Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 24.01.2023

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Nachrichtenarchiv La Palma
Casamartin 28.02.2023



Mittwoch 28.02.2022 El Paso 16:00 Uhr

Nur reiche Indianer sind gute Indianer
Das Kreuz mit Traditionen und unkultureller Aneignung



Zunächst allerdings müssen Sie die paar Zeiten Weltschmerz überstehen, die meist am Anfang meiner auslassenden Einlassungen gleich potenzielle Querleser abwürgen soll. - Warum gibt sich eigentlich der Putin so viele Mühe, wenn Erdbeben und schlechte Bauweise mindestens die gleichen Bilder produzieren können wie in Mariupol und Grosny? - Und wie schaffen wir es hier, mit unserer "Katastrophe" angesichts der Bilder aus der Osttürkei und Syrien noch mehr Hilfen aus Öffentlicher Hand ganz selbstverständlich zu fordern? - Wohl dem, der die Frage zuerst stellt, der stiehlt sich so zumindest aus der Pflicht der Antwort und der Peinlichkeit der Gegenfrage. Die Nähe einer Katastrophe ist natürlich wichtig, daraus entwickelt sich eine Hierarchie der Betroffenheitspflicht und zeigt an, ab welchem Kilometer man der Scham entbunden ist, trotz der Bilder aus der Todeszone, die ungenaue Härte seines Frühstückseies zu kritisieren. Kein Spendenaufruf, keine Kleidersammlungen, keine Solidaritätskundgebungen. - Mag auch sein, da bei uns sehr wenige türkische und noch weniger syrische Akzente den Alltag mitbestimmen, aber dennoch bleibt mir ein schaler Beigeschmack nach getrocknetem Eiter im Halse stecken. - Immerhin, eine Protestkundgebung gegen den erlahmenden Geldfluss in Sachen Vulkanopfer aus Händen der öffentlichen Hand wurde abgesagt. - Mein Gott, wo denke ich hin? - Doch nicht aus Pietät, sondern weil das zusammen mit dem Karneval einfach nicht machbar ist. - Dann würde doch keiner kommen, man muss doch klare Prioritäten setzen und in Sachen traditioneller Freudverkündungen kennen wir keinen Spaß. - Aber auch ich habe meinen Alltag wegen der Erbeben im Kurdengebiet nicht verändert und es gelingt mir erschreckend einfach, mir meine eigenen Entschuldigungen wie einen zu breiten Mantel hinzuhalten. - Aber so sind wir Menschen halt, mal große Sünder, mal kleine Sünder, aber immer Groß oder Klein… Gut, dass menschliche Gehirne große Ablaufrinnen für selbst gebrautes Moralin haben, sonst könnten wir ja kaum weiter über den Alltag plaudern.

Der Gipfel des schlechten Geschmacks könnte ja sein, wenn man sich jetzt auch noch über acht Wochen Kälte am Stück aufregt. - Aber das dient ja auch nur dem wissenschaftlichen Interesse und ob das jetzt Wetter wie "früher" war, oder bereits die Folgen des angekündigten Klimawandels. - Nein, es wird nicht überall wärmer werden und sowieso nicht andauernd, auch das haben wir doch längst kapiert. - Wenn wir uns nun die begleitende, (eigentlich ursächliche) Großwetterlage zu der Kälte seit Jahresende angucken, dann stellen wir schon klimawandeltaugliche Übereinstimmungen fest. - Die Wetterlagen werden stabiler und so bleibt es eben länger kalt, nass, trocken, heiß, als bei schnellen Wetterkapriolen sonst. - Wir haben die ganze Zeit Hochdruck, wie meist im Sommer, also Azorenhoch stabil wie Strack-Zimmermanns Frisur. - Für den Winter halt ungewöhnlich, da uns in der Jahreszeit sonst tropische Tiefausläufer, auf ihren schnellen Galopp über den Atlantik von West nach Ost, immer mal wieder besuchen. - Das bedeutet meist, eine Woche wärmere Luft und ein bisschen bis reichlich Regen aus dem Westen. - Und damit ein Auf und Ab der Temperaturen, da diese Tiefs warme Luft aus dem Golf von Mexiko zu uns bringen. - Ist allerdings das Hoch über dem Nordatlantik so stabil wie diesen Winter, dann treibt es die Tiefs viel zu weit nördlich an den Kanaren vorbei und wir bleiben mit unserer kalten Luft aus dem hohen Norden auf Pulswärmerniveau. - Was im Sommer unser Klima auf Höhe der Sahara wunderbar erträglich macht, das kommt im Winter halt in Unaussprechlichen daher und ob das jetzt gut ist oder nicht, das überlasse ich jedem selbst zu entscheiden. - Es gibt zwar auch Vorsagemodelle, welche auch für die Kanaren eine deutliche Erwärmung prognostizieren, allerdings spüren wir das noch nicht. - Aber bitte Vorsicht, ich weiß ja auch immer noch nicht, ist das jetzt noch komisches Wetter, oder schon morgiges Klima?

