21.11.2021 Tag vierundsechzig der Eruption
Sonntag 21.11.2021 El Paso 06:30 Uhr
Da hat jemand den Hahn aufgedreht
Viel Lava aus einem höher liegenden Schlot
Wir hatten eigentlich eine sehr ruhige Nacht. - Ein bisschen wenig Wind, so konnte man den Schwefel in der Luft besser riechen, aber wer fest schläft… Normalerweise weckt uns ja am sehr frühen Morgen ein Beben rund um die Stärke fünf, aber dieses Mal waren es Explosionen am Krater und das gegen 04:00 Uhr. - Zunächst weigerte ich mich aufzustehen um nach dem rechten zu sehen, aber der namenlose Zombie ließ mich nicht weiter schlafen. - Es hat sich gelohnt noch früher aufzustehen denn diese Explosionen kündigten eine gewaltige Lavaflut an, welche sich aus dem Schlot über dem eigentlichen Austritt des Lava, in die Rinne unterhalb an der Westseite ergießt. - So kommt die Lava weiterhin dort an, wo sie bislang auch geflossen ist und ich warte jetzt noch darauf, dass der "Verteiler" mir diese Mengen auch anzeigt. - Nun ist man zunächst geneigt zu sagen, das war doch angekündigt, da pumpt seit Tagen nach den vielen Beben das System Magma nach oben und nun ist sie da, wer wundert sich denn. - Macht Sinn, allerdings fällt mir da noch was anderes auf und das will ich Ihnen auch nicht vorenthalten. - Die vergangenen Nächte konnte man deutlich den Verlauf der Lava vom Krater bis hinab zur Abbruchkante südlich und nördlich der Montaña Todoque verfolgen. - Heute Früh war, etwa ab Industriegebiet am Callejón de la Gata keine glühende, also frische Lava mehr zu sehen. - Da fehlte also der Nachschub und wenn man sich dann den Tremor ansieht, dann ist tatsächlich bis etwa 04:00 Uhr wenig oder kaum Lava geflossen. - Die Explosionen könnten nun auch der Versuch gewesen sein, den eventuellen Pfropfen auf dem bisherigen Lavaschlot loszuwerden, was wohl nicht gelungen ist. - Somit sammelte sich die Lava in dem alten Schlot darüber, der in den letzten Wochen kaum noch in "Betrieb" war, sondern nur gelegentlich Gase und schwarze Wolken entließ. - Es ist also wieder nicht so eindeutig, was da gerade passiert und gerne hätte ich eigentlich, dass das bereits die angekündigte Lava sei, denn dann wüssten wir jetzt endlich genau, wie lange das Zeug als Magma unterwegs ist aus 40 Kilometern zu uns. - Das wären ziemlich genau 2 Tage, stolzer Kurs für Marathon-Magma…
Ich weiß natürlich nicht, welche der beiden genannten Szenarien sich da abspielt, oder ob es gar eine Mischung aus den angebotenen Möglichkeiten ist. - Die Beben haben in Zahl und Magnituden abgenommen, der Tremor reagiert auffällig auf die Lavamengen. - Emissionen an Gas erfahren wir ja erst heute Nachmittag für gestern und die Deformationen kommen erst so gegen 08.00 Uhr auf den Monitor. - Allerdings sind beide letztgenannten Werte ja genau diejenigen, welche den Verlauf der weiteren Eruption voraussagen, der Tremor reagiert ja nur auf das aktuelle Schauspiel. - Ob nun die Rinne aus der Kratermitte Richtung Süden hält, das wissen wir auch noch nicht, aber bislang konnte ich nicht beobachten, dass der Verteiler deutlich mehr Lava erhält als noch vor einer Stunde, als mich die Explosionen aus dem Bett komplimentierten. - Sieht man genau hin, dann kann man aber wohl erkennen, dass es viel Lava ist, welche da aus dem Schlot quillt, man kann diese direkt aufsteigen sehen, so wie das auch in den ersten Wochen der Eruption öfter war. - Enrique meint dazu, das sei eine zweite Eruption, noch bevor die erste zu Ende gegangen sei. - Das möchte ich gerne ablehnen, auch wenn da bei mir mehr Hoffnung als Wissen den Ratgeber stellt, Da capo al fine hat mich schon bei den Klavierstunden immer genervt und bei einem Vulkan erst recht. - Aber, es ist wieder eine neue Runde eingeläutet in Sachen Eruptionsverlauf und wir müssen jetzt abwarten und viel Tee trinken, wie der weitere Verlauf aussehen mag. - Heute werden wir wohl fertig mit Aschefegen rund ums Haus. - Wenn Enrique, wie so oft, Recht behält, dann sollten wir die Spezialbesen, also den dünnen für die Dachziegel, den Wirkungsbesen für die groben Schritte und vor allem, den Therapiebesen, nicht allzu weit weglegen.
Wer kennt diese Grafik noch nicht?
Ich glaube, das ist die meistgeklickte Seite des IGN im Moment
Quelle: IGN
Der Tremor spiegelt die Aktivität am Krater wider und zeigt an, wann ich aufstehe...
Quelle: IGN
Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude, bis Enrique wieder recht hat...
Quelle: IGN
Der alte Schlot mit frischer Lava
Aber die neue Lava nimmt dann den alten Weg, die Rinne in den Süden
Lange nicht gehabt, die Palme des Nachbarn vor brennendem Berg
Hier noch was aus der Sammlung: Schlaflos in Tacande
Quelle: Herbert Schaar
Und noch ganz aktuell, wieder aus Tacande, also weiter östlich als mein Standort, die Sicht auf die neue Schlotsituation mit der frischen Lava jetzt um 06:30
Quelle: Herbert Schaar
Sonntag 21.11.2021 El Paso 16:30 Uhr
Da hat jemand den Hahn wieder zugedreht
Kommt da noch was oder war es das schon?
