Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 22.09.2021

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Vulkantagebuch



22.09.2021 Tag vier der Eruption


Mittwoch 22.09.2021 El Paso 08:00 Uhr

Hell- und Dunkelseher
Terminschwierigkeiten für Fernsehteams


Das Leben ist kein Planquadrat. - Gegen 02:00 Uhr nachts wechselte unser Vulkan, also der, der immer noch keinen Namen hat, plötzlich erneut sein Verhalten. - Die Explosionen hörten fast gänzlich auf und der kreischende Düsenjäger kam zurück. - Zunächst ist das eine Erleichterung, denn das ständige Wackeln der Scheiben nervt wohl und die Tiere zucken auch bei jedem größeren Knall. - Jetzt scheint es wieder besser zu laufen, also das mit dem Auswurf und man bekommt keine wirklich griffige Erklärung, was denn da um 02:00 Uhr genau den erneuten Rhythmuswechsel veranlasst hat. - Auf der Grafik des IGN sieht man allerdings sehr gut, wie genau um diese frühe Uhrzeit sich ein deutlicher Wechsel anzeigt. - Bleiben wir bei den Grafiken des IGN. - Wir fürchten ja immer noch weitere Eruptionsöffnungen und wissen ja, inzwischen aus Erfahrung, dass diese sich mit vielen Beben ankündigen und aus den Epizentren man wohl eine mögliche Eruptionsstelle annähernd ermitteln kann. - Betrachtet man nun die Beben der letzten drei Tage, also alle schon nach der Eruption, dann ergibt sich kein klares Bild und die Epizentren sind so weit über das südliche Aridanetal verteilt, dass man nirgendwo hin mit dem Finger deuten könnte. - Von der Front also nichts Klares, deshalb wurden wohl auch bislang keine weiteren Regionen evakuiert. - Neue Bilder und Grafiken gibt es aus Richtung Todoque, wo wohl gegen 22.00 Uhr die erste Lavazunge angekommen sein muss. Hier erarbeitet auch wieder der gestern bereits erwähnte Enrique von VolcanesyCienciaHoy eine Vorschau, wie denn die weiteren Tage dort in der Region verlaufen könnten. - Dazu nimmt er auch die Grafik der Europäischen Copernikus Erdbeobachtungsprogramm. - Deren neueste Karte zeigt die Lavazunge Stand 21.9.2021 gegen 07:00 morgens und hier kann man mit der entsprechenden Vergrößerung die zerstörten Gebäude ausmachen. - Für manches Fernsehteam läuft die Lava nun viel zu langsam, man will doch unbedingt den ersten Tropfen glühender Steine in den Atlantik fallen sehen.

Da öffnet sich nun erneut ein breites Feld, zwischen 140 und 350 zerstörte Gebäude werden momentan in diversen Medien und Studien benannt und wir wissen ja aus guter Erfahrung, dass der richtige Wert wohl irgendwo dazwischen liegen wird. - Aber, das ist ja auch nicht endgültig und da dieser Lavastrom derart langsam fließt, weiß natürlich auch noch niemand, wie nachrückende Gesteinsmassen sich nach Norden und Süden entlang der Fallrichtung ausbreiten. - Dabei ist es ja gar nicht ausschlaggebend, wie viele Häuser und Einrichtungen zerstört sind oder noch fallen werden, aber es zeigt eben ein immer vorhandenes Problem in Ausnahmesituationen. - Meist kommt es gar nicht mehr so richtig auf den Standpunkt der Beobachtung an, sondern an das vorhandene Interesse der Quelle. - Sei es nun aus medialer Gelbsucht oder umgekehrt, aus Sicht lokaler touristischer Interessen, jede Nachricht muss unbedingt kontrastiert und hinterfragt werden. - Auch meine. - Obwohl ich sicher versuche, mein kleines Wissen aus diversen Quellen zu speisen, niemand sollte sich objektiver Beobachter nennen, denn das gibt es nicht wirklich. - Leider hat sich ja der Blick auf die Dinge nicht geweitet, obwohl es deutlich mehr Informationsmöglichkeiten gibt, als noch früher. Eher zeigt sich ja gern und freiwillig gefiltertes Empfangen von Nachrichten im persönlichen Interesse des Betrachters und spätestens ab dem Punkt könnte man ja auch eigentlich sagen: Mach doch deine Nachrichten selbst, wenn du eh nur hörst, was du hören willst. - Da ich ja deutlich über dreißig bin und der Vulkan es nicht gerne hat, wenn jemand neben ihm schläft, stehe ich in den letzten Tagen meist ein bisschen früher auf und sause mal durch das Netz der Informationen. - Je nachdem, wessen Benutzerkonto ich auf unserem Rechner starte, um so heller oder dunkler sieht die Zukunft für La Palma aus und sowieso für die ganze Welt. Gerade so, als gäbe es viele parallele Wahrheiten und jeder könnte sich sein passendes Kleid daraus überwerfen. Wie das alles laufen wird, woher soll ich das wissen, aber im Hellen kann ich zumindest viel besser sehen, als im Dunklen.