Für die Vegetation hier ist das bislang überhaupt kein Problem, eher im Gegenteil. - Das Wasser kommt trotzdem in Form von feuchten Passatwinden. Im Westen sorgen häufiger auftretenden Höhentiefs für, oft sogar reichlich ausfallende Niederschläge. - Was dem Landmann gut gefällt, ist meist nicht im Sinne des Urlaubsgastes und so gab es lange Nasen wie Unterhosen reichlich in diesem frühen Jahr. - Selten haben wir so viel geheizt, wie diesen Winter, aber Sie wissen ja, das machen wir entweder mit eigenem Schnittholz, oder aus Solarenergie, also lasse ich dabei mögliches schlechtes Gretagewissen weit außen vor. - Aber noch was können wir beobachten. - Twomey nennen wir das Ärgernis für Reisende und Solaranlagenbesitzer hier im Tal. - So gegen 10:00 Uhr beginnt das Spektakel zunächst als unscheinbares weißes Wölkchen über dem Vulkan, um dann ab 11:30 als schwarze Wolke fast das ganze Aridanetal abzudecken. - Was früher, als alles anders und nur manches besser war, die "Wolke von Jedey" war, das ist momentan die Vulkanwolke nach "Twomey" und der entgehen wir meist nur bei Südwind oder überhaupt sehr kräftigem Passat. - Dabei kommt die Wolke nicht wirklich nur aus dem Krater, sondern auch der obere Teil des Lavastromes scheint noch so viele Schwefelpartikel auszustoßen, dass es zu dieser Wolkenbildung kommt. - Mal sehen, wie lange uns dieses Phänomen noch begleitet und überhaupt, ob sich der Eindruck mit den noch stabileren Wetterlagen auch dieses Jahr erneut verhärtet. Aber die Insel und auch das Aridanetal sind die vergangenen Jahre wieder grüner geworden. - Sehen wir mal von den, immer noch schwarz dominierenden Ascheablagerungen südlich der Lavazunge ab, dann finden wir saftigere Berghänge als noch vor 10 Jahren. - Wir haben uns doch so beklagt, dass die Südseite des Bejenado schon eher gelblich daherkommt und viele der Mandelbäume unterhalb der Kiefernzone nicht mehr blühen. - Das ist dieses Jahr anders, selbst bei uns um Garten beweisen zwei alte Mandeln, dass es richtig war, diese noch nicht zu fällen, obwohl wir schon lange dachten, die seien längst tot.

