Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell August 2016




Mittwoch 10.08.2016
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Ziviler Ungehorsam rettet viele Anwesen vor dem Feuer
Die Lokalpolizei blinzelt, die Guardia Civil dreht sich, die Policía Canaria zückt die Handschellen


Nicht nur heiß, sondern auch noch unangenehm böiger Wind. Aber bislang hat alles gehalten an den "Fronten" im Süden. Bei uns in El Paso und auch in Mazo, wo immer noch Hubschrauber bereit stehen um wieder auflodernde Feuer zu bekämpfen. - Die Feuerwehrleute sind weiter im Wald, um diesen "abzukühlen" und Brandnester zu löschen. Das ist eine mühsame Arbeit, weil man eben die ganzen Berge rauf und runter laufen muss, um jede kokelnde und noch schwelende Feuerstelle zu erwischen. - Mit Entsetzen sehen wir die Bilder aus Madeira und dem Norden Portugals, die stecken jetzt im gleichen Wetter und stehen noch am Anfang des Kampfes gegen die Flammen. - Viel Erfolg und so gute Leute wie hier, wünschen wir den Inselkollegen und natürlich allen, welche sich gegen diese schlimmen Begleiterscheinungen des Sommers zur Wehr setzen müssen.

Die meisten anderen Medien bemühen sich, das Thema Feuer abkühlen zu lassen. Ich hatte gestern Abend noch ein Gespräch mit einem Freund aus San Nicolás de Arriba, also dem Teil, der zu El Paso gehört und dort kämpften viele Anwohner am Donnerstag und Freitag heftig mit dem Feuer um ihren Besitz. - Es scheint in der Tat so zu sein, dass kein einziges Wohnhaus auf der Insel bei diesem Brand komplett zu Schaden gekommen ist. Das hat man, neben dem hervorragenden Einsatz der Feuerwehren, auch den Eigentümern und Nachbarn zu verdanken, welche mit Feuerpatsche, Metalleimern und Wasserschläuchen das Feuer von ihren und den Nachbarhäusern abgewehrt haben. - Aber sie hätten es gar nicht tun dürfen. Tacande, San Nicolás de Arriba, Jedey und El Charco waren evakuiert, also eigentlich sollte sich dort niemand mehr aufhalten. - Aber das geht so einfach nicht und auch wenn es natürlich keine belastbaren Zahlen darüber gibt, viele glauben, ohne Nachbarschaftshilfe in den genannten Gebieten wären viele Häuser nicht zu retten gewesen. - Wir müssen das also mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor weitertragen, aber von einigen Fällen, von denen ich sicher weiß, haben letztendlich die Eigentümer ihre Häuser gerettet. Auch weil sich zum Teil bereits die Einsatzkräfte zurückgezogen hatten. - Meist nicht wegen der Flammen, sondern wegen der starken Rauchbelastung und hier heißt es ja, dass mehr Menschen durch Rauchgasvergiftung sterben, als durch die Flammen an sich, und das macht einen dann doch wieder nachdenklich.

Feuer, Hitze, Alarm, Hektik, Qualm, Sirenen. Fliehende Menschen und Tiere, keiner kann mehr klar denken und dann droht der Verlust des eigenen Hauses. Bei vielen der einzige Besitze, den sie haben, vielleicht sogar noch mit einer fetten Hypothek belastet und deshalb war kein Geld mehr übrig für eine Brandversicherung. - So und so ähnlich reimen sich viele Schicksale dort zusammen und das erklärt zum Teil auch die Heftigkeit, mit der sich Anwohner gegen eine Evakuierung wehren. Auch weil man eben aus früheren Bränden die Erfahrungen gemacht hat, dass der beste Verteidiger eines Hause der Eigentümer ist, der sich ein paar Stunden vorher auf die Flammen vorbereiten konnte. - Generator, Pumpe, Kettensäge, Feuerpatsche, Metalleimer um Glutreste zu entsorgen, so etwas steht bereits in vielen Garagen der angesprochenen Regionen, da man eben als "Waldrandschrat" nicht das erste Mal mit dem Feuer in Berührung kommt. - Den Befehl zur Evakuierung bekommt die Polizei von den obersten Verantwortliche für die Koordination, das war seit Donnerstag in diesem Fall die Rätin des Gobierno de Canarias für Raumordnung und Sicherheit. - Umsetzen müssen das in einem solchen Falle die Polizeikörper, welche im Einsatzgebiet sind und da wir in unserem Fall die Leitung der Koordination schnell an das Gobierno de Canarias abgegeben hatten, war auch die Policía Canaria mit im Einsatz.

