11.11.2021 Tag vierundfünfzig der Eruption
Donnerstag 11.11.2021 El Paso 07:00 Uhr
Die Ruhe, oder vor dem Sturm?
Es rappelt wieder tief im Karton
Heute Morgen, irgendwas vor vier Uhr, also selbst für mich noch nachts, rappelte es gewaltig im Karton. - Wir waren uns sicher, das war das bislang stärkste Beben seit Begin der Eruption und unsere Wetten lagen zwischen 5,3 und 5,4. - So lässt man sich täuschen, es war wieder "nur" ein Beben der glatten fünf, das vierte dieser Stärke nun in der Serie seit September. In 37 Kilometer Tiefe, so wie fast alle Beben seit gestern Vormittag und diese neue Situation beschäftigt uns schon mittelprächtig bis komplett. - Die Nacht über waren es nicht mehr so viele Beben insgesamt wie gestern, aber schwer auffällig, fast alle Beben finden in großer Tiefe statt. - Rund um 35 Kilometer und davon gab es immer schon einige, allerdings sind es jetzt dreimal so viele wie die sonst üblichen Beben rund um 12 Kilometer Tiefe. - Die Frage, ob da nun neue Magmamassen zu uns unterwegs sind, oder ob es sich um Beben handelt, welche nur das Gelände neu justieren, aus dem das bislang ausgeflossene Magma bereits nach oben gedrückt wurde, die wird sich in den kommenden Stunden bis Tagen klären. - Natürlich spricht da auch ein wenig die Hoffnung, dass sich der ganze Quatsch mit der vielen Aktivität nicht erneut wiederholt und wir den ganzen Kram, also die Menge an Magma erst "abarbeiten" müssen, bevor denn irgendwann wirklich Ruhe ist. Der Tremor zeigt sich noch nicht beeindruckt von den vielen Beben. Am Krater selbst ist es auch nicht viel unruhiger, als in den vergangenen Tagen, man könnte aber meinen, die Gasfahne mit dem glühenden Auswurf sei höher. - Die austretende Lavamenge scheint noch keine Veränderung zu zeigen. Wieder glüht der gesamte südliche Horizont und löst sich hinter der Montaña Todoque in Wasserdampf auf, dort wo die Lava jetzt ihre Hitze im Atlantik los wird. Am oberen Weg der Lava, gleich nach dem Austritt, aus der vor unseren Blicken verborgenen Lavarinne, gibt es keinen erkennbaren Stau, so dass wir nicht an eine größere Menge an Lava glauben, als seit Tagen bereits transportiert wird. - Sollte sich das gesamte System unter der Insel neu mit Magma aufladen, um dann hoch zu steigen, müssten wir das ja in den kommenden Stunden oder Tagen als Deformationen und flacheren Hypozentren bei den Beben feststellen können. Wir sind gespannt, wie Flitzebogen, mindestens.
Da "bebt" sich was zusammen
Quelle: IGN
Trendumkehr oder Ausrutscher?
Quelle: IGN
Der Tremor ist bislang nicht beeindruckt
Quelle: IGN
Auffällig, fast alle Beben tief
Quelle:Volcano Discovery
In Rot, der neue Zug der Lava mit erfolgreichem "Meerfall"
Quelle: IGME - CSIC
Wie kann das nur sein, dass auf La Palma immer irgendwo eine Palme im Weg steht. - Rechts auf dem Bild der aufsteigende Wasserdampf, wo die Lava ins Meer taucht, rosa gefärbt von der Glut der Lava
Donnerstag 11.11.2021 El Paso 18:00 Uhr
Tremor steigt, aber kaum noch Beben
Fragezeichen der Magnitude 8 Doppelplus
Der, dessen Namen man weder nennen soll noch will, der macht es wieder mal spannend. - Da rasselt es nur so an Beben unter der 30 Kilometer Marke seit gestern Vormittag und dann ist heute früh plötzlich Schluss damit. - Seit 05:00 Uhr kein tiefes Beben mehr und nur noch deren 6 in den bekannten Hypozentren rund um 12 Kilometer. - Unten hat fertig, oben keine Lust mehr und wenn wir diese beiden Regionen mal auseinanderzupfen, dann ergibt sich im Bereich der 12 Kilometer keine Änderung. - Das waren auch schon bedeutend weniger vor dem drastischen Anstieg derer unter 30 Kilometer Tiefe, also hat sich nur im unteren Bereich etwas verändert. - Das "etwas" liegt nun in unserem Interesse, denn wir würden gerne wissen, ob der ganze Kram da auf uns zukommt, der so viel Energie dort bewegt hat, oder ob es sich "nur" um Ausgleichsbewegungen handelt, nachdem wir den ganzen Mist von dort bereits nach oben geschaffen haben. - Besonders wir, als wäre das unsere Idee gewesen das Aridanetal zum Teil unter Lava legen zu lassen. - Deformationen bleiben stabil, bislang zumindest, Tremor nimmt leicht zu, so auch die ausgeklügelte gemittelte Tremor-Amplitude, aber das muss nicht bedeuten, dass es im Zusammenhang mit dem kräftigen seismischen Abenteuer da tief unter La Palma zu tun hat. - Es sind jetzt 35 Stunden her, seit dem diese vielen Beben tief unten uns erschreckt haben, wahrscheinlich noch zu früh den Piccolo zu kühlen, aber ebenso, die Taschen wieder zu packen. - Wir wissen es schlichtweg nicht, genau so wenig wie die echten Spezialisten der glühenden Materie, also warten wir einfach noch ein bisschen ab.
