Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Sonntag 28.08.2016
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Planlos im Reservat
Das Goldene Kalb oder die Goldene Mitte?


Jahrelang, eigentlich bereits seit anderthalb Jahrzehnten jammert man uns die Hucke voll, La Palma müsse endlich mehr und bessere touristische Infrastrukturen vorhalten, sonst würde das mit dem touristischen Aufschwung niemals etwas werden. - Mit touristischer Infrastruktur meinte man damals mehr Hotelbetten und das über einen Dreisternestandard hinaus und gebar die Mär von der "Kritischen Masse" die etwa so lautet: Erst wenn es ausreichend Hotelbetten gibt, damit die Reiseveranstalter ohne zu großes Risiko genügend Sitzplätze in den Chartermaschinen kaufen, dann fängt La Palma an, sich in den Kreis der lohnenden Ziele für den konservativen Pakettourismus einzureihen. - Aus Sicht der Reiseveranstalter und Fluggesellschaften stimmt das alles natürlich, fragt sich nur, ob eben die besuchte, oder ausgesuchte Destination damit am besten fährt. - Mit einer deutlichen Steigerung des Bettenangebotes, macht sich eine Destination auch noch deutlicher von den Reiseveranstaltern abhängig. - Ob das sinnvoll oder klug ist, oder einfach nur gefährlich, das haben wir nun fast zwei Jahrzehnte lang nicht wirklich und schon gar nicht endgültig beantworten können.

Die heutige Entwicklung bleckt der Geschichte mit der "Kritischen Masse" ja die eigenen Zähne, denn auch ohne größeren Ausbau in dem Sektor hängt man jetzt im Sommer das Schild ausgebucht vor die Hotels. - Allerdings auf Kosten der politischen Umstände in den Konkurrenzgebieten und es wäre fatal bis moralisch fragwürdig, dieses Szenario als wünschenswert und nachhaltig beibehalten zu wollen. - Aber Leute, wir bewegen uns im Kapitalismus und selbst ich als gelernter Kommunist, aber Wessi, also von der Alm der Fassungslosen, weiß aus Erfahrung, dass geopolitische Veränderungen auf der Welt ein ganz normaler Entwicklungsfaktor sind, aber nie nachhaltig. - La Palma ist heute touristisch erfolgreich, nicht weil wir dem Ruf der Reiseveranstalter gefolgt sind, sondern weil der Arabische Frühling sich zum Kanarischen Sommer gemausert hat aber keiner weiß so richtig, wie lange das noch anhält.

Jetzt heißt es plötzlich, nun brauchen wir mehr touristische Infrastrukturen, Sie wissen schon, Hotels, weil wir sonst die Anfragen der Reiseveranstalter zukünftig nicht bedienen können. Sicherlich hätten die sogar noch mehr Leute zu uns geschickt, wenn wir denn vor Jahren bereits so "pauschal" gewesen wären, mehr Hotels vorzuhalten. - Da steckt dann auch schon wieder der Stolperstein, hätten wir vorgehalten und ich erinnere mich daran, dass das größte Hotel im Aridanetal vor drei Jahren noch mehrere Monate im Frühjahr geschlossen hatte, weil eben die geringe Nachfrage eine Öffnung wirtschaftlich nicht ermöglichte. - Es liegt also nicht an uns, sondern an den Umständen. Wir müssen darüber hinaus damit rechnen, dass La Palma, als Ausweichziel der zweiten Klasse, schneller wieder vom Plan der Reiseveranstalter genommen wird, als die großen Kanareninseln, sobald die ursprünglichen Konkurrenzdestinationen wieder auf den Markt drängen. - Wir haben es ja bemerkt. Zunächst boomten nur die großen Inseln, wegen der Suche der Reiseveranstaltern nach Ausweichplätzen für Marokko, Ägypten, Tunesien und schließlich auch der Türkei und erst seit etwa einem Jahr schickt man diese Gäste auch nach La Palma, weil die anderen Inseln einfach keine Kapazitäten mehr frei haben.

