Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Freitag 05.08.2016 21:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 32 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 39,6 Grad - niedrigste Temperatur 29,0 Grad

Noch wagt es keiner von "kontrolliert" zu sprechen
Kein Rauch mehr im Westen und kein Wind


Auf der Westseite scheint jetzt alles ruhig zu sein. Aber von den Verantwortlichen traut sich niemand das beruhigende "kontrolliert" auszusprechen. Alle erinnern sich an die Blamage der Politiker im Jahr 2012 auf La Gomera, wo politische Entscheidungen dazu führten, dass man ein Feuer als kontrolliert bezeichnet hatte und darauf hin alle Kräfte abgezogen wurden. - Das rächte sich gewaltig, also sind alle sehr zurückhaltend, aber ich als Laie darf von großer Zuversicht sprechen, was denn die Lage auf der Insel angeht. - Zumindest hier im Westen, an der "Front" El Paso. Auch ist die Rauchentwicklung oberhalb Jedeys in den Bergen kaum noch zu sehen. - Bleibt die Unsicherheit in Fuencaliente, von dort kommen keine Nachrichten die man robust deuten kann, aber wir können im Süden auch kaum noch Rauch erkennen. - Darüber hinaus kann es natürlich jederzeit zu neuen Feuern kommen, bei den Temperaturen wäre das kein Wunder.

Ich gehe davon aus, dass wir morgen das Wort "kontrolliert" in allen Medien zu lesen bekommen. Heute Nacht sind die entscheidenden Fortschritte gemacht worden und die vielen Mittel aus der Luft haben heute auch hervorragende Arbeit geleistet. - Hut ab, Chapeau, ganz große Arbeit und dennoch wird immer gemeckert, hier und da hätte dieses oder jenes besser gemacht werden können, ich kann das so nicht nachvollziehen. - Jeder, der es besser machen will, der soll bitte bei 40 Grad mit Ausrüstung in den Bergen und vor dem Feuer das vormachen, dann ziehe ich auch den Hut. - Ansonsten, immer nach Waldbränden auf der Insel, denn ich kenne das schon lange, machen sich viele anreisende Gäste Sorgen, ob man denn ohne Probleme sicher auf der Insel Urlaub machen kann. - An die 5% der Inselfläche ist betroffen, fast gänzlich Kiefernwald und im Kiefernwald hat auch nur etwa die Hälfte der Bäume gebrannt. - Es steht einem Urlaub auf der Insel überhaupt nichts im Weg und manch einer findet sogar Interesse daran, wie unsere Kanarische Kiefer, sich trotz dieser Widrigkeiten, immer wieder durchsetzt. - Es gibt andere Dinge, welche auf dieser Insel gefährlich sind. Betrunkene Autofahrer, plötzliche große Wellen, oder andauernde schlechte Laune. - Das Feuer ist alle paar Jahre ganz normal, sieht man das vom Standpunkt eines Kiefernwald aus. Aber natürlich sehen das die Menschen, deren Besitz bedroht ist, anders und auch viele Tiere sind natürlich bei einem solchen Feuer die Opfer. - Die anreisenden Gäste brauchen keine Sorgen zu haben, La Palma ist nicht abgebrannt, wir haben nur mal wieder mit dem Feuer gespielt und das ist erneut kräftig daneben gegangen.

Freitag 05.08.2016 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 39 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 39,6 Grad - niedrigste Temperatur 29,0 Grad

Im Westen weiter nichts Neues
Schrecken über Nachrichten von Brandherden in Tijarafe

Die Temperaturen sind weiterhin belastend. Besonders eben für die Leute, welche jetzt in den Bergen auch noch mit schwerer Ausrüstung arbeiten müssen, das ist kaum nachzuvollziehen. - Einzig der Wind ist auf unserer Seite. Kaum noch spürbar, allerdings kommt der Wind abends meist wieder, also wollen wir vorsichtig sein. - Früher Nachmittag der Schreck, man kämpft bereits an zwei Fronten, Fuencaliente und hoch oben in den Bergen von Jedey. - Dort bekämpft man das Feuer von der Ostseite aus, eben mit dem Canadair-Löschflugzeugen und man will eben verhindern, dass das Feuer in tiefere Zonen der Ostseite gelangt. - Dann kommt der Notruf, Feuer in La Punta bei Tijarafe, also ganz woanders und ohne Zusammenhang mit dem Feuer im Süden und Westen. - Man kann die Brandherde dort im Norden allerdings schnell ungefährlich machen, es sind ja viele Einsatzmittel auf der Insel. - Das wäre dann ein ganz "normales" Feuer für dieses Wetter, denken wir eben daran, dass unsere jetzigen Probleme noch vor der Hitze entstanden sind.

