Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Juni 2016




Montag 06.06.2016
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Es war das Mähnenschaf und nicht das Mufflon Zurückschicken statt erschießen?

Die Lage ist verzwickt bis paradox. Darf man denn geschützte Lebewesen ausrotten, um bedrohte Pflanzen zu retten? - Ich habe es geahnt, wir müssen wieder weit ausholen, mindestens zurück bis in die siebziger Jahre. - Damals, also als alles anders war, und nur manches besser, da dachten sich ein paar trumpe Köpfe, (ja, leitet sich von Donald dem Trumpen ab) es wäre doch toll, wenn wir hier auf La Palma auch so was wie Großwildjagd haben könnten. - Elefanten oder Giraffen waren irgendwie gerade knapp. Aber das Mähnenschaf, dessen Kollegen man bereits in seiner Heimat, dem Atlasgebirge mit Erfolg bejagte, war bei Drei nicht auf dem Baum. Es war bereits Usus, Ammotragus lervia in anderen Regionen auszuwildern, um es dann später wieder bejagen zu können. - Man muss Jäger sein, um so etwas verstehen zu können. Die Anderen klappen jetzt die Kinnlade wieder hoch und so brachte man im Jahr 1972 einige Exemplare des Mähnenschafs, oder besser Mähnenspringers, aus Andalusien nach La Palma. - Die dortige Population stammt übrigens zum Teil aus dem Zoo in Hannover, nur um die Debatte um Migrationshintergrund bei Stirnwaffenträgern noch anzufeuern. - Ja, ich habe Wiki gelesen, bevor ich wieder über das Arruí schreibe.

So nennt man das Tier hier und der Mähnenspringer, oder das Mähnenschaf, sind keine Mufflons, wie es auch immer wieder heißt. Ammotragus lervia und Ovis gmelini sind unterschiedliche Tiere. Ersteres stammt aus Nordafrika und das Mufflon wohl aus Kleinasien. - Aber die Tiere sind sich ähnlich und vielleicht stammt daher der Irrglaube, Arruí, Mähnenschaf und Mufflon wären aus der gleichen Rippe geschnitten. - Man hat also diese Tiere in den Siebzigern hier ausgesetzt, in den hohen Lagen des Nordens der Insel. Aber die Jäger haben irgendwie alle daneben geschossen. Diese Tierpopulation hat sich seit dem beträchtlich ausgebreitet und inzwischen gelten die Mähnenschafe, neben verwilderten Ziegen und Kaninchen, als die größte Bedrohung der heimischen Flora im Nationalpark und den angrenzenden Gebieten. - Dabei hat man gerade die Endemiten wie die Bencomia exstipulata im Sinn, eine Pflanze, von der es vor zwei Jahrzehnten nur noch ein paar Exemplare gab. - Inzwischen hat man dieses, relativ unscheinbare Pflänzchen allerdings wieder in beachtlicher Zahl gezogen, aber nur in extra bewachten und eingezäunten Flächen, von denen man eben die Ziegen und Kaninchen, sowie eben auch das Arruí fern hält.

Ausrotten, erschießen, von der Insel jagen. So heißt es nun bereits seit Jahrzehnten wenn man seitens der Endemieschützer über das Mähnenschaf spricht und das ist auch politischer Konsens, diese Tiere müssen weg. - Allerdings klappt das nicht so wirklich, obwohl man immer wieder Halali auf diese Tiere geschworen hat. Entweder schießen die Jäger daneben, oder sie wollen die Tiere gar nicht ausrotten hier auf der Insel, frei nach dem garstig-pragmatischen Lemma, wenn man die Tiere hier ausrottet, dann kann man die in Zukunft nicht mehr bejagen. - Ich bin immer wieder platt von so viel kognitiver Weisheit, kein Baum kann nicht brennen, gehört in die gleiche Kategorie, oder das mit dem Frosch und dem Fahrrad. - Bald sind es nun an die fünfzig Jahre, seit dem der Mähnenspringer hier über seine Mähne springt und ich suche nun Antwort auf die Frage, wann denn bitte ein Migrationshintergrund verblasst. - Um das noch ein bisschen bunter zu beschreiben, wann endlich gehören die Arruis auch bitte in die palmerische Fauna-Nationalmannschaft?

Davon wollen allerdings die Endemiewächter nichts wissen. Wir leben zwar von Bananen und Touristen, beides keine Endemiten, aber wenn es ums Geld geht, ist Stallgeruch alleine nicht wirklich berauschend. - Nun aber kommt ein interessantes Umdenken. Das Mähnenschaf ist in seiner eigenen Heimat, also dem Atlasgebirge, bereits so selten geworden, dass es nun von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources als gefährdet eingestuft wird. - Die können dort wohl besser schießen als unsere Jäger, könnte man abfällig behaupten. Aber daraus entsteht ja nun die paradoxe Situation, dass man hier ein Tier ausrotten will, welches zu Hause bei sich, inzwischen als gefährdet gilt. - Sarrazin würde sagen, außerhalb Deutschlands gedeiht der Teutone wohl trefflicher, als im Inland. - Aber ich bin stolz auf uns. Die Verantwortlichen rund ums endemische Glockenspiel schließen nun nicht mehr aus, diese Mähnenschafe auch wieder zurück in ihre Heimat zu bringen, anstatt sie hier auf der Insel auszurotten. - Der Mensch ist also doch in der Lage, sich weiter zu entwickeln! Aber wie das gehen soll, wo man doch das mit dem Ausrotten auch nicht hinbekommen hat, das wird noch nicht wirklich beleuchtet. - Vielleicht ein Beruf mit Zukunft, Mähnenspringerfänger auf La Palma und dann ab nach Marokko.





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