Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 24.09.2021

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Vulkantagebuch



24.09.2021 Tag sechs der Eruption


Freitag 24.09.2021 El Paso 08:00 Uhr

Ein normaler Morgen am Vulkan
Die Hierarchien der Bedrohung


Das Leben ist keine Maßeinheit. - Vor ein paar Wochen noch waren die Opfer der ungewöhnlichen Feuerwalze durch El Paso und Teile Los Llanos´ an der Spitze einer unangenehmen Hierarchie. - Jetzt bestimmt der Vulkan die Reihenfolge von Handlung und Bewertung und so ganz kann ich es immer noch nicht fassen, dass bislang auf La Palma deutlich mehr Menschen an Covid gestorben sind, als durch das Feuer im August und dem Vulkan zusammen. - Klar, seit dem ich La Palma denken kann, höre ich immer wieder die Sprüche: Der Vulkan tötet nicht, sondern das Wasser und wäre da nicht Fran Santana vor fast genau 5 Jahren ums Leben gekommen, dann könnte man vom Feuer das gleiche sagen. - Damit beziehen sich die Bewohner der Insel auf den Umstand, dass immer wieder Menschen im Meer ertrinken und weiter an die Flutkatastrophe von "El Llanito", als in Mazo und Breña Alta 26 Menschen ums Leben gekommen sind. - Das war im Jahr 1957. Natürlich grenzt es an ein Wunder, dass keine Menschen bislang verletzt worden sind, oder gar umgekommen bei diesem Vulkanausbruch. - Allerdings sind die entstandenen und noch entstehenden Schäden von einer Reichweite, die wir auch noch nicht beobachten konnten bislang in der Geschichte der Naturgewalten auf dieser Insel. Das hat natürlich auch was damit zu tun, dass La Palma inzwischen dicht besiedelt ist. - Die jetzt noch nicht sichtbaren Schäden an der Landwirtschaft, da Plantagenbesitzer auf nicht absehbare Zeit nicht zu ihren Bananenpflanzungen können, oder weil die Hauptwasserleitung in den Süden komplett unterbrochen wurde. - Da spielen sich zum Teil dramatische Szenen ab, da Puerto Naos, El Remo, La Bombilla zwar weiterhin über die Straße erreichbar sind, die Leute aber nur ganz kurz, oder inzwischen gar nicht mehr dort hin gelassen werden. - Bemerkenswert dabei ist allerdings, wie gut Menschen auch in schier unvorstellbaren Situationen reagieren können. - Wer noch mehr lesen will von alten Vulkangeschichten, der kann sich die Erzählungen von Carlo gefallen lassen. - Der hat ein Tagebuch des San Juan geschrieben, indem der sich an seine jungen Tage erinnert, als er den Ausbruch des San Juan 1949, fast an gleicher Stelle wie jetzt, miterleben musste, konnte und in der Nachschau durfte.

Kommen wir aber zum Tages- oder Nachtgeschehen zurück. - Fast möchte man bereits von einer "normalen Nacht" sprechen, mit einem Vulkan, der weiterhin Lava mehrere Hundert Meter hoch schleudert und immer wieder von gewaltigen Explosionen erschüttert wird. - Die Lava ist viskoser geworden, also zähflüssiger und je weiter sich die Zunge der Lava über die Hänge der Westküste schlängelt, um so langsamer fließt sie. - Jetzt hört man sogar aus Expertenmund, dass der Hauptstrom der Lava genau in Todoque zum Stillstand gekommen sei. - Allerdings gibt es einen neuen Lavastrom, der seinen Weg ein wenig weiter im Süden genommen hat und der bewegt sich immer noch Hang abwärts. - Über die LP2, knapp nördlich der Fotovoltaik-Anlage, nördlich am "Cogote" dem Friedhofshügel vorbei, um sich dann wieder mit dem Hauptstrom zu vereinigen. - Wie es im Moment scheint, kann aber diese frischere Lava nicht den ursprünglichen Strom neu anschieben, sondern bewegt sich am südlichen Rand des, inzwischen oberflächlich abgekühlten Stranges, parallel den Hang hinab. - Aus dem Copernikus-Erdbeobachtungssystem gibt es dazu eine neue Karte, klicken Sie einfach auf die unten angehängte Grafik. - Erdbeben von einer, neben dem ständigen Tremor überhaupt wahrnehmbaren Stärke, gab es seit gestern Mittag überhaupt keine mehr. - Das verstärkt den Eindruck, dass die jetzige Krateröffnung ausreicht, die Magmakammer unter der Cumbre Vieja so weit zu erleichtern, dass sich kein weiterer Druck aufbaut. - Komplett ungewiss allerdings ist, wie groß denn diese Kammer überhaupt ist und wie viel Magma weiterhin aus größeren Tiefen nachgepumpt wird. - Davon hängt natürlich auch ab, wie lange wir noch mit dem aktiven Schlot leben müssen. - Zwischen 18 und 25 Millionen Kubikmeter Lava seien inzwischen ausgetreten. Der Hauptstrom ist knappe 4 Kilometer lang und mehrere Hundert Meter breit. - Man schätzt an die 300 zerstörte Häuser und die Aschewolke steigt an die 3.000 Meter hoch auf. - Der Flugverkehr von und nach La Palma war gestern bereits mehrfach gestört, allerdings nicht ausgesetzt. Für die kommenden Tage erwarten wir zunächst noch Passat aus Nordost, allerdings schwach. - Morgen Wind aus Süd, dann weiter drehend auf West. Ab Sonntag könnte es also schon zu deutlicheren Behinderungen am Flughafen kommen.