Von dieser Truppe sind hier auf der Insel keine Agenten dauerhaft stationiert. Die kommen nur zu uns auf Großveranstaltungen und da wir uns neben jungfräulichen Niederkünften und Julio Igelsias Konzerten, (ja, er lebt noch) wenig Großveranstaltungen gönnen, sind diese Leute bei uns nicht sehr oft. - Diese gesamte Truppe war seit ihrer Einführung immer schon umstritten, da die Bürger mit Recht fragen, warum sollen vier 4 Polizeikörper bezahlen, wo wir doch bereits deren 3 funktionierende haben. - Jede autonome Region will eben auch noch eine eigene Polizei und so schuf man dann eben diese Policía Autonómica, oder in dem Fall Policía Canaria. Mehr um regionalpolitische Egoismen zu erfüllen, als damit dem Pudel den Kern wieder zu geben. - Und genau diese Polizeitruppe ist nun besonders in El Paso unangenehm aufgefallen, da diese eben mit wenig Einfühlungsvermögen die Evakuierungen in Tacande und San Nicolás nicht nur angedroht hatten, sondern wohl in einem Fall sogar mit Handschellen vollzogen hatten. - Mehrere Fälle von Beschimpfungen und Bedrohungen sind darüber hinaus dem Bürgermeister El Pasos zugetragen und der hat sich nun in der Presseöffentlichkeit deutlich über den übertrieben Einsatz der autonomen Polizisten geäußert. - Auch hatte er ein Treffen mit dem Verantwortlichen der Truppe gefordert, welches aber wohl nicht stattgefunden hat.

Sicher gibt es da auch für die Polizisten einen deutlichen Zwiespalt. Besonders die Lokalpolizei weiß natürlich um den Umstand, dass viele ihre Besitztümer gegen das Feuer verteidigen wollen. Aus Sicht der Betroffenen, das sogar müssen, weil ihnen sonst der komplette Verlust ihres Besitztums droht. - Auf der anderen Seite müssen natürlich Ordnungshüter die Ordnung hüten und wenn der Erlass oder gar der Befehl gekommen ist, diese oder jene Siedlung sei zu evakuieren, dann muss man dem wohl nachkommen. - Aber die Lokalpolizei findet irgendwie immer den Königsweg, die Guardia Civil schaut plötzlich schon mal in eine andere Richtung. So ist es irgendwie gelungen, dass die Anwohner ihre Häuser schützen konnten, die Polizei dennoch Befehle befolgt hat, aber natürlich niemals überall sein, und schon gar nicht alles sehen kann. Nur die übereifrigen Jungs der Policía Autonómica haben nicht verstanden, wie die Dinge unter solch unangenehmen Umständen auch laufen können. - In Gran Canaria gab es nach einen großen Feuer mal den Vorschlag, man solle normale Bürger, Hauseigentümer halt, die Grundlagen der Brandbekämpfung beibringen und diese als Hilfsfeuerwehrleute in solchen Einsätzen dann ihr Haus und das des Nachbarn schützen lassen. - Allerdings ließ man die Angelegenheit kurz mal von Juristen abklopfen. Es dauerte nur Minuten, bis es klar war, dass solche Ausnahmeregeln keine Rechtssicherheit finden und das Risiko für die Entscheider untragbar groß machen würden. - Also, Pumpe, Generator, mehrere Schläuche, Feuerpatsche und den Eimer aus Metall, und eben Polizisten mit rosarotem Star, oder beweglich genug, um auch mal den Rücken zuzuwenden. - Und falls es immer noch Leute gibt, die es nicht kapiert haben: Im Sommer hat Feuer nichts im Freien zu suchen!





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