Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Dezember 2016





Mittwoch 14.12.2016

Es hat nicht wirklich gebrannt, sondern gekokelt
Hätte man es doch brennen lassen und wie man Fake-News am Geruch erkennt


Wir wissen ja aus guter Erfahrung, dass es immer ein bisschen länger dauert, bis man Brände als wirklich kontrolliert betitelt. - Das aus gutem Grund, Generationen an gutgläubigen Feuerwehrleuten, bis hin zu peinlich-übereifrigen Politikern haben sich schon die spitzen Lippen an vorschnellen Äußerungen verbrannt, diese oder jene Gefahr sei unter Kontrolle. - Auch diesen Sommer war man eigentlich am Abend des 3. August so weit, von Kontrolle zu sprechen, nur gut, dass wir nur Zuversicht verbreitet hatten, nicht aber das Heil. Denn was danach noch kam, an das werden wir uns noch lange erinnern. - Vor ein paar Tagen nun brannte es in Los Llanos, genauer gesagt im Ortsteil El Jable und was brannte, das waren die Pflanzenabfälle von mehr als sechs Jahren fleißigen Sammelns. - Darunter natürlich auch der übliche Müllkram, den unverbesserliche Deppen einfach in die Landschaft werfen, manchmal sogar mit mehr Aufwand verbunden als es kosten würde, den Kram am "Punto Limpio", also den Wertstoffhof abzugeben. - Aber das ist eine andere Geschichte…

Praktischerweise warf man, und "man" sind hier auch die Mitarbeiter der Gemeinde, und auch natürlich viele private Helferchen, die Pflanzenabfälle in einen nicht mehr benutzten, sehr großen und sehr geduldigen Wassertank. - Da stört das Zeugs doch niemanden und die paar Plastikstühle mitten drin, das sind Kollateralschäden und prozentual eigentlich nicht erfassbar. Also immer weiter drauf mit dem Baumschnitt und allem, von dem die Gemeinde nicht weiß, wohin damit. - Niemand hätte jemals daran Anstoß genommen, die Ecke dort ist nicht wirklich als Flaniermeile berühmt, zwischen Bauruinen aus der Großkotzzeit und einer neuen Schule mit Sichtbetoncharme lustwandelt es sich nicht wirklich trefflich. - Dann kommt irgendjemand daher, wer weiß man nicht, und zündelt dort, wohl mit Diesel als Brandbeschleuniger, den die Helden der Nacht aus einem nahen Raupenschlepper abgesaugt hatten. - Also kein Zufall und auch nicht die berühmte weggeworfene Kippe, aber plötzlich fängt das Zeugs an zu brennen, und das auch noch nachts, und die Feuerwehr hat alle Mühe den Brand zu löschen, zumal man nicht mal an das Feuer herankommt und zunächst ein Loch in die Wand des Wasserbeckens schlagen muss.

Vier Tage lang schmort das nun vor sich hin. Wer schon mal Pflanzenreste in größeren Mengen verbrannt hat, der weiß, wie das vor sich gehen kann und in der Tat, bis so mancher Stamm durchgeglüht ist, können Wochen vergehen und so lange säuselt es vor sich hin. - Zumal, wenn man Wasser draufgibt, also löschen muss, weil man ja den Auftrag hat, oder das Nervenkostüm flattert, weil einem das Feuer dann doch zu groß geworden ist. - Aber Wasser ist in dem Fall meist die falsche Lösung, weil man so den ganzen Kram auch noch zum Qualmen bringt und die Brandzeit um ein Vielfaches verlängert. - Zumal ja in dem abgeschlossenen Tank überhaupt keine Gefahr besteht, dass sich dieses Feuer nach irgendwo hin ausbreitet und bei den Nachttemperaturen hat ein Feuer auch keine Chance, sich auszubreiten. - Der Konjunktiv und sowieso hinterher ist immer leicht, das so zu sagen, aber natürlich muss die Feuerwehr auch wider besseres Wissen löschen, denn wenn die nichts gemacht hätten, dann wäre das Feuer zwar man nächsten Mittag erledigt, die Stadtverwaltung und der Feuerwehrchef aber auch. - Hinter vorgehaltener Hand sagt man das auch, die Feuerwehr hätte noch Benzin darauf schütten sollen, damit das heißer wird und sauberer verbrennt, aber so will natürlich niemand zitiert werden.

Da scheint es keinen Platz für Vernunft zu geben, bei Feuer drehen die Leute durch, nur ganz wenige behalten dabei einen klaren Kopf und begreifen die Folgen richtig. Nun hat man nicht nur den Ärger und die Fragen, sondern auch noch die halb angekokelten Pflanzenabfälle, die man nun per LKW nach Mazo fährt. - Die Nachbarn und eben auch die Lehrer und Schüler der nahen Schule hatten also tagelang den Qualm zu schlucken und so schickten viele Eltern ihre Brut gar nicht mehr zur Schule und Lehrer meldeten sich krank, weil sie den Qualm und Gestank nicht mehr ertrugen. - Als Lehre daraus wird man nun ziehen, dass man keine Pflanzenabfälle mehr irgendwo zwischenlagert, sondern den Kram gleich immer nach Mazo fährt, in den "Complejo Medioambiental", wo es eine Kompostierungsanlage gibt, also so, wie sich das eigentlich auch gehört.

Dann kam noch die Nachricht durch den soziale Äther, ein Motor einer ATR 72 der Canaryfly hätte auf dem Weg von Tenerife nach La Palma Feuer gefangen und die Maschine wäre dann erfolgreich nach Tenerife Nord zurückgekehrt. - Das ist doch ein Knaller, solch eine Meldung gehört auf die erste Seite, wo wir doch hier jeden Tag mit diesem Modell zwischen den Inseln hin und her fliegen. - Allerdings meldet die Fluggesellschaft selbst eine ganz andere Version, es hätte lediglich auf dem Flug in der Kabine nach verbranntem Gummi gerochen und deswegen sei man vorsichtshalber nach Tenerife zurückgekehrt. - Die Gäste seien dann mit geringer Verspätung mit einer anderen Maschine nach La Palma gebracht worden. - Was von den beiden Geschichten glauben wir denn nun, denn ein brennender Motor ist ja irgendwie ein komplett anderes Szenario, als ein fremder Geruch in der Kabine? - Ich tendiere zum Geruch, ansonsten hätte man seitens der lodernden sozialen Netzwerkdienste bereits hunderte von Fotos aus Tenerife gehabt. - Auf der anderen Seite ist auch die Erklärung der Fluggesellschaft nicht transparent, warum roch es denn nach verbranntem Gummi? - Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da bekam man solche Nachrichten, wenn überhaupt, erst nach Tagen zu lesen. - Allerdings braucht man heute, obwohl man fast in Echtzeit neben dem brennenden Triebwerk sitzt, oder den Geruch von verbrannten Gummi wahrnimmt, erst Tage später darauf, welche der vielen Geschichten, die man da so schnell hört, denn irgendwie auch verlässlich sind. - Mein Tipp, ich verlasse mich meistens auf den Geruch solcher Nachrichten, und wenn es nach verbranntem Gummi riecht, dann hat meist ein Rekordbaby zu schnell am Lutscher genuckelt…


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