Unser Garten hat sowieso von dem Ascheregen profitiert, inzwischen gibt es nur noch ganz wenige Pflanzen, die unter dem Lavasand leiden. - Die Aloe gehört noch zu den Zauderern und manches andere Dickblattgewächs, aber einmal in die Erde eingearbeitet, führt die Lavaasche dem Boden und somit den Pflanzen nicht nur Mineralien zu, sondern hält auch die Feuchtigkeit besser. - Allerdings muss man, auch dünne Schichten unbedingt in den Boden einarbeiten, liegt der Lavasand oder der Grus auf der Erden, dann entzieht das schwarze Pulver den oberen Erdschichten sogar das Wasser. - Liegt allerdings so viel Asche wie in vielen Regionen südlich der Lavazunge, dann muss das Zeug auf jeden Fall weg. - In vielen privaten Grundstücken ist das nun bereits geschehen, allerdings weht der Passat immer wieder reichlich des Sandes über bereits geräumte Flächen und viele Gärtner und Eigentümer dort haben es verzweifelt aufgegeben, gegen die Sandmassen wieder und wieder anzuarbeiten. - Da man ja davon ausgehen sollte, dass der obere Teil der Lavalandschaft (wahrscheinlich ab LP2 nach Norden) zum Landschaftsschutzgebiet wird, bleibt also den meisten Anwohnern dort der Aschesegen sicher noch viele Jahre erhalten. - Der Wein hat wenig gelitten, die Palmen sowieso nicht und selbst nahe Kiefern am Vulkan treiben bereits wieder aus. - Es gibt sie also schon, die Nutznießer der Katastrophe, denn viele kleinere Gewächse in der Umgebung sind weg, also wieder mehr Raum für Kiefern, Wein und Palmen. - Gemüse baut man im lavanahen Teil im südlichen Bereich kaum noch an, der ewige Kampf mit dem Sand macht nicht nur den Kohlrabi mürbe, sondern noch eher den Gärtner. - Die Zweiteilung des Aridanetals bleibt also auch über ein Jahr nach Beendigung des Vulkanausbruchs erhalten und der Süden ist weiterhin deutlicher Verlierer in Sachen Rekuperation. - Darüber hinaus könnte man als aufmerksamer Beobachter der Situation auch darauf schließen, dass es gar keine wirkliche Hingabe seitens der Behörden gibt, auch den Bereich San Nicolas, Todoque bis hin nach Jedey wieder ins Aridanetal zu holen. - Betrachtet man die Urbanisierungspläne, welche nach und nach in die Öffentlichkeit gelangen, dann finden wir neue Bebauungspläne lediglich für die Nordseite und angrenzend an den Lavastrom von La Laguna aus. - Natürlich hat man dabei im Hintergrund den Gedanken: Es wird sowieso wieder passieren und eher südlich des jetzigen neuen Lavastromes und wohl weniger nördlich davon.

Dennoch hat man auch mit reichlich öffentlichen Geldern versucht, den Eigentümern im südlichen Bereich der Lavazunge eine Wiederkehr schmackhafter zu machen. Die Hilfskräfte der "Gesplan" (Gesplan - Gestión y Planeamiento Territorial y Medio Ambiental, S.A.) taten sich hier besonders hervor. - Extra für den Zweck hatte man tausende an Arbeitskräften eingestellt und leider die Mehrzahl davon im letzten November bereits wieder entlassen. - Mit "Zamuros" Schaufeln und Schubkarren zogen diese Vulkansoldaten gegen die Aschemassen in einen, fast aussichtslosen Kampf. - Ein paar Hundert allerdings arbeiten noch weiter für den Betrieb in der Hand des Gobierno de Canarias, allerdings werden wohl die Regional- und Kommunalwahlen im Mai darüber entscheiden, wie es mit den vielen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen weitergeht. - Man fürchtet halt generell, dass dieses viele Geld, welches mit und nach dem Vulkan auf La Palma angekommen ist, nun bald wieder versiegt. Als bunte Nebenschauplätze im generellen Neidgerangel gibt es natürlich auch immer die gleichen Vorwürfen, nie käme das Geld dort an, wo es eigentlich hingehöre. - Aber das kennen wir ja von überall her und ich kann Ihnen leider auch nicht erklären, warum es noch keiner verantwortlichen politischen Gruppe gelungen ist, Hilfsgelder nach tatsächlicher Notwendigkeit zu verteilen. Von den vielen Bürgerplattformen in Sachen Opfervertretung, der vom Vulkan Geschädigten, sind nur noch wenige aktiv. - Jetzt geht es meist um juristische Beratung für diejenigen, welche sich über den Krater gezogen fühlen. - Andere versuchen Fahrlässigkeiten im Umgang mit der Vulkankatastrophe finden, wohl mit dem Hintergedanken, daraus Schadensersatzansprüche zu kreieren. - Weiter ganz offen bleibt die Entwicklung in Puerto Naos und La Bombilla. - Die gemessenen Werte in Sachen gefährlicher Gase, vor allem CO2, sind weiterhin sehr hoch. - Zwar nur an wenigen Stellen und in Kellern und Erdgeschossen, aber es lässt sich immer noch nicht voraussagen, wann man denn diese beiden Siedlungen wieder öffnen könnte. - Nicht nur, weil der touristische Markt auf der Insel Puerto Naos deutlich braucht, auch belasten ja die vielen Ausquartierten weiterhin den Immobilienmarkt deutlich.