Am Krater selbst kann man seit heute Mittag so gut wie nichts mehr erkennen. - Der Wind ist eingeschlafen und dichter, eher grauer und weißer Qualm sorgen dafür, dass wir keinen freien Blick haben. - Es soll erneut einen Lavastau gegeben haben, der sich aber am Nachmittag noch aufgelöst hat, aber auch davon haben wir keine optische Bestätigung. - Die Lava kommt dort an, wo sie gestern auch noch landete und zieht auch den gleichen Weg nach Westen wie bisher. - Da es noch hell ist draußen fehlt uns noch der mögliche Vergleich, ob das nun mehr Lava ist oder nicht. - Auf jeden Fall berichten die Meldungen nun von der komplette Einnahme der Playa Nueva in Los Guirres und damit ist auch der Kiosk von Grecia und Carlos nun endgültig Geschichte. Auf der heutigen Drohnenaufnahme, welche von 11:00 Uhr am 11.11. stammt und kein Jeck zu sehen ist, steht der Kiosk noch, allerdings gibt es spätere Fotos, auf denen bereits das dahinter liegende Gewächshaus im Qualm zeigt. - Gut erkennbar aber ist auf dem Bild die Lava, welche mal unter der Oberfläche, meist aber offen in mehreren Kanälen da auf das Meer zufließt und für spektakuläre Aufnahmen sorgt, wie rot glühendes Material den Abhang hinabstürzt und versucht, den Atlantik zu erwärmen. - Morgen will die Marine die ersten Transporte per Landungsboote von Tazacorte nach Puerto Naos machen. - An die 80 Landwirte sollen damit in die, nur noch über eine kleine Straße erreichbare Zone El Remo, Puerto Naos, La Bombilla kommen, um sich um ihre Pflanzungen zu kümmern. - Mal sehen, wie lange das gut geht, kommt Mitte nächster Woche das angesagte Tief aus dem Westen, wird es wohl auch für die größeren Landungsboote schwierig, in Puerto de Naos zu landen. - Die Lokalpolizei aus El Paso verzichtet freiwillig auf die Bezahlung der Überstunden und Gratifikationen, welche die viele Mehrarbeit im Auftrag rund um den Vulkan mit sich gebracht hat. - Grandiose Aktion und nun hoffen die meisten Gemeinden und Institutionen natürlich, dass auch deren Personal sich derart solidarisch und dem Allgemeinwohl zugewandt gibt. - Allerdings konnten wir die Meldung, dass auch in der Politik viele Mandatsträger auf ihre Diäten verzichten, so lange der Vulkan brodelt, nicht bestätigen. - Aber so ganz unter uns, ich habe ihn nicht gewählt, muss aber den Hut vor unserem Bürgermeister Sergio Rodríguez ziehen, der ein schier nicht zu bewältigendes Arbeitspensum seit dem Feuer und nun dem Vulkan abarbeitet. Ihm, seinem Team und den Lokalpolizisten aus El Paso ein herzhaftes Chapeau!
Der Tremor steigt minimal an
Quelle: IGN
Ebenso die Tremor-Amplitude
Quelle: IGN
Deutlich weniger Beben und seit dem frühen Morgen gar keine mehr rund um 30 Kilometer
Quelle: IGN
Oder so ausgedrückt
Quelle:Volcano Discovery
Hier kann gut die einzelnen Lavaströme erkennen, welche viele Kilomter vom Krater noch rotglühend ankommen. - Manche durch Lavaröhren, andere an der Oberfläche ergießen sich diese über die Playa Nueva
Quelle: Open Data La Palma
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