Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Donnerstag 11.08.2016
Höchsttemperatur heute 31,8 Grad - niedrigste Temperatur 25,5 Grad

Brandnotizen
So schnell kommen wir vom Feuer nicht weg


Inzwischen hat man die Unfallursache des Hubschrauberabsturzes geklärt. Wie es aussieht, war das wohl kein technischer Defekt, sondern die Maschine ist beim Fliegen ganz nah am Wald mit dem Heckrotor an Kiefern geraten. - Dabei muss sich der kleine hintere Rotor gelöst, oder wohl zerstückelt haben und selbst solch fliegerische Laien wie wir wissen doch, dass ein Hubschrauber ohne den Heckrotor sofort in Probleme gerät. - Zwei Personen waren an Bord, nicht deren drei, wie das manche auch berichtet hatten. Pilot und Kopilot konnten sich selbst aus der Maschine befreien, schienen zunächst unverletzt, wurden dann doch zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht, aber die Verletzungen sind wohl nicht als schwer zu bezeichnen. - Nun heißt es aber auch, für den "Rest" der kritischen Sommersaison Ersatz für die jetzt fehlende Maschine zu erhalten. - Ob das so einfach wird, das ist eine andere Frage. Die Firma, welche die Hubschrauber für die BRIF bereit stellt, die wird wohl nicht unbedingt immer ein, zwei Ersatzhelikopter im Keller stehen haben, falls eben hier oder da mal eine Maschine ausfällt. - Aber Glück gehabt, dass das so ausgegangen ist, mehr Unfälle, gar auf Kosten von Menschenleben oder schweren Verletzungen, das braucht niemand, schon gar nicht diese Insel.

Heute hat die Hitze ein bisschen nachgelassen. Was noch wichtiger ist, der Wind ist auch seit ein paar Stunden weg, denn der hat schon kräftig genervt und auch die Löschmannschaften in den Wäldern immer wieder in Probleme gebracht. - Es bleibt aber mindestens bis Sonntag sehr warm, dann erst rechnen wir auch mit deutlich ansteigender Luftfeuchtigkeit. Auch ein ganz wichtiges Mittel in Sachen Feuerkontrolle und um irgendwann den Zustand gelöscht ausrufen zu können. - Das kommt aber meist auch erst wirklich nach dem ersten Regen. Das Feuer hält sich im Wurzelwerk mancher Bäume wochen- oder gar monatelang und hinterlässt eben lange Zeiträume, nachdem eigentlichen Brand noch interessante Phänomene, die Claudia Gehrke uns morgen Früh in ihrer unverwechselbaren Art noch schildern wird.

Das große Thema nach dem Brand, lassen wir die Fragen nach Schuld, Verantwortung und nach allem, was wir zukünftig besser machen können, mal einen Tag außen vor. - Man wird, zumindest auf der Westseite der Cumbre Vieja noch vor dem Winter in manchen Bereichen Vorsorge treffen müssen, um ein ähnliches Szenario wie im Winter 2009/2010 zu verhindern. Als es rund um Fuencaliente, auf Grund des damaligen Feuers, bei heftigem Regen zu kräftigen Erdrutschen und Murenabgängen kam. - Die Folgen für den Ort damals, also Fuencaliente, die waren durch das Nachspiel mit den Erdrutschen viel schlimmer und nachhaltig verletzender, als das eigentliche Feuer im April 2009. Es dauerte Wochen, bis man den Ort wieder dauerhaft über die Straße auf der Westseite erreichen konnte. - Auch das Straßennetz innerhalb der Gemeinde war stark betroffen und ist zum Teil bis heute noch nicht wieder hergestellt, die Erdrutsche nach dem Feuer machen mehr Sorgen, als die zum Teil abgebrannten Kiefernwälder. - Gerade dort, wo keine Kiefern wuchsen. An Weinfeldern oder brachen Flächen, wo das Feuer wirklich die Pflanzen komplett zerstört hat, dort gibt es halt kein funktionierendes Wurzelwerk mehr, welches die Erde vom Wegrutschen abhält, wenn diese vom Wasser vollgesogen der Physik folgen will.

Es klingt, ein paar Tage nach den reißerischen Bildern des Feuers und angesichts der Tatsache, dass bei uns ein Mensch, auf Madeira sogar wohl deren vier gestorben sind, fast ein bisschen aufmüpfig wenn man behauptet, die Erosion nach Waldbränden sei schlimmer, als das Feuer selbst. - Es kommt natürlich auf den Blickwinkel an und ob man denn die reinen Kosten nennen will. Wie man denn den temporären Verlust von dichtem Kiefernwald berechnen will und zählt nun ein Landschaftsschutzgebiet doppelt, oder rechnen wir nur die Verluste an Material und landwirtschaftlichen Produkten, welche beim Brand verloren gegangen sind? - Da mag sich jeder seine eigenen Statistiken pfriemeln, man hat gerade seit dem Jahr 2009 viel Geld in den Straßenbau gesteckt, um die Südumfahrung, also die LP2 auch bis Tajuya auszubauen. - Augenscheinlich kann man, gerade in Richtung Südspitze einiges an Arbeiten erkennen, welche wohl mit Drainagen für Regenwasser zu tun haben, aber ob das ausreichen wird, diese neue Straße zu schützen, bevor sie denn überhaupt mal fertig wird, das ist eine andere Frage.

Ich hoffe mal, es geht niemand davon aus, dass nach zwei trockenen Winter konsequent ein dritter folgen muss. Aber vor den ersten Regenfällen des Winters sollte man sicherlich an der Westflanke der Cumbre Vieja an Teilstücken Vorsorge treffen. Reichlich Platz, damit Regenwasser abfließen kann und wo sich unter Umständen auch oberhalb der Straße bereits neue Abflussrinnen bilden könnten, welche dann zu Überschwemmungen führen könnten oder gar Erdrutsche auslösen würden. - Nach dem Winter 2009/2010 haben sich auch neue Ablaufrinnen für Wasser gebildet, meist im Süden der Insel, aber auch bei uns zum Beispiel am "Cabeza de Vaca". - Diese neuen Wasserabläufe werden nun bei erneuten, starken Regenfällen wieder genutzt und irgendwann entstehen daraus immer größere Rinnen und dann eines Tages eine Schlucht. - Natürlich passiert das nicht über Nacht, auch nicht über einen Winter, aber jetzt bereits fließt das Wasser, wenn es denn in Strömen die Hänge an manchen Stellen die Cumbre Vieja hinabläuft anders, als es noch vor dem Jahr 2009 so war. - Wir hatten nach diesen Vorfällen sogar Wissenschaftler auf der Insel, welche ganz interessiert an dieser negativen Stufe von "Terraforming" über Erosion waren. Aber letztendlich sind das nur die Anfänge, welche irgendwann das Ende dieser Insel beschließen werden. - So, jetzt nicht gleich das Grundstück verkaufen, das sind noch ein paar Millionen Jahre hin, und bis dahin wird noch viel Wasser die Barrancos hinab in den Atlantik fließen.





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