Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Dienstag 16.08.2016
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Auf der verzweifelten Suche nach dem Dritten Bein
Bananen, Tourismus und weiter?


Man wird es kaum glauben, aber es gibt Menschen, die machen sich um die Zukunft dieser Insel Gedanken. - OK, meist sind das Tresenkoryphäen, Taxifahrer oder knorrige Altlinke, die sich nicht mehr vom Elfenbeinturm herunterwagen, weil sie Angst haben, dann nie wieder hinauf zu gelangen. - Aber wir auf La Palma haben Glück. Neben diesen, bekannten Größen der stringenter aber verträumten Zukunftsplanung, haben wir sogar einen Inselpräsidenten, dem das bisherige Modell, Subvention und Hoffnung, also Bananen und Tourismus, nicht ausreichend erscheint. - Anselmo Pestana heißt dieser Mann und meine Begeisterung für ihn hat weniger mit seiner Parteizugehörigkeit zu tun. Auch wenn es da gewissen ähnlichen Stallgeruch geben mag, es ist viel mehr sein unerschütterlicher Glaube an unsere Möglichkeiten und Befähigungen. - Vielleicht liegt das auch daran, dass der Mann unsere Insel durchaus auch mit Überblick betrachten kann. Aus einer Perspektive, welche über dem endemischen Inselhorizont liegt, denn Anselmo Pestana war bereits Senator für La Palma in Madrid und er wurde auch auf Tenerife geboren, also auf der Mutter aller Inseln. - Diesen Umstand allerdings kreidet man ansonsten Leuten hier an, wenn der "Benahoaritanachweis" (Benahoaritas nennt man die Ureinwohner der Insel La Palma) nicht lückenlos geführt werden kann. Allerdings wissen wir ja aus lebendiger Erfahrung, dass Mischungen immer erfolgreicher sind, als die reine Rasse und wer dann auch schon mal die Insel von außen gesehen hat, ist noch deutlicher im Vorteil.

Nein, ich bin nicht im Wahlkampfmodus. Es stehen keine Wahlen an, aber ich versuche ein heikles Thema für Anselmo federnd vorzubereiten, denn der gute Mann ist wieder mal über sein drittes Bein gestolpert. - Sie wissen doch nur zu gut, dass ich nicht auf glitschige Geschichten abfahre, das Dritte Bein steht hier für eine weitere Einkommensquelle, die dringend für die Insel gesucht wird. Alleine mit Tourismus und der hoch subventionierten Landwirtschaft um die Bananen, lässt es sich momentan zwar auskommen, aber wer eben ein bisschen mehr für seine Insel will, der sucht dieses Dritte Bein, dem gerne auch ein Viertes folgen mag. - Anselmos Idee für La Palma ist die Hochtechnologie, bis hier hin sind wir deutlich einer Meinung. Als Produktionsstandort für Massenware oder Knotenpunkt für Warenumschlag taugen wir nicht, alles was in Containern verschickt wird, ist nicht unser Fußabdruck. Dazu sind wir zu klein und auch zu weit ab vom globalen Schuss. - Also müssen wir Dinge produzieren, die leicht sind. Und viel wertvoller, als der Versand der Produkte selbst und darüber hinaus sollten auch die gesellschaftlichen Eigenheiten der Insel nicht zu sehr unter neuen Einkommensbedingungen leiden. - Also Offshore-Geschäfte klingen eigentlkich gut, aber die Folgen…

Silicon-Island, so könnte man das wohl sogar prekariatskompatibel umschreiben. In der Hochtechnologie stecken diese Möglichkeiten und wir sind da ja bereits, wenn auch nicht erblich, aber eben doch vorbelastet. - Die größten und modernsten astrophysikalischen Observatorien der Nordhalbkugel arbeiten auf dieser Insel und gerade läutet man mit den 22 Cherenkov-Teleskopen eine neue Runde ein. Wenn es uns nun gelänge, nicht nur als Beobachtungsplattform zu dienen, sondern auch die Forschung und die Weiterentwicklung dieses Bereiches auf die Insel zu holen, dann könnte das ein ziemlich mächtiges Drittes Bein werden.

Sonnenköpfchen Anselmo hat dafür ganz nah am Flughafen vor ein paar Jahren einen Technologiepark in die "Cloud" gezeichnet. Mit ebenso fantasievollen wie gewagten Szenarien und so ziemlich alles davon haut man ihm im Moment wieder reichlich fantasielos um die Ohren. - Es war halt wohl auch etwas voreilig, oder zu naiv, einfach eine Entwicklungsgesellschaft zu Gründen, welche dann Dicke Fische der Branche auf die Insel locken soll, um dann als Standort der Hochtechnologie dienen zu können. - Das ging dicke nach hinten los, die "Sociedad Promotora del Parque Científico y Tecnológico" musste nun wegen Erfolgslosigkeit abgewickelt werden. Leider hinterlässt sie eine, wenig wohlriechende Spur von fünf Jahren kaum transparenter Tätigkeiten und etwa einer Million Euro auf dem Weg nach Silizien. - (Nein, nicht Sizilien, Silizien, von Silicium und nicht Silikon oder Heinz Erhardts Sizilium und wenn man Wortspiele erst erklären muss, dann ist entweder der Schreiber nicht gut, oder der Leser fantasielos…)

Eigentlich hat Anselmo ja Glück gehabt. Das Feuer überlagerte das tägliche Pressegeschehen und überhaupt, solche Dinge geht man immer im "mes inhabil agosto" an, dem "untauglichen Monat August". - (Das stammt aus der Juristerei, im August sind alle im Urlaub oder besoffen, also zählt der Monat nicht) - In der Tat, es ist die Zeit im Jahr, mit der geringsten Aufmerksamkeitsspanne, sowohl der Presse, als auch der Bevölkerung. - Aber immerhin, die Linken aus Los Llanos haben das mitbekommen und fordern nun politische Konsequenzen. - Nicht wirklich konkrete Konsequenzen, denn es scheint ja, Anselmo hätte auf dem richtigen Ziel lediglich einen, nicht so ganz den richtigen Kurs eingeschlagen, dem Fahrer nicht genau die Richtung genannt, oder einfach auf das falsche Personal gesetzt.

Solche Chefsachen sollte halt doch der Chef selber machen. So gibt sich Anselmo auch in keiner Weise geschlagen, er hält an der Idee Technologiepark natürlich fest. - Vielleicht sollte man aber auch moderne Ideen nach bekannten Regeln aufziehen, also das Pferd erst hinstellen und dann den Sattel kaufen. Vielleicht hat man ja bereits gewisse Kontakte zu Dickschiffen aus der Technologiebranche und sollte mal deren Ideen vernehmen, bevor man einfach einen Technologiepark hinstellt, dann erst Silicon-Kids und deren Portfolio-Träger zum Spielen einlädt. - Anselmo ist sicher auf der richtigen Spur, ich wüsste nun auch nicht den entsprechenden Köder für Technologie-Multis und ob die überhaupt Interesse an einem neuen Standort haben. - Wie es geht, wissen wir nicht genau, aber die Richtung scheint zu stimmen. Also schwimmen wir mal los, mitten in der Wüste, fahren den Wasserfall hinauf und stoßen uns mit unserem neuen Dritten Bein so heftig vom Ufer ab, dass sich die Insel gleich mal um sich selbst dreht. - Vielleicht guckt ja einer zu und hat Mitleid mit uns…





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