Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 08.10.2021 Vulkanausbruch

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Vulkantagebuch



08.10.2021 Tag zwanzig der Eruption


Freitag 08.10.2021 El Paso 07:00 Uhr

Ruhige Nacht
Der Böse Onkel schwefelt mächtig


Der Krater liegt seit gestern Abend in einer Wolkenschicht versteckt. - Selbst produziert von der Insel, eine Inversionslage lässt den Austausch mit trockener Luft in den oberen Schichten nicht zu. - Man sieht also nichts vom Vulkan, außer einem rötlichen Schein in den Wolken und deswegen hört man ihn auch nicht mehr so gut. - Allerdings bringt diese Wetterlage wieder das Problem der Luftkontamination mit sich und im Moment riecht und schmeckt es bereits wieder dick nach Schwefel. - El Paso misst gerade knapp unter 300 Mikrogramm SO2 pro Kubikmeter und es werden wohl, wie gestern, noch mehr werden. - Normalerweise löst sich diese Sperrschicht, die etwa auf 700 - 900 Meter liegt, im Laufe des Vormittags auf, dann müsste die Luft wieder klarer werden. - Am Samstag könnte es besser werden und ein bisschen Nordostwind wieder zu uns finden, allerdings wird das auch kein Selbstläufer, denn erneut stört ein potentes Tief nördlich der Kanaren die Wiederherstellung der Lex Azorenhoch. - Diese Tage sind also die Schadstoffe in der Luft das größere Problem als die Asche, zumal der letzte Ascheregen wieder "nur" feiner Sand war, der gegen Besen und Muskelkraft dann doch irgendwann nachgibt.

Gegen die Lava hilf das alles nicht und im neuen Strom südlich Todoques hat es auch wieder einige Anwesen erwischt. - Wie weit nun die Lava bereits auf das alte Delta des Ausbruchs des San Juan 1949 vorgedrungen ist, das werden wir im Lauf des vormittags sicher noch erfahren. - Auch füllen sich wohl im nördlichen Bereich von Paraíso und Alcala einige Zwischenräume, welche bislang zwischen dem ersten Strom und der neuen Lavazunge lagen, die erst vor ein paar Tagen erneuten Schreck in die Zone oberhalb des Industriegebietes und La Laguna gebracht hat. - Dort allerdings scheint die Lage ruhig. Im Großen und Ganzen funktioniert also der Abtransport der Lava ins Meer ganz gut und man möchte sich gar nicht vorstellen, was noch im Tal passieren könnte, wenn das ganze Material dort nicht in den Atlantik fließen würde, sondern sich weiter im Aridanetal ausgebreitet hätte. - Gestern Abend konnten wir noch beobachten, dass der Krater am oberen Rand nur noch eine Öffnung für Gase besitzt, aber am Hauptauslass für die Lava ebenso Gase das Material weit in den Himmel gesprüht haben. - Mehr konnten wir nicht beobachten, der Vulkan entzieht sich unserer Blicke, ich glaube allerdings nicht, dass er sich schämt. Ein bisschen menscheln muss sein, vergessen wir nicht, wie angespannt die Lage nicht nur für diejenigen ist, welche Haus, Arbeit, Existenz und Zukunftsträume unter Lavabrocken verschwinden sehen müssen. - Auch der Rest der Nachbarn im Tal und auch die anderen Bewohner der Insel sind in größerem oder geringeren Maße von dieser Naturkatastrophe betroffen und leiden darunter sehr. - Fast bin ich froh, dass wir in diesem Moment keine Diskussion führen müssen, ob denn der menschliche Einfluss auch auf diese Katastrophe eine Rolle spielt. -