Auf der Westseite möchte man bereits Entwarnung geben. Es gibt nur noch bei San Nicolas und an der Cabeza de Vaca dünne Rauchfäden, aber wir fürchten eben aufkommenden Wind. Wenn dann nachts die Hubschrauber nicht mehr fliegen können, dann wird aus kleinen Brandnestern schnell wieder loderndes Feuer. - Wir sind weit weg davon, Entwarnung zu geben, aber die Situation auf der Westseite ist ein Vielfaches besser, als noch zur gleichen Zeit gestern. So haben die Brandbekämpfer die Möglichkeit, alle Kräfte auf die Zonen zu verteilen, welche jetzt noch bedrohlich aktiv sind. - Inzwischen meldet man über 3.000 Hektar betroffene Fläche, allerdings darf ich da immer wieder betonen, der Kiefernwald erholt sich schnell. Was kaputt geht, das sind die Weinfelder und der Besitz der Menschen, welcher nahe des Waldes oder da drin steht.

Freitag 05.08.2016 13:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 37 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 30,1 Grad - niedrigste Temperatur 19,3 Grad

Man macht die Tür auf und steht im Ofen
Die Canadair-Löschflugzeuge fliegen auf der Ostseite der Insel

Man macht die Tür auf und ein Schlag heißer Luft will einen ins Haus zurückschieben. - Das geht nur einen Tag so, dann sind die Häuser innen genau so heiß. Nur der alte Teil unseres Hauses hält zwei Tage, dann allerdings bleibt die Hitze vier Tage lang im Haus. - Die Frage, ob das Feuer auf der Ostseite angekommen ist, die kann sich erledigen in dem man bei Flightradar die Flugbewegungen der beiden Maschinen beobachtet. - Vom Flughafen aus in die hohen Zonen Breña Altas und vielleicht auch schon Mazos, das kann ich von hier aus nicht erkennen. - Aber die fliegen oft und flott und von uns aus ist kaum noch Qualm dort zu erkennen. - Hier auf der Westseite kommt ab und zu ein Helikopter und fliegt ein, oder zweimal gegen punktuelle Brandherde an, welche in der Zone Tacande oder Jedey gemeldet werden. Darüber hinaus beschäftigt man sich hier auf der Westseite eher mit Wunden lecken und vom Boden aus versucht man die restlichen Brandnester zu kontrollieren.

Über die Front in Fuencaliente kommt wenig Neues. Eigentlich funktioniert als Medium nur Radio Muirón richtig und die beiden online-Zeitungen elapuron.com und eltime.es, allerdings meist mit einem beachtlichen Zeitabstand, aber dafür mit sehr reichlichen und guten Fotos. - Die sozialen Netzwerke versagen als zuverlässige Quelle komplett, außer tausend Wiederholungen von bemerkenswert brennenden Bäumen kommt kaum konkrete Information und die meisten Einzeiler sind auch nicht zu überprüfbar und taugen nicht, ein Gesamtbild zu basteln. - Die alten Männer (Chapeau Emilio und Tomás), oft eingenordet vom Mexikaner Alejandro, haben eine hervorragende Arbeit die letzten Tage abgeliefert. Die alte Garde von Radio Murión schlägt Facebook und Twitter weit in die Flucht, zumindest, was eben solche regionalen und punktuellen Ereignisse angeht. - Hier auf der Westseite sehen wir nur noch zwei Stellen, an denen Rauch aufsteigt. Eine Richtung Birigoyo auf halber Höhe und weiter oberhalb von San Nicolas, wo man heute Nacht gleich mehrere Wunder vollbracht hatte. - Alles konzentriert sich jetzt auf die hohen Zonen von Pavona in Breña Alta und die Umgebung von Fuencaliente. Im Westen aber, nichts Neues…

Freitag 05.08.2016 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 32 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa

