Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 17.11.2021 Vulkanausbruch

Ferienhäuser La Palma Ferienhäuser La Palma Casa Martin Ferienhäuser La Palma Casa Martin Casa Martin La Palma La Palma Casa Martin Ferienhäuser La Palma



Vulkantagebuch



17.11.2021 Tag sechzig der Eruption


Mittwoch 17.11.2021 El Paso 06:30 Uhr

Die Nacht der Beben
Es wird wohl doch eher der 42. November


Ich habe sie noch nicht durchgezählt, aber heute Nacht gab es locker über einhundert Beben. - Fast alle in der bereits bekannten flacheren Region, um die 12 Kilometer Tiefe und gleiche Epizentren wie bereits seit gut 2 Monaten. - Im Bett liegend meinte man wieder mal, das Magma unter einem fließen zu spüren, so dicht waren manche Ereignisse gedrängt. Es war fast wie die Tage nach dem montaglichen Ruhetag des 27. September, als manche schon glaubten, der Vulkan sei bereits nach einer Woche erloschen. - Dabei gab es in den letzten Tagen ein deutliches Nachlassen genau dieser seismischen Tätigkeit in der Umgebung. Vielleicht passt ja eine Beobachtung dazu, die wir gestern mit beginnender Nacht noch machen konnten. - Viel von der Lava sieht man ja erst nach Einbruch der Dunkelheit und so mussten wir eine Weile warten bis wir sehen konnten, dass vom Lavaschlot auf der Westseite des Kraters Richtung Westen auf den ersten anderthalb Kilometer keine Lava mehr floss. - Weiter unten, also Richtung Meer wohl, vielleicht so ab Camino de la Gata war alles in bekanntes Rot getaucht. - Drei Vermutungen drängten sich auf: Die Lava verschwindet gleich nach dem Verlassen des Kanals an der Westseite in einer oder mehreren Tuben und kommt dann erst später wieder an die Oberfläche. - Oder aber, der Vulkan eruptiert kaum noch und es kommt keine oder kaum Lava mehr. - Dritte Option wäre nun, am Krater selbst oder an der Rinne gibt es eine Obstruktion und hält die frische Lava fest, die dann nicht weiter abfließen kann. - Diese Option verwarfen wir jedoch und es wird wohl so gewesen sein, dass tatsächlich für ein oder mehrere Stunden keine oder kaum noch Lava ausgetreten ist. - Einige Stunden später nämlich war wieder der ganze obere Teil des Lavakonduktes breit und glühend zu sehen. - Inzwischen ist fast wieder der gesamte Horizont in glühendes Licht gepackt, allerdings wird es noch ein paar Stunden dauern, bis dieser neue Lavaschub dann auch wieder das Meer erreicht. Das würde gut zu den Beben passen. - Gestern bis Abend so gut wie keine Beben mehr, da der Nachschub fehlte und dann plötzlich drückt es Magma in großen Mengen wieder nach oben unter viel unterirdischem "Getöse". - Glück dabei für uns war, dass auch dieser Lavastrom sich erneut auf das alte Lavabett ergossen hat und den gleichen Weg nimmt, schon wie seit Tagen nun, und wohl auch im Atlantik landen wird.

