Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 24.12.2021 Vulkanausbruch

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Vulkantagebuch



24.12.2021 Tag neun nach der Eruption,


Freitag 24.12.2021 El Paso 11:00 Uhr

Heute hat der Besen Ruh´
Weihnachten auf der langweiligsten Insel der Welt


Eine Insel mit zwei Bergen… Eine Modelleisenbahn, das ist so ziemlich das einzige, was mir so richtig fehlt hier auf La Palma. - Ich glaube sogar, in H0 kann man hier auf der Insel überhaupt nichts kaufen, kann mich aber noch genau an den Geruch der Deko-Büsche erinnern, die wie bunte, kleine Schwämme aus den Beuteln wabbelten. - Und die Faller-Häuschen und der erste Bahnübergang, der die Schranke schloss, wenn der Zug darübergefahren ist. - Aber es ist ähnlich für uns, ähnlich schön, denn ohne die ständige Bedrohung des Vulkans geraten wir plötzlich wieder an den Rand des Geschehens und genau dort ist meine Nische. - Wohl nicht nur meine, sondern die der meisten hier auf der Insel und wer mehr will, also Karriere, Ruhm, Geld oder progressive Planung, der muss weiter, deutlich hinter unseren Horizont. - Unsere Kinder sind ja da hin, allerdings mit der Aussage, wir kommen bald zurück und auch wenn bald sicherlich nicht morgen bedeutet, so ist das doch ein hoffnungsvolles Stück der Zeit. - Achtdreiviertel Katzen sind es inzwischen, dreiviertel bedeutet, schon regelmäßig fressen, aber noch nicht streicheln. Bis die Tierärztin mal wieder auf Visite kommt, wird das schon noch. Ist eine ältere Katze, die wohl in den Wirren nicht mehr nach Hause gefunden hat und auch niemand hat sich auf das Bild in den sozial genannten Medien gemeldet. - Also eine Katze die zu uns passt, wir planen nicht, wir lassen uns meist treiben. - Früh in den Supermarkt in die Stadt El Paso und wer La Palma kennt, der kann aus dem Umstand, dass wir El Paso Stadt und den "Dino" Supermarkt nennen, ganz einfach schließen, wie groß und artig wir sind. - Ohne Planung ein Weihnachtsessen angehen, sogar für beide Tage, das haben wir aber auch mit den Kindern schon so gemacht und sind immer bestens damit gesessen oder auch gefahren. Heute auch wieder, keine Schlangen irgendwo im Laden, die Fischtheke in glänzendem Überfluss und ich konnte aus drei verschiedenen Qualitäten Rinderfilet wählen. - Alles andere kann ich nicht zubereiten und Greta wie die Hausveganerin werden mir das doch dreimal im Jahr verzeihen. - Dazu gibt es Gemüse aus dem Vulkangarten, also nicht besonders viel, und natürlich kleine Kartöffelchen und Mojo von Pedro, unserem Nachbarn. - Ansonsten gehen wir sicher irgendwann spazieren, die Maske am Mann, aber nur übergezogen, wenn uns jemand entgegenkommt und auch zur Maske greift. - Das erkennt man ja eigentlich immer schon von weitem und oft erhascht man einen dankbaren Blick, wenn man die Respektsbezeugung, sich auch die Maske über zu ziehen, rechtzeitig vollzieht.

Der Vulkan meldet sich weiter mit kollateralen Glanztaten wie rumgasen und immer noch heißen Lavazungen. - Die Beben werden wirklich konstant weniger und die Magnituden sinken auch weiter ab. - Jetzt ist auch die Deformation an der, der Eruption am nächsten liegenden Station LP03 wieder zurück auf "Neunull" und wir dürfen uns wohl langsam damit abfinden, dass der Druck wirklich aus dem Kessel ist. - Mal sehen, wann normale Menschen dann auch mal in die Nähe des Kraters dürfen und sich den Namenlosen, Robin, Robinillo und die anderen Schlote mal näher ansehen können, welche uns drei Monate lang viel mehr als nur den Schlaf geraubt haben. - Und die Lavarinne, welche so lange nach Norden gerichtet war, dann aber das heiße Zeug nach Westen abtransportiert hat und selbst heute noch an zwei Stellen qualmt. - Die anderen aus der evakuierten Zone denken allerdings natürlich eher daran, wann sie endlich wieder in ihre Häuser können und da sieht es im Süden noch gar nicht wirklich machbar aus. - In La Laguna will man am Montag anfangen, die Lava von der Straße zu räumen, ob darunter allerdings noch eine Straße ist, das weiß natürlich noch niemand. - Aber das ist gut und wichtig, wir wollen jetzt alle Bewegung sehen nach Weihnachten und zwar deutlich in Richtung Wiederaufbau. - Sicherlich werden wir dabei viele Fehler begehen und auch viele fromme Wünsche in Sachen smarter Raumplanung geflissentlich übersehen. Aber es geht eben um Menschen und nicht um Planung, die durchaus nachhaltig und smart sein kann, meist aber doch nicht funktioniert. - Wir machen das zwar eigentlich nicht das erste Mal, Aufräumen nach einem Vulkanausbruch, allerdings in diesem Ausmaß doch ganz bestimmt.

