Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Dienstag 30.08.2016
Höchsttemperatur heute 35,8 Grad - niedrigste Temperatur 28,3 Grad

Die "Brise" und immer Ärger mit der Wappenfrucht Der große Laubbläser ist unterwegs


Der Wind macht einen ganz dusselig, heißt es immer wieder und es mag wohl sein, dass uns Menschen böiger Wind das Gemüt zerzaust. - Die Katzen mögen den Wind irgendwie sogar noch weniger, nur geschickte Gärtner feiern klammheimlich den übergroßen Laubbläser "Brisa". Klug ausgenutzt, bläst der Wind einem die ganzen Blätter in verschiedene Ecken, aus denen man die einfach nur noch rauszuholen hat. - Der Nordostpassat bastelt bei uns im Tal öfter Fallwinde, das ist auch jetzt wieder so, die Cumbre Nueva hinab schickt er heftige Böen und wenn dann der Wind auch noch in den hohen Lagen heiß und trocken daherkommt, dann ist das in der Tat nicht besonders lockend. - Aber wirklich heftig sind diese Böen im Moment nicht, da haben wir schon viel heftigere Dinge erleben, besonders eben im Winter und Frühling, aber wenn der Wind so trocken ist, dann nervt das schon gewaltig.

Hier im Tal, oder sagen wir mal in El Paso, nennt man diesen Wind verniedlichend "Brisa", also Brise. In Todoque und Los Llanos nennt man ihn, zumindest habe ich das mal so gehört, "Scheißwind" oder auch mit Hinweisen auf den lockeren Lebenswandel von Müttern in wenig jugendfreien Jargons. - Der Wind geht weiter, ein paar Tage noch, aber es wird ab morgen wieder frischer und auch weht der Wind nicht die ganze Zeit. Also können immer mal wieder zwischendurch verzweifelte HausMännerInnen versuchen, den Innenhof von den Blättern zu befreien, aber ich verspreche Ihnen, eher bekommt man im Moment Blatter aus der Fifa als Blätter von der Terrasse. Es sei denn, Sie sind ein pfiffiger Gärtner und kennen die konspirativen Wege der "Brisa" ganz genau. - Ganz ruhig bleiben. Ich weiß, es kommt immer genau dann Besuch, wenn die Terrasse voller Laub liegt, und den NachbarInnen passiert das nie. Aber glauben Sie es mir, es gibt Leute, die stimmen ihre Besuche genau auf solche Momente ab und kommen nie, wenn die ganze Wäsche von der Leine ist, die Katzen nicht gerade auf das Sofa gekotzt haben und der Mann Tee, anstatt Bier getrunken hat. - Und dann noch die "Brisa", aber es hätte doch noch viel schlimmer kommen können, wie gut, dass Sie gestern nicht beim Friseur waren…

Die Bananenpflanzer befinden sich seit, sicher Jahrzehnten bereits auf dem Protestfuß und hadern mit den Preisen, den Absatzmärkten, dem Wetter, dem Wasser und vielleicht auch mit dem, was man landwirtschaftlichen Grundnihilismus nennen könnte. - Ist das Wetter gut, dann gibt es zu viele Bananen, ist das Wetter schlecht, zu wenige, gibt es zu viele Bananen, sinken die Preise, gibt es zu wenige Bananen, kann man nicht genügend liefern. Da ich aus der Landwirtschaft komme, kann ich Ihnen versprechen, ein Zuckerrübenbauer im Gäuboden, der Muskatpflanzer auf Grenada und der Bananenbauer auf La Palma und selbst da, wo der Pfeffer wächst, alle sind sie (wir) gleich. - In der letzten Zeit richtet sich der Unmut der Bananenbauern hier immer öfter auf die Unterscheide zwischen Erzeuger- und Verkaufspreise im Supermarkt und weil eben in der Wertschöpfungskette des Produktes Banane ziemlich viele Hände, Münder und Börsen mitverdienen wollen, ist eben der Endpreis an den Verbraucher deutlich höher als das, was der Pflanzer hier bezahlt bekommt. - Wenn andere am eigenen Schweiß mitverdienen, dann ist das immer irgendwie ärgerlich und es mag auch in der Kette der Fall sein, dass Zwischenhändler oder Versteigerer mehr am Kilo Bananen verdienen, als der Erzeugerpreis hergibt, aber das scheint nun mal in der konservativen Landwirtschaft so Usus zu sein.

