Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Freitag 12.08.2016
Höchsttemperatur heute 30,2 Grad - niedrigste Temperatur 24,0 Grad

Gemischte Früchte mit Brandgeruch
Barlovento bietet da ein politisch unkorrektes, aber blitzaktuelles Kontrastprogramm


Vielleicht fahren wir alle mal dieses Wochenende nach Barlovento. Was meinen Sie, wie die gucken würden, wenn wir da alle auftauchen. - Ein wunderbarer kleiner Ort, allerdings eben meist nur als Ausgangspunkt für die Nordumfahrung besucht, oder wenn man zur La Laguna de Barlovento will, dem größten Wasserspeicherbecken der Kanaren, mit Campingplatz und Naherholungsanspruch. - Man kann sich dort oben auch ein bisschen von den Rauchwolken erholen, welchen wir in den vergangenen Tagen in großen Teilen der Insel ausgesetzt waren. - Dabei meine ich nicht nur Rauchwolken als Folge eines physisch vorhandenen Feuers. Darüber hinaus hinterlassen solche Ereignisse bei den allermeisten Menschen, in deren Nähe das stattgefunden hat, länger anhaltende Eindrücke, bis hin zu Ängsten oder Wut. Aber zurück nach Barlovento, die feiern dieses Wochenende ihre Lokalpatronin, die "Virgen del Rosario" und alle paar Jahre spielt man dabei sogar die Seeschlacht von Lepanto nach. Ihre Frage, was denn bitte dieses historische Ereignis mit Barlovento zu tun hat, einer Gemeinde ohne Hafen, die ist durchaus erlaubt. - Aber ich habe bereits die Verbindung genannt. Die "Virgen del Rosario" war auch die Schutzpatronin der so genannten "Christlichen Liga", welche im Jahr 1571 unter der Führung des Juan de Austria den osmanischen Admiral Ali Pascha besiegt hat.

Das historische Gemetzel fand eigentlich im östlichen Mittelmeer statt, galt aber, wie so viele andere Ereignisse auch, als Rettung des Abendlandes vor der Islamisierung. Wie wir aus aktuellen Nachrichten wissen, war diese Aktion wohl nicht wirklich nachhaltig erfolgreich. - Irgendwelche aufgeregten Leute glauben weiterhin, das Abendland sei in Gefahr, die sollten mal nach Barlovento kommen. Am besten diesen Sonntagabend, dort wird gezeigt, wie einfach das geht, wenn alles vorher ins Regiebuch geschrieben wird. - Gar nicht auszudenken, würde man solch ein Spektakel, welches man hier unter dem Namen "Moros y Cristianos" gerne und aufwendig aufführt, mal mitten in Paris, Brüssel oder Istanbul aufführen. Ich denke mal, das bekäme eine völlig neue Publikumswirkung. - Bei uns ist das ein regionales Spektakel, die einen verkleiden sich als "Moros", die anderen als "Cristianos", und nach den guten zweieinhalb Stunden wirklich beeindruckender Show, liegen sich alle in den Armen und feiern Weltfrieden, allerdings meist mit christlich-geistigem Gegorenen. - Na ja, es hat ja schließlich das Abendland gewonnen, also darf getrunken werden und wie einfach diese Welt zumindest für ein paar Stunden sein kann, vielleicht ist das das Erfolgsgeheimnis Barloventos. - Sagen Sie das aber bloß nicht ihrem lokalen Streetworker in Sachen Salafismus, oder dem humorlosen Mann vom Bosporus. Wieder mal bin ich froh, dass La Palma eine Schlagzeilenphobie hat. Wir müssen schon die Berge anzünden, um in die Presse zu kommen und selbst das lagern wir nach neuesten Tendenzen auch mal gerne aus. - Sonntagabend, 18:30 in Barlovento, wirkliches Spektakel und Volksfest und auf dem Weg dorthin kommt man ja sowieso an Puntallana vorbei. Dort findet die inselweite Kunsthandwerksausstellung statt und wer das korrekt plant, der rettet Abendland und ländliches Kunsthandwerk an einem Tag und auf einem Weg.