Die Datenlage macht weiter Sorgen, betrachtet man die riesigen Anzahl an Beben, welche von einer weiteren und wohl längeren Lebensdauer des Vulkans zeugen. - Auf der Ostseite, besonders eben in Mazo und Fuencaliente ist man deswegen schon sehr besorgt, dass die nahen Epizentren die Cumbre Vieja davon überzeugen könnten, doch noch einen zweiten Auslass zu schaffen. - Das wäre grundsätzlich bei kanarischen Vulkanen keine Ausnahme, auch der San Juan schleuderte seine Lava in beide Richtungen. - Die Direktorin des IGN beruhigt allerdings auf der Pressekonferenz des täglichen Krisenstabes. Es gäbe keine Hinweise im Moment, welche erhärten könnten, dass sich ein neuer Krater auftun könnte, welcher außerhalb des nahem Umfeldes des jetzigen Emissärs liegen. - Es gibt keine Hinweise auf weitere Bodendeformationen im besonders beobachteten Gebiet vom Nambroque und darüber hinaus werden die vielen Beben auch nicht flacher. - Noch scheint das System, Transport des Magma aus der Tiefe und dem Süden, zum jetzigem Krater zu funktionieren. So sorgt es für Druckausgleich, der eben keine Notwendigkeit für eine erneute Eruption an anderer Stelle schafft. - Zu den Beben in noch tieferen Regionen, da waren Beben dabei, die in über 30 Kilometer Tiefe stattfanden und uns alle sehr beunruhigten, hat Dr. Andreas Klügel folgende Meinung:

Ich würde nie sagen, dass im Osten nichts passieren kann, aber zumindest die tiefen Beben deuten nicht darauf hin. Wenn sie flach werden und die Oberfläche der Inselflanken sich leicht aufwölbt wie zu Beginn, ist das eine andere Sache, aber zunächst ist das m.E. erst einmal eine Reaktion des tiefen Magmen-Fördersystems auf die fortdauernde Entleerung weiter oben. Das hat man 2011-2012 auf El Hierro genauso beobachtet, nur waren die Beben während der Eruption dort in 20-25 km Tiefe. Aber beide Inseln sind ja nicht gleich, El Hierro eruptierte vielleicht alle 1000 Jahre in der jüngeren Vergangenheit, und nicht alle 60 Jahre wie La Palma. Das kann sich durchaus in Unterschieden des tiefen Magmensystems widerspiegeln.

Also keine Entwarnung, aber eher eine Relativierung dahin gehend, dass die tiefen Beben an sich wahrscheinlich nicht alarmierend sind.






Die neuesten Karten bringt immer das IGME (Instituto Geológico y Minero de España) zusammen mit dem CSIC (Consejo Superior de Investigaciones Científicas) heraus




Hie die Beben der letzten 15 Tage, also allesamt nach der Eruption. - Aber auch vor der "Kuhkopfkrise" begann die ganze Chose zunächst im Süden




Schlechte Luft in El Paso und dem Tal




Die Aktivitätsschübe des Soziopathen werden seltener. - Gut eingestellt könnte man meinen...




Freitag 08.10.2021 El Paso 18:00 Uhr

Volcano Business as usual
Wenn da mal irgendwann ein Ende in Sicht wäre


Das Leben ist kein Kalender. - Der schnurrt wie 2,5 Liter Toyota Diesel aus dem vergangenen Jahrtausend. - Olaf stinkt aber schon gewaltiger als mein Hilux, auch wenn es Leute geben soll, die nicht gerne hinter mir fahren, wenn ich versuche, eine Steigung flott zu nehmen. - Die Beben im Süden der Insel lassen nicht nach, also wird fleißig nachgeliefert, um dann am Kuhkopf auf die Insel losgelassen zu werden. Allgemein sehen die Experten, vom IGN, von der Involcan und auch Dr. Klügel dabei die Möglichkeit einer weiteren Eruption an anderer Stelle als gering ein. - Nicht unmöglich, aber so lange die Hypozentren im zweistelligen Kilometerbereich liegen und die Bodendeformationen nicht deutlich ansteigen, gibt es keine imminente Gefahr. - So lange das System funktioniert, dass so viel aus dem vorhandenen Krater raus kann wie aus dem Süden kommend nachläuft. Allerdings gibt es keine Garantien, dass es störungsfrei so weiterlaufen kann. - Gibt es Stauungen oder werden bisher benutzte Kanäle verstopft, dann kann sich die Lage auch deutlich ändern, allerdings schickt uns das Magma dazu Zeichen. Wir dürfen nicht vergessen, dass im Moment die Cumbre Vieja zu den best überwachten Vulkanen der Welt zählt und fähige Institute und Wissenschaftler jeden Moment die Daten analysieren. Wie lange das noch gehen kann oder muss, das wird niemand ernsthaft wissenschaftlich hinterlegen können, aber es laufen bereits Wetten. - Rund um 60 Tage sind die meisten Treffer, das würde also noch drei weitere Wochen bedeuten. - Ich habe nicht mitgewettet, mir scheint das ein bisschen ungeschickt zu sein, aber eben nach fast drei Wochen Vulkan, sehnen sich die meisten schon nach ein bisschen Alltag.