Dabei fällt auf, wie wenig diese dringlichen Probleme im Kommunalwahlkampf herangezogen werden. - Im Mai wählen in Spanien die Autonomen Regionen und die Gemeinden ihre neuen oder alten Vertreter und zusätzlich wird dabei auch noch die politische Resteverwertung Richtung Brüssel bestimmt. - Landesweit finden im November die nächsten Wahlen statt, erst dann muss Pedro Sánchez um weitere verantwortliche Jahre kämpfen. - Wenn er denn überhaupt will. - Das Wollen scheint auch hier auf La Palma in so einigen Gemeinden das Hauptproblem zu werden. - Dort, wo eine Partei stark ist, dort sucht der Protagonist meist einen Weg in kanarische Parlament und in anderen Kommunen, da fällt es zusehend schwerer, anständige Bürger für ein anständig anstrengendes Amt begeistern zu können. - Nehmen wir als Beispiel El Paso. - Unser Derwisch in Sachen Bürgermeisteramt, Sergio Rodríguez, der möchte ganz sicher ins kanarische Parlament, handelt man ihn in seiner Partei, der Coalición Canaria, doch als Mann mit großer Zukunft. - Allerdings braucht man ihn auch als Zugpferd in El Paso selbst, denn große Leute hinterlassen unter und besonders neben sich meist große Lücken oder Hohlräume und so könnte das Ganze zum Faeserschen Bauerntheater verkommen. - Die anderen Parteien in El Paso trauen sich allerdings gar nicht irgendwelche Kandidaten zu nennen, wer schon bitte opfert sich der übermächtigen Sergiokratie als willfähriges Oppositionsschlachtvieh. - Und um ihn herum sind die Stadträte seiner Gruppierung komplett ausgebrannt, denn Sergio fordert nicht nur von sich permanente Präsenz und Aktivität. - So steht zum Beispiel in El Paso, aber auch in anderen Gemeinden, zwei Monate vor den Wahlen noch kein einziger Kandidat der einzelnen Gruppierungen fest. - Wahlkampf gegen Unbekannt könnte man das nennen, aber dennoch begleitet uns diese Brunstphase der plakativen Demokratie bereits in vollen, meist sehr plumpen medialen Schüben.

Böse Zungen, von denen ich natürlich keine persönlich kenne, die behaupten ja oft: Der Wahlkampf sei die einzige Zeit in welcher regionale Politiker wirklich kurz arbeiten müssen. - Das stimmt in den meisten Fällen nicht, nur geschieht eben die Tagesarbeit der Rätinnen und Räte nicht immer in breiter Öffentlichkeit. - Meist interessiert sich auch niemand wirklich dafür, denn Tagespolitik auf kommunaler- oder regionaler Ebene ist vieles, aber nicht prickelnd. - Noch schwerer hat es da die Opposition, außer Pressemeldungen mit Jammercharakter kann man sich sonst gar nicht zeigen. - So bleibt auch in der Demokratie die Aufmerksamkeit den paar brüllenden Alphas überlassen, wobei inzwischen das Geschlecht dabei so gut wie keine Rolle mehr spielt. - So sind Medienprofis wichtiger für die Parteien, als Fachkompetenz und mal so ganz unter uns, das liegt auch wieder daran, weil wir, das Wahlvolk, sich überhaupt nicht die Mühe machen will, mal hinter die Kulissen der scheinbar fremden Welt Politik blicken zu wollen. So zeigt man uns Prestigeprojekte und Personalien mit Conférencierqualitäten, der Maschinenraum der Legislative bleibt aber auch heute wieder weit versteckt unter der Wasserlinie. - Brücken, Straßen, Hotels und einfach mal 2 Milliarden Vulkanaufbauhilfe, statt nur einer, so läuft dann der Wahlkampf in der Öffentlichkeit ab. - Auch wenn kaum eines dieser Projekte überhaupt eine Chance hat, auch nur den nächsten Wahltermin zu erleben, die Presse greift diese Fanale gerne auf, denn neue Handläufe für die Altentagesstätte, oder verbesserte Müllcontainer für den Alltagsgebrauch, sind nicht wirklich lockend. - Echte Innovationen sucht man aber auch auf der virtuellen Ebene vergebens. Wie wäre es denn mit Wasserstoffproduktion statt Bananen auf der Lava? Oder Neuerfindung des öffentlichen Nahverkehrs, statt breiten Magistralen damit der zukünftige Individualverkehr schnell an allem vorbeifahren kann? Nichts Neues an der Front, die Politik passt sich gnadenlos dem Desinteresse der Bevölkerung an und kümmert sich weiterhin meist um ihre Kernkompetenz, die Erfüllung von lobbyistischen Feuchtträumen.

