohnenrettung hat sich nicht beweisen können, sondern "Unbekannte" haben die Tiere auf dem Landweg einfach rausgeholt. - Über die Lava gelaufen, welche an der Stelle wohl oberflächlich bereits so weit erhärtet ist, dass sie wohl das Gewicht eines Menschen tragen kann. - Aus glorreichen Rettern wurden dann schnell grausame Jäger, welche die Hunde dort ihrem Schicksal überlassen hätten und nun schlägt das mediale Glückspendel wieder um. - Selbst wenn es Jäger wären, die ihre Hunde dort wieder herausgeholt haben, sei es doch wichtiger, dass es den Tieren gut ginge, als die unendliche Diskussion des Tierleids in der Jagd aus rein vergnüglichen Gründen. - Und wenn der Teufel die Hunde rausgeholt hätte, dann würden wir den Teufel dafür feiern und vielleicht muss man das so sehen und später, wenn der Vulkan sein Unwesen in ökonomisch variables Wesen verwandelt hat, dann fangen wir wieder mit der Ethikdebatte rund um die Jagd an. - Wo wir gerade bei Tieren sind. - Mit allergrößtem Aufwand und Einsatz beweisen die lokalen Tierschutzorganisationen, dass vieles möglich ist, auch wenn auf La Palma die Strukturen dafür eigentlich noch nicht ideal erscheinen. - Auch helfen die Tierärzte mit, das Leid so gering wie möglich zu halten und die sozialen Medien dienen perfekt dazu, getrennte Herrchen und Frauchen wieder zu Liebling Kuschel zu führen. - Leider haben die viele Evakuierungen dafür gesorgt, dass viele Menschen in den Notquartieren keine Tiere halten können oder dürfen, es werden also weiter Paten gesucht, welche solche Tiere aufnehmen können. Man wendet sich an die Leute, welche unter den Dächern des Sportplatzes am östliche Eingang Los Llanos ( der aus El Paso) ihre Arbeit verrichten.




Weiter gut dabei, einen Rekord nach dem anderen zu brechen, was die Zahl der Beben angeht.
Quelle: IGN




Die Zahl der Beben "oben" nimmt zu, "unten" wird es langsam weniger
Quelle:Volcano Discovery




Kaum schläft der Wind ein, schon spüren wir wieder den schwefeligen Odem des, dessen Namen nicht genannt werden darf...
Quelle: Cabildo Insular



So sieht es aus, wenn die Milch überläuft





Samstag 23.10.2021 El Paso 18:00 Uhr

Nachts fühlt sich immer alles schlimmer an
Weiter bangen um La Laguna


Oft hat man tagsüber das Gefühl, der Vulkan sei viel weniger aktiv, viel ungefährlicher als nachts. - Ich wage es gar nicht, dem Spezialisten eine solche Frage zu stellen. - Es kann doch nicht tatsächlich so sein, dass es Unterschiede gibt in der Arbeitsauffassung der Vulkane gemäß Tageszeit. - Es wird wohl einfach menschlich sein, nachts alles noch bedrohlicher zu betrachten, zumal man eben auch die Glut und das Feuer nachts erst sehen kann. - Der Kegel hat über den Tag seine obere Kante wieder mehrfach verändert und auch der Auslass der Lava scheint jetzt in zwei Stockwerken zu funktionieren. - Was aber bleibt ist der Ablauf nach Norden und damit auch die Bedrohung La Lagunas. - Aufmerksam habe ich der Presseerklärung des Krisenstabes heute zugehört und auch dort ist man erstaunt über das Anhalten der Lavazunge mitten in La Laguna. - Allerdings fürchtet man, dass von hinten weiter Lava auf die fragile Schnittstelle fließt und es jederzeit dazu kommen kann, dass sich das Schicksal der Aridanesiedlung doch noch zum düsteren wendet. - Nachts konnten wir überhaupt keinen Feuerschein jedweder Glut dort erkennen, allerdings zeugen nahe Fumarolen von der Präsenz großer Hitze im Inneren des Lavastroms. - Vergleicht man die Karten der Lava von gestern zu heute, dann fällt auf, dass nirgendwo die Lava wirklich großen Raumgewinn gemacht hat. - In der Mitte wurden manche "Inseln" aufgefüllt, welche bislang noch ohne schwarzen Deckel waren und auch im Norden sind die Veränderungen minimal. - Gleichzeitig können wir aber nicht entdecken, dass weniger Lava ausgeschieden würde, also könnte die unschöne Vermutung stimmen, dass die inneren Kanäle der Lavazunge sich weiter füllen um dann weitere Zerstörung anzugehen. - Von den vier großen Lavaströmen hat bislang nur ein einziger den Atlantik erreicht. - Zwar haben wir mehrfach bereits den "Meerfall" in wenigen Stunden angekündigt, aber wenn wir zurückdenken, an den Anfang der Eruption, dann war auch der allererste Kontakt mit den Wassern des Atlantiks Tage später als vermutet. - Auch noch wasserscheu das Monster ohne Nennung. - Wir hoffen halt immer, dass die Lava vom Krater bis locker in den Atlantik durchfließen kann, eben wie auf einer Autobahn, um so weniger Zerstörung kann das Zeug hier auf der Insel anrichten.