Ich will nicht so weit gehen, die Wetten als geschmacklos hinzustellen, doch die Vereinigung der Jäger der Insel hat diesen Teil gerne übernommen. - Man beklagt sich, dass man jetzt wegen des Vulkans viele Kosten hätte, neue Ställe bauen müsste, neues Gelände suchen und dass man doch seitens der inseleigenen Institutionen die Kosten dafür übernehmen sollte. - Über 600 zerstörte Wohnhäuser und die Jäger wollen neue Ställe, neue Gelände und das auch noch gratis? - Nicht alle, sicher nicht, aber das Kollektiv der Jäger auf La Palma war immer schon ein bisschen fordernd in Sachen Extrawürste. - Dafür stecken die jetzt in den Sozialen Medien reichlich Klassenkeile ein und mein Mitleid hält sich in Grenzen. - Auch wird diskutiert, ob es denn der ethisch reinen Lehre dient, jetzt aus Tenerife Tagestouren zu organisieren, mit den besten Fotohotspots fürs "Insta" oder die heimische Diashow. - OK, wenn man dabei niemandem vor die Schaufel läuft, dem der Vulkan nur Arbeit beschert, oder den Sicherheitsdiensten im Weg steht, dann müssen wir wohl irgendwann begreifen, dass Olaf, wenn er denn mal einen vernünftigen Namen bekommt, für die kommenden Jahre die touristische Ressource Nummer eins der Insel sein wird. - Die Rauch- und Aschefahne bringt jetzt sogar den Nordflughafen Tenerifes zeitweise zum straucheln, so fleißig weht der Westwind im Moment. - Das wird sich heute Nacht noch ändern und morgen hoffen wir dann auf Nordost, was uns im Laufe des Tages nicht nur die Asche, sondern hoffentlich auch die beißenden Schwefeldämpfe vom Krater und dem Lavafluss aufs Meer blasen wird. - Sobald der Wind dreht, kann es aber auch wieder dazu kommen, dass neuer Ascheregen ins Tal fällt und wie heute Morgen bereits gesagt, ab Montag kann es dann erneut zum Wechsel der Windrichtungen kommen.

Als Grafiken hänge ich die Beben der letzten Tage, Wochen und Stunden an und deren Bewertung nach Hypozentren und angesammelter Energie. Im Gegensatz zu diesen starken Zuwächsen benimmt sich der Tremor äußerst kleinlaut und so sieht es im Moment auch rund um den Krater aus. Die Lavazunge wächst weiter nur an wenigen Stellen in die Breite, allerdings kommt der neue Strang, welcher südlich der bisherigen Stelle über die Klippen auf die vorgelagerte "Fajana" gelangt, nun doch stetig voran. - Am Atlantik ist es zur jetzigen Uhrzeit noch nicht angekommen und man erwartet den "Meerfall" an der Playa del Charcón in der heutigen Nacht. - Damit könnte aber dann auch ein Zusammenschluss beider Lavaströme vorbereitet werden, welche sich, zunächst nördlich der Playa Nueva und jetzt südlich über die Klippen begeben haben. - Hektarweise Bananen in allerbester Plantagenlage gehen damit verloren und es bleibt der Branche zu hoffen, dass man bald die Meerwasserentsalzungsanlagen in Betrieb bekommt, welche von Puerto Naos aus den "Rest" der Pflanzungen dort unten gießen sollen.




Beben nach Magnituden und Tiefen der letzten Tage, keine ansteigenden Tendenz





Gleiche Quelle, Volcano Discovery, Magnituden und Gesamtenergie der letzten 30 Tage, da fände man die Eruption also 19 Tage vor heute





Gleiche Quelle, gleiche Aussage, nur die letzten sieben Tage. - Man beachte, wie ein Beben von 4,3 alleine die Energiekurve anhebt







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