15.10.2021 Tag siebenundzwanzig der Eruption
Freitag 15.10.2021 El Paso 07:00 Uhr
Stille Vulkane beben tief
La Laguna weiter im Focus
Wir haben eine, fast schon erschreckend ruhige Nacht verbracht. - Ob das nun die Ruhe vor der Sturm, oder Altersmilde des Vulkans ist, letztendlich wissen wir das nicht. - Die Daten verweisen auf erfrischenden Dauerlauf des Vulkans und die Menge an Lava, welche allesamt durch den nördlichen Auslass kommt, ist weiterhin enorm. - Gestern Nachmittag meinten wir mal, das Rinnsal sei schmaler geworden und auch die Rauchfahnen, welche die zerstörerische Linie dort im Südwesten markieren, seien weniger geworden. - Heute Morgen bot das erste Bild dann wieder grausame Realität, die Lavazunge weitet sich nicht nur nach Westen zum Meer hin aus, sondern auch nach Norden. - Eine leuchtende Stelle deutet sogar auf Cruz Chica bereits hin, allerdings das kann von den Entfernungen her täuschen und der Feuerschein war sehr vereinzelt. - Die Ausbreitung der Lavazunge oberhalb La Lagunas ist kein Wunder, das Gelände hängt dort, zwar nur minimal, aber doch nach Norden und wird dann erst wieder von der westlichen Grenze Tajuyas eingerahmt. - So lange keine Lava-Autobahn in den Atlantik diese Zunge entlastet, so lange breitet sich der Strom auch Richtung Norden aus. - Weiter hoffen wir natürlich auf ein Abflauen der Tätigkeit, wofür es im Moment aber keine Hinweise gibt. - Nur die Ruhe am Krater formt sich zu Fragezeichen und eine weitere Beobachtung macht uns stutzig.
Die Beben, zum Teil mit Magnituden rund um die 4, teilen sich ja bekanntlich in zwei Zonen. - Einmal zwischen 10 und 14 Kilometer Tiefe, von denen man annimmt, dass diese den weiteren Zustrom von Magma an den jetzigen Krater markieren. - Daneben gibt es, in ansteigender Zahl, auch Beben in über 30 Kilometer Tiefe. - Dabei gehen wir davon aus, dass es sich um Ausgleichsbewegungen handelt, welche auf die Entleerung der Magmakammern darüber reagieren. - Jetzt beobachten wir aber einen deutlichen Anstieg der Beben in der unteren Region und sind erneut erstaunt, wie viel sich denn da ausgleichen muss. - Darüber hinaus gibt es noch die auffällige Deformation zwischen San Nicolás und Jedey, gemessen von der Station LP03, und wohl auch rekordverdächtige Ausschüttungen in Sachen Gase.
Was das nun zu bedeuten hat wollen Sie wissen? - Na und ich erst und auch die Wissenschaftler haben keine eindeutige Erklärung dafür und noch vorsichtiger ist man natürlich in Sachen Prognosen. - Es ist auch äußerst schwierig, die gesamte Bandbreite dessen darzulegen, was denn alles passieren oder nicht passieren kann. Gerade über der Presse ist man ganz vorsichtig, denn viele neigen ja dazu, den Worst Case als Aufmacher zu bringen, um mehr Exemplare zu verkaufen oder mehr Klicks zu generieren. - Da die richtige Dosis zwischen Sensation und nüchterner Datenauswertung zu finden, ist nicht leicht. - Auch ist die Welt der Vulkanologie gespickt mit komplett unvorhersehbaren Episoden und in kaum einer anderen Kunstform der Geologie kann man sich mehr zum ungeliebten Trottel machen bei falschen Aussagen. - Da lastet auch viel Verantwortung auf den Leuten, denn eben mal ein paar Tausend Menschen zu evakuieren, aus ihren Häusern zu reißen, das ist keine folkloristische Veranstaltung und hat gravierende Konsequenzen. - Das war das Wort zum Freitagmorgen, jetzt koche ich meiner Frau erstmal einen Kaffee und dann schnappe ich mir wieder meinen Besen und reite davon…
Weniger Beben insgesamt, aber in der Tiefe rührt sich viel Quelle:Volcano Discovery
Mit den vielen Beben in der Tiefe steigt natürlich auch die Energiesumme Quelle:Volcano Discovery
Der Tremor variiert nur gering Quelle IGN
Enrique gibt nicht auf und glaubt immer noch, wir Laien könnten diese Grafiken noch richtig lesen. Quelle: VolcanesYCienciaHoy
Bild von Herbert Schaar, irgendwie erschreckend beeindruckend. - Schön ist das nicht.
