Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Dezember 2016




Montag 19.12.2016
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Vernunft und Wahrheit sind irgendwo da draußen
Wolle ma se neilosse?


Richtig blöd ist, wenn man im Paradies lebt, und das nicht merkt. - Wir sind ganz kurz davor. Ich meine, ganz kurz davor, es nicht zu merken. - Allerdings haben wir nicht nur nahe am Wasser und am Wald, sondern auch in der Nähe von Schilda, oder meinetwegen auch Schildau gebaut, und mitten drin passieren uns immer wieder Dinge, die man besser nicht nach außen dringen lässt. - Aber ich kann ja mit Ihrer Verschwiegenheit rechnen, und wenn ich nun alle bitte, welche nicht auf La Palma wohnen, möchten jetzt bitte zu Facebook wechseln und listige Dreizeiler teilen, dann bleibt das doch alles unter uns und darüber hinaus ist das nicht so anstrengend zu lesen. - Also weg hier, der folgende Text ist nämlich For Eyes Only.

Wer auf die Idee gekommen ist, diese wunderbare, eben bereits knapp paradiesische Insel in vierzehn Gemeinden zu unterteilen, der hat sich sicher dabei was gedacht. - Landschaftliche Eigenständigkeiten, kulturelle oder gesellschaftliche Gepflogenheiten, alles höchst lobenswerte Gründe für Segregationen und früher, als alles anders war und das meiste heilig, da musste man pro Gemeinden einen Pfaffen, eine Haushälterin und ein paar Jungfrauen unterhalten. - Heute hat jede Gemeinde ihre eigene Verwaltung und es gibt darüber hinaus sogar noch einen gewaltigen Unterschied zu kommunaler Verwaltung in Deutschland. Jede unserer Gemeinde ist im Grund ein Landkreis, mit Bauamt, Rechtsabteilung, technischem Stab, Sozialstation, Sheriffs und Kataster. - Das wäre im Fall der Hauptstadt mit ihren 17.000 Einwohnern, oder eben der "Metropolis" Los Llanos mit über 20.000 Leuten tragbar, aber die Hälfte aller unserer Gemeinden hat nicht mal 5.000 Einwohner und in Garafía und Fuencaliente tummeln sich gar mehr Inselgäste als Aborigines. Trotzdem muss man den gesamten Hofstaat aushalten, eben plus Bürgermeister und eine Anzahl von Stadträten, die dann auch noch mit Gehältern bezahlt werden, welche hoch ausgebildeten Akademikern, angesichts der Lohnsituation auf den Inseln, Neidesröte in die Börse treiben.

In den ganz bösen Zeiten drohte man dann aus Madrid bereits mit der Abschaffung vieler Kleinstgemeinden. Man verordnete Sparzwänge und beschloss eine Maximalzahl der Gemeinderäte, vergaß dabei allerdings dabei, das auch auf die Räte in Teilzeit und Nebenerwerb auszudehnen und seit dem verdienen einige Ratsherren- und Damen im Halbfreizeitparkmodus mehr, als andere in Vollzeit. - Quien hace la ley, hace la trampa. - Wer das Gesetz macht, stellt auch die Falle, so sagt man hier, und meint damit genauer, dass man eben in diese Gesetze meist die Möglichkeit der wohlfeilen Interpretation mit einbaut. - Aber lassen wir diese kleinen Spitzfindigkeiten, welche manchmal sogar leicht schrullig sind, denn es ist doch grundsätzlich fragwürdig, warum ein Konglomerat aus 84.000 Menschen 14 plus eine Verwaltung haben muss. - Die plus Eine ist das Cabildo Insular, und es wäre schön bis logisch, dieses Einrichtung als Zentrale für die 14 Gemeinden zu haben, allerdings läuft das nicht so und die Gemeinden haben zum Teil Autonomien und Rechtsgrundlagen, welche meist ziemlich eindeutig am Cabildo Insular vorbeigehen.