Mehr Hotels brauchen neue Reglungen, Pläne und sogar Gesetze, denn alles, was wir in Sachen touristischer Raumordnungsplanung seit dem letzten Jahrtausend auf die Reihe bekommen haben, ist komplett durchgefallen. - Meist an der Sache vorbei, immer aber an der Rechtssicherheit und so hat man fleißig und erfolgreich sogar die letzten aufrechten Investoren von der Insel gejagt, die selbst in der härtesten Krise noch auf der Insel etwas unternehmen wollte. - Nun will man keinen neuen Plan aufstellen, der sich dann als vor dem Gesetz als zahnlos erweist, nun hat man gleich eine neue Gesetzesreglung auf der Eben des Gobierno de Canarias aufgelegt. Ein neues Bodengesetz, welches eben besonders auf den kleinen Inseln touristische Investitionen fahrbar machen soll, in dem man bisherige Auflagen zurücknimmt. - Das kann zum Teil gut und notwendig sein, allerdings ist man auch hier wieder nicht mit Augenmaß der eigenen Möglichkeiten vorgegangen, sondern verspricht den Investoren so ziemlich alles, was die einfach hören wollen. - In den Schlagzeilen schreibt man was von 33 Hotels und fünf Golfplätzen und liebe Leute, setzen Sie sich wieder hin, davon hat man bereits im vergangenen Jahrtausend geschrieben und nichts davon ist gekommen.

Ob jetzt mehr kommt ist, auch fragwürdig. Wobei ja ein bisschen mehr gar nicht verkehrt wäre. - Aber nichts ist sicher, da dieses neue "Ley de Suelo" schon vor der Ratifizierung von vielen Kreisen abgelehnt und sicherlich auch gleich nach der Unterschrift von mehreren Kollektiven vor die Gerichte gezerrt wird. - Natürlich wissen wir nicht, wie so etwas vor den Gerichten ausgeht, aber unsere Erfahrung in der Hinsicht geht eindeutig dahin, dass bislang die Gerichte solche regionalen Alleingänge immer kassiert haben, denn das Bodengesetz ist eigentlich auch eine nationale Angelegenheit. - Aber wieder werden wir vor die unfaire Frage gestellt, Steinzeit oder Wohlstand und ich weiß gar nicht mehr, über welchen Vorwurf welcher Seite ich mich denn zunächst ärgern soll. - So ein bisschen mehr, ein Hotel in Puerto de Tazacorte, noch eines im Süden, eines mit der Heiligen Quelle im Verbund und ein paar Stadthotels in den Orten. Und vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, sogar ein Golfplatz, aber so angelegt, dass man den ohne weiteres, nach dem eventuellen Nachweis der Unwirtschaftlichkeit, in einen Kartoffelacker verwandeln kann. - Ein bisschen mehr, das wäre ohne Weiteres für die Insel tragbar und wenn man die Leute hier und dabei eben die Gemeinden und Orte mitnimmt, dann kann Tourismus was für alle sein. Nicht nur für die globalen Investoren, welche ihr hier verdientes Geld doch gerne auch wieder mitnehmen, dahin wo mehr wächst als Bananen und Pfeffer.

Zu dem Thema gibt es, der Izquierda Unida Canaria sei Dank, mehr Hintergründiges als meine Visionen. So kommen am Dienstag den 30. August um 20:00 Uhr Federico Aguilera Klink und Faustino García Márquez nach Los Llanos und werden uns was über das neue Bodengesetz der Kanaren berichten. - In Saal der Casa de la Cultura wird das stattfinden und die beiden Namen tauchen öfter auf, in Sachen ökonomischer und nachhaltiger Entwicklungen, hier auf den Kanaren. - Erster ist streitbarer Wirtschaftsprofessor an der Universität La Laguna (Tenerife) und legt nicht zum ersten Mal Finger in planerische Wunden einer, meist interessengesteuerten Politik. - Zweiter, Faustino García Márquez ist Architekt und war zuletzt sogar der Direktor der kanarischen Agentur für nachhaltige Entwicklung, hat also direkte Erfahrung aus allererster Hand, wie Planungen hier auf den Kanaren zu nachhaltiger Entwicklung stehen. - Es ist anzunehmen, dass beide Akademiker dem neuen Gesetz eher kritisch gegenüber stehen. Aber es ist doch hoch interessant, aus solch erfahrenen Köpfen zu hören, welche Gefahren und vor allem, welche Tricks hinter solchen Entwicklungen stecken können. - Ich hatte immer schon Angst vor Goldenen Kälbern, das geht nie gut, aber so ein klein bisschen mehr Tourismus auf der Insel, immer orientiert an unserem Möglichkeiten und natürlich auch limitierte Konturen, das muss doch möglich sein, ohne gleich Gesetze zu ändern und wieder juristische Aufstände zu provozieren.





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