Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 29.11.2021 Vulkanausbruch

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Vulkantagebuch



29.11.2021 Tag zweiundsiebzig der Eruption


Montag 29.11.2021 El Paso 06:30 Uhr

Hat Sankt Florian ein Navi?
In Tajuya und Tazacorte hat man schlecht geschlafen


In Cruz Chica und La Laguna hätte man schlecht geschlafen, aber da ist ja keiner mehr. - Mit Besorgnis blicken wir auf die neue Lavazunge, welche sich vom Nordrand des Kraters hinab über Paraíso ergießt. - Wenn der Atlantik das Ziel ist und der Strom den direkten Weg nimmt, dann stehen La Laguna, wie auch die nördlichen Siedlungen, welche unterhalb der Montaña La Laguna zu Tazacorte gehören, im Weg. - Was im Weg steht, wird aus dem Weg geräumt, so viel haben wir inzwischen vom Vulkan gelernt. - Aber auch, dass die Wege, welche die Lava nimmt, nicht immer eine gerade Linien sind. - Zumal wir die Orografie beachten müssen und den Nachschub an Lava. - Im Moment bummelt die Lava auf Höhe des Industriegebietes vor sich hin nach Westen, hat sich aber unangenehm nach Norden ausgebreitet, so dass es nur noch ein paar Hundert Meter zwischen der Lavazunge und der Hauptverkehrsstraße sind. - Das wäre ein großes Malheur, wenn diese Verbindung gekappt würde, man müsste dann die kleinen Verbindungsstraßen wie Tamarahoya, Calle el Juez und natürlich die alte Straße "Paso de Abajo" zu Umleitungen machen. - Die Hoffnung, dass sich die neuen Schlote, nordöstlich des Hauptkraters, nach dem Abflauen des Lavaansturms wieder schließen, die scheinen sich nicht zu erfüllen. - Eher ist es so, als würde jetzt der Hauptkrater schlapp machen, denn aus dessen gewohnten Schlot für Lava blinzelt es nur noch. Betrachtet man die große Lavazunge von uns aus, welche eben genau von dieser Quelle aus gespeist wurde, dann kann man dort keine Glut mehr reisen sehen. - Lediglich unten an der Montaña Todoque erscheint ein roter Flecken, aber die Hauptlast der Lava liegt jetzt eindeutig im Norden.

Die Beben haben von der Anzahl her wieder zugenommen, allerdings finden wohl 90% im Moment wieder im flachen Bereich um die 10 Kilometer statt. - Bei den tieferen gab es einen Ausreißer nach oben, ein Beben der Stärke 4,3 in 33 Kilometer Tiefe ist der erste "Vierer" seit 6 Tagen und weiter ist auffällig, es gibt ein paar Beben in der mittleren Zone um 20 Kilometer. - Das ist auffällig, da zwischen 15 und 30 Kilometer Tiefe in der gesamten Eruption nichts los war, so stellt das ein großes weiteres großes Fragezeichen in den Raum. Seit Mitternacht scheint weniger Lava zu fließen, der Tremor zeugt davon und der Lavastrom kommt auch nur langsam voran. - Am Industriegebiet ist das Gelände aber auch sehr flach und es fällt so natürlich schwer, den angestrebten Kurs westlich ins Meer zu halten. - Erst ab Cruz Chica wird es wieder steiler und dann müssen wir mal sehen, ob sich die Lava so weit auch nach Norden ausgebreitet hat, dass selbst wir in Tajuya, oder zumindest der untere Teil davon, in ernsthafte Sorgen geraten. - Noch redet keiner von neuen Evakuierungen, aber darüber spricht man eh nicht gerne, die Auffangdrüse für schlechte Nachrichten der meisten Menschen hier ist bereits zum Bersten gefüllt. - Was generell ein bisschen Kopfzerbrechen macht, ist eben die neue Unstabilität des Hauptkraters. - Bei den letzten beiden Schüben an aufsteigendem Magma hat jeweils der, muss man inzwischen "Alte Krater" sagen, nicht mehr ausgereicht, die anstürmende Menge zu verarbeiten. - Zunächst brach südlich davon eine Spalte auf, die konnte sich aber nicht bewähren, mit dem nächsten Schub jetzt ein ähnliches, aber wohl erfolgreicheres Spiel, im Nordosten. - Das könnte eben auch bedeuten, dass es noch weitere Sprünge hinsichtlich der Eruptionsschlote gibt, was natürlich eine Vorhersage, wer, wo, wann und wie heftig erwischt wird, noch viel schwieriger gestalten kann. - Meine gute Nachricht von heute ist leider ein bisschen makaber: Der Friedhof von Las Manchas soll, gibt es keinen erneuten Zielwechsel Sankt Florians, wieder aufgebaut werden. - Nur etwa die Hälfte des Heiligen Feldes (Campo Santo sagt man hier gerne) ist verschüttet und man traut sich zu, das wieder in Ordnung zu bringen. - Wir schaffen das, heißt es dabei und so lange, bis der Friedhof dort wieder aufnahmebereit ist, begräbt Los Llanos in Tazacorte und El Paso in Breña Alta. - Denn bei aller Prokrastination, welche uns der Vulkanausbruch dann doch beschert hat, solchen Dinge wie Fressen, Stoffwechsel und Sterben, haben wir dann gleichwohl noch nicht komplett entsagt.