Wie bereits erwähnt, das ist eine Beobachtung und eine Vermutung, hat mit Wissenschaft nichts zu tun, sondern mit Interesse und was man als Laie so aufschnappt beim Schnappen nach Informationen. - Was das nun bedeutet, für die Fortdauer der Eruption oder den Endkampf des Unheil bringenden Monsters vom Kuhkopf, das wissen wir natürlich nicht. - Allerdings beschleicht mich das Gefühl, dass ich das Geo(logie)dreieck noch mal ganz neu an den Monitor halten muss und eher der 42. November angepeilt wird und nicht mehr der 27. dieses Monats. - Gibt es nicht den 42. November? - Doch, es gibt hier so viel, zum Beispiel ist Frühlingsbeginn auf La Palma immer am 40. Mai und so wie uns der Vulkan die letzten beiden Wochen schon genarrt hat, kommt zwischen November und Dezember vielleicht noch der Eulember. - Was nun nicht zusammenpasst ist, dass gestern keine erneute Bodendeformation aufgetreten ist und die Gasemissionen auch keine Veränderung nach mehr Lava angezeigt hätten, aber das wird uns María José Blanco heute Nachmittag auf der Pressekonferenz schon erklären. - Also nur eine erneute kleine Episode der peristaltischen Unruhe des Herrn Ungemach? - So wird es wohl sein und unsere naive Aufregung über eine, wahrscheinlich unspektakuläre Entdeckung, bleibt halt Familienkonserve. - Um so wichtiger jetzt ein Blick auf den Wetterbericht und der deutet an, dass wir noch ein paar Tage Zeit haben, die Asche von den Dächern zu kratzen. - Der kleine Vorgeschmack von gestern sollte uns ja aufzeigen, wie wichtig es ist, möglichst ohne Asche auf den Dächern in den Regen zu gehen. Nicht nur, weil man sonst rund ums Haus die Jahrhundertsauerei bekommt, sondern eben die ganzen Abflüsse verstopfen. - Der Wind hat uns gestern noch geholfen bei der Arbeit und keine neue Asche mehr geschickt und bislang sieht es auch nicht schlecht aus, allerdings ist es in den oberen Luftschichten durchaus wechselhaft. - Wir gehen also wieder auf die Dächer, so lange die Beben uns nicht runterschütteln und wenn dann wieder Asche fällt, dann gehen wir wieder rauf. - Das nennt man Gehaufmännchen…




Beben, nichts als Beben
Quelle: IGN




Hier kann man ganz gut die Strichliste der Beben erkennen
Quelle: IGN




Muss ich das noch kommentieren
Quelle: IGN




Nicht der Auslass der Lava am Krater, sondern der "Verteiler" am unteren Rand des Kraters gestern Abend. - Keine Lava fließt mehr weiter




Wenige Stunden später




So sieht es jetzt im weiteren Verlauf aus





Mittwoch 17.11.2021 El Paso 18:00 Uhr

Finale furioso oder Da capo al fine?
Im Moment liegt er da, wie ein schlafendes Schaf


Und stinkt vor sich hin, nach faulenden Eiern. - Kein schwarzer Qualm bedeutet auch, mal keine Asche und alleine dafür sind wir schon dankbar. - Aber unter uns zittert und bibbert die Erde in einer Weise, wie wir es auch noch achteinhalb Wochen Vulkanausbruch noch nicht erlebt haben. - Es sind zwar nicht die ganz großen Klopper dabei mit fünf oder gar mehr, aber wenn es im Minutentakt in 10 Kilometer Tiefe "Dreier bis Vierer" klingelt, dann spürt man das in Ruhe am ganzen Körper. - Ich weiß nicht, ob das was mit einem macht, also brägenklöterig und damisch oder wie man halt hier oder dort sagt, aber ich habe heute keine 20 Minuten Mittagschlafversuch ausgehalten. - Jetzt wissen wir auch, wo Alfred Zitterbacke seinen Urlaub verbringt und mit den Backen meine ich nicht die Wangen. - Tiefe Beben bleiben allerdings selten, das ganze Schlagzeugsolo findet zwischen 10 und 13 Kilometer statt und ich weiß eigentlich gar nicht mehr, was denn die Gase und das Magma da unten noch alles zertrümmern können nach über 2 Monaten Abrissbirneneinsatz im Steinbruch. - Über 2 Monate, da ja die Erdbeben bereits Tage vor der Eruption einsetzten. - Aber das ficht die Experten wenig an, mehr Beben im flachen Bereich heißt es da fast lapidar und ich muss dazu sagen, das habe ich so gerne aber auch mit vielen Fragezeichen gehört. Der Tremor ist deutlich angestiegen und wenn man sich die dazugehörige Grafik des IGN anguckt, dann kann man auch unschön wie unschwer die vielen Beben erkennen. - Aber, Gasemissionen sind gesunken, zwischen 2.000 und 3.000 Tonnen SO2 für gestern und 2.000 - 2.500 Tonnen CO2. - Auch sind die Deformationen nicht angewachsen, im Gegenteil, sogar ein bisschen gesunken. - Für uns Laien ist das natürlich ein ziemlich unsicheres Ding was wir da vorgesetzt bekommen und so ganz unter uns, für die Spezialisten auch…