Morgens die Silhouette Blickrichtung Südwest. - Ob das Feuer unten links wirklich schon Cruz Chica ist, ich bin mir da nicht sicher
Freitag 15.10.2021 El Paso 18:00 Uhr
Mindestens bipolar der Vulkan
Weniger Beben, schlechtere Luft
Den Vulkan sehen wir seit Stunden nicht mehr. - Leichter Calima, noch störender allerdings die Inversionslage, welche verhindert, dass die Gase und die schlechte Luft, welche der Vulkan und die Lavazungen von sich geben, nach oben abziehen können. - Auch die kommenden Tage werden wir wohl damit noch zu tun haben. - Der Flughafen war zwar heute und auch gestern erreichbar, allerdings kann sich das innerhalb weniger Stunden ändern, die internationalen Gesellschaften fliegen so fast ausnahmslos den Süden Tenerifes an und packen die Reisenden dann auf die Fähre. - Ein bisschen umständlicher, aber wer jetzt nach La Palma reist, der weiß doch auf was er sich einlässt und sollte nicht mit dem gewohnten Komfort rechnen. In den meisten Fällen sind die lokalen Autoritäten sehr gut im Umgang mit dieser Katastrophe, allerdings sind die Versuche, den Tourismus jetzt auch während der Eruption am Laufen zu halten ziemlich verstörend. - Da verlieren Tausende an Menschen auf der Westseite ihr Lebenswerk und gleichzeitig sollen Urlaubsgäste auf der Ostseite am Strand Erholung und Kurzweil finden? - Den Ascheregen ignorieren und die vielen Hilfskräfte auf der Insel, welche überall umherschwirren? - Ein bisschen vermessen auch die Aussage, es seien schließlich nur 8% der Insel betroffen und ebenso ist die generelle Überschrift, La Palma sei ein weiterhin sicheres Urlaubsgebiet, im Moment nicht wirklich zutreffend. - OK, wir haben jetzt Mitte Oktober, im November soll Ryanair das erste Mal nach La Palma fliegen und dann kommt der Vulkan und macht das platt? - Sicher ist das nicht angenehm für den touristischen Sektor, aber generelle Glaubwürdigkeit in den Zeiten der Vernetzung doch auch nicht verkehrt. - Darüber hinaus muss ich generell mal hinzufügen, es gibt erstaunlich wenig Fake-News selbst in den sonst dafür so bekannte Medien. - Vielleicht ist die massive Beteiligung und die riesig große Aufmerksamkeit auf das Thema Vulkan auch ein Garant dafür, dass sich irgendwelche Trolle erst gar nicht im Netz festsetzen können. - Selbst die Gurus der um die Ecke denkenden sind ruhig und ärgern sich furchtbar, dass man Bill und Angela nun für den Vulkanausbruch sicherlich nicht verantwortlich machen kann.
Der Vulkan, immer noch ohne offiziellen Namen und ich nehme mal an, das ist dem auch Wurst mit Lava. - Gegen Mittag hörte man überhaupt nichts mehr an Geräuschen aus der Ecke und völlig verwirrt rufen wir die Daten auf, ob denn überhaupt noch eine Eruption im Gange ist. - Wie gesagt, man sieht seit vielen Stunden den Vulkan vor lauter Schwefel nicht mehr, also muss man den Tremor angucken und siehe da, er liefert weiter. - Allerdings kommt es uns so vor, als hätte es eine entscheidende Änderung gegeben, welche sich auch auf den Seismogrammen darstellt. - Mag natürlich nun sein, dass der Böse Onkel Olaf gerade nur wieder "nachlädt" um uns heute Nacht wieder um den Schlaf zu bringen, oder es ist tatsächlich so, dass wir ein eine neue Phase eintreten. - Ein Blick auf die Grafik von Volcano Discovery zeigt deutlich, viel weniger Beben als gestern noch. - Die aufgelaufene Gesamtenergie steigt dennoch weiter an, aber aufgrund der verstärkten Bebentätigkeit unter 30 Kilometer. - Dort setzt es mehr Beben als noch die vergangenen Wochen und auch von großer Stärke, zuletzt eines mit 4,5 welches wir dennoch nur 2 bis 3 Sekunden schwankend spüren. - Auffällig ist weiterhin der fehlende Zusammenhang der tiefen Beben, (ab 30 Kilometer) zu den flachen, 10 - 13 Kilometer Tiefe. Die Spezialisten wollen nicht so wirklich ihre Schlussfolgerungen dazu äußern, unisono kommt aber der Hinweis, das sei auf El Hierro vor 10 Jahren auch so gewesen. - Aber El Hierro ist nicht La Palma und unser Vulkan scheint noch mal gewisse Eigendynamiken zu entwickeln, welche den Wissenschaftlern vor Ort mehr Fragezeichen bringen als diese uns Antworten. - Und im Moment befindet sich auf La Palma die größte Vulkanologendichte jemals gemessen, auf der nach der Mitte offenen Skala Fumarole. In jeglicher nur erdenklichen Sprache parlierend und aus aller Welt, sieht man signalbewestete und behelmte Kapazitäten der Olafschen Stinkerfamilie durch die knöcheltiefe Vulkanasche stiefeln. - So viel Aufmerksamkeit bekommt man halt nur, wenn ein soziopathischer Querkopf mit Identitätsproblemen zerstörend durch die Landschaft wütet. - So ein Vulkan ist auch ein bisschen Terrorist, in diesem Falle ohne Migrationshintergrund aber seit 50 Jahren nach Teneguía eben radikalisiert. - Ich habe von einer neuen Phase geschrieben, ich plädiere für Endphase! - Aber wer hört schon auf mich.
Für die Einwohner Tazacortes gibt es morgen, Samstag den 16.10.2021, ein informatives Treffen in Sachen Vulkan im Polideportivo in der Villa de Tazacorte. - 19:00 Uhr, eine Person pro Haushalt. - Wer nicht hin kann der verfolgt das über das Streaming vom "Cabildo de La Palma" (Facebook oder Youtube)
Der Tremor zeigt andere Werte, als unser subjektives Empfinden
Quelle: IGN
Die Beben in den flachen Regionen werden weniger, in der Tiefe hingegen rumpelt es mächtig
Quelle: IGN
Auf der Grafik erkennt man das dünner werden der Eintragungen
Quelle:Volcano Discovery
Copernicus lädt uns dazu ein, die Luftmessstation in Los Llanos mal über einen längeren Zeitraum zu bewerten Quelle: Copernicus l
|