Auf der gemittelten Tremor-Amplitude sieht man es meist deutlicher, ab Mitternacht ließ die Aktivität spürbar nach

Quelle: IGN




Der Tremor auf dem Seismogramm, bis Mitternacht noch Bambule...
Quelle: IGN




...ab Mitternacht dann zurück vom Spurt zum Dauerlauf
Quelle: IGN




Gestern Abend aus Tacande
Quelle: Herbert Schaar




Wer will, der kann Dinge oder Personen darin entdecken
Quelle: Herbert Schaar




Heute Morgen und nur blinzelnd kann man den alten Lavaschlot erkennen





Montag 29.11.2021 El Paso 17:00 Uhr

Callejón de la Gata die Zweite
Tajuya atmet durch, La Laguna zittert weiter


Der neue Krater scheint sich bequem einzurichten. - Es deutet also nichts darauf hin, dass dieser neue Schlot bald wieder schließt, so wie das in den meisten Fällen geschehen ist, immer wenn sich ein neuer Schlund aufgetan hat. - 17 Eruptionsstellen kann ich auf der Karte zählen, davon haben die meisten nur ein, zwei Tage Lava oder/und Gase gespuckt, die dauerhaftesten waren allerdings gleich mehr als einen Monat aktiv. - Wie es nun scheint, will der neue Schlot die fast komplett eingeschlafene Aktivität des Hauptkraters übernehmen. - Dort gibt es keinen Ausstoß von Gasen mehr und die Öffnung, welche bislang über einen Monat Lava ausgestoßen hat ist nur noch marginal zu erkennen. - Am grauweißen Rauch erkennt man allerdings, dass noch Lava von dort, aber wohl in kleinen Mengen austritt. - Diese geringe Menge reicht nun nicht aus, die bisherigen Lavazungen weiter anzuschieben. - Bis auf kleine Stellen zwischen den Hügeln und an der Spitze der nördlichen "Fajana" steht das gesamte Lavafeld still. - Nur eben im Norden bewegt sich die neue "Colada" und das erneut auf La Laguna zu. - Allerdings sehr, sehr langsam, es kommt wohl auch nicht so viel Lava, wie noch gleich nach der Öffnung. - Die neue Zunge hat sich zum Teil auf die alte gelegt, nach Auflistung des Krisenstabes die "Nummer 8" und sollte das so weitergehen, dann trifft die Lava später oder früher, also in der Reihenfolge auf La Laguna. - Dazwischen liegen allerdings auch noch reichlich Häuser und Anwesen, auch wenig Lava kann viel kaputt machen.

Immerhin stützt dieser Umstand, dass nun weniger Lava generell fließt die These, dass man auf die Menge des Magmas schließen kann, indem man die gesammelte Energie der Beben in den Tiefen unter 30 Kilometer nimmt und die Bodendeformation. - Wir erinnern uns, in diesem, wir zählen vierten Besuch "Barthels in der Bodega" gab es keine Beben mit Magnituden über 4 und die Deformation an der, der Eruption am nächsten liegenden Messstation, überschritt die 7 Zentimeter Hub nicht. - Bei vorhergegangenen Episoden waren das immer mehr, anfänglich sogar mal 17 Zentimeter an einem Tag. - Bitte Vorsicht, reine Theorie aus Laienkopf und Beobachtung, ohne jeglichen Anspruch auf irgendwelche Richtigkeit. - Wenn man das allerdings weiter spinnt, dann könnte der nächste Schub an Magma deutlich größer ausfallen, denn gestern und heute hatten wir zwei herausragende seismische Ereignisse von 4,3 und 5,0. - Allerdings gehören diese Beben nach unserer unscheinbaren Meinung noch in die Kategorie "Ausgleich", da anschließend kaum weitere Beben in der Tiefe unter 30 Kilometer gemessen wurden. In den letzten Stunden erleben wir ausschließlich Beben im flacheren Bereich, um erneut eine Magmapumpe in Betrieb zu nehmen bräuchte es unserer Meinung nach wieder sehr viele Beben in den tieferen Regionen ohne Pause. - Aber diese beiden Beben beenden auch eine Serie der geringen Magnituden, welche uns eine Woche kein Beben über 4 beschert hatten.

In Sachen Gasemissionen beschränkt man sich inzwischen, uns mit einem "hoch" gegenüber einem "sehr hoch" noch gestern (für vorgestern) in Sachen SO2 abzuspeisen und beim CO2 nennt man auch keine Zahlen mehr, sondern immer nur, dass dieser Wert fünffach über dem Normalniveau liegen würde. - Nehmen wir das so hin, auch weil wir ja wissen, dass die Messungen in Sachen SO2 äußerst schwierig und sehr fehlerbehaftet sind. - Das Wetter macht weiter mit, Passat ohne Ende und der Krater liegt teilweise komplett in den jagenden Passatwolken welche über die Cumbre Nueva fliegen. - Mittendrin kann man dann träumen, da ist ja überhaupt nichts, da sind doch nur Wolken. - Das nennt man wohl glücklich in Wolkenkuckucksheim…




In den letzten Stunden nur noch Beben in flachen Regionen - Kennen wir schon
Quelle: IGN




Der Tremor sinkt wieder in Sachen Aktivität aber man kann die vielen Beben erkennen
Quelle: IGN




Die passende gemittelte Tremor-Amplitude dazu
Quelle: IGN




Die Deformation an der LP03 sinkt auf einen Wert, der annähernd der niedrigste seit Beginn der Eruption ist
Quelle: IGN




Die ersten Bilder von der Gesamtlage dort im Norden
Quelle: Open Data La Palma




Der Krater in seiner ganzen Scheußlichkeit




Dort, wo es weißgrau dampft, dort war mal der Hauptschlot für Lava







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