Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 06.12.2021 Vulkanausbruch

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Vulkantagebuch



06.12.2021 Tag neunundsiebzig der Eruption


Montag 06.12.2021 El Paso 06:30 Uhr

Im Norden nichts Neues
Der Süden trägt die ganze Last


Ob das nun einzig das Werk des Sankt Florian ist, der einfach mit dem Finger in eine Himmelsrichtung zeigt, ich glaube das nicht. - Ich zitiere ein paar Zeilen aus einer Nachricht von Dr. Andreas Klügel zu der aktuellen Entwicklung: "(…)Aber wenn es schon neue Spalten gibt, wäre es auch zu erwarten gewesen, dass sie in diesem Bereich auftreten. Schließlich kommt das aufsteigende Magma - ausweislich der Erdbeben-Hypozentren unmittelbar vor dem Ausbruch - von Süden bzw. Südosten her. Wenn die Schlote durch geringere Aktivität der letzten Tage "verstopft" sind, d.h. das Magma sich nur unter erhöhtem Druck seinen Weg bahnen kann, kann die Oberfläche auch an neuen Stellen aufreißen - dort, wo der Widerstand am geringsten ist. Immerhin befindet sich der Vulkan in der Verlängerung des Störungssystems der 1949 Eruption, also der Linie Duraznero - Hoyo Negro - Llano del Banco (Schlot des großen Lavastroms nach Westen). Entlang dieser Linie sind 1949 zahlreiche Verwerfungen entstanden, mit vertikalen Versätzen von bis zu 5 Metern(…)" Wenig aufbauend für die Region und schon gar nicht als Trost nützlich, war auch gar nicht als ein solcher Versuch gedacht. - Also schließen wir aus der ganzen neuen Entwicklung mit der Öffnung weiterer Spalten, dass es nun schnell gehen sollte mit der Druckentlastung und das funktioniert eben nur über die Eruption des Magma. - Da beißt sich der Vulkan in den Kegel aber vielleicht hilft da ja ein bisschen, dass eben genau der alte Hauptkrater inzwischen auch wieder prächtig beim Eruptieren hilft. - Aus den bereits seit fast 2 Monaten erprobten Schloten kommt auch wieder Lava geflossen. - Vielleicht erinnern Sie sich, da glühte immer noch eine kleine Taschenlampe, als es bereits hieß, der alte Krater sei tot es lebe der Neue im Südosten? - Da fließt nun wieder Lava die altbekannte Rinne hinab und landet erneut in der Region "Paraíso" welche dringend umbenannt werden muss. - Auch der alte "Verteiler" ist wieder aktiv und schickt die Lava mitten auf die große Lavazunge, auf welcher er dann das Zeug, hier mal ohne weitere Zerstörung, liegen lassen kann.

Im Süden läuft das weniger friedlich ab, da diese frische Lava schnell ist und so mühelos auch über neues Gelände voran kommt. - Was südlich der Montaña Todoque passiert, das können wir nicht mehr erkennen, auch weil inzwischen die Lava sich in dem Blickfeld so hoch aufgetürmt hat, dass vieles eben jetzt hinter unserem Horizont geschieht. - Wir können nur noch den Lichtschein feststellen und der ist weiter hell und in Richtung Atlantik nehmen wir auch die Wasserdampfwolken wahr, die ins Meer gelangende Lava verrät. - Aus der Grafik von Volcanes y Ciencia Hoy geht hervor, dass die neue schnelle "Colada" eine Lücke zwischen ihrem Lauf und Las Norias gelassen hat und so zumindest den Glauben an Wunder weiter ermöglicht. - Am Hauptkrater selbst stellt man seit Tagen einen Riss in Nordsüd-Richtung fest, der nun gestern breiter geworden ist. Der ist in den Tagen der Inaktivität entstanden und lässt jeden Raum für Spekulationen, was denn da passiert ist und noch passieren wird. - Wir haben nicht die geringste Ahnung, was das bedeuten kann, sind allerdings ganz gespannt auf die Erklärungen seitens des IGN und Involcán. - Die Beben sind weiter geringer Anzahl und im flachen Bereich angesiedelt. - Ein Ereignis fand in 35 Kilometer Tiefe statt, allerdings ein Einzelbeben, welches uns nicht beunruhigt, bislang hält also Barthels Entziehungskur. - Ein Beben mit Stärke 3,9 haben wir gespürt, gegen Mitternacht und in 13 Kilometer Tiefe. Dabei fällt mir auf, es gab seit dem 2.12. kein Beben mehr über 4 und darüber freuen wir uns. - Man wird irgendwie schon bescheiden, aber wir glauben weiter daran: Geringerer Druck, weniger Beben und wenn kein weiterer Nachschub aus der Tiefe kommt, dann müssen wir nur noch die "Masse X aufarbeiten" und sind dann dem Piccolo verdammt nah.