Ansonsten bleiben unendliche Diskussionen um das Feuer. Wie man es denn verhindern hätte können und es wird inzwischen so viel Verantwortung verteilt, so viel ist eigentlich gar nicht abgebrannt. Aber wir sind uns alle einig und zwar in zwei Dingen: So etwas darf nicht wieder passieren und gleichzeitig: So etwas wird wieder geschehen. - Dabei rückt die Diskussion um den Verursacher Scott ein wenig in den Hintergrund. Man konzentriert sich öfter auf die Frage, warum es uns bereits viele Male gelungen ist, auch unter viel schwierigeren Umständen, den fatalen Schritt vom lokalem Brandherd zum unbeherrschbaren Großfeuer zu verhindern, an diesem unglücklichen Mittwochnachmittag jedoch nicht. - Denn, immer wieder zur Gedankenstütze, an dem Tag lagen die Temperaturen nur nahe über 20 Grad. Die Luftfeuchte war auch gut vorhanden und es war noch kein Wind, da viele es sehr schnell vergessen haben, dass die kritische Wettersituation erst am folgenden Donnerstag eingetreten ist. - Wobei Pressemeldungen aus Gran Canaria aus diesem Frühjahr ein weiteres Bild wohl über diesen Scott zu zeichnen versuchen. Er hätte dort einen kleinen Hund gebissen und getreten und mir fällt so gar nichts ein dazu, weil ich einfach nicht dabei war, um mir eine klare Meinung dazu zu bilden. - Es ist halt nicht alles richtig, was in Zeitungen steht, auch nicht, wenn es gleichlautend in vielen Blättern gebracht wird, aber einfach wegdrücken geht auch nicht, also bleiben da neue Fragezeichen kleben.

Wegdrücken kann man solch ein Feuer auch nicht vom Sofa aus. Bequem über WiFi eben mal die Welt retten und so wunderbar einfach es scheint, über "change.org" die Welt ein bisschen besser zu machen, ohne den Hintern dann doch bereits sportverdächtig zu bewegen, blüht mehr Enttäuschung als Erfolg. - Seit Tagen ist eine Petition über diese Plattform nach einer Basis über Amphibienlöschflugzeuge auf den Kanaren im Netz unterwegs, um eben im Fall eines Feuers diese Löschflugzeugen schneller bei uns haben zu können. - Die Initiatoren dieser Petition rücken nun ein bisschen die Forderung zurecht. Es ginge Ihnen nicht so sehr um die Frage, ob denn nun Löschflugzeuge oder Löschhubschrauber sinnvoller seien, sondern man fordere einfach mehr Einsatzmittel gegen solche Großfeuer auf den Kanaren. - In der Tat wären die Löschflugzeuge mit einer Basis hier auf den Inseln ein paar Stunden näher am Einsatzort, sollten diese Maschinen nicht gerade auf dem Festland gebraucht werden, so wie das jetzt im Moment der Fall ist. - Die müssten dann von den Kanaren aufs Festland zurückfliegen, denn die staatlichen Stellen, von denen man mehr Mittel fordert, die können diese Flugzeuge oder Hubschrauber nicht an einem Standort lassen, während es woanders brennt. - Darüber hinaus haben sich eben für die Kanaren die Hubschrauber deutlich besser bewährt, da unsere steile Inselorografie es für Flächenflugzeuge viel schwieriger macht, den Brandherd treffgenau anzufliegen. - Ist die Umgebung dann auch noch stark verraucht, dann sinkt die Trefferwahrscheinlichkeit solcher Flugzeuge auf ein sehr geringes Maß. Die meisten Feuerwehrleute hier, die wünschen sich mehr Hubschrauber auf den Kanaren und eben dabei besonders den "Dicken". Den "Gordo", den Kamov K32, welcher fast so viel Wasser transportieren kann wie diese Flugzeuge, aber deutlich frequenter und besonders viel treffsicherer operieren kann. - Sicher schadet es nichts, die Petition zu unterzeichnen, ich wurde nun so oft aufgefordert, dafür Werbung zu machen, dass ich mich dem nicht (mehr) entziehen will. - Allerdings warne ich vor zu großen Erwartungen, wir haben noch nicht mal eine funktionierende Regierung in Madrid und uns täten ein paar Hubschrauber auf den Kanaren im Sommer sicher gut. Aber die eigentlichen Probleme, die müssen wir wohl woanders suchen und die liegen nicht in der Luft und sind auch sicher nicht einfach weg zu klicken.





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