Zielwechsel Süden
Die Schlauchhelden


Das Fleißbildchen für heute hat sich der Kamov K32 vom Landwirtschaftsministerium geholt. - Der war der erste in der Luft, gleich gefolgt von den beiden PZL W-3 der BRIF und die haben gut eine Stunde Wasser auf die noch brennenden Flecken unterhalb des Refugio El Pilar geworfen. - Dort zeigt nun langsam ziehender weißer Rauch Beruhigung an und wir wollen annehmen, dass diese Front zwischen El Paso/Tacande und dem Birigoyo mit den vorhandenen Bodenkräften kontrolliert bleiben kann. - In San Nicolas/Jedey sind noch einige kleine Brandnester aktiv, aber auch dort finden sich immer genügend Leute, diese zu kontrollieren. - Oberhalb San Nicolas steigt an einer Stelle noch schwarzer Rauch auf, aber auf sehr kleinem Radius. - Problematischer scheint es nun im Süden zu sein Besonders in den hohen Zonen und dem Anfang der Vulkanroute im oberen Teil des Ortes. - In Los Canarios, dem zentralen Ortsteil hat man die meisten Leute evakuiert, runter zum Strand und erneut war das Hotel auch sehr hilfsbereit und hat viele Menschen dort die Nacht verbringen lassen. - In Las Indias, also Westseite unterhalb des Hauptortes wiederholt sich die Geschichte aus dem Jahr 2009. Durch Funkenflug entzündet sich dort die Vegetation, aber die Hauseigentümer stehen mit dem Schlauch in der Hand und verhindern so ein Übergreifen auf die Häuser, zum Teil deren einziger Besitz.

Das war auch teilweise das Problem der Leute in Tacande und San Nicolas. Irgendwann war der Strom weg, da die Leitungen angebrannt wurden und dann musste man sich auf Stadtwasser oder auf Handpumpen verlassen, um das Haus oder die Umgebung nass zu halten. - So manch ein Nachbar dort hat sein Hab und Gut gerettet, in dem er ohne Unterlass, die ganze Nacht lang mit einer Spritze, welche sonst zum Spritzen von Insektiziden dient und 16 Liter Wasser fasst, das Umfeld um sein Haus feucht gehalten hat. - Ein Freund von mir hat so das dritte Mal innerhalb von 11 Jahren sein Haus gerettet, aber das gelingt auch nur, wenn das Haus nicht direkt im Wald steht. - Auch aus Jedey hört man ähnliche Heldentaten der Nachbarschaften. Der Schlauch in der Hand ist immer noch der beste Freund, allerdings sieht das natürlich die Guardia Civil anders, welche klar den Befehl hatte die Leute dort zu evakuieren. Aber das gelingt nicht, wenn ein Palmero oder eine Palmera sein Heim gegen die Flammen verteidigen will. - Da entsteht durchaus ein Zwiespalt, so manches Haus wäre abgebrannt, wenn die Leute sich an den Evakuierungsbefehl gehalten hätten und es ist überhaupt nicht bekannt, dass irgendjemand von der Guardia Civil mit Gewalt aus seinem Haus geholt worden sei.

Wir können ein aktives Feuer südlich des Birigoyo beobachten und ein weiteres noch weiter im Süden. Vielleicht bereits in der Höhe des San Martín und es hat den Anschein, dass diese Feuer nun von den Hubschraubern angeflogen werden, allerdings von der Ostseite aus. - Der Kamov, vier "Falken - Sokol" und das kleinere "Eichhörnchen" holten Wasser aus dem Speicher "Dos Pinos" im Aridanetal und fliegen damit über die Cumbre Nueva auf die Ostseite. - Wo die nun ihre, jetzt so kostbare Fracht abgeliefert haben, das konnten wir nicht beobachten, genau so wenig können wir verifizieren, dass das Feuer nicht bereits auf der Ostseite angekommen ist. - Bedrohlich im Moment scheint nur noch die Lage in Fuencaliente zu sein, man konzentriert nun auch die Kräfte dort in den Süden, aber es wird halt schwieriger für mich darüber zu berichten, da ich auf die Aussagen von Freuden dort angewiesen bin.