Die Daten bieten wenig Änderungen an. - Beben gleich geblieben, lediglich gibt es zu vermelden, dass die ganz starken Klopper ausgeblieben sind seit anderthalb Tagen und in dem Moment, in dem ich das schreibe, wackelt wieder alles und wir sind gespannt auf das Ergebnis. - Unser erster "Fünfer" wird da angegeben, mal sehen, ob dieser Wert später auch noch der manuellen Überprüfung standhält. Die Deformation beim Messpunkt LP03 ist leicht angestiegen, aber nur marginal. - Der Tremor zeugt vom massiven Lauf der Lava, aber in der gemittelten Tremor-Amplitude "RSAM" (Real-time Seismic-Amplitude Measurement) erkennen wir mehr Bewegung nach unten als umgekehrt. - Inzwischen hat die manuelle Überprüfung des Bebens ein 4,9 ergeben, uns den "Fünfer" also wieder weggenommen, aber gefühlt was das ein solcher Klopper. - Wieder aus der Tiefe des Raums, so spürte man das auch leicht schon im Anfang, ein Grummeln von unten und dann wackelt plötzlich alles wie ein Keks auf dem Pudding und nach 3 Sekunden ist wieder alles vorbei. Persönlich finde ich die Explosionen schlimmer noch als die Beben, aber es gibt andere Menschen, die scheinen da sehr viel empfindlicher zu sein und spüren auch schon seismische Bewegungen von 3+. - Ich bekomme erst ab 4+ überhaupt etwas mit und wenn man Auto fährt oder im Garten läuft, dann kann es auch sein, dass man ein 4,3 überhaupt nicht spürt.

Nach fast fünf Wochen mit den Beben, den Explosionen und auch mit den unklaren Aussichten, wie es denn weitergeht, sind viele Menschen nicht mehr wirklich stabil. - Wer dann auch noch sein Haus verloren hat oder der Verlust droht, der begibt sich an die ertragbaren Grenzen des jeder menschlichen Kraft. - Hier hat man dazu private Psychologen eingeladen, sich an der Arbeit der hiesigen Kollegen zu beteiligen und über die Gemeinden bekommt man Termine und Hilfe. - Wer nun aber der spanischen Sprache nicht mächtig ist, und dabei handelt es sich eben auch um Themen, die man doch besser in der Muttersprache transportieren kann, der muss sich anderswo Hilfe suchen. - Es gibt nun die Möglichkeit, mit erfahrenen, deutschsprachigen Seelsorgern Kontakt aufzunehmen. Sowohl in Deutschland, als auch in Österreich und der Schweiz gibt es seit langem das Angebot der Telefonseelsorge. Dort arbeitet durchweg mit Krisen erfahrenes Personal, welches zudem auf den fernmündlichen Kontakt geschult ist, um die notwenige wie sinnvolle Nähe auch über das Telefon herstellen zu können. Und wer möchte, dem ist hier absolute Anonymität zugesichert.

Zwar hatte ein aufmerksamer Leser und La Palma-Freund zunächst die Idee, für unsere kleine, eingeschworene La Palma-Gemeinde ein kleines, möglichst persönliches Team von ehrenamtlich tätigen Psychologen und Ärzten zusammenzustellen, zu denen wir gerne den Kontakt hergestellt hätten. Dies erwies sich jedoch in der Praxis als äußerst schwierig und letztlich nicht umsetzbar.

Die Telefonseelsorge wird zwar in Deutschland interkonfessionell von evangelischer und katholischer Kirche gemeinsam getragen, jedoch bedeutet Seelsorge" in diesem Fall, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen. Glaubensfragen oder religiöse Themen kann, muss man aber keinesfalls ansprechen! Die Gesprächspartner zum Herzausschütten sind von La Palma aus folgendermaßen erreichbar:

Deutschland
- Telefonseelsorge (über Internettelefonie oder mit deutscher SIM-Karte erreichbar): 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222 (kostenlos, rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr)

- Chat- und Online-Beratung:
https://online.telefonseelsorge.de/

Österreich
- Telefonseelsorge
+43 142 (deutschsprachig, ebenfalls 24/7, ggfs. mit Kosten des ausländischen Netzanbieters verbunden)

Schweiz
- Dargebotene Hand
+41 143 (u.a. deutschsprachig, ggfs. mit Kosten des ausländischen Netzanbieters verbunden)

Alle Informationen sind folgender Webseite entnommen:
https://www.telefonseelsorge.de/telefon/




Unser "Fünfer", inzwischen nach Überprüfung auf 4,9 herabgestuft
Quelle: IGN




Hier fehlt der "Fünfer" noch
Quelle:Volcano Discovery




Gemittelte Tremor-Amplitude "RSAM" (Real-time Seismic-Amplitude Measurement)
Quelle: IGN




Kaum Veränderung gegenüber gestern
Quelle: IGME/CSIC








Familie Ingrid & Mathias Siebold
Calle el Torreón 5/7
E-38750 El Paso
La Palma, Islas Canarias, Spanien
Telefon: + 34 922 497 216
WhatsApp: + 34 616 167 775
email: m.siebold@casamartin.de

Casa Martin Ferienhaus auf La Palma