Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Dezember 2016




Mittwoch 28.12.2016

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Immer weniger Palmeros
Natürlich ist auch daran die Krise Schuld und warum man nicht nur heute aufpassen sollte


Traditionen können wunderbare Angelegenheiten sein, müssen es aber nicht. Oft heißt es ja, Traditionen sind dazu da, Wandel zu widerstehen, Dingen festen Halt zu geben. - Das leuchtet mir so ganz nicht ein, da viele Dinge eben heute keinen Hintergrund mehr für manche Traditionen hergeben und gesellschaftlicher Wandel oft auch Traditionen einfach hinwegfegt. So wie Stier- und Hahnenkämpfe zum Beispiel heute robust in der öffentlichen Kritik stehen und wohl in ein, vielleicht zwei weiteren Generationen nicht mehr stattfinden werden. - Ganz schlimm, wenn man dann fragwürdige Dinge auch noch hinter religiösem Eifer versteckt, also noch obskurer als manche weltliche Abgründen, aber dieses Thema geht weit über meinen Atmen hinaus. - Heute feiert man in den meisten spanisch sprechenden Ländern den "Día de los Santos Inocentes", den Tag der Heiligen Unschuldigen, oder wie man auch daraus schließen könnte, den Tag der lieben Trottelchen. - So sagt das keiner, aber heute werden die Leute in den "Dezember geschickt", was in Mitteleuropa der 1. April ist, das ist bei uns der 28. Dezember, und früher, als alles anders war, und nur manches besser, da gab es wirkliche Wettbewerbe, welches Medium, meist eben Zeitung, die beste "Inocentada" bereit gehalten hat.

Das hat sich grundsätzlich eigentlich nicht geändert, auch in unseren Tagen darf man die Leute noch veräppeln, aber es wird kaum noch gemacht. - Ganz wenige Zeitungen nur noch versuchen sich in dieser Tradition und auch im Alltag verschwindet dieser Brauch langsam. Oder wird oft nur für ganz derbe Scherze genommen, welche weit über einen Aprilscherz hinausgehen. - Leider bringen die Zeitungen kaum noch "Inocentadas", vielleicht auch, weil der Echtheitsgrad ganz vieler anderer Nachrichten eh schon mindestens fraglich ist. - So kämpft man ja in der, immer noch nach Seriosität suchenden Branche, mit echten Journalisten, schon lange gegen omnipräsenten Nachrichtenmüll aus mannigfacher Quelle. Da passen solche Scherze eigentlich gar nicht mehr wirklich in die Zeit. - Gezielte Falschmeldungen, am besten noch tausendfach geteilt und mit Folgen behaftet, das ist heute der größte Feind des seriösen Journalismus, also wie sollen dann an einem solchen Tag gerade um Aufrichtigkeit bemühte Leute so etwas loslassen, und das soll dann bitte auch noch lustig sein. - Vielleicht passt das wirklich nicht mehr in die Zeit, und so habe ich heute auch nur noch ganz wenige "Inocentadas" in den Zeitungen gefunden. - Eine neue Bürgermeisterin für Santa Cruz, einen A 380 für die kleine Fluggesellschaft Canaryfly und sicher habe ich noch ein paar andere Dinge übersehen, aber keine Zeitung mehr wagt es, mit einem Scherz heute aufzumachen. - "Fake-News" sind halt heute kein Alleinstellungsmerkmal eines bestimmten Tages mehr, sondern Alltag im Netz. - Der "Scherz" passiert sogar anders herum. - Da heißt es heute, nach dem Scheitern des Regierungspaktes von CC und PSC/PSOE würden die lokalen palmerischen Räte darauf beharren, dass dieses Zerwürfnis ihren Pakt nicht gefährden würde, und man auf jeden Fall bis zum Ende der Legislaturperiode, also weitere zweieinhalb Jahre, zusammen bliebe. - Das ist ein Witz, allerdings meint es der befragte Politiker ernst, und ich glaube weniger, dass das in die Kategorie Aprilscherz passt, sondern eher in die Schublade Lebenslüge. - Bei mir muss man aber nicht am "Día de los Santos Inocentes" aufpassen, sondern am 1. April, denn wir richten uns in Sachen Schabernack dann doch nach mitteleuropäischen Gepflogenheiten. - Darum stimmt die Aussage, es werden immer weniger Palmeros und das nicht nur, wie man unter der Hand und auf der Straße mitteilt, sondern auch offiziell nach den Einwohnermeldeämtern. - Hier heißt das "Padrón Municipal" und die Gemeinden sind dafür verantwortlich, damit die Zahlen stimmen, und ob die stimmen, darüber reden wir ein bisschen weiter unten noch. - Aber auch die offiziellen Zahlen melden einen deutlich Rückgang der Zahl der Einwohner unserer Insel in den letzten Jahren und machen so manche Pläne, in und im Wachstum geboren, einfach unglaubwürdig. - Ich erinnere mich auch noch an Projekte, die sprachen davon, dass wir in ein paar Jahren die 100.000 Einwohnergrenze überschritten hätten, aber die Realität sieht anders aus, wir liegen inzwischen nur noch schlapp bei 81.468 gemeldeten Einwohnern.