Schwierig wird es jetzt, die Geduld der Leute mit den richtigen Worten und Werten zu füttern, die unbedingt in ihre Häuser zurück wollen, aber wegen der immer noch deutlichen Ausgasung das wohl noch länger nicht machen können. - Wo es keine Straße gibt, das ist leicht verständlich, aber CO2 sieht und riecht man nicht, aber das ist wohl die größte Gefahr, da nach wie vor, besonders im südlichen Umfeld des Kraters und der Lavazunge enorme Mengen CO2 aus dem Boden kommen. - Schwefel wird immer weniger, auch jetzt, wo es fast windstill ist und der Luftzug aus dem Süden kommt, kann man bei uns schon kaum noch Schwefel riechen oder auch messen. - Aber die andere Seite, also der Süden, dort ist die Angelegenheit noch ganz anders, wohl da diese Region auf den Kondukten liegt, welche das Magma in nur geringer Tiefe zum Eruptionspunkt transportiert hat. - Die sitzen, so zu sagen, auf langsam ausglühendem Magma, welches eben die Gase auch durch die Erdschichten hinweg noch absondert. - Wenn selbst unser Oberweichzeichner, der wirklich sehr bemühte Miguel Ángel Morcuende, Chef und Sprecher des vulkanischen Krisenstabes immer wieder die Raute sucht, wenn er über Probleme im Süden mit den Gasen redet, dann kann man sich das Ausmaß der Probleme dort wohl vorstellen. - In Jedey zumindest haben bereits Architekten und Techniker den Großteil der Häuser begutachtet, ob die noch ohne Gefahr bewohnbar sind. - Ob man daraus nun schließen soll, Jedey wäre bald dran mit Rückkehr der Leute, das wage ich nicht daraus zu schließen. - Eher, dass wieder mal El Paso viel schneller reagiert als die anderen Gemeinden, wobei wir ja zugeben müssen, dass El Paso zwar Heimatgemeinde des Kraters ist, das meiste Unheil jedoch in der Gemarkung Los Llanos angerichtet wurde.

Jetzt lassen wir den Besen und den Vulkan mal ein, zwei Tage auf der Seite und ich bedanke mich für Ihre enorme hohe Aufmerksamkeit. - Das wird sich aber auch wieder ändern, wenn wir wieder die langweiligste Insel der Welt sind und ich wieder nur noch schreibe, wenn mir die Finger danach gewachsen sind. - Vielen Dank, dass ich Ihnen erfolgreich die Zeit stehlen durfte, ich habe das gerne getan… Ansonsten, ein wunderschönes Weihnachtsfest, frei von Ärger und Sorgen und sicher hat auch das griechische Alphabet bald mal ein Ende, so dass wir auch wieder reisen können und Sie sich angucken, was wir aus dem Vulkan und den daraus entstehenden Chancen gemacht haben.




Inzwischen passt ein ganzer "seismischer Tag" auf die Grafik ohne scrollen zu müssen
Quelle: IGN




Die Deformation ist jetzt auch wieder weggeschrumpft, gehen wir also in den Feiertagsmodus über
Quelle: IGN




Das gesamte Gewackel der letzten drei Monate übersichtlich aufgedröselt
Quelle: IGME




Und ganz besonders stolz bin ich darauf: Mir wurde der goldene Kehrbesen am Bande verliehen!








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