14.10.2021 Tag sechsundzwanzig der Eruption
Donnerstag 14.10.2021 El Paso 07:00 Uhr
Ruhige Nacht, für die einen…
Verzweifelt gesucht, Entlastung für die Nordflanke
Es verwirrt immer wieder, wie hinterlistig der Vulkan sein kann. - Keine Explosionen, kein lärmender Krach, in der Ferne startende Düsenjäger. - Dennoch pumpt das System weiter Lava in unfassbarer Menge aus dem Krater und wir haben keinen Anhaltspunkt feststellen können, dass es außer dem nördlichen Schlot noch einen weitere Auslass gibt. - Im Laufe des Tages werde ich die Möglichkeit haben, mit jemandem zu sprechen, der mit Vulkanologen vom Involcán gestern unterwegs war. - Vielleicht weiß der ja mehr, denn wir können einfach von unserem Standort aus nicht den südlichen und östlichen Bereich des Kraters einsehen. - Ein Bild von Herbert Schaar zeigt im östlichen Bereich Qualm am Krater, was auf eine baldigen Durchbruch hinweisen könnte, aber das ist auch schon alles, was wir bislang darüber vermuten. - Das "Wunder vom Cumplido" und dem Spar könnte heute bereits ein Ende finden, denn die Lavazunge schreitet zwar nicht mehr von oben über den Cumplido, sondern der Lavafluss, welcher südlich dort vorbeigezogen ist, der breitet sich nach Norden hin aus. - Nicht schnell, allerdings sehen wir vom Krater aus weiter große Mengen Lava in den Nordteil strömen und sollte da keine Entlastung kommen, dann wird sich die Lava weiter Richtung La Laguna vom Süden her ausbreiten. - Die Karte vom IGME zeigt die Bedrohung ganz gut. Gestern Abend noch folgte eine weitere Evakuierung im oberen Teil des Camino Cruz Chica, der nördliche Teil hin zur Hauptstraße muss jetzt auch noch vorsorglich evakuiert werden. - Ich nehme mal an, das hatte man bei der gestrigen Evakuierung noch übersehen.
Die Beben werden wieder mehr in der Zahl und eines der Stärke 4,1 hat selbst mich heute Nacht aus dem Bett geschreckt. - Das lag einfach ein bisschen näher, mit Epizentrum zwar noch in Mazo, aber doch weiter Richtung Norden. - War aber das einzige mit dem Ziel bislang, also nur beachten, aber noch nicht fürchten. - Dennoch macht die Reaktivierung der Anzahl der Beben keine gute Laune, die anderen Werte bleiben stabil, oder wurden noch nicht in den angebotenen Seiten geändert. - Es bietet sich bislang also keine Trendwende an, auch die vom IGN äußersten sich gestern verhalten dazu, denn die Gasemissionen seien weiterhin viel zu hoch, um verfrühte Hoffnungen zu verteilen. - Also weiter Geduld, als würde das den Leuten, die in der Fallrichtung der Lavazüge ihre Häuser stehen haben, irgendwie helfen. - Man verschafft ihnen mit den frühzeitigen Evakuierungen zwar Zeit, so viele Habseligkeiten wie möglich aus dem Haus zu schaffen, aber langsam wird bereits der Raum knapp, wo man denn diese Dinge dann ordentlich aufbewahren kann. - Ein Freund von mir arbeitet im, vom Cabildo zur Verfügung gestellten Lager, in der alten Tabakfabrik und berichtet von traurigen bis Herz zerreißenden Szenen dort, wenn akkurate Mitarbeiter des Cabildo alle eingesammelten Gegenstände vor dem Einlagern genau registrieren müssen. - Man kann sich wohl nicht wirklich auf solche Situationen vorbereiten, eine Katastrophe kann nicht verwaltet werden, sondern wohl nur abgearbeitet. - Viel zu leicht ist es, schnell mit Kritik an den zuständigen Behörden laut zu werden, wobei ich grundsätzlich die Frage stellen darf, wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass ein Vulkan ausbricht? - Im Rahmen der Möglichkeiten wird alles getan, ganz sicher, aber immer kann man auch Dinge besser machen und beim nächsten Vulkan und der nächsten Pandemie wird sicher alles besser.
