Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell April 2016




Samstag 09.04.2016
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Bericht zur Lache der Nation
Nicht leben und nicht leben lassen

Seit Dezember ist Spanien ohne gewählte Regierung. Mariano Rajoy von der Partido Popular ist nur noch amtierender Präsident, aber gesteuert oder gelenkt wird seit Ende letzten Jahres nicht mehr wirklich, das Land treibt ohne Kurs vor sich hin. - Böse Zungen behaupten sogar, dem Land ginge es jetzt besser. Sie falle gar nicht negativ auf, die regierungslose Zeit, aber da steckt viel Sarkasmus dahinter, denn das Land hätte viele Aufgaben zu bewältigen. - Die bequeme wie bekannte iberische Schaukel ist abhanden gekommen, aus die Zeit, in der man nach amerikanischer Blaupause mal die PP, mal die PSOE ans Ruder ließ. Jetzt besteht die Parteienlandschaft aus vier Gruppierungen, plus gewichtiger, aber vom Inhalt lächerlicher Regionalparteien. Eines ist alelrdings beim Alten geblieben, das etwaige Gleichgewicht zwischen dem, was wir Rechts oder Links nennen. - Die neue Podemos, mit dem blitzgescheiten, aber leider auch arroganten Pablo Iglesias steht natürlich auf der linken Seite, also noch links neben den Sozialisten. Auf der anderen Seite die Gruppierung Ciudadanos, mit dem smarten Albert Rivera, der sich bislang geschickt einer deutlichen Klassifizierung entzieht und man nie so richtig weiß, wann bei liberal das Neo davor die Klasse zum Klassenfeind macht. - Was auffällt, sehr angenehm übrigens, kaum Radikale. Weder links, noch rechts, damit stehen in der Rubrik politische Intelligenz zumindest die Wähler dieses Land ziemlich weit vorne in Europa. - Und kommen Sie mir nicht mit dem Hinweis, Spanien hätte kein Flüchtlingsproblem. - Das hat die Slowakei auch nicht, auch Ungarn nicht und Polen und so weiter und auch als in den Jahren nach der Jahrtausendwende jährlich Zehntausende Flüchtlinge über die Kanarenroute kamen, bildete sich keine volkstrotzige Bürgerbewegung, welche fürchtete, man könnte uns die Chorizo, die Siesta oder gar den Stierkampf stehlen.

Damit ist aber dennoch nicht alles in Ordnung, denn auch wenn man hier keine Radikalen wählt, der lauwarme Rest kommt auch nicht auf die Beine. - Vielleicht fehlt uns aber auch so eine politische Bedrohung, welche dann die volksähnlichen Parteien zur Zusammenarbeit nötigt. Wie das in Frankreich geschehen ist, denn hier bei uns zeichnet sich nach Monaten der Verhandlungen immer noch keine Regierungsbildung ab. - Vielleicht ist auch einfach zu viel Alpha unterwegs. Pedro Sánchez (PSOE), Pablo Iglesias (Podemos) und Albert Rivera (Cuidadanos) sind alle etwa gleich jung und überhaupt nicht mit Minderwertigkeitskomplexen beladen. Es ist eher anders herum, dreifache Selbstüberschätzung ermöglichen keinen zweiten oder dritten Schritt, jeder will für sich alleine zunächst sein Ego, weiter die Partei, und dann erst sein Land retten. - Mariano Rajoy (PP) ist hier die Ausnahme, wenn auch nicht die rühmliche. Griesgrämiger Opabär-Typ, immer noch schmollend, weil man ihm sein Spielzeug (Spanien) weggenommen hat. Der hat allerdings erst gar nicht versucht, eine Regierung zu bilden, nachdem der König ihn dazu aufgefordert hatte, denn trotz blutender Verluste seiner Volkspartei ist die PP immer noch die meistgewählte Gruppierung des Landes. - Zunächst sah alles nach einer Lösung aus, welche PSOE, Ciudadanos und Podemos bieten könnten. Wobei Podemos die Möglichkeit gehabt hätte, PSOE und "C´s" (so kürzt sich Ciudadanos selbst ab) entweder aktiv zu unterstützen, oder bei der Wahl zum Präsidenten Pedro Sánchez sich wenigstens zu enthalten. - Aber dazu verweigerten sich die Leute von Podemos, nicht ganz zur Zufriedenheit der Basis, es kocht gewaltig hinter der Gallionsfigur Pablo Iglesias und da kocht sicher nicht nur Griesbrei.

Nun scheint es so weit zu sein, dass Podemos sich gänzlich einer möglichen Regierungsbildung entziehen will und macht damit selbst eine echte neue spanische Regierung unmöglich. - Für mich unverständlich bis ärgerlich, wer wirklich etwas ändern will, der muss mit allen reden und umgehen, nicht nur mit denen, deren Parfum oder Couleur goutieren will. - Von der PSOE und der PP hat ja niemand wirklich geglaubt, dass die Spaniens Wohl vor die eigenen Interessen setzen, bei Podemos war das bislang ein bisschen anders. Nun aber sind wir in der Angelegenheit eben auch schlauer geworden. - Das ist nun mal so in der Demokratie, wenn das Volk Deppen wählt, dann muss man diese Deppen auch akzeptieren. - Nun kommt also eine neue, alte mögliche Variante wieder ins Spiel, eine Große Koalition, PP mit PSOE und C´s, oder nur mit deren Duldung. - Das könnte der große Triumph für Mariano Rajoy werden, acht Jahre regiert und nichts erreicht, fünf Monate nur geschmollt und dennoch wieder Präsident. - Erinnert ein bisschen an Helmut Kohl. - Bis Mai hat man noch Zeit, eine Regierung zu bilden und sollte man das bis dahin nicht schaffen, dann gibt es Neuwahlen. - Spaniens Unpolitiker lassen dann so lange wählen, bis ihnen das Ergebnis passt, vielleicht tauscht man ja zwischen zwei Wahlgängen schnell noch das Volk aus, dann wird vieles leichter…







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