Dabei sieht das für die Bananenpflanzer gar nicht so drastisch aus. Für die beste Kategorie werden zwischen 30 und 40 Cent das Kilo bezahlt und die Dinger kosten dann auf dem Festland 1,99 bis 2,79 Euro. - Ein Kilo Äpfel Klasse Eins bringt dem Bodenseepflanzer auch nur etwa die gleiche Summe und der Verkaufspreis im Laden ist ähnlich. - Dabei müssen die Bananen noch vorbereitet werden, verpackt, mehrfach verladen, entladen, in die Reiferei gebracht und schließlich in den Verkauf, und sind dann auch noch deutlich kürzer lagerfähig als Äpfel. - Also liegt die Spanne nicht wirklich im Bereich schändlicher Aufschläge, oder gar globaler Verschwörungen. Darüber hinaus bekommt ja der hiesige Pflanzer auch noch eine Hilfe, die nicht so gerne als Subvention bezeichnet wird, welche 38 Cent pro Kilo beträgt. - Das sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus, aber natürlich ändert sich der Markt, immer weniger kanarische Bananen werden auf dem Festland abgesetzt und das bringt keine gute Stimmung in die Reihen der Pflanzer.

Die Bananen sind so wichtig für La Palma, man will und darf sich das gar nicht vorstellen, was das bedeuten würde, ein Aus für die Bananenproduktion hier. Aber vielleicht geht man bestimmte Dinge nicht so ganz richtig an, alleine die Forderung nach höheren Preisen, welche der jetzige Markt wohl nicht hergibt, ist einfach fruchtlos, oder man dreht noch weiter an der Subventionsschraube. - Dabei haben wir doch längst gelernt, das Problem liegt meist nicht an der Produktion, sondern fast immer nur an der Vermarktung und hier scheint schon was krumm zu laufen. Man bindet sich Jahrzehnte lang an einen einzigen Markt, der genau in der größten Produktionszeit, eben bei hohen Temperaturen im Sommer, den geringsten Absatz abruft. - Man hat bereits viel unternommen hier, die Bananen preisgünstiger zu ziehen, aber man produziert auch so viele Kilo und von bester Qualität wie noch nie zuvor, nur finden diese Früchte oft nicht genügend Absatz. - Es scheint also weniger am Preis zu liegen, sondern eben vielmehr an einem unflexiblen Marketing und oft gelingt es dem Landmann auch nicht wirklich so gut einzusehen, dass vorne an der Ladenfront im Verkauf der Früchte seines Schweißes ganz andere Fähigkeiten gefragt sind, als in der Finca selbst.

Für den kommenden Monat sind wieder mehrere Veranstaltungen und Demonstrationen geplant, auf denen die Landwirte mehr Geld für ihre Arbeit fordern, aber eigentlich eher nach Sicherheit rufen. - Dabei wird es aber wohl wichtiger sein, den eigenen Verbänden und hier eben besonders der mächtigen Asprocan (Asociación de Organizaciones de Productores de Plátanos de Canarias) - (Verband der bananenproduzierenden Organisationen der Kanaren) Dampf zu machen. Die eigenen Früchte smarter auf dem Markt zu platzieren und vielleicht dabei die Augen auch über den eigenen Festlandshorizont hinaus zu strecken, das wäre eine Aufgabe für die. - Ganz selten nur findet man unsere leckeren "Plátanos" in Deutschland zu kaufen und hier werden im Sommer Vernichtungsaktionen gefahren, die berüchtigte und so genannte "Pica", damit der Erzeugerpreis nicht in den Keller sinkt. - Und das Problem liegt nicht an den Pflanzern, die beherrschen ihre Aufgabe hervorragend, bis vielleicht sogar zu gut, beste Qualität in großen Mengen produzieren. Nun müssen wir allerdings noch besser werden im Verkauf und das scheint immer schon unser eigentliches Problem zu gewesen zu sein.





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