Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell April 2016




Mittwoch 20.04.2016 17:00 Uhr
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Der Burn-out-Pino
Zuerst kam die Kiefer, dann die Jungfrau

Oft stellt man ja die Frage nach dem Ei und der Henne, eben was davon zuerst war. - Im Fall des bekanntesten Baums der Gemeinde El Pasos, oder sogar der ganzen Insel, stellt sich diese Frage überhaupt nicht. - Ganz einfach, der "Pino de la Virgen" also die Kiefer der Jungfrau, ist über 800 Jahre alt. Die spanische Eroberung der Insel aber erst gute 500 Jahre her und eben einem solchen "conquistador" hat sich die Marienerscheinung, die "Virgen del Pino", gezeigt. Es mag Bäume geben auf der Insel, die werden häufiger fotografiert, wie zum Beispiel die schiefen Drachenbäume Puntagordas. Aber es gibt keinen älteren und auch wohl keinen emblematischeren Baum auf der Insel, als die mächtige Kiefer, unterhalb der Cumbre Nueva in El Paso, in welcher spanischen Soldaten kurz nach der Eroberung der Insel eine Jungfrauengestalt erschienen ist. - Der Baum ist deutlich über 800 Jahre alt. - Wissenschaftler der polytechnischen Universität Las Palmas´ haben diese Kiefer oberhalb El Pasos sogar als älteste Kiefer des kanarischen Archipels bestimmt, allerdings nicht als höchste oder umfangreichste, dieses Attribut steht Kiefern auf Gran Canaria zu. - Aber das Alter alleine reicht noch nicht aus, diesen Baum derart wichtig zu machen, nicht nur für die Stadt El Paso, sondern für die gesamte Insel. - Es liegt natürlich an der Jungfrauenerscheinung und an der Lage, denn diese Kiefer liegt genau unterhalb des Passes "El Reventón", welcher früher der meist benutzte Weg von einer Inselseite zur anderen war. Wer nun mühsam mit seinen Waren, oder beladen mit "Codeso" (Drüsenginster) als Tierfutter endlich den Weg über den Pass geschafft hatte, der labte sich im Schatten der damals schon mächtigen Kiefer und dankte der Marienstatue dort für die glückliche Reise. Oder aber bat für einen sicheren Weg, falls er gerade auf seiner Reise von West nach Ost war. - "El Paso" heißt ja auch der "Weg" aber auch "Pass" , oder der "Schritt" und das rührt natürlich daher, dass unser Ort der letzte, oder eben auch der erste Aufenthalt vor dem Wechsel auf die andere Inselseite war. - Die Gemeinde verehrt den Baum sehr, ebenso natürlich die Mariengestalt und viele Generationen von "Pasenses" sind immer wieder zu dem Baum gepilgert, wenn man sich ganz bestimmte Dinge gewünscht hat. - Ob man nun den richtigen Mann finden wollte, gesund werden, reich, oder endlich die lästigen Pickel loswerden, das alles hat die "Virgen del Pino" meist schnell und effektiv für einen erledigt, zumindest erzählt man das so. - Noch mehr glauben einfach daran, so praktisch und kompatibel wie der Glaube eben sein kann. - Auch heute noch gibt es viele private und kleine Prozessionen dorthin zur Wallfahrtskirche, die inzwischen dort neben dem Baum errichtet wurde. - Und alle drei Jahre wird die Jungfrauenfigur in einer der größten Wallfahrten der Kanarischen Inseln auch in den Ort getragen. Eine der größten Wallfahrten bezieht sich auf den viele Kilometer langen Tross an Prunkwagen, welche dann an dem großen Tag die Jungfrau in die mehrere Meilen entfernte Gemeinde begleitet.

Aber die Kiefer ist müde, vielleicht sogar krank. Oder zumindest angeschlagen und man kann im Grunde die Gemeinderatsuhr danach stellen: Jeder neue Gemeinderat lässt ein Gutachten zur Baumgesundheit erstellen und jeder neue Bürgermeister macht sich Sorgen, aber wirklich Hand angelegt wurde bislang noch nicht. - Man hat den Stamm beim letzten Umbau auf über 3 Meter Höhe eingegraben, als man den Vorplatz der Wallfahrtskirche vergrößert hat und nun geht man davon aus, dass der Stamm im eingegrabenen Teil verschimmelt und damit dem Baum deutlich Stress bereitet. - In der Tat reden die Fachleute von Stress für den Baum, also nach 800 Jahren ein Burn-out, man könnte damit auch sagen, hat sich eigentlich ganz gut gehalten. - Durch die Vergrößerung des Vorplatzes der Kirche gelangt der Baum auch schlechter an Wasser und Nährstoffe und man sollte eigentlich den Vorplatz wieder wegnehmen und den Raum rund um die Kiefer renaturieren. - Warum das nicht schon längst gemacht ist könnte man fragen, denn ich erinnere mich an viele kluge Fachleute, welche diesen Vorschlag bereits gemacht haben. Das liegt das sicherlich an den Kosten, welche die Gemeinde gerne von sich schieben will. - Da könnte es gut helfen, dass man Ende 2014 den Baum zum "BIC" (Bien de Interés Cultural - Kulturerbe) erklärt hat. - Damit könnte man die anfallenden Kosten und die wären wohl nicht gering, an das Gobierno de Canarias weiterreichen, denn diese Korporation hatte sich ja von der Gemeinde davon überzeugen lassen, dass dieser Baum weit über die Interessen der Gemeinde hinaus reicht. - Konkrete Maßnahmen und wann und wie das zu geschehen hat sind noch nicht raus, aber man sollte sich nicht allzu viel Zeit lassen, denn es ist schon klar zu erkennen, dass diese Kiefer über die letzten Jahre sehr gelitten hat.







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