Touristisch läuft es weiterhin stockend. - Die meisten Probleme sind ja allseits bekannt, auch wenn Covid und der Vulkan bereits leidlich abgearbeitet sind. - Bleiben noch der Krieg und seine unbekannten Folgen, außer der Angst, das sowieso alles anders werden wird. Es muss ja aber nicht immer alles schlechter werden, nur baut sich ja seit Jahren bereits das Schreckgespenst Monopol auf, welches in Form von booking.com nach Amazonschen Ausmaßen greift. Auf der einen Seite bringt uns diese Form der Buchungsmöglichkeiten auch neue Kunden, allerdings nimmt uns diese Plattform bereits mittelfristig sämtliche Entwicklungsmöglichkeiten. - Auch verschiebt sich die Wertschöpfungskette in Sachen Vermittlung weg von der Insel und Qualitätsstandards werden nach internationalen Kriterien abgearbeitet und nicht nach den Eigenarten der Region. - Langfristig ist allerdings die Monopolisierung der Vermittlung sogar noch dramatischer als Covid und Vulkan zusammen, nur wollen die meisten Menschen das nicht wirklich begreifen. - Wir geben da was aus der Hand, was eigentlich extrem wichtig ist, nämlich die Vermittlung zwischen Gast und Gastgeber und erlauben Dritten und sowieso fremd bewerteten Algorithmen den Rhythmus unserer touristischen Entwicklung vorzugeben. - Wenn dann irgendwann auch KI, also künstliche Idiotie die zukünftige touristische Entwicklung unseres Inselchens übernehmen soll, dann wissen wir doch schon locker im voraus, wer dann der reelle Idiot sein wird. - Man muss nicht alles mitmachen, nur weil es andere machen und vielleicht ist die Nische der Inkompatibilität und Massenuntauglichkeit ja doch eher unsere Heimat als gesichts- und kantenlose Vergleichbarkeit. - Die Fluggesellschaften sind momentan erneut das Hauptproblem für reibungslosen La Palma Urlaub. Seit Flugpläne generell nur noch flatterhafte Serviervorschläge sind, bröckelt unser, bislang bruchsicher geglaubtes Stammpublikum, langsam weg. - Weniger die Kosten für den Flug schrecken manche ab, aber wenn man in der gleichen Zeit auch nach Boston oder Dubai fliegen kann oder gleich mehrere europäische Flughäfen kennenlernt, auf einer Mittelstrecke, dann machen wir es vielen Menschen unnötig schwer, zu uns zu kommen. - Fehlt wirklich nur die "Kritische Masse" an Hotelbetten, um die Carrier beruhigt La Palma ansteuern zu lassen, oder ändert sich einfach die komplette Branche der Ferienfliegerei dramatisch? - Im Sommer setzt man wieder komplett auf nationalen Tourismus, am liebsten von den anderen Kanareninseln. - Dazu wird der "Bono La Palma" wieder aufgelegt, ein tausendfach ausgestellter Gutschein über 250 Euro soll Nachbarn auf die Grüne Insel locken. - Das bringt viel an der Zahl der Gäste, sicherlich, und wenn man lieber in der Statistik Anzahl der Klienten statt Übernachtungszahlen als Grundlage für Erfolgsermittlung nimmt, dann erreicht man so sein Ziel. - Allerdings ist die mittlere Aufenthaltsdauer für La Palma Urlauber seit Jahren rückläufig. Von lockeren 10 Tagen noch vor Corona, sind wir jetzt bei 3 Tagen angekommen. - Schlecht für alle Übernachtungsbetriebe, denn häufig wechselnde Gäste sind viel aufwendiger als solche, die eine oder gar mehrere Wochen bleiben. - Darüber hinaus machen die Wochenendbuchung über den "Bono La Palma" viele andere Buchungen unmöglich, da eben ein Wochenende dann schmerzvoll eine mögliche Langzeitbuchung über vielleicht drei Wochen unmöglich macht. Aber wir haben schon viele sorgenvolle Sommer begonnen und sind immer irgendwie über die Runden gekommen im Tourismus, wenn auch mit blauen Flecken, Pflastern und Selbsthilfegruppen für nicht leitfähige Reiseleiter.

