Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Samstag 27.08.2016
Höchsttemperatur heute 27,6 Grad - niedrigste Temperatur 22,2 Grad

Aber Hallo, wir sind hier nicht auf Fuerte!
Berührungsängste mit "Erstgästen"


Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da kannten sich auf den drei sommerlichen Chartern aus Deutschland nach La Palma eigentlich so ziemlich alle Fluggäste. - Die Hälfte bestand eh aus Residenten, die vom oder zum Zahnarzt flogen, die Mischpoke unter der Erde, oder das überirdische Bankkonto besuchen. Die andere Hälfte waren die Urlauber von immer, diejenigen, die bereits vom La Palma-Virus derart infiziert sind, dass die alle auch nur erdenklichen Gemeinheiten des internationalen Flugverkehrs auf sich nahmen, bloß um ein paar Wochen auf La Palma verbringen zu dürfen. - Es gab Zeiten, da waren Flugtickets nach La Palma so was wie Bückware. Da wurden Betriebswirte bei der Condor oder der Air Berlin entlassen, weil die aus Versehen einen Charter nach La Palma anstatt nach Palma oder Las Palmas eingetragen hatten und wahrscheinlich konnte man nur so in den Sommern 2009 bis 2014 nach La Palma gelangen. - Als Entlohnung warteten dann hier auf der Insel schlafende Taxifahrer am Flughafen, geschlossene Restaurants mit 2 Monaten Sommerurlaub, erschrockene Mamsells an der Frischetheke des Supermarkts und wenn dann tatsächlich mal eine körperbetonte Boutique vor 11:30 Uhr geöffnete hatte, dann hing da ein Schildchen, bin Kaffee trinken, komme in 10 Minuten wieder.

Natürlich ist das überspitzt geschrieben. Aber ganz unten im Fond findet sich mehr als ein Stückchen Wahrheit darüber und man hätte wirklich monatelang die damalige Inseltourismuschefin bei jeder internationalen Ankunft zum Flughafen schicken können, um jeden Gast einzeln zu begrüßen. - Eigentlich schade, dass man auf meinen Vorschlag nie eingegangen ist, aber ab und zu hat man dann folklorisierte Mädchen zum Flughafen gefahren, welche dann Bananen an die Ankömmlinge verteilt haben. Oder Nelken und miserable Zungen behaupten weiterhin, es wären immer Bananen und Nelken übrig geblieben. - Das sieht heute anders aus und es wird wohl nicht so sein, dass Condor und Air Berlin und andere Charter nun globale Blackouts haben und uns nur irrtümlich anfliegen, obwohl die Condor-Werbung immer noch andere Inseln zeigt, wenn man über uns spricht. - Nein, La Palma ist auch wieder in den Fokus gerückt, wieder muss man sagen, denn um die Jahrtausendwende gab es bereits einen ähnlichen Andrang auf unsere kleine Insel, so wie wir das diesen Sommer erneut erleben. - Dennoch wirken wir dabei manchmal überfordert, ganz einfach, wer so lange kleine Brötchen gebacken hat und das mit so kleinen Händen, der ist von Angelegenheiten "wie es früher war", ganz einfach überfordert.

Reiten wir jetzt mal nicht auf dem Umstand herum, dass der allergrößte Teil des touristischen Aufschwungs nicht Ergebnis unserer Arbeit, sondern bekannter geopolitischer Exzesse ist. Befassen wir uns kurz mit dem, zum Teil kuriosen touristischen Alltag auf der Insel, für "Erstgast" und "La Palma Inventar", wie man einen Großteil unseres extrem loyalen Stammpublikums sicher nennen kann. - Beide Gruppen sind voneinander durchaus irritiert. Während die einen im, mühsam in der Volkshochschule trainierten, oder eben in bereits 15 Occasionen geübten wohl flüssigen Gesang eine komplette Menübestellung auf Spanisch hinbekommen, kennt die andere Gruppe weder Fremd- noch eigene Scham und bestellt zunächst mal die "carta" auf Deutsch, Französisch oder Russisch. - Das ist auch nicht verkehrt, ganz und gar nicht, schließlich will man keine Rinderzungen anstatt Seezunge (lengua - lenguado) essen oder kein Eis anstatt Huhn (polo - pollo). Wir schaffen es bislang eben lediglich, die Karte auf Deutsch, oder was Google darunter zu verstehen glaubt und maximal noch auf Englisch zu zeigen, allerdings muss man dann auch noch auf das Geschriebene zeigen, sonst geht das wieder schief. - Nun kann man, zum einhundertelften Male, unsere mangelnde touristische Professionalität bemängeln. Für den Einen ist das ein Problem, für den Anderen bedeutet das Authentizität und eben auch das Wohlgefühl, nicht nur konsumierender Durchreisender zu sein, sondern interessierter Besucher, welcher sich durchaus die Mühe macht, sein Reiseziel zu verstehen.

