Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Dienstag 09.08.2016
Höchsttemperatur heute 28,5 Grad - niedrigste Temperatur 21,9 Grad

Nach dem Brand ist vor den Besserwissern
Wobei es sehr hilfreich wäre, es besser zu wissen


Gerade lässt sich die neue Hitzewelle erahnen und wir überlegen dabei, was denn alles falsch gelaufen ist. - Ganz vorneweg habe ich die ultimative generelle Lösung gegen sämtliche Waldbrände: Man sollte ganz einfach die Bäume abschaffen! - Kein Baum kann nicht brennen, jetzt wissen Sie, was ich mit Besserwisserei auch meine. - Ich habe keine Lösungen, schon gar keine Allheilmittel, aber wir bewegen uns halt bei der Bewertung solcher Ereignisse immer auch ganz nah an Vermutungen und Viertelwissen. Haben aber doch auch Anspruch unseren Wissensdurst nicht nur zu stillen, sondern auch zu teilen. - Was neu ist an diesem Feuer, der Verursacher war schneller in der Hand der Polizei, als die Hubschrauber in der Luft, so etwas haben wir bislang noch nicht erlebt. - Aus juristischer Sicht geht es wohl um den Umfang der Schuld, welche sich der junge Deutsche aus Fahrlässigkeit aufgeladen hat. Für uns alle ist die Frage, waren wir da ganz am Anfang des Feuers viel zu langsam, oder gab es gar Ungereimtheiten im Ablauf des Protokolls, bei einem solchen Alarm, auch für die Zukunft äußerst interessant.

Es gibt genügend Gerüchte, welche genau solche Fehler mindestens vermuten lassen, aber Gerüchte sind so nützlich, wie gebrauchte Hühneraugenpflaster. - . Augenzeugen bräuchte man halt, wer war wirklich an dem Mittwochnachmittag vor Ort, als erst nur ein Baum unterhalb der Straße brannte und wie lange dauerte es wirklich, bis die Feuerwehr nach dem Notruf vor Ort war und auch Schlauch angelegt hat. - Wir gelten allgemein nicht als die nachhaltigsten Ermittler, aber dieses Mal gibt es ja keinen Gegendruck irgendwelcher Seilschaften oder Interessenlagen, und so könnten wir hoffen, da mehr Klarheit zu erlangen als sonst. - Aber dazu braucht man eben zuverlässige Augenzeugen, keine Knall- oder Rauchzeugen. Jeder hat sicher seine Theorie, was da zwischen peristaltischer Wischaktion und dem Überspringen des Feuers auf die anderen Seite der LP2 geschehen ist, aber zumindest meine Version will ich Ihnen ersparen.

Sicher werden wir aber mehr erfahren über die Entstehung dieses Brandes als über die meisten anderen Feuer. Auch weil wir dieses Mal ein Todesopfer zu beklagen haben und dann eben auch noch im Dienst, darüber hinaus eine extrem beachtete Persönlichkeit und noch dazu 5 Kinder. - Da gibt es also genügend Aufklärungsdruck und die Frage kommt dann natürlich auch auf, gibt es bei solchen Fahrlässigkeiten denn eigentlich nur einen Schuldigen, oder auch Verantwortliche. Eben diejenigen, welche es verhindern hätten müssen, dass aus einem lokalen Ereignis ein Großfeuer inselweiten Ausmaßes wird. - Bitte, ich stelle Fragen, biete keine Antworten. Da es, nach so vielen Jahren meines Aufenthaltes auf der Insel, beileibe nicht der erste Waldbrand und wenn meine Katzen und meine Familie mich weiterhin so prächtig behandeln, auch nicht mein letzter Waldbrand auf dieser Insel sein wird, sind diese Fragen doch wohl erlaubt.