Aus dem Bett geschmissen
Leider steigt die Zahl der Beben erneut an, die abnehmende Tendenz war nur eine vorübergehende Erscheinung Volcano Discovery
Vom Süden her zieht die Gefahr heran Karte vom IGME CSIC
Herbert Schaar kann ein bisschen "hinter" den Vulkan blicken. - Fumarolen könnten im östlichen Teil auf einen weiteren Riss im Krater hindeuten
Passfoto eines Widerlings in feuriger Tracht
Bilder von heute Morgen aus Südwest, unser Standort
Donnerstag 14.10.2021 El Paso 17:30 Uhr
Vulkankartoffeln gepflanzt
Keine Entlastung für La Laguna
Das Leben ist kein Kartoffelacker. - Es macht keinen Spaß, die Bilder zu sammeln und genau so wenig macht es irgendwie Freude, die Daten heute zusammen zu stellen. - Der Smog draußen ist widerlich, kein Wind, welcher den faden Duft des Vulkans und der verbrannten Erde wegwehen würde. Erneut fällt Asche auf 20 mal gefegte Dächer und alles deutet darauf hin, dass der Mist noch wochenlang so weitergeht. - Nicht mal das Wetter spielt mit, wo bleibt der von mir in vielen Oden so verehrte Passat? - Angesichts der Katastrophe um uns herum, mutet die Tatsache, dass ein Vulkan in dreieinhalb Wochen über 1.000 Gebäude verschlucken, und 675 Hektar von dicht besiedeltem Land mit einer dicken Schicht Lava belegen kann und niemand dabei gestorben ist, doch noch wie ein Wunder an. - Auch weil man irgendein Wunder haben will, wo doch das erhoffte um den Camino Cumplido ausgeblieben ist. - Der Spar ist noch in der Nacht abgebrannt, allerdings steht das Gebäude noch, die Ferienhausanlagen, mit denen meine Firma vor 25 Jahren "groß" geworden ist sind unter Lava verschüttet und wenn alles schief läuft, dann sind die südlichen Teile La Lagunas auch noch in größter Gefahr. - Gegen Nachmittag brach die Kraterwand zum, vielleicht 25. Mal ein, aber auch das brachte keine Erleichterung für die Front im Norden, welche die einzig aktive im Moment zu sein scheint. - Wir konnten nichts über einen zweiten Schlot im Süden erfahren. So konzentriert sich die ganz Wucht des Vulkans jetzt auf die nördlichen Lavazungen, welche wohl den Weg zwischen den Montañas La Laguna und Todoque in Richtung Atlantik nehmen werden. - Irgendwann könnte sich dann erneut eine "Autobahn" bilden, welche die Lava vom Krater zum Meer transportiert, wie das mit der ersten Lavafläche tagelang funktionierte, bis der Krater seine nördlichen Öffnungen in Betrieb setzte. - Bis dahin können wir nur hoffen, dass die Lava nicht zu breit wird und sich bis nach La Laguna erstreckt und so wenig wie möglich weitere Zerstörungen anrichtet.
Die Anzahl der Beben bleibt weiter extrem hoch. - Die Epizentren bewegen sich kaum, weiter ist die Schicht zwischen 10 und 13 Kilometer Tiefe betroffen. - Dort macht sich das Magma auf den Weg nach Norden und tritt nun seit dreieinhalb Wochen am Kuhkopf aus. - Heute Nachmittag gab es ein paar Explosionen, der Schlot für die Gase scheint nicht mehr ganz frei zu sein. - Allerdings können wir das alles nicht beobachten, da sich der Krater komplett im eigenen Qualm verbirgt. - Dumpfe Geräusche dringen durch, aber was passiert, können wir wohl erst wieder gegen Nacht erkennen, wenn der Feuerschein den Qualm durchdringt. - Die Ausschüttung de Gase bleibt konstant sehr hoch und neu ist nun, dass die Messstation für Bodendeformation LP03 heute einen starken Anstieg verzeichnet hat. - Mehrere Zentimeter gleich und diese Station liegt bei Jedey. - Jetzt wird dort noch genauer gemessen und beobachtet, niemand kann ausschließen, dass sich nicht doch noch ein neuer Auswurfkrater öffnen könnte. - Noch zeigen zwar die Hypozentren keine flacher werdenden Werte an, aber da wir die vielen kleinen Beben als Hinweis nicht nutzen können, da durch den Tremor verdeckt, ist man ein bisschen blind auf diesem Gebiet. - Nur die stärkeren Beben können sicher ausgelesen werden und die bieten, trotz deren Häufigkeit, nicht so schnell ein Hinweis auf Veränderungen an. - Es bleibt spannend, bis mindestens unangenehm.
Wir müssen uns ein Datum merken. - Den 14.01.2022. - Dann müssen die Vulkankartoffeln raus, die ich heute gesetzt habe. - Drei Monate genau lassen wir die Knollen in der Erde, das ist Tradition bei uns, anders wollen wir das nicht haben. - Wenn hinten einem der Vulkan brodelt, dann muss man vorne Kartoffeln setzen, versteht sich doch von selbst. - Ich bin ganz gespannt, ob die dann besonders schmecken, oder gleich als Bratkartoffeln aus der Erde kommen. - Sarkasmus ist die Poesie des Verzweifelten, ansonsten nehme ich meinen Therapiebesen zur Hand und steige mir selbst aufs Dach. - Alles wird wieder gut, nur heute, da habe ich ziemlich schlechte Laune, wie Sie sicherlich schon bemerkt haben.
Die GPS-Stationen des Nationalen Geografischen Instituts IGN Instituto Geografico Nacional
Deutlicher Anstieg heute nach Tagen des hin und her
An der Nachbarstation erkennt man eine kleine Bewegung nach unten
Wieder sehr aktuell, OpenStreetMap
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