Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Juni 2016




Dienstag 14.06.2016
Höchsttemperatur heute 22,8 Grad - niedrigste Temperatur 18,8 Grad

Spaniens Beste 1:0 und 0:4
Du musst Eier haben, hartgekochte bitte


Es war zäh, keine Frage. Aber irgendwann fand schließlich der quirlige Iniesta doch noch einen Weg zwischen den vielen tschechischen Beinen hindurch, und Eisenschädel Piqué musste nur noch seinen Kopf hinhalten. - Nicht grandios, aber selbst im Alltagsmodus noch Europas Mitfavoriten und mal sehen, wie lange das mit den Alten Herren noch weitergeht, wo nun auch das Glück wieder am Fuß klebt. - Ein paar Stunden hatte man dann in relativem Gemütsfrieden bis zum Abend, denn dann präsentierten sich im Fernsehen erneut Spaniens Elite, aber dieses Mal die der Politik. - Es ist wieder so weit, man reibt sich erneut an Demokratie. Nachdem bei den ersten Wahlen im Dezember 2015 das Volk noch komplett falsch gewählt hatte, muss jetzt am 26. Juni erneut angetreten werden. Wehe, wir wählen hier erneut solch einen Blödsinn zusammen, dass man keine bequemen Mehrheiten mehr bilden kann. - Da macht dieses dusselige Volk wirklich ernst, zerrupft das korruptionsbewährte Zweiparteiensystem mit regionalem Bypass und stellt plötzlich vier Alphas auf die Wiese, anstatt deren, viel übersichtlicher korrumpierbaren Zwei. - Und was für prächtige Exemplare da auf den saftigen Graslandschaften des kastilischen Hochlands weiden! Eine wahre Pracht, feine Burschen und plötzlich wird einem beim genaueren Hinsehen auch wieder klar, warum der Stierkampf in Spanien nicht einfach ausgeschaltet werden kann.

Da sehen wir den knorrig, unbelehrbaren Mariano Rajoy, von der Partido Popular, der immer noch glaubt, erster Korruptionsbekämpfer der Iberischen Welt zu sein. Dann Pedro Sánchez, von den Sozialisten, im unausgeglichenen Kampf zwischen Beau und Sozentraditionen. Aber auch immer öfter mit der beleidigten Kinderfresse, wenn einem neue Linke bei der Reise nach Jerusalem gerade den linken Stuhl weggenommen haben. - Auf dem sitzt natürlich Pablo Iglesias, (kein Sohn Julio Iglesias, ja, er lebt noch) ganz im Gegenteil. - Sicher der gebildetste und auch intelligenteste dort auf der Weide, allerdings auch mit, wohl selbst generierter Arroganz so weit versehen, dass es zum Teil sogar unangenehm wird. - Spätestens seit seiner Varofakisierung (neu europäischer Ausdruck für zu intelligent und zu schön für den Rest der Welt, also ab aufs Moped und gegen Gage durch die Medien tingeln) ohne wirklichen Verhandlungsspielraum für Koalitionen. - Als vierter im Bund der Bundlosen, ein ungreifbar sympathischer Albert Rivera, aber wahrscheinlich im Schafspelz. - Wobei man immer nicht weiß, ist das jetzt die Hipster-Variante der Partido Popular, oder sind das Neoliberale. Wobei man das Liberal bald weglassen kann, oder ist die Gruppierung "Cuidadanos" (C´s abgekürzt) die endgültige Antwort auf alle Populisten: Wir versprechen wirklich Alles? - Von links nach rechts, anders herum kann ich nicht, stehen: Podemos, PSOE, Ciudadanos und dann die Partido Popular und wenn man daraus unbedingt Blöcke bilden will, dann sind beide Gewichtungen etwa gleich schwer.

Gewinner der gestrigen Debatte scheint Pablo Iglesias zu sein. Allerdings auch wieder mit dem Makel der Arroganzgefahr belastet, aber das passiert uns Linken ganz schnell mal. Besonders eben wenn einem der Marx-Bart inzwischen in der Hipster-Variante nun als Zopf hinten aus dem Hals weht. - Oder noch ein Beispiel. Da zitiert Pablo Iglesias wirklich Marx und "drei hart gekochte Eier", aber eben Groucho, und nicht den Karl. - Es fällt überhaupt auf, dass die beiden Linken sich eher gegenseitig zerfetzen, anstatt ihrer gebetsmühlenartigen Aussage, der Feind sitze rechts, wirklich zu folgen. - Mariano Rajoy macht auf Helmut Kohl, unberührt von Parteispenden, Korruptionsfällen und sicher auch Saumagen. Ein galizischer Fels bewegt sich nicht und seit dem die Partido Popular nicht mehr 45% sucht, sondern nur noch 25%, könnte solch ein Kohlismus durchaus auch genügend Anhänger finden. - Pedro Sánchez ist meist mehr mit sich und seiner Selbstdarstellung beschäftigt, immer darauf bedacht, die einzig wahre Linke zu sein. Allerdings läuft der da einem Irrtum hinterher, den diese Partei vom bisherigen zweiten Platz sogar auf den Dritten verabschieden könnte. - Dabei war Pedro Sánchez der einzige, der nach den ersten Wahlen wirklich versucht hat, eine Regierung zu bilden, allerdings wird das von niemand, nicht mal von ihm selbst gewürdigt. - Albert Rivera von Ciudadanos bleibt dem Nichts und dem Alles treu. Nicht greifbar, eine Art Passepartout, erinnert irgendwie an die FDP von Genscher und das genau könnte sein Schlüssel sein, in eine neue spanische Regierung. - Wenn drei sich streiten, dann regiert der Vierte, so müsste sein Thema wohl geschrieben werden. - Fußball, 1:0 für Spanien, Politik, 0:4 gegen Spanien, denn alle vier haben nicht das geringste Interesse am Land glaubhaft machen können und die Leute hier haben ein sehr feines Gespür für so etwas. - Auf jeden Fall stellten die drei Interviewer, gestandene Journalisten, bessere Fragen, als sie Antworten erhielten. - Vielleicht sollten wir uns zukünftig lieber von Journalisten regieren lassen. - Bleibt einem immer wieder der Trost, schlimmer kann es nicht werden, denn Rajoy ist ja schließlich immer noch Präsident.




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