Klicken Sie auf die Grafik, wenn Sie sich ein deutlich größeres Bild direkt von "Copernicus" ansehen wollen.



Der Tremor steuert keine neuen Höchstwerte an, die Explosionen waren insgesamt auch seltener als in den letzten beiden Tagen




Heute Nacht, von unserem Standort aus




Heute Morgen, von zu Hause aus betrachtet





Freitag 24.09.2021 El Paso 16:00 Uhr

Die Heftigkeit der Explosionen nimmt zu
Die Menschen aus Tacande und Tajuya sollen zu Hause bleiben


Die Aktivität des Vulkans nimmt seit Mittag spürbar zu. Besonders heftige Explosionen zeigen eine deutliche Veränderung des Verhaltens an. - Es hat sich wohl ein neuer Schlund auf der Nordseite des Kraters gebildet, welcher nun große Mengen Asche und Gase auch nach Tajuya schickt. - Wir nehmen an, dass auch Tajuya, also wir, bald evakuiert werden, bislang steht diese Entscheidung allerdings noch aus. - Aber Kofferpacken ist angesagt.


Freitag 24.09.2021 El Paso 20:00 Uhr

Die Ruhe nach dem Sturm
Muffensausen und Kraterneubau


Das Leben ist kein Kurswagen. Inzwischen bin ich alleine zu Hause, die Familie und bereits "Vorevakuierte" sind nun im Norden der Insel untergebracht und ich bin allein zurück gekommen. - Das ist im Moment möglich, auch wenn ich nicht weiß, ob ich die Nacht hier verbringen werde. - Der über die letzten 6 Tage angehäufte Krater hinter dem Cabeza de Vaca ist explodiert und nun kann der Vulkan auf der Süd- und der Nordseite aus derzeit zwei Schloten ausgasen und Lava schicken. - Wie es scheint, ist das fragil und schnell angehäufte Gestein aus dem sich der Krater gebildet hat immer wieder in sich zusammengesunken und hat die Öffnungen für die Gase verstopft. - Mit sehr starken Explosionen nun hat der ursprüngliche Schlot versucht, den Druck abzulassen, was nicht gelungen scheint. - Erst mit viel Druck von Innen gab nun der, eben eifrig aufgeschüttete Krater neue Öffnungen frei und jetzt finden kaum noch Explosionen statt, sondern der Vulkan gast aus eben zwei Schloten ziemlich ungehindert aus. - Im oberen Teil pyroklastische Partikel und Gas und im unteren Teil tritt Lava aus. - Auf der unten angehängten Grafik des IGN ist auch der Tremor gut zu erkennen, wie er angeschwollen ist für Stunden sogar das gesamte Aufzeichnungsband gefüllt hat. - Nun steigt der langsam wieder an und es ist wohl mit weitere Explosionen zu rechen, allerdings wissen wir noch nicht wann. - Solche Episoden mit den starken Aktivitäten können immer wieder vorkommen, falls es eben den vorhandenen Schloten nicht gelingt, genügend Druck abzulassen. - Evakuiert wurde nun Tacande und Tajuya oberhalb der LP3 und zwar nicht aus Angst vor Lava, die fließt weiterhin in die bereits bekannten Ströme, sondern wegen des befürchteten Ascheregens und Staub. - Während der vielen Explosionen löste sich extrem viel Staub, auch von Mutterboden noch unter dem Vulkan und drohte das gesamte Aridanetal einzunebeln. - Da Vulkanasche, besonders diese kleinen Partikel für Mensch und Tier gefährlich sein können, hat man sich entschlossen, eben weitere Evakuationen durchzuführen. - Es kann allerdings sein, dass diese auch gegen Nacht wieder aufgehoben werden. - Meine Nachbarn sind auch alle verschwunden, die haben wohl unsere Karawane gesehen und gedacht, wenn der Guiri geht, dann wird es auch Zeit für uns zu gehen. - Ich kümmere mich jetzt um die Katzen, obwohl die völlig cool scheinen und bin auf dem Sprung, sollte der Böse Onkel wieder anfangen nach Explosionen mit Staub und gröberen Zeug nach uns zu werfen, dann bin ich auch wieder weg.




Auf der Grafik kann man sehr gut die Heftigkeit des Tremor erkennen. - Allerdings gab es keine weitere Erdbeben, aber die Explosionen waren dermaßen stark, dass noch in der Entfernung von mehreren Kilometern einige Glasscheiben zu Bruch gingen und die Bäume und Büsche wackelten.




Rechts von der aufsteigenden Lavasäule war mal der Kraterrand, von dem jetzt ein Teil fehlt








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