Die Beben finden fast ausschließlich im flacheren Bereich statt
Quelle: IGN




Die gemittelte Tremor-Amplitude reagiert auf die geringeren Beben, allerdings bleibt sie hoch genung, um den ständigen Lavafluss zu beweisen
Quelle: IGN




Mut zur Lücke und vielleicht zum Wunder? Quelle: Volcanes y Ciencia Hoy




Der alte Krater beteiligt sich mit einer, nicht unerheblichen Menge an Material an der Aufarbeitung der Masse X. - Alles, was da im Moment auf den Weg geschickt wird, landet ohne weitere Zerstörung auf dem bereits riesigen Auswurffeld des Unbenannten.





Montag 06.12.2021 El Paso 17:00 Uhr

Alle 6 Sekunden ein Donner
Der Lavastrom im Süden wird bescheidener


Der Vulkan bemüht sich, unser Feiertagstempo aufzunehmen. - Dabei hat er es auch leicht, muss er nur ein bisschen "runterfahren". - Keine neue Karten, keine neuen Bilder der Drohnenflüge und die Pressekonferenzen der Pevolca haben ein bisschen den Charme eines uns allen bekannten Politbüros aus Erichs Zeiten angenommen. Aber gut, alle sind müde und da eben der Vulkan schon deutlich an Tempo und Rhythmus verloren hat, nehmen wir diese Feiertagsblindheit halt einfach hin. - Die Geräusche am Krater sind nicht komplett neu, allerdings völlig anders im Tempo geworden. Es ist sogar ziemlich laut, aber eben nur alle 6 Sekunden. - Da kommt ein Donnergrollen aus den Tiefen des Raums möchte man meinen und das Tageslicht lässt uns nicht erkennen, ob da denn glühendes Material aus dem Krater kommt, oder nur heiße Luft. - Wasserdampf vor allem und manchmal ein bisschen schwarzer Qualm der Asche andeutet, aber so wenig, wie eigentlich noch nie zuvor. Wäre nicht die rhythmische Begleitung in akustischer Weise, dann könnte man von einem extrem ruhigen Tag am Krater sprechen. - Aber für geübte Beobachter gibt es dennoch Hinweise auf Lava, welche den Westhang hinab auch in die gleiche Himmelsrichtung über das große Lavafeld fließt. - Der Qualm der Lava ist ein bisschen grau eingefärbt und man kann den Unterschied zum Wasserdampf mit ein bisschen Übung wohl erkennen. - Und es ist nicht wenig Lava, die da aus alten Gewohnheiten quillt, nachdem die vielen Versuche, weiter im Osten frische "Kraterklone" zum Arbeiten zu bringen, immer wieder frustriert sind. - Der alte Recke ist weiter aktiv als Hauptlavalieferant und glaubt man den Leuten des Krisenstabes, dann schickt der mehr Material auf den Weg, als die neuen Spalten und Risse westlich des Friedhofs Las Manchas´ welche ja solch einen verheerenden Fluss an rasend schneller Lava auf den Weg gebracht haben. - Inzwischen kommt diese Lava auf das vorgelagerte Land des Vulkanausbruchs von 1949 und macht die Insel vielleicht wieder ein bisschen größer. - Zunächst hatte man ja die Befürchtung gehabt, diese Lavaschnellstraße die jagt weiter bis La Bombilla und macht aus der Siedlung Asche, aber jetzt scheint diese Gefahr zunächst gebannt. - Die neue Lava hat sich der südlichsten Zunge "Colada 9" angeschlossen und liefert seine Energie diesem Strom aus.

Die Beben bleiben weiter gering in Anzahl und schwächer als die Wochen zuvor und besonders im Fokus haben wir ja die seismischen Ereignisse in der Tiefe. - Da gibt es ein paar Beben am Tag, aber eben keine Ansammlung von Bewegung welche darauf schließen ließe, dass sich unten wieder Magma auf den Weg macht, uns das Leben weiter schwer zu machen. - Ein paar Beben mehr sind es heute als gestern, aber wollen wir nicht kleinlich sein, wir wissen ja, auch im flachen Bereich haben wir noch reichlich Material abzuarbeiten. - Deformation an der LP03 stabil geblieben seit 3 Tagen, der Tremor ist immer noch stärker als der äußere Eindruck des Kraters Glauben macht. - Das ist wohl dadurch zu erklären, dass es diese Risse und Spalten gibt, welche zusätzlich oder ersatzweise den Druck mit abbauen helfen. - Freuen wir uns jetzt noch auf einige Erklärungen aus Spezialistenfeder. - Ich hatte Dr. Andreas Klügel nach den verschwundenen Beben in El Paso befragt, die wenig erhellenden Auskünfte in Sachen SO2 und was er von dem Riss im Hauptkrater hält, der seit gestern die Vulkanier im Tal beunruhigt. - Hier nun seine Antworten:

