Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Montag 15.08.2016
Höchsttemperatur heute 28,2 Grad - niedrigste Temperatur 21,1 Grad

Die Dinge wiederholen sich
Bloß nicht mehr über das Feuer reden


Am einfachsten wäre, man würde einen Dorftrottel finden, der zugibt, gezündelt zu haben. - Dann wäre alles in Butter und man müsste sich um weitere Verantwortungen nicht zu kümmern. - Mal sehen, ob man solch einen Trottel aus dem Hut zaubern kann, sonst kann es durchaus zu politischen Folgen auf der Insel wegen des Feuers kommen… - Das habe ich nach dem großen Feuer im Süden der Insel im August 2009 geschrieben und irgendwie wiederholt sich das alles. - Mache sprechen, hinter nur halb vorgehaltener Hand von einem Bauernopfer, welches dieser Scott darstellen soll, aber man kann ja seine Fahrlässigkeit auch nicht einfach wegpusten. - Die eigentliche Frage aber bleibt, was passierte in dem Zeitraum, nachdem der Verursacher den ersten Brandherd gemeldet hatte und dem Moment, als das Feuer auf die andere Straßenseite übersprang und sich die Hügel der Cumbre Vieja hinauf fraß und ab dann unbeherrschbar wurde. - Es ist gespenstig ruhig geworden um diesen Fall in der lokalen Presse und vielen ist klar, wenn da was mit dem Protokoll nicht gestimmt, oder jemand deutlich zu spät reagiert hat, dann wird die einfache Geschichte mit dem "Dorftrottel" auf Dauer nicht funktionieren.

Ich war nicht dabei, also kann ich maximal Vermutungen erheben. Mir nicht mal eine runde Meinung bilden, aber aus Erfahrung stellen sich ein paar letzte Nackenhaare hoch, denn niemals waren bislang die Dinge so einfach, wie man gerne versucht hat, diese darzustellen. - Einer alleine trägt die Schuld und die komplette Verantwortung, so hat man versucht, bereits viele Geschichtsbücher schnell zu füllen. Heute weiß man in den meisten Fällen, der Punkt nach der Schuld, also die Frage nach, zumindest Mitverantwortung, die kommt meist viel zu schnell und oft auch von Interessen geführt. - Dabei wäre es doch so wichtig für uns zu wissen, was wir denn im Verlauf des Feuers alles falsch gemacht haben. Einfach um für die nächste Aufgabe noch besser gewappnet zu sein, aber diese Fragen werden oft hinter der Schuldklappe auf still gestellt. - Wir hatten das doch schon öfter. Wenn der Falsche das Richtige sagt, dann bringt das nichts. So ist es ausgerechnet wieder der Inselrat der Gruppierung Podemos, Dailos Gonzáles, welcher in einer Pressemitteilung nicht nur Schuld, sondern eben auch Verantwortung abfragt und bereits in der Überschrift behauptet, das Feuer sei zu vermeiden gewesen.

Gut, sogar jeglicher Unfall wäre zu vermeiden. Aber Dailos Gonzáles spricht eben auch unsere Altschulden in Sachen aufgelaufener Sparmaßnahmen an, denn man hat die vergangenen Jahre, in denen es nicht gebrannt hat, schon einiges an durchaus erprobten Maßnahmen zurückgefahren. - Mir wäre es lieber gewesen, diese Aufrechnung hätte jemand von der Regierung gemacht, aber das Echo auf die Aussage des politischen Rebell im Cabildo Insular ist verdächtig klein. - Es ist im Moment auch weder gesellschaftlich, noch politisch korrekt, da Maßnahmen im Umgang mit der Brandbekämpfung zu kritisieren. Wie passend kommt da gerade eine traurige Gestalt wie Scott daher, von der so gar keine Gefahr für Protokoll und Komfortzonen der Würdenbürger ausgeht. - Ich bin gespannt, ob wir auch dieses Mal, alles in dem uns bequemen Ignoranzmodus abarbeiten lassen. Oder noch schlimmer, aussitzen lassen und mit Inbrunst die Arbeit derer loben, also der Brandbekämpfer, die ohne jeglichen Zweifel ihre Arbeit mehr als lobenswert gemacht haben, anstatt nach Lösungen zu suchen. - Es ist uns ja bereits so oft gelungen, auch bei viel schlechteren meteorologischen Bedingungen, kleine Brandherde schnell und erfolgreich zu bekämpfen, eben bevor da ein katastrophales und kaum noch beherrschbares Ereignis draus wird.

Fast eine Randnotiz fällt mir da noch ein. Das Kollektiv der Jäger war eines, welches sehr schnell reagiert hat. - Die forderten ihre Kollegen und andere Naturliebhaber auf, Wasser und Nahrungsmittel in die verbrannten Zonen zu bringen, damit dort die Kaninchenpopulation überleben kann. - Bevor Ihnen nun der Tierschutzorden am Laufenden Band noch aus der Hand fällt, auch da muss man weiterdenken. Sollte es in den betroffenen Zonen keine, oder nur noch ganz wenige Kaninchen geben, dann gibt es auch keine Argumente mehr für Jäger. auf etwas zu schießen. Bislang sah man sich ja als Retter der Landwirtschaft, in dem man einzig in der Lage war, diese Plage zu kontrollieren. - Solch ein Feuer rüttelt an vielen und an vielem und hinterlässt meistens nicht nur einen unangenehmen Geruch, sondern auch noch einen faden Beigeschmack. Wir brauchen ganz dringend wieder eine funktionierende Fußballliga, sonst hören die Leute gar nicht mehr auf, über das Feuer und mögliche Kosequenzen nachzudenken.

Im Laufe des Vormittags musste heute nochmal der Hubschrauber des Gobierno de Canarias ran, weil bei uns auf der Westseite Rauch etwas nördlich vom "Campanarios" aufgestiegen war. - Ein Anflug mit dem Wassersack hat gereicht, eine Einsatzgruppe auf dem Boden hat dann den Rest erledigt, da waren Flammen, vom doch robusten Wind, wieder angefacht worden. - Das kann in den kommenden Wochen immer wieder passieren, allerdings ist die Gefahr, dass daraus mehr entsteht sehr gering. Es arbeiten noch an die 50 Menschen in mehreren Gruppen daran versteckte Brandnester und kokelnde Wurzeln zu löschen, also sind die Einsatzkräfte sehr nah und aufmerksam. - Auch das Wetter hilft uns gut, der Wind soll nachlassen und nachts schlägt sich Feuchtigkeit auf die Wälder nieder und in den kommenden Tagen ist auch nicht damit zu rechnen, eine weitere Hitzewelle abzubekommen.





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