Vor der Krise lagen wir bei guten 88.000 Bewohnern und seit 2009 geht es ständig runter mit der Zahl der Bewohner. Das hat nicht nur damit zu tun, dass inzwischen die Geburtenrate hier auf der Insel auf schwache 1,34 Kinder pro Frau gesunken ist und wir somit eine höhere Sterberate, als Zugewinn durch Geburten aufweisen. - Das war allerdings auch bereits in den Jahren vor der Krise nicht viel anders, aber vor 2009 retteten die Immigranten immer noch die Zuwachszahlen, wobei wir hier mal auch die Zuzüge vom Festland mit einbeziehen. Allerdings sank die Zahl der neu Zugezogenen nach La Palma in den Zeiten der Krise, ganz einfach, weil es eben wirtschaftlich schwieriger geworden ist, und darüber hinaus gingen eben viele Menschen auch aus dem gleichen Grund in andere Regionen, oder gar Länder, da es sich dort wohl wirtschaftlich einfacher gestaltet hat. - So darf man hoffen, dass nun der sanfte Aufschwung der letzten Jahre auch hier wieder eine Änderung anzeigt, auf jeden Fall hofft man eben darauf, dass junge Paare sich wieder eher trauen, doch Kinder in die Welt zu setzen und man die Geburtenrate damit vielleicht mindestens mal auf einen europäischen Schnitt heben kann.

An deutlichsten zeigt sich der Abmagerungsprozess in der Hauptstadt, dort meldet man nur noch 15.711 Einwohner und verliert damit im sechsten Jahr hintereinander Bewohner. - Man darf erinnern, die Hauptstadt hatte mal deutlich über 17.000 Einwohner und man strebte eigentlich für dieses Jahr den "Zwanzigtausender" an, und heute ist man froh, dass man immer noch die 15 am Anfang der Zahl halten kann. - Hier allerdings verzeichnet man schon seit vielen Jahren, auch schon vor der Krise, eine Abwanderung in den Speckgürtel, die Breñas und Mazo haben viele Jahre davon profitiert. Heute ist allerdings Breña Baja noch die einzige Gemeinde auf der Ostseite mit einem geringen Wachstum an Einwohnern, welche der Gemeinde Santa Cruz de La Palma Einwohner weggeschnappt hat, oder sollte man auch noch den kleinen Zuwachs Puntallanas auf diese Karte stecken? - Nur Garafía hat auch noch ein paar Einwohner hinzugewonnen, allerdings gilt auch dort, seit vielen Jahren sinkt die Zahl der Einwohner drastisch und man ist inzwischen froh, die 1.500 Einwohnermarke nicht unterschritten zu haben. - Alle anderen Gemeinden haben Einwohner verloren, auch offiziell, denn die Zahlen aus den Melderegistern, die geben nicht wirklich die Zahl der Menschen wieder, welche tatsächlich dauerhaft auf der Insel leben.

Das sind deutlich weniger, selbst die Politik hat das inzwischen zugegeben, man spricht von knappen 60.000 Menschen, welche dauerhaft hier leben, konsumieren, Steuern bezahlen und öffentliche wie private Dienstleistungen nutzen. - Viele Schüler und Studenten, viele Pendler, die sich nicht abgemeldet haben, aber in Wirklichkeit eben auf einer anderen Insel, auf dem Festland oder gar im Ausland leben, diesen Status allerdings als temporär betrachten. - Dazu kommt auch noch, dass die allermeisten Ausländer sich nicht abmelden, wenn sie denn, aus welchen Gründen auch immer, die Insel wieder verlassen. Die Gemeinden gehen auch nicht wirklich jedes Jahr von Tür zu Tür, ob denn Herr Schmidt aus Barsinghausen und Herr Quevedo aus Maracaibo denn immer noch auf dem Inselchen weilen. - Das passiert eher zufällig, dass man diese Leute nicht mehr antrifft, wegen eines offiziellen Schreibens, welches nicht zugestellt werden kann oder weil eine Zahlung erwartet wird, aber nicht erfolgt. - Und dann wäre man ja auch seitens der Gemeinde ziemlich blöd, solche Absenzen gleich nach Madrid zu melden, denn jeder Einwohner ist blankes Geld bei der Verteilung der Zuwendungen. Ob und wie man denn solche kritischen Zahlen zukünftig besser handhaben könnte, das wird wohl diskutiert, aber eine Vernetzung mit ausländischen Behörden steht nicht wirklich für kommendes Jahr an, und wenn, dann gäbe es vielleicht mit den europäischen Ämtern einen Austausch, aber sicherlich nicht mit Venezuela, Kuba oder anderen Lateinamerikanischen Ländern.





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