Da trifft man uns an einem wunden Punkt und unvorbereitet, auch ganz einfach deshalb, da wir nie mit einem solch schnellen Wachstum an Besuchern gerechnet haben. - Bis man da entsprechendes Personal vorhält, sich daran gewöhnt, dass schlicht und ergreifend deutlich mehr Menschen unterwegs sind als sonst, das gelingt nicht immer. Manch ein Erstlingsbesucher wird seinen Teil über unsere Semiprofessionalität sicher auch später in bekannten Verwertungsportalen teilen und oft ist es gut, dass wir selbst das dort kritisierte gar nicht verstehen. - Da haben wir fünfzehn Jahre versucht, wie die Großen zu werden, plötzlich ist dann die Prüfung da und wir scheitern tapfer, oder sollten wir sagen, mit erhobenem Haupt, weil wir dafür eigentlich gar nicht gerüstet sind. - Das ist der Punkt, vor dem ich immer gewarnt haben. Wenn Menschen auf uns zukommen, welche uns als weitere Kanarische Insel betrachten und uns auch diese Aufgaben stellen, aber nicht als eigenständiges Konstrukt, mit all unseren Fähigkeiten aber auch Mängeln wahrnehmen, dann kann das nur schiefgehen.

Da gibt es Momente, da kämpfen wir in der falschen Gewichtsklasse, oder gar in der falschen Sportart. Vielleicht sollten das unsere vielen Stammgäste berücksichtigen, wenn wir plötzlich ins Rennen, oder gar Taumeln kommen, weil mehr los ist, als wir eigentlich verkraften können. - Man muss auch nur den Strömen aus dem Weg gehen. Unsere Stammgäste haben doch den großen Vorteil, auch abseits der ausgewiesenen Wege sich zu bewegen zu können und natürlich wird es im Hochsommer an den paar Stränden die wir haben eng und die bunt beworbenen Ausflugsfahrten mit Bus oder Boot sind voll. - Aber unsere Reize liegen ja sowieso woanders, da führt kein Schild hin und fährt schon gar kein klimatisierter Bus, sondern La Palma war und wird immer dort am besten sein, wenn man sich den Weg dorthin auch erarbeiten muss. - Und unseren Erstgästen ein Herzlich Willkommen, verzeihen Sie uns bitte unsere Unzulänglichkeiten. Vielleicht reicht der erste Eindruck ja aus, Ihnen Geschmack auf ein Urlaubserlebnis zu machen, welches es auch gibt, wenn man die Insel mit ganz wachen Augen und ganz gespitzten Sinnen auf "Abwegen" begreifen geht. - Dann steht sogar dem Prädikat Stammgast irgendwann nichts mehr im Weg und dann macht man auf La Palma Urlaub und was für einen! Und nicht eben auf irgendeiner Kanareninsel.


Die schicken Busse der Transportes Insular de La Palma, kurz TILP schlupfen unter dem Wolkenwasserfall der Brisa hindurch in den Tunnel, um auf die andere Inselseite zu kommen. - Damit der Himmel sanft auf die Erde fällt, dafür scheinen die Passatwolken auch da zu sein

Damit der Himmel sanft auf die Erde fällt packt man die Passatwolken dazwischen




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