Der böige Wind hat deutlich und erfreulich nachgelassen. Das bereits in den frühen Morgenstunden und das kann sehr gut helfen, in den kommenden Stunden auch die noch aktiven Feuer besser zu kontrollieren. - Man spricht inzwischen von 2.000 bis 2.500 Hektar betroffener Fläche, dabei muss ich immer wieder sagen, betroffen heißt noch nicht verbrannt. Wenn wir mal bedenken, dass die Insel weit über 70.000 Hektar groß ist, sollte man bitte die Kiefer ein bisschen im Wald halten und die Überschriften, La Palma brennt, oder ist verbrannt, erlauben Sie mir das, sind hirnverbrannt. - Leider hat das Feuer ein Menschenleben gefordert, das alleine macht dieses Feuer schon speziell, denn es ist sehr, sehr lange her, dass auf der Insel bei Bränden jemand zu Schaden gekommen ist. - Bislang meldet man auch keine verbrannten Häuser, (es fehlen Aussagen aus Los Canarios) aber wohl Bodegas und andere landwirtschaftlich genutzte Gebäude in den Weinfeldern, besonders in der Zone San Nicolas/Jedey. - Aber es ist noch zu früh, eine Bilanz zu ziehen, nur eben begegnen uns in diversen Medien, bei aller Schrecklichkeit, welche die Nachbarn bei einem solchen Feuer begegnen, ziemliche Übertreibungen über das Ausmaß der bedrohten Gebiete.

Hier in El Paso bemüht man sich nun die vielen übrig gebliebenen Brandnester unter Kontrolle zu halten. Ein Erfolg hängt auch davon ab, wie sich der Wind weiter verhält. - Momentan zeigt sich der Wind sehr zurückhaltend. - In Fuencaliente muss man wohl noch aktiv gegen Feuer kämpfen. - Acht Hubschrauber fliegen insgesamt gegen die Brände an, 3 Löschflugzeuge und eine enorme Anzahl an Freiwilligen, die meist eben aus der Nachbarschaft bestehen und deutlich mehr Respekt verdienen, als sie "Schlauchhelden" zu nennen. - Mehr im Lauf des Tages, es gibt, Gott sei Dank, im Moment wenig Reißerisches zu berichten.

Freitag 05.08.2016 07:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 31 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa

Positive Wende am frühen Morgen
Brandbekämpfer und Nachbarn gewinnen diese Nacht


Diese Nacht begann mit Evakuationen in Fuencaliente, Jedey und Las Manchas, und dann brannte es lichterloh in die Nacht hinein. - Die meisten Anwohner sind allerdings in den Häusern geblieben, zumindest ein paar davon und gegen frühen Morgen war es dann auch von unserem Standort aus sichtbar, dass die Feuerwehren und die Nachbarn zumindest diese Nacht, oder sagen wir ruhig diese Schlacht gewonnen haben. - Ohne Nachrichten bislang bin ich aus Fuencaliente, aus der Richtung kommt der noch einzige große, dunkle Qualm. Zumindest von unserem Standort aus scheint es so, als wäre es für das Aridanetal gut gegangen diese Nacht. - Das Wetter ist weiter grausam. Deutlich über 30 Grad in den Bergen, böiger Wind, im Tal aus Nordost, weiter südlich unter der Cumbre Vieja aus Südost und die Luftfeuchte ist nicht mehr messbar. - Wir waren und sind also im berühmten 30 - 30 -30 Bereich, ein ungeliebte, aber oft genutzte Formel in Sachen Flächenbränden. Wenn es über 30 Grad warm ist, der Wind über 30 Stundenkilometer bläst und die Luftfeuchte unter 30% liegt, dann erhöht sich die Gefahr für eine schnelle Ausbreitung von Bränden überproportional.

In der Zone Tacande/Cabeza de Vaca kämpfte die BRIF in der Nacht und der Wind half den Spezialisten. Dort weht es meist aus Nordost und drückte so die Flammen immer wieder zurück, da wo sie hergekommen waren. - Erst in den frühen Morgenstunden konnte man dann die Erfolge erkennen. - In San Nicolas und Jedey war es am schlimmsten, dort brannte gegen Mitternacht der gesamte Wald oberhalb der Orte und erst gegen 04:00 Uhr nahmen die Feuer ab und ließen Hoffnung aufkommen. - Dort müssen sich zum Teil dramatische Szenen abgespielt haben, aber auch dort scheint der Kampf gewonnen. - Die oberen Ortsteile von Fuencaliente wurden komplett evakuiert und von dort fehlen uns noch Berichte darüber, ob es weiter bedrohlich ist oder nicht. - Viele schlafen jetzt, da die Gefahr zunächst gebannt scheint und wir hoffen auf das baldige Brummen der Hubschraubermotoren, die heute beste Gelegenheiten haben, dem Feuer nach dieser schwierigen Nacht robust zuzusetzen. - Im Laufe des Vormittags werde ich mehr Informationen haben, aber bislang darf ich positiv überrascht und hoffnungsvoll diese Nacht hinter uns lassen.





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