Zu den "Geisterbeben" kann ich leider kaum etwas sagen, da ich kein Seismik-Fachmann bin. Aber es ist gut möglich, dass bei den automatischen Lokalisierungen Fehler auftreten und die Ereignisse deswegen händisch ausgetragen werden, wie Du es in dem Blog ja auch geschrieben hast. Aber es wäre natürlich besser, wenn das IGN dies auch erklären würde - sowohl um die berechtigten Sorgen zu relativieren, als auch um Verschwörungsanhängern die "Argumente" zu nehmen. Insgesamt kann man doch uneingeschränkt sagen, dass das IGN einen hervorragenden Job macht, denn es ist nicht selbstverständlich, diese Mengen an Daten in fast Echtzeit aufzuarbeiten und für jedermann zugänglich zu machen.

Was die Menge SO2 angeht, so ist diese extrem schwierig zu bestimmen. Auch wenn auf der Livecam die aktuellen Werte (von INVOLCAN) angezeigt werden, sind sie mit extremer Vorsicht zu genießen. Ich glaube, dass ich Dir im Oktober eine Mail von einem Wissenschaftler des DLR zugeschickt hatte, wo es genau um dieses Thema ging. Man kann die SO2-Gehalte aus Satellitendaten prinzipiell berechnen (bei begrenzter räumlicher Auflösung), aber das Problem ist, dass man dafür die Höhe angeben muss. Und wo hält sich das Zeug jetzt auf... wirklich schwierig!

Zu dem Riss: es ist nicht außergewöhnlich, wenn aufgrund flacher Magmenbewegungen Dehnungen und damit verbundene Abschiebungen an einem Vulkanbau entstehen (Abschiebung: eine Verwerfung, bei der eine Seite gegenüber der anderen unter einem steilen Winkel nach unten verschoben ist). Aber in diesem Falle muss das nicht so sein, sondern kann auch nur an den steilen Hängen des Vulkans und der Abkühlung der tausenden von Tonnen Lava liegen, die sich als Schlacken sehr schnell rund um den Vulkan aufgetürmt haben. Die Schlacken sind miteinander verschweißt und stellen damit ein sehr mächtiges Paket dar. Durch Abkühlung können dann vertikale Risse entstehen, weil sich der Basalt - wie andere Materialien auch - geringfügig zusammenzieht (thermische Ausdehnung bzw. Schrumpfung). Da das gewaltige Schlackenpaket zum Krater hin frei liegt, also keine Abstützung hat, kann es sich aufgrund der Schwerkraft dorthin bewegen und den Riss vergrößern, bis es ggf. zum Kollaps der ganzen Wand kommt. Ich denke aber nicht, dass man sich deswegen in eurem Bereich Sorgen machen muss, das wäre eher ein lokales Ereignis.

Ähnliche Risse sieht man auch auf den verschweißten Schlacken an der Eruptionsspalte der Mta. Duraznero von 1949, wenn man die Ruta de los Volcanes entlang geht. Beim Teneguía gab es bei meinem ersten Besuch 1994 noch ein Schlackepaket am damaligen Parkplatz (direkt am Hauptkrater) - und ein Jahr später war der Hügel kollabiert... Daher laufe ich an solchen senkrechten Schlackenwänden immer schnell vorbei; auch der steile Schlackenwall beim Aufstieg am Teneguia ist nicht Vertrauen einflößend.





Stellen Sie den Wert des SO2 fest! - Das meint der Spezialist wenn er sagt, es ist schwierig, solche Werte zu ermitteln
Quelle: Pandonia Global Network




Es sind ein paar Beben mehr als gestern, aber das erschreckt uns nicht
Quelle: IGN




Der Tremor bleibt kräftiger, als der Eindruck am Krater es vermitteln will
Quelle: IGN




Anzahl und Hypozentren der Beben der letzten 9 Tage
Quelle:Volcano Discovery




Anzahl und Magnituden der Beben der letzten 30 Tage
Quelle:Volcano Discovery




In Ermangelung an professionellem Kartenmaterial wieder ein Screenshot aus der Pressekonferenz. - Niemand hat die Absicht in Feiertag zu gehen...
Quelle: Pevolca








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