Wir hatten ja heute Früh bereits berichtet, dass es gestern Abend-Nacht einen Stau oder fehlenden Nachschub an Lava gegeben hat. - Erst im Verlauf der Nacht hat sich das wieder verändert und reichlich Lava ist dann wieder zurück in den alten Lavastrom geflossen. - Allerdings gab es eine Änderung, ein bislang bereits oberflächlich erkalteter Strom hat erneut Druck von frischer Lava erhalten und ist weiter vorangezogen. Dabei handelt es sich um die Lavazunge, welche genau zwischen der Montaña Todoque und der La Lagunas mittig durchgestoßen ist und dann ein paar Hundert Meter vor dem Atlantik zum stehen gekommen ist. - Auf der Karte des IGME unten ist diese "Colada", wie man hier sagt, mit Nummer 4 gekennzeichnet. - Das macht nun vielen Leuten wieder reichlich Angst, denn links und rechts dieser Lavazunge liegen reichlich Häuser und Plantagen. - Da wäre eben zu hoffen, dass die Lava schnell bis hinab zum Meer kommt und ohne weiteren Schaden anzurichten dort den Atlantik ein klein bisschen wärmer macht. - Der Rest der Lava geht weiter in den Strang, welcher nach Playa del Charcón fließt und das Delta dort Richtung Süden verbreitert. Ganz interessante Bilder schickt uns noch Dr. Andreas Klügel von der Asche, dem Staub, dem Sand, den wir hier immer abarbeiten und dabei auch einatmen. - Seine Kollegin Petra Witte von der Universität Bremen hat diese Aufnahmen erarbeitet und bereit gestellt und lässt uns daran teilhaben.

Lieber Mathias,
ja, was sagt man zu diesem Soziopathen (den Ausdruck fand ich klasse...), oder eher Vulkanopathen... er will und will nicht aufhören, und die Webcam zeigt schon wieder zahlreiche Lava-Arme. Aber ich habe etwas Schönes für Dich, damit Du einmal siehst, was Du immer zusammenkehrst: Ein paar Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen von (etliche Woche alten) Aschepartikeln. Erstaunlich, welche Variabilität sie zeigen, aber alle sind sehr blasenreich. Das ist ja das Unangenehme, denn dadurch zerbrechen sie ganz leicht in feinere Fragmente und können gut Feuchtigkeit adsorbieren, wodurch sie gut klebenbleiben...




Quelle: Petra Witte, Universität Bremen



Quelle: Petra Witte, Universität Bremen



Quelle: Petra Witte, Universität Bremen



Quelle: Petra Witte, Universität Bremen




Eigentlich dachte ich, nur noch sanftmütigen Tremor zeigen zu müssen
Quelle: IGN




So sieht das dann aus, wenn man sein eigener Wackelpudding ist
Quelle:Volcano Discovery




Neuer Lavanachschub für die "Colada" Nummer 4
Quelle: IGME - CSIC





Heute gegen Abend konnte man dem geschenkten Vulkanopathen mal so richtig ins Maul blicken







Wie lange wird es noch dauern, bis wir da mal reinmarschieren können?








Familie Ingrid & Mathias Siebold
Calle el Torreón 5/7
E-38750 El Paso
La Palma, Islas Canarias, Spanien
Telefon: + 34 922 497 216
WhatsApp: + 34 616 167 775
email: m.siebold@casamartin.de

Casa Martin Ferienhaus auf La Palma