Man könnte das natürlich auch als groß angelegte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen betrachten und in der Tat, es gibt Gemeinden, da ist die Korporation selbst der größte lokale Arbeitgeber. - Aber der ganz große Druck ist nun weg, man hat die Schuldigen der Krise seit 2008 woanders entdeckt, und in der Tat sind die kommunalen Schulden gar nicht der schlimmste Teil im iberischen Sand. Sondern die Übel sind dort, wo es am meisten stinkt und das ist meist oben, wo immer das auch sein mag. Aber dennoch krebsen die meisten kleinen Gemeinden gerade so vor sich hin, und Sanierung der Stadtsäckel bedeutet, seit einem halben Jahrzehnt, einfach das Zusammenstreichen der Posten Investitionen im Gemeindehaushalt und schon bricht beim lokalen Gewerbe der Notstand aus. - Inzwischen hat sich das gemildert, weniger Schulden und ganz geringe Zinsen verleihen den Gemeinden wieder mehr Luft und es finden auch wieder Investitionen statt, was nichts anderes, als endlich wieder Arbeitsplätze im lokalen Gewerbe bedeutet.

Der einfachste Weg wäre natürlich, man lässt das Cabildo die gesamte Arbeit machen und lediglich Ämter mit Dienstleistungscharakter ziehen in die heutigen Rathäuser ein, nehmen Anträge entgegen, stellen Papiere aus und sorgen für eine örtlich nahe Kommunikation zur zentralisierten Verwaltung. - Die meisten würden dem sofort zustimmen, aber wenn man das weiterdenkt, dann sind es eben gerade die kleinen Gemeinden, welche dabei die größte Eigenständigkeit verlieren würden. Da denkt man dann an die lokalen Sportvereine, an die Trachtengruppen, an die Kultur und dass plötzlich jemand Alcalde sein könnte, der aus der heute verhassten Nachbargemeinde stammt. - Und der gesamte politische Apparat ist natürlich auch gegen die Selbstverstümmlung, alleine die vierzehn Gemeinden haben knapp einhundert Politprofis auf den Gehaltslisten, die müssten ja dann irgendwie zurück in die Volkswirtschaft finden, also wieder arbeiten gehen und das möchte man doch keinem zumuten. Also machen wir das anders, behalten den politischen Apparat, aber teilen uns die Gemeindeangestellten, denn die kosten zum Teil so viel, dass man sich kaum noch die Diäten für die Halbtagsstadträte in Vollzeitentlohnung leisten kann. Das Traumwort hierfür lautet, "Mancomunicación", was eigentlich nichts anderes als Zusammenfassung heißt und hier natürlich für die Vereinigung von Diensten steht, welche die Gemeinden anbieten. - Das würde Sinn machen, zum Beispiel die sozialen Dienste naheliegender Gemeinden so vereinen, dass man das Personal besser nutzen kann, die technischen Büros zusammenlegen, damit man echte Profis einstellen kann und die Sekretäre der Gemeinden vielleicht auch, die dafür verantwortlich sind, dass die politischen Amateure in Form von Bürgermeistern und Stadträten keinen Mist bauen. - So denken nun die Gemeinden Breña Baja, Breña Alta, Mazo und Fuencaliente darüber nach, die Lokalpolizei zusammen zu legen, dann hätte man für die punktuellen Anlässe genügen Kräfte, die man nutzen könnte, aber im grauen Alltag weniger Sheriffs als bislang. - Das hört sich alles deutlich nach Vernunft an, vielleicht sind wir erhört worden, allerdings gäbe es auch eine andere Alternative. Die würde heißen, Mancomunicación der politischen Verwaltung, denn es gibt hier Gemeinden, die haben mehr Politiker auf der Gehaltsliste als Polizisten. - Und wenn man dann lesen muss, seitens eines Politikers einer dieser Gemeinden, man könne sich keine weiteren Polizisten mehr leisten. - Anstatt mal daran zu denken, viel teurere Stadträte zur Zusammenfassung zu schicken, auf die auch noch gut bezahlte Profis aufpassen müssen, damit die keinen Mist bauen, dann rückt die Vernunft gleich wieder zurück in den dunklen Tunnel, der vierzehn Gemeinden hier auf der Insel verbindlich voneinander trennt. - Gut, dass solche Dinge nicht nach außen gelangen und Sie sicherlich schweigen können wie ein Fisch. Aber ich habe mir sagen lassen, dass auch anderswo die dunkle Seite der Vernunft in der Politik beginnt, dann macht das mit den zwei Dienstmotorrollern für nur einen Dorfpolizisten plötzlich auch wieder Sinn.





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