Hauptsache wir haben immer was zu feiern. Nach Covid und Vulkan werden wir wieder losgelassen und irgendwie herrscht ja sogar Nachholbedarf in Sachen lustiger Gesellschaftsspiele im gutturalen Breitbandspektrum. - Andere nennen das auch Karneval, Fasching oder einfacher, Saufen im Reich der sinnlichen Traditionen. - Das scheint allen sozialen oder territorialen Gruppen humaoider Trockennasenaffen gemein: Traditionen gelten als allgemeine Amnestie für schlechten Geschmack und mangelndes ethisches Verhalten, wie auch offen oder versteckt getragenen Rassismus und mindestens kultureller Aneignung. - Wobei der Vorwurf der kulturellen Aneignung in den allermeisten empörten Fällen schlichtweg auch als Lernverhalten durchgehen kann, denn wenn andere Gruppen etwas besser können als man selbst, dann schreibt doch die Evolution bereits Nachahmung vor. - Jetzt kann man sogar den Bogen weiterspannen und Traditionen als Bollwerk gegen kulturelle Aneignung ins geistige Rennen schicken, aber auch hier gibt es weder klare Grenzen noch allgemein gültige Verhaltensregeln. - Zumal wir hier die Fähigkeiten besitzen, spontane Kulturcocktails posthum in die Desoxyribonukleinsäure aller erdachter Vorfahren einzuspritzen. - Das führt öfter mal dazu, dass wir hier feiern und überhaupt keine Ahnung haben, was denn eigentlich. - Also alles ganz normal, darum sagt man ja wohl auch anderswo "Jecken und Narren" zu den Leuten, wobei unser Spaß an der Freud durchaus knurrend-zornigen Charakter haben kann. - Man darf nämlich nichts falsch machen dabei, das könnte als private Aneignung innerhalb der kulturellen Aneignung missverstanden werden und dann berufen wir uns sofort auf Artikel eins der Traditionsnomenklatur: Nur unsere Indianer sind die echten Indianer und alles andere taugt höchstens als rührseliger Ethnoschmonsens aus der Mottenkiste der Missverständnisse.