Jetzt regnet es leicht und der Vulkan liegt in einer dichten Wolke aus Nieselregen und dem eigenen Gestank. - Nach einem sehr lauten Vormittag ist es jetzt komplett ruhig, vom Krater können wir im Moment überhaupt nichts mehr sehen. - Die Stunden nach dem Überlaufen des Kratersees heute zu unchristlicher Stunde verliefen unspektakulär. - Der Lavanachschub ließ nach und anschließend konnte man nur noch geringen Lavaaustritt erneut aus dem Schlot unterhalb des alten Hauptkraters erkennen. - Es wird wohl so sein, dass es eine Obstruktion gegeben hat, welche den Lavafluss für ein paar Stunden aufgehalten hat, bis der alte Hauptschlot vollgelaufen war und von dort die Lava übergeflossen ist. - Ich kann auch nicht ausschließen, dass ebenso ein größerer Schub an Magma angekommen ist, was die starke Ausgasung in den Vormittagstunden erklären würde. - Davon ist jetzt auch nichts mehr zu spüren oder hören, der Vulkan ist, dem Gehör nach, momentan kaum aktiv. - Wichtig, sehr wichtig in der Betrachtung dessen was geschehen ist heute Morgen und was noch geschehen kann ist das deutliche Rückwandern der Deformation in der LP03. - Nach fünf Tagen, zunächst zentimeterweise, dann 7 Zentimeter auf einen Schlag, liegt jetzt die Deformation wieder auf dem Niveau unter dem des Beginns der Eruption. - 7 Zentimeter nach unten deutet nun ganz klar darauf hin, dass kaum oder wenig Magma mehr aus der Tiefe zu uns unterwegs ist, was weiter davon unterstützt wird, dass gestern erneut weniger SO2 als Auswurf aus dem Krater gemessen wurde. - Wir sind jetzt wieder bei Werten unter fünf Stellen. - Die Beben haben, sowohl in Anzahl, als auch in Magnituden nachgelassen und der Tremor bleibt in unteren Bereichen. - Das zeigt nun auch die berühmte gemittelte Tremor-Amplitude, welche beim Screenshot um 15:45 Uhr einen Wert angezeigt hat, der unter allen der letzten Woche liegt. - Wir können also davon ausgehen, dass der letzte Schub an Magma des Vulkans aus der "Tiefe des Raums" nicht viel mehr als heiße Luft war, denn auch jetzt kann ich nicht erkennen, dass am Verteiler, den ich wohl noch sehen kann, größere Mengen an Lava zu verteilen sind. - Die Gesamtsituation ändert sich insofern erneut, dass wir jetzt sagen können, die Tendenz nach geringerer Aktivität geht weiter und die allermeisten der Beben in den Tiefe über 30 Kilometer sind tatsächlich Ausgleichsbewegungen. Zumindest die Mehrzahl davon und nur wenige davon arbeiten daran, Magma weiter zu uns hoch zu pumpen. - Das heißt jetzt nicht, dass nicht wieder größere Schübe kommen können, aber der letzte "Angriff" des Vulkans verlief wenig überzeugend für ihn.
Allerdings bleibt es kritisch für die Region "zwischen den Hügeln". - Dort kam die meiste Lava an, welche heute nach dem Lösen des Verschlusses am Krater losgelassen wurde und man kann auch klar sehen, wo die größten Rauchfahnen sind. - Was für die einen glücklich ist, (Las Norias und La Laguna) bedeutet für die anderen weiter Gefahr, denn die Lava ergoss sich erneut in den gleichen Kanal, welcher eben die Lavazungen 4 und 7 anschiebt. - Diese haben jetzt die Tendenz zu fusionieren und ob es damit gelingt, dass die Lava dann schneller weiterfließt ins Meer, das wissen wir natürlich nicht. Noch stehen reichlich Häuser nördlich der Montaña Todoque und am südlichen Rand der Montaña La Laguna, es gibt also dort noch was zu verlieren. - Die Luft war seit Mittag sehr schlecht, da der Wind, wie so oft, eben mittags eingeschlafen ist. - In der Höhe geht es weiter Richtung Osten, aber hier im Tal sind jetzt wieder Masken angesagt und wir freuen uns darauf, dass endlich das Tief so richtig loslegt, dann mit spürbarem Wind aus dem Westen. - Von Open-Data-La-Palma gibt es noch kein Drohnenbild heute Nachmittag, auf dem man die Situation dort zwischen den Hügeln genauer erkennen könnte. - Ob das am schlechten Wetter liegt oder ich einfach immer viel zu früh dran bin, das weiß ich natürlich nicht. - Wir haben es heute tatsächlich noch geschafft, am Vormittag die Ferienhäuser wieder freizuschaufeln, zumindest haben wir grob die meiste Asche wegbekommen und erwarten nun vom Regen, dass er auch seinen Teil der Arbeit übernimmt.
Die wichtigste Grafik des Tages, Deformation "up" geht wieder deutlich zurück an der LP03
Quelle: IGN
Ruhig, Blauer, ruhig!
Quelle: IGN
Die Tremor-Amplitude mit dem niedrigsten Wert dieser Woche
Quelle: IGN
Hier steckt im Moment die größte Gefahr, Zunge 4 und 7 könnten sich zusammenschließen
Quelle: IGME - CSIC
Unter fachkundiger Aufsicht der Fegekatze Bruno wird vorletzte Hand angelegt
Der Krater nach dem Überlaufen des Schlotes heute Morgen
Wolkenspiele mit Vulkan. - Lenticularis-Wolken sind der ultimative Beweis, dass es bald regnen wird. Man nennt die netten Linsen hier "Luzuras"
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