Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Juni 2016




Mittwoch 08.06.2016
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Die letzte PAU
Für uns bereits Nostalgie


Heute beginnt für alle Abiturienten die wohl wichtigste Arbeit ihrer Schulzeit. Drei Tage lang schreiben die Schüler der nun abgeschlossenen zwölften Klasse die Arbeiten der PAU. - Prueba de Acceso a la Universidad heißt das abgekürzt und hier wird, zusammen mit den Noten der beiden letzten Schuljahre dann der Schnitt ermittelt, welcher dafür zuständig ist zu bewerten, was und wo man denn studieren kann. - Pflicht ist die PAU nicht. Wer weggeht aus Spanien, der kann sich das sparen, aber wer in Spanien selbst studieren will, der sollte in diesen drei Tagen seine "Nota de Corte" möglichst deutlich erhöhen. - Ich erinnere mich noch sehr gut an diese Tage. Vor dieser Prüfung lernen die Schüler traditionell mehr in den Bibliotheken als zu Hause, zumindest glaubt das der überwiegende Teil der elterlichen Bevölkerung. Aber bei unseren beiden Mädels ist das dennoch gut gegangen, wie wir heute wissen. - Es sind pro Jahr etwa drei- bis vierhundert palmerische Schüler, welche diese PAU, früher Selectividad genannt, ablegen und alle müssen dazu in die Schule IES Las Nieves fahren, gleich hinter der Hauptstadt in Richtung Puntallana.

Zwischen Hochgenuss und purer Angst. Wer weiß denn schon, ob es noch klappt, mit der Note und mit dem dann gewünschten Studienfach und ob man denn wirklich vorbereitet und fit ist für diese Tage. - Oft verabreden sich Eltern, die Kinder aus dem Aridanetal dann morgens in die Schule auf die andere Seite zu fahren. Nachmittags wollen die meist aber gar nicht abgeholt werden, sondern ziehen dann noch gerne durch die Hauptstadt, besonders eben am Freitag, wenn die PAU dann zu Ende geht. - Durchfallen kann man theoretisch auch, allerdings bestehen zwischen 90 und 96%, das ist je nach Insel unterschiedlich, diese Prüfung. Aber es geht eben darum, die Durchschnittsnote noch so weit zu erhöhen, dass man eine möglichst hohe Note bekommt. - Das Maximum wäre eine 14, aber das ist ganz selten, meist geht es darum eine 11 oder eine 12 zu bekommen, damit kann man dann auch schon auf die beliebtesten Universitäten gehen. - Der Schlüssel, wie die Noten letztendlich errechnet werden, den habe ich nie wirklich verstanden und meine Kinder waren so genervt von meinen Fragen, dass ich es irgendwann aufgegeben habe, weiter nachzufragen. - Die Prüfung selbst wird von der zuständigen Universität gemacht, hier die ULL, die Universität La Laguna auf Tenerife. Aber es ist nur ein kleiner bürokratischer Akt, wenn man auf eine andere spanische Uni wechseln will. - Die begleitenden Lehrer sind ausgesuchte Pädagogen der weiterführenden Schulen der Insel und an den Tagen ganz wichtig in der Betreuung der Abiturienten, denn Nervosität und Angst gehören in diesen Tagen zum Allgemeinzustand der Schüler.

Es wird aber aller Voraussicht nach die letzte PAU sein, welche auf kanarischen Schulen abgehalten wird. Das neue Bildungsgesetz, das umstrittene "Ley Lomce" (Ley Orgánica para la Mejora de la Calidad Educativa) sieht das Abschaffen der PAU vor. - Seit vielen Jahren arbeitet man daran und will eigentlich, so wie das Gesetz heißt, viel Ausbildungsqualität verbessern. - Zunächst hieß es, also vor Jahren schon, was auch noch zumindest für unsere jüngere Tochter drohte, man wolle Eignungstests bereits während der letzten beiden Schuljahr durchführen und damit die PAU ersetzen. - Davon ging man dann allerdings wieder ab, weil man das ja stufenweise einführen müsste. Aber die eigentliche, nennen wir sie mal Abiturarbeit, solle dann spanienweit einheitlich sein, müsse daher auch überall im Land am gleichen Tage abgehalten werden. - Das zerschlug sich dann in regionalen Befindlichkeiten. Die Katalanen, die Basken, die Gallegos und auch die Kanaren waren damit nicht einverstanden, jeweils aus unterschiedlichen Gründen, so dass auch dieser Vorschlag wieder hinfällig wurde.

Inzwischen tendiert man anstatt einer "Probe" zu einem "Test". - Und siehe da, es sollen wieder die regional zuständigen Universitäten diesen Test abhalten und dabei freie Hand bekommen. - Also einmal quer durch den Garten ein Gesetz geändert und hinten kommt raus, dass anstatt einer PAU, dann ein TAU abgehalten wird, aber keiner weiß so wirklich genau, wie das alles ablaufen soll. - So sind die meisten Schüler und abhängige Eltern, deren Kinder noch die übliche PAU ab heute schreiben können sehr froh, dass man weiß, worauf man sich einlässt. Aber eben nur noch in diesem Jahr. - Es ist ein, in allen Föderationen alt bekanntes Spiel, man lässt sich eine landesweite Verbesserung einfallen und wenn dann erst mal die Länder, oder hier in Spanien die Autonomien darüber hergefallen sind, dann ändert sich meist nur der Name des Umstandes. Jeder bäckt dann weiter seine regionalen, hier oft national genannten Endemiebrötchen. - In der Tat, man spricht hier von einer "Nation der Kanaren" und hat das wohl abgeguckt von der Nationalitätendebatte der Katalanen. - "Nation Gäuboden", so etwas ist ja nicht mal uns Niederbayern so wirklich vom Bulldog gefallen. - Ob es besser wird mit dem Test anstatt der Probe? - Ich weiß es nicht, nicht mal, ob es wirklich anders wird, eben nur ein Test anstatt einer Prüfung. - Für uns bereits Nostalgie. Die Ältere wird diesen Spätsommer sogar ja schon fertig mit ihrem Studium, aber die familiäre Aufregung um diesen letzten großen schulischen Test, die werden wir auch nie vergessen.




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