Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Mittwoch 17.08.2016
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Die Fragen wiederholen sich nach jedem Feuer
Wer hat mehr Rechte, der Wald, oder der Mensch?


Eigentlich könnte ich jetzt hier einen Text aus dem Jahr 2009 oder 2012 reinkopieren und niemand würde es merken. - Mache ich natürlich nicht, aber es ist auffällig, wie deutlich sich die Fragen, aber auch der politische Aktionismus in Sachen "Post-Waldbrand" über die Jahre gleicht. - Auch gleicht sich, dass man so gar nicht wirklich die Ursache, also den Moment vom Brandherd zum Großbrand in den Vordergrund rückt, sondern die alten, aber immer noch wohlschmeckenden Kamellen von Vorsorge und möglicher Brandverhütung aus der Kiste kramt. - Man geht wohl pragmatisch davon aus, dass es niemals gelingen wird, alle kleinen Brandnester so schnell zu löschen, dass erst gar kein Großfeuer daraus wird. Aus aller leidvollen Erfahrung müssen wir diesem Pragmatismus wohl oder übel auch zustimmen. - Lassen wir Ermittlungen über Schuld und Verantwortung heute mal stecken, da fischen, oder besser löschen wir eh nur im Trüben und es bringt einfach nichts, vielen haltlosen Gerüchten noch gehaltvollere nachzuschieben.

Eigentlich ist die Kiste auf La Palma in Sachen Waldbränden gar nicht so kompliziert. - Dort, wo Kiefernwald ist, da brennt es alle paar Jahre und dort wo Menschen ihre Häuser haben und Gärten und Landwirtschaft betreiben, da brennt es nicht. - Nun ist alleine auch das Feuer im Kiefernwald kein schönes Bild, denn Feuer an sich schürt Grundängste der Menschen aber wir dürfen in Sachen Kieferwald nicht vergessen, dass Feuer auch die Erfolgsgeschichte der Kanarischen Kiefer spiegelt und sich dieser Baum auf diese Art und Weise sogar weiter verbreitet. - Klingt zunächst widersprüchlich, ist aber so. - In den allermeisten Fällen überleben die Kiefern einen Waldbrand und sind dann schneller wieder am Licht, als andere Pflanzen, wobei das dichte Bett an Kiefernnadeln da auch noch eine Rolle spielt. - Selbst ich kann schon erkennen, dass die Kiefern in den letzten Jahrzehnten näher an die Menschen herangerückt sind und das aus zwei Gründen. - Einmal hat man Pinus Canariensis als Lebensspender entdeckt, die Kanarische Kiefer sorgt mit ihren extrem langen Nadeln in dichten Büscheln dafür, dass die feuchten Passatwinde "gemelkt" werden und sorgen so für deutlich mehr Wasser, als sie selbst zum Wuchs benötigen. - Also hat man die Kiefer unter Schutz gestellt und droht hohe Strafen an, falls sich jemand an diesem Baum zu schaffen macht.

Darüber hinaus hat sich die Landwirtschaft über die Jahrzehnte aus den oberen Lagen der "Medianías" stark zurückgezogen. Außer Wein wird kaum noch was am Rande des Kiefernwaldes angebaut und so haben die Landwirte auch die weitere Ausbreitung der Kiefern nicht verhindert. - Natürlich hackte man als aktiver Bauer im Acker eine junge Kiefer früher weg, bloß keine Konkurrenz stehen lassen. Auf den nicht mehr genutzten Flächen, wachsen die Kiefern aber ungestört weiter. - Auf der anderen Seite ist aber auch der Mensch dem Wald immer näher gerückt, auf der Suche nach außergewöhnlichen Wohnlagen im "Ruhegürtel des Speckgürtels" haben viele Raumordnungspläne eher dem Wunsch von Bauherren entsprochen, als dem gesunden Kiefernverstand. Dann gibt es ja auch immer noch die wundersame Metamorphose von landwirtschaftlichen Schuppen in Paläste, in Regionen, in denen Wohnhäuser eigentlich gar nicht möglich wären. Nach ausreichend Jahren Geduld und Schweigen werden aber fast alle diese Bauten, meist unbeachtet von Medien und öffentlichem Aushang dennoch im friedlichen Katasterhafen anlanden.

Die Schnittstellen sind es nun, welche Ärger bereite. Es sind zu wenige Pufferzonen zwischen dem Wald und dem menschlichen Siedlungsdrang übrig geblieben. - Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da löschte man solche Feuer mit einem, oder gar keinem Hubschrauber. Allerdings mit vielen Leuten am Boden, welche klug und überlegt Brandschneisen schlugen. So das Feuer in einem abgegrenzten Raum hielten und man ließ das Feuer sich dann in einem abgesteckten Perimeter austoben. - Heute gelten Brandschneisen als ökologisch mindestens zweifelhaft. Weil es bei jedem Feuer sofort um menschliches Eigentum oder landwirtschaftlichen oder gar touristischen Nutzen geht, läuft man dem Feuer immer hinterher, anstatt dieses an bekannten und günstigen Stellen zu erwarten. - Bitte das nicht als Kritik an der jetzigen Führung der Löscharbeiten zu verstehen, die haben keine Wahl, die müssen an jeder Ecke und hinter jeder Biegung das Feuer bekämpfen, da es eben an den Schnittstellen zwischen Wald und Menschen keine Barriere mehr gibt. Darüber hinaus ist der mediale Druck auf die Verantwortlichen im Kampf gegen die Feuer auch so groß geworden, dass Maßnahmen wie Gegenfeuer, oder strategisches Abwarten, meist dumpfe Kritik einbringen statt Applaus.

Dass unsere Löschmannschaften dabei geradezu extrem erfolgreich sind, das zeigt ja immer wieder der Vergleich zu anderen Regionen, in denen man deutlich weniger erfolgreich ist, das Feuer von menschlichen Siedlungen fern zu halten. - Die Anforderungen sind eben andere geworden über die Jahrzehnte. In den jetzigen Gesprächen auf politischer Ebene klingt es wieder durch, als wolle man solchen, oft ungeliebten Maßnahmen wie Brandschneisen und vorsorglicher Rodung von Kieferbeständen in der Umgebung von Wohnhäusern wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. - So gesagt im Jahr 2009, dann wieder 2012 und nun 2016. Ich bin inzwischen ganz gespannt darauf, ob ich denn noch mal einen Raupenschlepper in den Kiefernwald fahren sehe, der eine breite Schneise schlägt, um das zu vollziehen, was die ersten frommen Wünsche im "Post-Alarmismus" nach jedem Feuer fordern. - Dabei fällt mir auf, nach der Druckwasserleitung, welche mal vom Refugio El Pilar die ganze Cumbre Vieja lang führen sollte, von der spricht seit Jahren niemand mehr. - Das wäre nämlich noch eine andere Möglichkeit, anstatt Brandschneisen, Wassersperren im Wald verlegen. Vielleicht ist es nur ein Zufall, dass in den letzten zehn Jahren alle großen Feuer im Süden und Westen der Insel wüteten, denn in vielen Teilen des Nordens liegen bereits solche Druckwasserleitungen in den Wäldern.


Im Norden der Insel La Palma hat man bereits einige Druckwasserleitungen in den Wald gelegt, um bei den, immer wieder vorkommenden Bränden schnell Wasser zur Verfügung zu haben

Druckwasserleitung im Wald von Puntagorda







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