Das deutliche Ansteigen des Tremor stimmt komplett mit Auftreten, zum Teil heftiger Explosionen, im Krater überein




Auf der, natürlich noch unkopletten Grafik von heute sieht man dann auch den Rhythmuswechsel gegen 02:00 Uhr sehr gut




Hier die seismischen Ereignisse unter La Palma der letzten 3 Tage, also bereits nach der Eruption. - Kein Punkt, auf den man nun genau den Finger setzen kann




Von "Copernicus" Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union und wenn Sie auf das Bild klicken, können Sie sich ein detailliertes PDF auf den Rechner laden, wo sie "Ihr Haus" hoffentlich nicht rot markiert entdecken




Ganz wertvolle Arbeit leistet auch VolcanesyCienciaHoy mit einem angenommenen Fahrplan für die Lavazunge nach Todoque





Mittwoch 22.09.2021 El Paso 18:00 Uhr

Die langsamste Lava der Welt
So wird das nichts mit den guten Bildern


Das Leben ist kein Hochglanzmagazin. - Ein bis vier Meter pro Stunde. - Nein, nicht ich auf dem Weg zum Finanzamt, sondern unser Lavastrom auf seinem Weg durch Todoque. - Aber auch diese, sagenhafte Geschwindigkeit hilft nicht, der Zerstörung Einhalt zu gebieten. - Immerhin ließ man gestern und heute noch Bewohner kurzzeitig und begleitet in den Ort, um persönliche Dinge aus den bedrohten Häusern zu holen. - Pittoreske Bilder, hoch beladene Kleinlaster, welche sonst Bananen transportieren, nun mit Matratzen, Gemälden, Lampen und Sofas beladen. - Unterstellen bei den Eltern, Bekannten oder Freunden und klar, jedes Trum kostet Geld und an vielen Dingen hängt auch so viel Erinnerung und so viele Geschichten. - Man möchte jetzt gar kein Hausbesitzer in der Zone sein, der Platz am Paradies ist heiß und wackelig geworden aber mal ehrlich, wir wussten alle, dass das mal passieren kann. - Das macht das aber auch nicht besser oder erträglicher, aber vielleicht erspart uns das die ungeschickte Frage, warum uns das alles passiert. - Die Fernsehteams fürchten jetzt sogar, die Lava würde nie ans Meer gelangen und in der Tat besteht die Möglichkeit, dass der "Fluss" an sich selbst erstickt. - Im Moment wird die Lavazunge eher breiter als länger und es gibt so viele Bodenmulden zu füllen, bevor der Druck nach unten wieder groß genug wird, die Front der Gesteinsmassen weiter nach vorne zu schieben. - Auf jeden Fall gibt diese langsame Fließgeschwindigkeit den Menschen, welche in Fallrichtung des Lavastroms liegen nun noch mehr Zeit, viele Dinge aus ihren Häusern zu bergen. - Hinten rum ist es auch möglich. - Unsere "Lavagäste" (Evakuierte aus Las Manchas) sind heute über die Ostseite und Fuencaliente gefahren und konnten tatsächlich zu ihrem Haus im Camino Jurona (also südlich der Lavazungen) gelangen. - Allerdings und Gott sei Dank nur in Begleitung vom Zivilschutz, man möchte einmal verhindern, dass die Leute sich bereits wieder in den Häusern breit machen und darüber hinaus wird natürlich auch geprüft, wer denn da vorgibt Häuslebesitzer zu sein. - Und wer es schafft, durch die, bis zu einem Meter dicke Ascheschicht zu fahren und seinen Hauseingang frei zu bekommen. - Ich will gar nicht daran denken was passieren würde, gäbe es in den kommenden Wochen Starkregen in der von Asche überzogenen Zone…

Der Vulkan ist ziemlich genau nach meiner Morgennachricht, als ich noch schrieb, die Explosionen seien momentan vorüber, wieder äußerst wild geworden. - Seit Mittag sieht man aber weder den Kegel noch den Auswurf, zu dicht ist das Gemisch aus echten Wolken und der Asche. - Das hält uns zumindest die Gaffer vom Leib, denn Fotos gelingen bei dieser Wetterlagen nicht wirklich. - Seismische Bewegungen gibt es heute kaum noch, lediglich ein Beben gegen Mittag oberhalb El Paso hat uns ein wenig beunruhigt, allerdings gibt ein einziges Beben noch keinen Hinweis auf einen befürchteten weiteren Eruptionsschlund her. - Die Explosionen sind heute zum Teil sogar noch heftiger als gestern und heute Nacht wollen wir es mal mit der alten "Keil in die Tür-Methode" versuchen, um nicht vom ständigen Klappern am Schlafen gehindert zu werden. - Bei "Brisa", also der heftigen Form des Passats hilft das immer ein bisschen, ob diese Methode auch gegen vulkanische Explosionen taugt, wir werden sehen und hören. - Das Wetter begleitet uns weiterhin fast perfekt, nur hat der Passat für Stunden nicht genug Kraft, die ganze Asche hinaus aufs Meer zu blasen und so geht dann auch die Angst vor möglichem Sauren Regen um, der morgen und übermorgen zumindest auf der Ostseite und in unserer Bergregion droht. - Was uns weiter deutlich irritiert und nicht gerade fröhlich stimmt sind die vagen Angaben, wie lange denn eine solche Eruption dauern kann. - Das lokale kanarische Vulkaninstitut (Involcan) errechnet aus den bekannten Ausbrüchen der letzten 500 Jahre ein Mittel von 55 Tagen Eruptionsdauer. - Ich war bereits in meiner Schulzeit für eine dringende Mathematikreform und beklage diese erneut dringend, denn 55 Tage wollen wir das nicht haben. - Die Frage nach dem Namen für den Vulkan ist auch weiter offen aber mein Vorschlag könnte durchaus erfolgreich sein: "Volcán de la gran mierda" habe ich an das namengebende Konsortium gesandt. - Allerdings war ich wohl nicht der Einzige mit dieser Idee…






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