Falls Sie es noch nicht gewusst haben: Am Rosenmontag feiert man auf La Palma, genauer gesagt in der Hauptstadt Santa Cruz, den "Día de Los Indianos". Diese Veranstaltung ist inzwischen ohne Konkurrenz der absoluten Hauptgang unseres Karnevals. Das war früher mal anders, da war der Karneval noch durch und durch mit Lokalpatriotismus behaftet, aber seit dem das Tragen von Uniformen aus Fremden Einheimer macht, kann jeder mal einen Tag lang echter Indianer sein. Stellen Sie sich aber bitte nun das Bild eines solchen Indianers nicht nach dem guten Dünken des Karl May vor, der meist sogar noch einen wackerer Kuhjungen aus Gründen der der ethnischen Balance dem hehren Stammeshäuptling zur Seite stellt. - Immer wenn gerade mal wieder Geschichte aus Geschichten zusammengepfriemelt wird, sollte man höllisch aufpassen, dass nicht solche Dussel wie Putin oder Sarah, die patzige Pazifistin, befremdende Stricke daraus drehen. - Unsere Indianer sind weiß gekleidet, durchaus europäischer, genauer gesagt, palmerischer Herkunft, und kommen zu Besuch auf das Heimatinselchen zurück. - Über Jahrhunderte wanderten, meist arme Palmeros aus den ländlichen Regionen nach Amerika aus, meist auf die Antilleninseln, um dort ein neues, bitte einfacheres Leben zu suchen, als hier. - Manchen gelang das auch und wenn man seine Heimat nicht komplett hinter sich gelassen hatte, oder ganz vergessen, dann besuchte man La Palma auch wieder mal, oder schickte seine Nachkommen und Erben. - Diese Leute, auf Besuch, oder in der Rückwanderung begriffen, die nannte man hier "Indianos", also Indianer, weil sie eben aus dem Teil der Welt kamen, welches irrtümlicherweise mal Indien sein sollte. - Weiß, oder beige gekleidet, da Klamotten in diesen Farben Reichtum widerspiegeln sollen und mit Koffern voller Geld beladen, so stellte man sich das vor. - Auch brachte man dunkelhäutige Menschen im Tross mit, heute dargestellt durch die "Negra Tomasa", in der eigentlich ein Mann steckt. - Als Kompott kommt jetzt noch das Talkumpulver hinzu, welches man sich tonnenweise, ja wirklich in Tausenden an Kilo, über die Köpfe schüttet. - Was das nun auf sich hat, darin stecken gleich mehrere unkulturelle Eignungen an sich. - Einmal wird "echar un polvo" also "bepudern oder pudern" genau so dünnhäutig eindeutig benutzt wie im Süddeutschen oder Österreichischen Raum. - Wer also sein Gegenüber einpudert, der deutet einen Geschlechtsakt an, aber eher in dem Sinne, "ich besorge es dir". - Das darf man an Karneval eben mal, ungefragt und wird halt als unausweichlich hingenommen, oder man pudert kräftig zurück. - Allerdings verdanken wir diese, frivole bis schlichtweg geschmacklose Geste wohl ursprünglich dem Umstand, dass man lange gereisten Schiffspassagieren bei der Ankunft an Land zunächst Läusepulver über die Körper und das Gepäck streute, bevor man ihnen Landgang gewährte. - Auch eine Art der Vergewaltigung, vielleicht heute vergleichbar mit einer Zwangsimpfung, so wie sie die armen Querdenker alle ertragen mussten…