Es war überhaupt erstaunlich, dass sich das Feuer am Mittwoch den 3.8. so schnell hatte den Hügel hochfressen können. An dem Tag waren die Temperaturen noch niedrig, 23 Grad und die Luftfeuchte lag bei über 40%. - Heiß und trocken wurde es erst am kommenden Tag, dem Tag, als sich aus dem scheinbar stationären Brand bei Jedey dann eine, für gleich drei Gemeinden, prekäre Situation entwickelte. - Das soll in keinem Fall die hervorragende Arbeit der gesamten Feuerwehren und Flugstaffeln in Frage stellen. Das hat jeder gesehen, der hier vor Ort war, dass da professionell und über alle Maßen aufopferungsvoll gearbeitet wurde, die Frage muss aber gestellt werden, ob beim ersten Alarm die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt wurden, oder die wertvollsten Minuten bei einem solchen Ereignis überhaupt vergeudet wurden, die allerersten. - Oder gibt es gar Lücken im Protokoll? Muss man für eine verfrühte oder unnötige Anforderung der drei Hubschrauber, die auf der Insel stationiert sind, vielleicht unangenehme Rechenschaft ablegen? - Diese Fragen werden übrigens nicht das erste Mal gestellt. Die kamen auch beim Brand im Jahr 2009 schon auf den Tisch, welcher im südlichen Teil Mazos ausbrach und für den sich die wahrscheinlich Verantwortlichen erst noch in einem kommenden Verfahren stellen müssen. - Aber damals wollte man gar nicht offen über eventuelle Versäumnisse sprechen, über zu lange Meldewege, über unterbrochene Befehlsketten, weil es vielleicht nicht die adäquate Uhrzeit war.

Vielleicht wird die, sicher kommende Untersuchung dieses Brandes, ja viel transparenter und auch verständlicher, denn der Beschuldigte duckt sich ja wohl nicht weg. Hinter wem denn auch immer und dann wäre es natürlich eine hervorragende Angelegenheit, wenn wir aus eventuellen Versäumnissen lernen könnten und diese abstellen, anstatt einfach nur ausgestreckte Finger in Richtungen zu dirigieren, die an eigenen Interessen und Freundschaften vorbei zeigen. Was wir aber nicht abstellen können, das ist eben die Brandgefahr auf einer so dicht bewaldeten Insel, die eben immer mal wieder auch extremen Wetterbedingungen ausgesetzt wird, welche dann die Bekämpfung selbst eines kleinen Feuers zu einer, fast nicht zu schaffenden Aufgabe machen.

Allerdings wird man die Interessenzonen der Menschen und der Kiefern deutlicher trennen müssen. Der Kiefernwald selbst, der erholt sich, je nach den Winterniederschlagsmengen innerhalb weniger Jahre, die Zerstörungen in der Landwirtschaft und eben Häuser und Wirtschaftsgebäude aber nicht. - So ist es auch wieder bemerkenswert, mehr als 4.500 Hektar Fläche betroffen, aber kein Wohnhaus abgebrannt, das ist schon erstaunlich und zeigt wohl auch den hervorragenden Einsatz der Feuerwehr und deren prinzipiellen Aufgaben. - In Mazo hat man es nicht so gerne gesehen, dass man am Donnerstag den 4.8. an den, damals beiden El Paso Fronten, Tacande und Jedey, die Brandbekämpfung auf die unteren Zonen beschränkte. Sich also dort konzentrierte, wo menschliche Besitztümer und Siedlungen waren, die Feuer aber, welche auf die Gipfel zusteuerten, gar nicht oder nur zeitweise bekämpfte. - Dabei wollen wir einfach nur noch besser werden in der Brandbekämpfung und dazu gehört eben auch, dass man eigene Fehler und Schwachstellen erkennt. - Sicher können wir uns darauf verlassen, dass auch zukünftig Menschen unsere Wälder in Brand stecken, sicherlich meist nicht absichtlich, wie in diesem tragischen Fall, also sollten wir uns darauf konzentrieren, was wir noch alles besser machen können.





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