Von kultureller Aneignung bis hierher also keine Spur und in der Tat, es scheint was komplett eigenes zu sein, unsere Art den Karneval zu feiern. - Wäre da eben nicht der komische oder gar verwirrende Name. - Seit dem größten Irrtum der Weltgeschichte: Ein Ausländer (fast alle Leute sind Ausländer, besonders diejenigen, welche sich irren) fragwürdiger Herkunft, entdeckt statt Indien Amerika. - Nun herrscht größte Verwirrung, wie man denn die störenden Ureinwohner dieses Gelände nennen muss, da sie doch eigentlich Inder sein sollten, aber irgendwie weder waren noch sind. - Dennoch blieb es bei dem Namen, Indians, woraus wenigstens die spanisch sprechende Bevölkerung einen Eigennamen schuf. - Indios wären die Inder gewesen, also steckt man in Indians was spanisch klingendes rein und raus kommt der Indiano. - Hat übrigens überhaupt nicht mit dem Indigenen an sich zu tun, das wiederum kommt vom Lateinischen und hat nur zufällig Ähnlichkeiten mit Indien oder Indianer. - Inzwischen aber hat man weithin den Irrtum erkannt und für die Bezeichnung Indiano gibt es, selbst in dem Land, in dem die größte Brotbäckerei Bimbo heißt, zumindest einen gerüffelten Blick. - Indigenos Americanos wäre der richtige Ausdruck und so bleibt dann selbst die Bezeichnung Indianos was ganz Palmerisches, mindestens haltbar bis Aschermittwoch. - Ganz interessant ist übrigens, dass auch viele nordamerikanischen Ureinwohner sich selbst "Indians" nennen. Inder in Amerika, also die aus Indien gezielt nach Amerika kamen übrigens auch, meist aber "I am from India" dazusagen. - So ist unser Weißer Karneval in Santa Cruz, der Día de Los Indianos somit frei von kultureller Aneignung. Wir haben den ganzen Scheiß freiwillig und im generellen Einverständnis selbstständig missverstanden und sind aus Tradition einfach dabei geblieben und finden es toll, uns gegenseitig Babypuder ins Gesicht zu schütten. - Allerdings schwingt in der ganzen Angelegenheit, neben närrischem Treiben und Geschichtsvergessenheit, eine kräftige Portion Aporophobie mit. - Dieses, von der Philosophin Adela Cortina geschaffene Wort beschreibt so wunderbar unseren soziopathischen Umgang mit Fremdem und Fremden. - Ein armer Araber ist ein, maximal geduldeter Migrant, ein reicher Araber mindestens ein gern gesehener Devisenbringer. - Ein armer dunkelhäutiger Mensch kann höchstens Asyl bei uns beantragen, tritt er allerdings äußerst geschickt gegen einen Ball, dann wird daraus schnell der reiche Vorzeigeimmigrant und bis zu gewissen Vorfällen, sogar der gern gesehene Nachbar. - So ein bisschen ist das auch mit den Indianos, denn die sind alle reich geworden auf Kuba, in Venezuela oder sonst wo, wo es Menschen gab, die Inder sein sollten, aber nicht mal Indianer waren, sondern lediglich Indigene. - Zumindest taten alle Rückwanderer aus Südamerika so, als wären sie erfolgreich auf der drübscheren Seite der Welt, denn niemand will doch als gescheiteter Rückwanderer vom Abenteuer auftreten. - Außer die Dussel aus Goodbye Germania im Entwürdigungs -TV. Noch schlimmer als arme Migranten sind ja arme Tröpfe aus den eigenen Reihen. Die kann man ja nicht mal mehr zum dahin schicken, wo der Pfeffer wächst, oder der Kümmel getürkt wird. - Also lieber einen reichen Migranten als einen armen Nachbarn und so lernen wir ja auch, dass Neid nicht so schlimm sein kann, wie Habgier. - Ich muss dringend mal meinen Pflanzendealer fragen, ob der mir nicht ein paar Pfeffersträucher besorgen kann. - Nur für den Fall, dass man mich da jetzt hinschicken will. Jetzt noch als nachdenklich Fußnote: Falls ein Auswanderer nicht wirklich erfolgreich wurde in der, damals noch Neuen Welt, dann kam er auch meist nicht zurück. - Die Hiergebliebenen, meist Frauen mit Kindern und Schulden, die nannte man "Weiße Witwen". Wer jetzt den Sinnschluss zwischen Weißem Karneval und verlassenen Frauen ohne Fettnäpfchen hinbekommt, der hat von mir die Erlaubnis, kommendes Jahr am Día de Los Indianos als Winnetou aufzutreten.





Südlich der Lavazunge weht der Passat immer noch große Mengen Asche über die Landschaft
Foto: Monika B.




An manchen Tagen gast der böse Onkel immer noch wild vor sich hin. - Morgens, wenn es kalt ist, sieht man das natürlich am besten




Immer wieder kommt es auch vor, dass hinter dem Krater, nahe am Wanderweg nach Fuencaliente auch plötzliche Fumarolen Wanderer erschrecken




Der Twomey-Effekt kann lästig werden, wenn dann so gar nicht mehr die Sonne durchkommt




So sehen echte Indianer aus, glauben Sie nicht dem Mayschen Fakewerk




Allerdings frage ich mich bis heute, warum es für viele Männer so attraktiv ist, sich als Frau zu verkleiden.




To Putin with Love Hope









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